WorldSBK Startvorbereitung von uns am 9. Juni 2018 in Brünn vom Dach des Hauptgebäudes aus fotografiert. In Reihe eins die damaligen Kawasaki Teamkollegen Tom Sykes (rechts) und Jonathan Rea, welcher den ersten Lauf am Samstag gewann.

Doppelt interessante Neuigkeiten vor der Tschechien-Runde im August

Zum letzten Mal gastierte die MOTUL FIM Superbike-Weltmeisterschaft in Tschechien im Juni 2018 und da wir damals vor Ort waren, haben wir daran noch sehr gute Erinnerungen. Nachdem Brünn im Jahr danach mit der fadenscheinigen Begründung, die WSBK-Veranstaltung sei zu wenig rentabel, auf eine Fortsetzung verzichtete, waren viele Fans absolut zu Recht enttäuscht. Wir konnten dies gut verstehen, auch weil die üblichen Probleme von MotoGP Events bei der seriennahen Weltmeisterschaft nicht existierten. Wir hatten in den letzten Jahren der Prototypen WM absolute Wucherpreise für Übernachtungen bezahlen müssen. Einmal waren wir derart vor den Kopf gestossen, dass wir uns sogar für Wien entschieden. Von dort pendelten wir per Bike täglich in knapp eineinhalb Stunden zum Masaryk-Ring und wir bereuten es nicht. Ab 2020 kam auch das Ende der MotoGP und nun sprang für 2021 Most in die Bresche, was für sämtliche Fans aus Tschechien und den benachbarten Ländern nur einen Gewinn bedeuten kann.

Die Strecke von Most, etwas über eine Autostunde südlich von Dresden, ist ab 2021 für mindestens 5 Jahre Gaststätte für die Superbike Weltmeisterschaft. Nun wurden sogar eigens einige Investitionen dafür getätigt, dass die Bedingungen für die WSBK optimal sein sollten.

Neuer Belag und einige weiteren Optimierungen für das 1. WSBK-Event

Kürzlich hat das Autodrom Most einige der Arbeiten kommuniziert, welche für die 4,212 km lange Strecke vor der Rückkehr der WorldSBK nach Tschechien fertiggestellt wurden. Die Rennstrecke einigte sich nebst dem Event vom 6. bis 8. August mit der Dorna auf einen Fünfjahresvertrag, um ihre WM-Runde dort auszurichten. Laus Aussage der Verantwortlichen wurden rund 15 Millionen tschechische Kronen (ca. 590.000 Euro) investiert, damit die Strecke für Fahrer und Zuschauer so sicher wie möglich sein soll. Unter anderem auf der Hauptgeraden wurde die Oberfläche mit einem härteren Belag versehen, dessen Oberfläche den Grip für die Motorräder erhöhen soll. Dazu wurden einige der Auslaufzonen stellenweise mit Kies erweitert. Lauf Angaben der Verantwortliche mit insgesamt über 4.500 Tonnen Kies, was in etwa 150 voll beladenen LKWs entspricht. Mit Sicherheitsschaumsperren und Airbags kam es zur Sicherung an besonders kritischen Stellen in den Kurven.

Eine Aufnahme aus ungefähr der Zeit von zwei Jahrzehnten vor der „Wende“, welche die DDR mit der BRD wieder zusammenbrachte und zur Trennung von Tschechien mit der Slowakei führte. Ursprünglich führte ein Kurs mitten durch die Kleinstadt Most, bevor etwas außerhalb eine permanente Rundstrecke in der Umgebung eines ehemaligen Bergwerks entstand.

Zusätzliche technische Änderungen
Auf dem Autodrom Most wurden nicht nur Sicherheitsänderungen an der Strecke, sondern auch technische Änderungen vorgenommen. Dabei ging es darum, die richtige Anzahl von Zeitmesssektoren zu gewährleisten. Mit nun zehn Zeitmessschleifen, welche sowohl Zeit als auch Geschwindigkeit mit vier Sektoren, sowie den Topspeed der seriennahen WorldSBK-Bikes messen. Das Event wird in Zusammenarbeit mit dem Automotoklub Most organisiert. Am zweiten August-Wochenende werden alle drei Klassen mit WSBK, der WorldSSP und der WorldSSP300 zum Einsatz kommen.

