MotoGP Jahresrückblick 2020 – die Startnummer 30
Takaaki Nakagami wurde von seinem Teamkollegen Cal Crutchlow in den letzten eineinhalb Jahren nicht mit Lob überschattet. Zu Beginn der MotoGP Karriere des im östlich an Tokio grenzenden Chiba geborenen Japaners war der Engländer noch so etwas wie dessen Mentor und Förderer. Doch jeder Rennfahrer will und soll immer zuerst seinen Teamkollegen schlagen und daher war diese Freundschaft verständlicherweise von begrenzter Dauer. Irgendwann in der Saison musste „Krauti“ gar auf seine ursprüngliche Behauptung, der Japaner hätte keine aktuelle Werks-Honda verdient, zurückkommen. Dies allein sagt fast, aber nicht ganz alles über die Leistungen von Nakagami in der verkürzten Corona-Saison 2020.
Vom Schattendasein zum Hoffnungsträger
Auf der Vorjahres-Honda (soweit immer diese Aussage von HRC wirklich stimmen mag) bot der Japaner von Beginn an eine solide Leistung. Nach dem fatalen Crash von Marc Marquez war es ein kurzer Weg aus dem Mauerblümchendasein des Japaners zum Hoffnungsträger von Honda. Nach seinem schwierigen ersten Rookie-Jahr hatte sich der Japaner im Jahr darauf deutlich zu steigern vermocht. In der Saison 2019 noch im Schatten von Teamkollege Cal Crutchlow stopfte Nakagami auch seinen härtesten Kritikern, darunter ab 2019 auch „Krauti“ im Corona-Jahr das Maul. Für einen Sieg oder Podestplatz reichte es bei Takaaki zwar nicht, aber trotzdem degradierte er nebst Crutchlow selbst seinen Markenkollegen Alex Marquez im Repsol Werksteam.
Nur ein wirklicher Tiefpunkt in der Saison 2020
Sowohl für Außenstehende, wie auch sein Team oder aus Sicht des Fahrers selbst, erlebte Takaaki nur einen wirklichen Tiefpunkt in der Saison 2020. Dies war unbestritten das zweite Rennen auf dem Motorland Aragon am 25. Oktober. Nach seiner Poleposition mit entsprechend hohen Erwartungen ins Rennen gegangen kam der Japaner keine Runde weit. Besonders schmerzhaft dabei war, dass er im Gegensatz zu Jack Miller (Pramac Ducati) durch einen Eigenfehler abgeflogen war. Ausgerechnet der bis dahin beständigste Fahrer überhaupt hatte sich damit seinen ersten gravierenden Fehler des Jahres erlaubt. Dass er im zweiten Rennen von Valencia auf der Jagd nach dem ersten Podestplatz erneut abflog, war ebenfalls ärgerlich. Doch bei weitem nicht derart tragisch wie sein Ausscheiden auf dem Motorland Aragon 3 Wochen davor. Trotzdem wäre ohne diese beiden Nuller jedoch gar WM-Rang 3 drin gelegen.
Die GP-Karriere von Nakagami im Rückblick
In seiner Grand Prix Pause von 2010 bis 2011 war der Japaner alles andere als untätig gewesen. Als japanischer Superstock 600 Meister 2010 gewann er dazu auch die in seinem Land äußerst prestigeträchtigen 8 Stunden von Suzuka. Im Jahr danach holte er den Titel des japanischen GP2 Meisters, bevor er auf Kalex für das Italtrans Racing Team in die Moto2 WM einstieg. Mit Ausnahme der Saison 2014 tat er dies auch mit einigem Erfolg. Weil die Dorna als Rechte-Inhaberin und Honda unbedingt einen Japaner in der Königsklasse sehen wollten, erhielt er auf die Saison 2018 eine Chance in der MotoGP. Nach einem schwierigen ersten Jahr auf der definitiv nicht leicht zu beherrschenden Vorjahres-RC213V hatte er immerhin 33 Punkte geholt. Der Schweizer Tom Lüthi verpasste dies auf gleichwertigem Material und musste nach nur einer Saison wieder in die Moto2 zurück, während Nakagami seinen Platz behielt. Spätestens 2020 verstummte dann mit Cal Crutchlow einer seiner härtesten Kritiker im Paddock.
Die Fahrerwertung der MotoGP 2020
Nakagami und die Saison 2021 – wann kommt das 1. Podium?
Den Japaner dürfte nach einigen verpassten Chancen im verkürzten Corona-Jahr vor allem diese Frage beschäftigen. Zweimal hatte er 2020 diesen erlösenden Schritt durch Sturz verpasst und mit Jerez 2 und Valencia 1 fehlte nur ein Platz zum Siegertreppchen. Sehr interessant wird auch sein, wie sich die Situation im LCR Honda Team entwickelt, wenn Takaaki im nächsten Jahr an der Seite aber auch gegen den neuen Teamkollegen Alex Marquez fährt. Zusätzlich gespannt sind wir zusammen mit den Fans auch, wie sich der Japaner im Vergleich zum Bad-Boy der MotoGP Pol Espargaró schlägt. Der als Großmaul bekannte Katalane könnte im Vergleich zu den beiden Fahrern aus dem LCR Team schon früh in Bedrängnis geraten. Nicht etwa nur Marc Marquez und seine mögliche Rückkehr könnten zu einem Albtraum für den jüngeren der beiden Espargaró Brüder werden.
Provisorischer kombinierter MotoGP & WSBK Kalender 2021
In Kursivschrift haben wir die Events aufgeführt, an deren Durchführung wir starke Zweifel anmelden. Fehlend ist aktuell die noch völlig offene, von der Dorna angedachte 13. WorldSBK Runde, sowie Phillip Island. Als Termin kommt dafür nur das Wochenende vor oder nach dem Rennen auf dem Mandalika Circuit in Indonesien infrage. Für Phillip Island und die WSBK ist dort der Vertrag noch nicht unterzeichnet. In Rotschrift stehen die MotoGP Renntermine, welche mit einem WorldSBK Wochenende kollidieren, was zeitlich jedoch nur beim GP von San Marino eine Überschneidung bedeutet. Aufgrund der Zeitumstellung in Japan und Indonesien ist dies hingegen unkritisch.
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