Francesco Bagnaia (Pramac Ducati) vor den beiden Tech 3 KTM Piloten Miguel Oliveira und Iker Lecuona in Aragon.

MotoGP Jahresrückblick 2020 – die Startnummer 63

In seiner Rookie Saison stand Francesco Bagnaia vollkommen im Schatten seines Yamaha Kollegen Fabio Quartararo. Bei den Wintertests hatten beide Youngsters 2019 bereits zu überzeugen vermocht, doch als das Rennsport-Jahr richtig begann, lief für den Italiener wenig zusammen. Mit im Schnitt 2,8 Punkten pro Runde war er im Vorjahr nur unwesentlich besser als Bradl ein Jahr später bei seinem Einsatz für den Langzeitverletzten Marc Marquez auf dessen Weltmeister-Honda. Dann kam die verkürzte Corona-Saison und Pecco, wie ihn viele nennen, vermochte gleich am ersten Jerez-Wochenende zu überzeugen. Mit Startplatz 4 war er direkt vor Pramac Teamkollege Jack Miller gar bester Ducati Pilot im Qualifying gewesen. Aber im Rennen wurde der Australier Vierter hinter Dovizioso und Bagnaia blieb nur Rang 7.

Francesco Bagnaia (Pramac Ducati) 2019 in Las Termas de Rio Hondo (Argentinien). Mit Platz 14 holte er damals seine ersten 2 WM-Punkte in der MotoGP, nachdem er beim Saisonauftakt in Losail (Katar) das Ziel nicht gesehen hatte (© MotoGP).

Zwischen Top und Flop – Peccos zweites MotoGP Jahr

Am zweiten Wochenende auf dem Circuito de Jerez war Bagnaia auf dem Weg zu einem sicheren Podestplatz und lag auf Position 2, als die Defekt-Hexe zuschlug. Sechs Runden vor Schluss musste er seine Ducati GP-20 ausrollen lassen und das Rennen enttäuscht aufgeben. Dovi schaffte nur Platz 6 und Johann Zarco war zweitbester Ducati Pilot, während Miller gestürzt war. Dann ging es nach Brünn weiter und im FP1 lag Pecco nur auf Platz 17, als er beim Versuch einer Steigerung ins Kiesbett abflog und sich dabei das Schienbein brach.

Francesco Bagnaia (Pramac Ducati) nach seinem Crash im ersten freien Training im Kiesbett. Aus einer Rückkehr für die zweite Runde in Spielberg wurde danach nichts, weshalb er bis zum 1. Rennen in Misano durch den komprimierten Kalender sogar 3 Runden verpasste (© MotoGP).

Starke Rückkehr aus der Verletzungspause

Viele Beobachter waren erstaunt, wie stark der Norditaliener nach seiner Zwangspause zurückkam, doch sie hatten einen Aspekt dabei außer Acht gelassen. Auf der frisch asphaltierten Strecke von Misano hatte Bagnaia auf einem Superbike unzählige Runden gedreht. Zudem kannte er als VR46-Academy Schützling den nur eine Viertelstunde von Rossis Ranch in der Nähe von Tavullia entfernten Kurs in Santamonica wie seine Westentasche. Dazu kam der Vorteil, dass er sich frühzeitig jede einzelne der unzähligen Bodenwellen des sanierten Belags einprägen konnte. Dazu kamen ihm infolge seines Moto2 Fahrstils im Gegensatz zu vielen Konkurrenten die neuen Michelin Reifen entgegen. Im Qualifying am ersten Wochenende wurde er Sechster und im Rennen hervorragender Zweiter.

Nach dem Start zum MotoGP Rennen in Misano in der 1. Kurve – vorne Morbidelli vor Viñales, Miller (innen) und Rossi vor Quartararo mit links von ihm Bagnaia. Dahinter die beiden Suzuki Piloten Mir und Rins vor Pol Espargaró und Nakagami (© MotoGP).

Die fehlende Konstanz verschlechterte Bagnaias Bilanz

Natürlich war die Ducati Führung begeistert von der Vorstellung Bagnaias vor heimischer Kulisse und im zweiten Rennen lag er prompt erneut auf Podestkurs. Doch 7 Runden vor Schluss war fertig lustig und der Italiener landete auf dem Hosenboden, verletzte sich dabei zum Glück immerhin nicht. In Barcelona sah es erneut anfänglich gut für den Pramac Ducati Piloten aus, doch am Ende wurde es hinter Miller nur P6. Le Mans wurde zu einem weiteren Tiefpunkt nach seinen Stürzen in Brünn und Misano, als der Norditaliener nur 13. wurde. Genauso Startplatz 17 in Aragon, wonach es am ersten Wochenende im Rennen zum weiten Renn-Sturz kam. Am zweiten Wochenende folgte an selber Stätte eine Aufgabe.

Pecco Bagnaia auf der Pramac vor dem Start – der Rossi-Schützling erlebte in der verkürzten Corona-Saison 2020 viel Licht und Schatten, von zweiterem definitiv mehr als ihm lieb sein konnte (© MotoGP).