Die Streckenskizze von Most, einem Kurs der in etwa das Gegenteil des Red Bull Ring darstellt, welcher abzüglich des als Kurve 2 bezeichneten Linksknicks auf keine 10 Ecken kommt und wo deshalb auf den ersten drei von vier Teilen der Strecke praktisch nur mit Vollgas gefahren wird.

Das doppelte Aus für Brünn als Folge von kurzsichtiger Misswirtschaft

Wir hatten es früh befürchtet, am Ende kam es jedoch wesentlich später als ursprünglich von uns erwartet. Die Rede ist vom Ende des Masaryk-Rings bei Brünn und deren WM-Läufen für Motorräder. Vor etwa eineinhalb Jahrzehnten waren unmittelbar nach dem Haupteingang sogenannte „Stretch-Limos“ mit davor stehenden Damen einschlägig wirkender Provenienz gestanden. Im seit anfangs 1990 nach dem Wegzug der Russen von Korruption und Mafia gebeutelten Land waren dies keine guten Vorboten für eine sichere Zukunft. In vielen Ländern des ehemaligen „Ostblocks“ herrscht bis heute diesbezüglich keine Ruhe.

Start auf dem alten Masaryk-Ring bei Brünn in den 1960-er Jahren. Die Start-Ziel-Gerade war für uns aus der Stadt oft die Straße, auf welcher wir ab 45 Jahren danach immer wieder zur permanenten Strecke unterwegs waren. Von den noch aktiven Fahrern ist Johnny Rea mit 2 Siegen vor Alex Lowes mit einem der erfolgreichste des Tschechien Events.

Die versickerten Millionen und die mangelnde Investitionsbereitschaft wurde zum Bumerang
In Brünn müssen damals vor allem bei MotoGP Events Millionen über dubiose Kanäle versickert sein. Investiert für die Zuschauer wurde jedenfalls in all dieser Zeit so gut wie nichts, auch für Presseleute waren die Verhältnisse meist haarsträubend. Ein gutes Beispiel war auch die halb verrottete Unterführung bei der ebenso baufälligen alten Haupttribüne, sowie die nie ausgebauten Fußwege zum unteren Teil der Strecke. Die Folgen dieser kurzsichtigen Misswirtschaft bezahlt nun die Region Brünn, weil sie nach der MotoGP so schnell auch keine WSBK mehr erhalten dürften. Die versickerten Millionen und die mangelnde Investitionsbereitschaft wurde letztlich für Streckeninhaber, Veranstalter und lokaler Politik zum Bumerang. Bei den horrenden Übernachtungspreisen an GP-Wochenenden in Tschechien weinen bestimmt zahlreiche Fans dem Wegfall dieses Events kaum eine Träne nach.

Luftaufnahme der modernen Strecke von Most mit rechts oben im Bild dem Städtchen, welches immerhin einige Übernachtungsmöglichkeiten bietet und von wo es zur Strecke kaum lohnt, das Auto zu nehmen, so nahe ist es von dort zu Fuß zum Autodrom. Im Gegensatz zu Brünn wurde dort alles richtig gemacht und für die meisten Zuschauer aus Deutschland und dem nördlichen Teil Mitteleuropas ist es sogar noch näher.

Der provisorische Kalender der WorldSBK

Wenig optimal ist, dass die FIM und Dorna mit ihrer chaotischen Planung nun dafür sorgten, dass während dem WSBK-Wochenende in Most gleichzeitig der GP der Steiermark der MotoGP stattfinden wird. Den Zuschauern vor Ort an der Strecke kann dies jedoch egal sein. Für uns und dazu viele Fans, welche gerne beide Veranstaltungen geniessen würden, ist es trotzdem ein Ärgernis. Dazu „kannibalisiert“ dies natürlich die Einschaltquoten der WSBK, was für deren Teams und Sponsoren definitiv ein Ärgernis ist. Diese bezahlen nun den Preis dafür, dass die ursprüngliche Planung gemacht wurde, als gäbe es keine Corona-Pandemie und als hätte es nie eine gegeben. In Fettschrift nachfolgend die bisherigen Verschiebungen und Neuansetzungen.

In Grau hinterlegt unten die beiden immer noch sehr fragwürdigen Events in Übersee. Diese sind der Hauptgrund dafür, dass viele Teams ihre Nennung von Beginn an aus Kostengründen nur für die Europa-Runden abgeben konnten. Viele Stimmen im Paddock sprechen hinter vorgehaltener Hand davon, dass die Dorna damit der Meisterschaft dem Sport großen Schaden zuführte.