Blitz-Start von Jonathan Rea (ganz links) zum 2. Rennen der WorldSBK aus der Poleposition, welche er sich mit seinem Sieg im Superpole Race am Sonntagmorgen gesichert hatte (© WorldSBK).

Redding siegt und Rea auf P4 – WM bleibt rechnerisch offen

Nach dem Start ging im dritten Rennen auf dem Circuit de Nevers zum dritten Mal in Folge Jonathan Rea in Führung. Zuerst gefolgt von seinem Kawasaki Teamkollegen Alex Lowes, wurde dieser bereits früh von Michael van der Mark (Pata Yamaha) und Scott Redding (Ducati) attackiert. Am Ende war es Redding, der sich durchsetzte und auf die Jagd des führenden Weltmeisters machte. Der Ducati Neuzugang konnte sich danach auch an den Leader heranpirschen und diesen zu Rennmitte überholen. Aufgrund seines gewaltigen Punktevorsprungs konnte der Weltmeister sich erlauben, nicht letztes Risiko zu gehen. Selbst mit einem Platz auf dem Podium konnte er sich den 6. WM-Titel zum vierten Mal in Folge vorzeitig in Nevers sichern, selbst wenn Scotty gewinnen sollte. In Kurve 15 stürzte 15 Runden vor Schluss Xavi Fores, während Johnny Rea den vor ihm liegenden Redding gewähren ließ.

Scott Redding (Aruba.it Ducati) vor dem Start zum 2. Rennen am Sonntag – es gelang ihm mit seinem unerwarteten Sieg, die WM-Entscheidung bis zum Finale in Estoril (Portugal) offenzuhalten. Allerdings dürfte es wohl im ersten Rennen im Titelkampf bereits eng für ihn gegen Jonathan Rea werden (© WorldSBK).

Der Lokalmatador und Davies auf dem Vormarsch

Von hinten kam Loris Baz (Ten Kate Yamaha) immer näher heran und ging kurz nach Rennmitte am Weltmeister vorbei. Auch Chaz Davies pirschte sich immer näher an die beiden und es wurde immer deutlicher, dass Rea mit Reifenproblemen zu kämpfen hatte. So musste das Kawasaki Ass auch den Waliser auf seiner Ducati zunächst kampflos ziehen lassen. Doch in den letzten 5 Runden vor Schluss wurde es plötzlich nochmals spannend. Der beste Superbike Pilot aller Zeiten hatte noch nicht aufgegeben und versuchte alles, doch nach erneuten Rutschern sah er die Sinnlosigkeit des Versuchs ein, Davies noch einzufangen. Ein kluger Entscheid des Kawasaki Piloten, nicht noch einen Sturz zu riskieren. Bereits im ersten Lauf in Estoril (Portugal) kann er am 17. Oktober 2020 im Kampf um seinen 6. Titel nun den Sack zu machen.

Chaz Davies (Aruba.it Ducati) vor dem Start zum 2. Rennen am Sonntag – er spielte mit seinem 3. Platz das Zünglein an der Waage, welches die Entscheidung im Titelkampf zwischen Teamkollege Redding und Rea noch offen hielt (© WorldSBK).

Das kleine Rechenbeispiel zum Samstag in Estoril
Mit Platz 4 für Rea und dem Sieg von Redding blieb die Entscheidung im Titelkampf rein rechnerisch nach Nevers weiter offen. Natürlich reichen aber dem Champion bereits im 1. Rennen in Estoril einige wenige Punkte zur Sicherung von WM-Titel Nummer 6. Um es präziser zu formulieren, reicht bei einem Sieg des Ducati Piloten Rang 12 am Samstag für Rea, um bereits am 1. Tag den WM-Titel zu feiern. Im Prinzip darf der Kawasaki gar auf P13 das Ziel kreuzen und Redding könnte nicht mehr Weltmeister werden. In diesem Fall hätte Rea 37 Punkte Vorsprung und selbst bei einem Doppel-Ausfall des Nord-Iren könnte der Ducati Pilot im Superpole Race und dem 2. Rennen höchstens noch gleichziehen. Dann wäre jedoch immer noch Johnny der 6. Titel in Folge sicher, weil bei Punktegleichheit die Anzahl Siege zählt. Hier kann Rea mit deren 11 nicht mehr von Scott mit erst 5 eingeholt werden.

Die wenigen zugelassenen Zuschauer mussten an beiden Tagen auf dem Circuit de Nevers bei garstigem Wetter ausharren. Bei Nässe und kaum über 10 Grad Celsius wurden ihnen aber zumindest spannende Rennen geboten.

BMW erneut enttäuschend – auch Toprak im Elend

Mit den Plätzen 10 für Tom Sykes und 14 für Eugene Laverty setzte sich das enttäuschende Wochenende für BMW auch im letzten Rennen fort. Nach den Plätzen eins und zwei in der Superpole für das Werksteam der Bayern schlicht ein Desaster. In Summe 8 WM-Punkte der beiden Fahrer ist trotz dem doppelten Ausfall im 1. Rennen am Samstag viel zu wenig. Mit Toprak Razgatlioglu strauchelte auf feuchter Strecke nicht ganz unerwartet ein weiterer Topfahrer am Sonntagnachmittag. Der nach gutem Saisonauftakt von einigen voreiligen Stimmen viel zu früh als WM-Favorit hochstilisierte Türke steht seit Aragon im Schatten seines Pata Yamaha Teamkollegen. Während Michael van der Mark das Ziel auf Platz 5 erreichte, kam Toprak nicht über P9 hinaus. Auch GRT Yamaha Pilot Garrett Gerloff hatte bis am Samstagmittag noch als Podiums-Kandidat gegolten. Ein Sturz am Samstag und zwei 8. Ränge tags darauf waren definitiv nicht, was sich der US-Boy an diesem Wochenende erwartete.

Tom Sykes (BMW) – im Training und der Superpole meist top, im Rennen bisher fast ausnahmslos Flop. Ein fünfter Platz im 2. Rennen von Barcelona war bisher das höchste der Gefühle für den Engländer und sein Team (© WorldSBK).

Kommt Sieg Nummer 100 für Jonathan Rea in Estoril?

Nachdem es im Titelkampf zwar rechnerisch noch für seinen härtesten Herausforderer Redding reichen könnte, glauben die Realisten nicht mehr an diese Möglichkeit. Ohne fatale Probleme oder gar einen Sturz am Samstag wird sich Johnny Rea wohl bereits nach dem ersten Rennen die Krone Nummer 6 in Folge aufsetzen. Spannender ist daher fast eher die Frage, ob und wann er seinen 100. Sieg in der Superbike Weltmeisterschaft einfahren kann. Die Marke steht nach dem Superpole Race bei aktuell 99, somit fehlt nur noch ein Triumph zur runden Zahl. Carl Fogarty auf Platz 2 in der Rangliste hat als zweitbester Fahrer mit 59 bereits 40 Siege weniger als der Rekordweltmeister.

Skeptische Miene vor dem Start des amtierenden Weltmeisters – Jonathan Rea (Kawasaki) mit seinem Crew Chief Pere Riba als Schirmhalter (© WorldSBK).

Resultat 2. Rennen von Magny-Cours

WM-Zwischenstand vor der letzten WM-Runde

WM-Kalender MotoGP und WorldSBK 2020