Jack Miller (Ducati Lenovo) bei einer speziellen Turn-Übung auf seiner GP-21 – einmal mehr konnte der Mann aus Down Under seine Qualitäten als Spezialist bei extrem schwierigen Bedingungen unter Beweis stellen.

Jacks Doppelschlag und französisches Doppelpodium in Le Mans

Nach einem völlig verpatzten Saisonauftakt kam für Jack Miller in Jerez de la Frontera die Auferstehung mit seinem Sieg, der jedoch unbestritten auch den Armpump Problemen des vorherigen Leaders Quartararo zu verdanken war. Aber in der Heimat des Franzosen gab es zum Sieg des Australiers definitiv nichts einzuwenden. Diesmal brachte Miller ein weiteres Mal in seiner Karriere ein schwieriges Rennen zu Ende, bei welchem er all seine Qualitäten ausspielen konnte. Auch wenn diesmal nicht die Marseillaise abgespielt wurde, durften die Franzosen mit dem Ausgang der fünften WM-Runde in ihrer Heimat mehr als zufrieden sein. Auch wenn Fabio Quartararo für einen Fehler in der Hektik, als er an Mavericks Box gefahren war, völlig unsinnig von der Rennleitung noch zusätzlich mit einem Long Lap Penalty bestraft worden war. Dabei hatte er danach ja noch in seine Box Rennen müssen, was für ein fürchterlicher Unfug von diesen FIM-Funktionären, denen immer wieder neuer Stumpfsinn einfällt! Aber es ging am Ende trotz allem gut für Fabio aus.

Lokalmatador Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) lieferte ein sehr kluges Rennen und vermochte keine zwei Wochen nach seiner Arm-pump Operation zum dritten Mal in der noch jungen Saison aufs Podium.

Die zweiten Gewinner bei ihrem Heimrennen
Polesetter Fabio Quartararo fuhr ein fehlerfreies und sehr kluges Rennen und trotz eines Fehlers beim Bike-Wechsel bewältigte er wie Jack auch die Bestrafung per Long Lap Penalty ohne sich dadurch zu einem Fehler verleiten zu lassen. Er wurde zwar von seinem Landsmann Johann Zarco 6 Runden vor Schluss noch auf Platz 3 verdrängt, aber mit seinem Podium war der junge Mann aus Nizza nach dem schwierigsten Rennen seines Lebens am Ende trotzdem mehr als zufrieden. Sein Vorderreifen sei komplett am Ende gewesen und es war sowieso sein erstes Podest im Nassen der ganzen Karriere, wie er danach betonte. Sein Landsmann Johann Zarco sprach ebenfalls davon, dass er unter diesen Umständen mit Platz 2 sehr zufrieden sei. Wir hatten jedoch dabei den Eindruck, dass seine Augen darauf hindeuteten, dass er den verpassten Sieg trotzdem noch nicht richtig verdaut hatte.

Johann Zarco kurz vor dem Rennen in der Pramac Ducati Box – es waren im Prinzip seine Verhältnisse, aber er hatte einen fürchterlichen Start von Position 5 und lag anfänglich teils nicht einmal in den Top Ten. Das kostete ihn nach eigener Aussage im Interview nach dem Rennen die Chance, um den Sieg mitzukämpfen.

Vom „King of saves“ zum Bruchpiloten vom Dienst – Marc Marquez

Der 6-fache Weltmeister war unbestritten der größte Verlierer des Grand Prix von Frankreich. Nicht weniger als dreimal war der ehemalige „König der Saves“ am Sonntag gestürzt. Zuerst im Warm-Up am Morgen und danach im Rennen in Führung liegend per Highsider. Danach folgte eine ähnlich furiose Aufholjagd wie 2020 beim ersten Rennen in Jerez und auch diesmal ging es nicht gut aus. Der einzige Trost für den Repsol Honda Fahrer war, dass er sich dabei offenbar nicht verletzt hatte. Nach drei von 5 Rennen als WM-Siebzehnter müssen nun auch die hartgesottenen unter seinen Fans zur Kenntnis nehmen, dass der Katalane im Titelkampf auch diese Saison keine Rolle mehr spielen wird. Den Skeptikern an seinem unerwartet frühen Comeback in Portugal, nachdem er in Losail noch gefehlt hatte, gab Marquez damit endgültig recht. Bereits in Jerez war er zweimal gestürzt und derzeit kann er nur noch Quax – den Bruchpiloten vom Dienst (bezogen auf einen Film von 1941) markieren.

Marc Marquez (Repsol Honda) bei seinem ersten von zwei Crashes im Rennen – dem bereits zweiten des Tages. Der MotoGP Weltmeister von 2019 meinte vor dem Rennen noch selbstbewusst, bei Nässe seien es seine Verhältnisse. Die Bestätigung dafür blieb er aber mehr als schuldig.