(Zu) viele miserable Ergebnisse ab Saisonmitte
Mit Startplatz 17 war seine Ausgangslage am ersten Wochenende in Valencia alles andere als ermutigend. Es folgte ein weiterer Crash im Rennen und mit Startposition 8 am zweiten Wochenende der erste Aufwärtstrend seit dem GP von Frankreich. Der elfte Rang im Rennen war jedoch erneut keine Bestätigung dafür, dass ihn Ducati schon vor einiger Zeit als zweiten Fahrer an Millers Seite im Werksteam bestätigt hatte. Auch Startplatz 15 in Portimão war alles andere als ein Ruhmesblatt. Weniger als drei Minuten nach dem Start gab er im GP von Portugal auf. Die fehlende Konstanz und die miserablen Ergebnisse der zweiten Saison-Halbzeit verschlechterte Bagnaias Bilanz am Ende drastisch.

Francesco Bagnaia (Pramac Ducati) vor Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha) – im zweiten Rennen von Misano zeigte der Italiener Nerven und flog ins Kiesbett ab. Bei Betrachtung seiner 2. Saisonhälfte fragten sich viele Beobachter erst Recht, wieso ihn Ducati für 2021 ins Werksteam berief (© MotoGP).

Die GP-Karriere von Francesco Bagnaia im Rückblick

Als einer der ersten Schützlinge von Valentino Rossis VR46 Academy ging es mit Francesco Bagnaia ab 2014 Schritt für Schritt aufwärts. Bereits in seinem ersten Jahr in der Moto2 schaffte es der Fiat Stadt Turin stammende Norditaliener auf Position 5 in der WM-Endabrechnung. In der Saison 2018 kam der endgültige Durchbruch mit 8 Siegen und 4 weiteren Podestplätzen, sowie dem Moto2 WM-Titel. Damit erhielt er bei Pramac Ducati die verdiente Chance, vermochte jedoch seine guten Testresultate aus dem Winter im Sommer nie überzeugend umzusetzen. Ein zweiter Platz in Misano blieb in der verkürzten Corona-Saison sein bestes Ergebnis.

Der WM-Endstand der MotoGP WM 2020

Pecco und seine Aussichten für 2021

Ob der Italiener von Ducati die richtige Wahl für das Werksteam an der Seite des unbestritten gesetzten Teamkollegen Jack Miller ist, darüber scheiden sich die Geister. Nicht wenige Beobachter fanden Johann Zarco wäre die bessere Wahl gewesen. Doch dem Franzosen kann dies egal sein, da er bei Pramac Ducati erstklassig aufgehoben sein wird. Zudem erhält der Mann aus Cannes für 2021 mit der aktuellen Ducati Desmosedici GP-20 gleichwertiges Material und hat im stärkeren der beiden Kundenteams der Roten weniger Erfolgsdruck. Genau dies könnte für Bagnaia an der Seite von Miller nächstes Jahr zum Problem werden. Im Gegensatz zu Zarco, der den Platz bei Pramac mehr als verdient hat, muss er unbedingt seine Beförderung ins Werksteam rechtfertigen. Mit Ducati hatte er seinen Vertrag vor einigen Monaten zudem nur für die Saison 2021 verlängert. Daher könnte die Werks-Ducati für Pecco nächstes Jahr durchaus zum Schleudersitz werden.

Pecco und seine Ducati im Kiesbett – hier im Motorland Aragon. Ein viel zu häufiges Bild in der verkürzten Corona-Saison, was zu einem katastrophalen Ergebnis in der WM-Endabrechnung für den Norditaliener führte (© MotoGP).

Provisorischer kombinierter MotoGP & WSBK Kalender 2021

In Kursivschrift haben wir die Events aufgeführt, an deren Durchführung wir starke Zweifel anmelden. Fehlend ist aktuell die noch völlig offene, von der Dorna angedachte 13. WorldSBK Runde, sowie Phillip Island. Als Termin kommt dafür nur das Wochenende vor oder nach dem Rennen auf dem Mandalika Circuit in Indonesien infrage. Für Phillip Island und die WSBK ist dort der Vertrag noch nicht unterzeichnet. In Rotschrift stehen die MotoGP Renntermine, welche mit einem WorldSBK Wochenende kollidieren, was zeitlich jedoch nur beim GP von San Marino eine Überschneidung bedeutet. Aufgrund der Zeitumstellung in Japan und Indonesien ist dies hingegen unkritisch.

Ersatzstrecken für die MotoGP sind Portimao (Portugal), der neue Mandalika Racetrack in Lombok (Indonesien) abhängig von der Fertigstellung und Homologation, sowie der Igora Drive Circuit in St. Petersburg (Russland). Letzterer wird jedoch höchstens von Juni bis August infrage kommen, weil in den restlichen Monaten die Temperaturen nahe der finnischen Grenze viel zu tief für Motorrad-Rennen sind.