Francesco Bagnaia und weitere Gewinner des Tages

Einer der schnellsten im Rennen war mit „Pecco“ Bagnaia der WM-Leader und er hielt sich am Ende mit Rang vier für ein verpatztes Qualifying schadlos. Nur vom 16. Startplatz ins Rennen gegangen, profitierte er natürlich auch von den zahlreichen Stürzen vor ihm liegender Fahrer. Aber angesichts der Tatsache, dass er nach drei Runden noch auf P19 an viertletzter Position lag, ist sein 4. Platz im Rennen schlicht sensationell stark. Nur um einen Punkt verlor er die Führung im Zwischenklassement an Fabio Quartararo. Wie von ihnen erhofft, konnten sich auch Petrux und Alex Marquez als zwei der besten im Vorjahr bei ähnlich schwierigen Bedingungen am Ende über die Ränge 5 und 6 erfreuen.

Danilo Petrucci (Tech 3 KTM) sorgte mit Platz 5 als Vorjahres-Sieger nach völlig missratenem Saisonstart für das erste Highlight seines von zahlreichen Misserfolgen gebeutelten Teams bei deren Heimrennen.

Weitere positive Ergebnisse
Dahinter retteten Takaaki Nakagami und Pol Espargaró mit zwei Top Ten Resultaten Honda zusätzlich zu Alex vor einem unerfreulichen Tag. Auf der zweitbesten KTM am Ende noch in die Top Ten zu kommen, dürfte sich für Iker Lecuona wie ein Sieg angefühlt haben. Doch seine Zeit bei den Orangen dürfte schon lange abgelaufen sein. Niemand rechnet wohl noch ernsthaft mit seinem Verbleib in der Königsklasse. Tito Rabat hingegen hat seinen Platz in der WorldSBK und sprang nur als Ersatzfahrer für den seit Portimão immer noch verletzten Jorge Martin ein. Der Spanier beging nur wenige Fehler und rettete einen Punkt ins Ziel, womit er bestätigte, dass er die richtige Wahl gewesen war. Mit den Rängen 12 und 14 zeigten die beiden Rookies Luca Marini und Enea Bastianini bei ihrem ersten MotoGP Regenrennen eine ansprechende Leistung. Punkte zu holen war für die beiden das Ziel und dies schafften sie absolut überzeugend.

Tito Rabat (Pramac Ducati Racing) – der Jorge Martin Ersatz zeigte ein überzeugendes Rennen bei seinem zweiten MotoGP Abstecher, bevor für ihn eine Woche danach die WSBK-Saison beginnt.

Die vielen Verlierer der fünften WM-Runde

Nebst Marc Marquez waren es vor allem die Aprilias, die gleich beide mit einem Motorschaden ausgefallen waren und dazu natürlich die beiden Suzuki Asse Rins und Mir mit ihren Stürzen. Genauso Miguel Oliveira, der sich bei Regen eigentlich mehr als einen weiteren Saisonsturz wie in seiner Heimat beim Portugal Grand Prix ausgerechnet hatte. Auch Maverick Viñales erlebte nach Jerez ein weiteres schwarzes Wochenende, nachdem er anfänglich noch auf Podiums-Kurs gelegen hatte und sogar die zweite und 3. Runde das Rennen angeführt hatte. Beim Katalanen ist es immer wieder die mangelnde Konstanz, welche ihn zurückwirft und mit P10 verlor er in der WM trotzdem nur eine Position in diesem erneut verrückten Jahr. Valentino Rossi lag nach diversen Stürzen, unter anderem seines Petronas Yamaha SRT Teamkollegen Franco Morbidelli auf Top Ten Kurs. Am Ende vereitelte Iker Lecuona mit einem starken Finish die Hoffnungen des Altmeisters. Wie Brad Binder auf P13 war Rossi am Ende mit Rang 11 natürlich überhaupt nicht zufrieden.

Valentino Rossi (Petronas Yamaha SRT) vor seinem Halbbruder Luca Marini (Sky VR46 Avintia Ducati) – genau in dieser Reihenfolge sahen die beiden auch die Zielflagge, wobei der Altmeister erst kurz davor noch aus den ersten zehn verdrängt worden war.

Das MotoGP Rennen in Zahlen

WM-Stand in allen Klassen auf einen Blick

Lorenzo dalla Porta lag zuerst auf Position 18 mit 11 Punkten, wurde am Abend nach dem Rennen jedoch disqualifiziert. Grund dafür war, dass dessen Gesamtgewicht um 1 Kg unter dem vorgeschriebenen Minimalgewicht lag. Dadurch rückte Chantra nach und Syahrin holte noch einen letzten Punkt.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).