Die Spitze des bisher letzten Rennens in Argentinien mit dem späteren Sieger Jonathan Rea (Kawasaki) vor Alvaro Bautista (Ducati), Toprak Razgatlioglu (Kawasaki), Chaz Davies (Ducati) und Yamaha Pilot Sandro Cortese (© Kawasaki Racing Team).

Die zweitletzte Runde der WSBK Saison 2021

Nach dem Superpole Race in Portimão war der Titelkampf schon so gut wie entschieden. Aber dann passierte im zweiten Lauf das Unglaubliche und der im Zwischenklassement führende Toprak stürzte und verlor mehr als die Hälfte seines riesigen Vorsprungs auf den amtierenden Weltmeister. Damit ist die Situation in der WM wieder völlig offen und Jonathan Rea hat damit die Chance, vor der Finalrunde in Indonesien seinen Rückstand von aktuell 24 Punkten auf Razgatlioglu noch weiter zu reduzieren. Der Türke hat jedoch nicht nur den Kawasaki Piloten als Gegner. Nach seinen überharten Attacken gegen Scott Redding in Most und Portugal hat dieser mit dem WM-Leader noch eine Rechnung offen. So kann es sein, dass der Ducati Mann vor seinem Wechsel zu BMW auf nächste Saison dem Nord-Iren im Kampf um seine Titelverteidigung mit Freude Schützenhilfe leisten wird. Damit ist die Spannung für die Runde in Argentinien hoch und vielleicht gelingt es auch Alex Lowes, ein Wörtchen um das Podest mitzureden. Der schnelle Mann aus Lincoln befindet sich bis auf den Zustand seiner verletzten Hand in Höchstform und wird alles versuchen, für die Grünen und seinen Teamkollegen maximale Unterstützung zu bieten.

Die WorldSBK Meute vor zwei Jahren mit Jonathan Rea an der Spitze in Laguna Seca (Kalifornien/USA) – während die MotoGP erst gerade in Texas zu Gast war, wird es nach 2020 auch diese Saison kein Rennen in den Vereinigten Staaten geben. Nebst Argentinien gibt es nur in Indonesien ein Überseerennen.

Argentinien bringt womöglich die Vorentscheidung in beiden Klassen

Während Razgatlioglu die Möglichkeit hat, seinen ersten Weltmeistertitel in San Juan vorzeitig zu sichern, gilt dies erst recht für Dominique Aegerter. Dem Ten Kate Yamaha Piloten bietet sich in Argentinien die Chance, den Sack vorzeitig zuzumachen und seinen Vorsprung von aktuell 54 Punkten auf Steven Odendaal zu konservieren. Mehr als 50 Zähler gibt es auf dem Mandalika Circuit für den Südafrikaner nicht mehr zu holen, womit vor allem in der WorldSSP 600 die Vorentscheidung im Titelkampf sehr wahrscheinlich ist. Nicht nur die Fans von Johnny Rea hoffen, dass dies zumindest in der WSBK nicht passieren wird. Bisher gewann das Kawasaki Ass vier von fünf Rennen in Argentinien und Alvaro Bautista vor zwei Jahren eines. Toprak stand immerhin viermal auf dem Podium und der Türke wird danach streben, möglichst mehrmals zu gewinnen, aber der Mann in Grün wird alles daran setzen, dies zu verhindern.

Eindrückliche Zuschauerkulisse bei der WorldSBK Premiere von 2018 auf dem Circuito San Juan Villicum. Über 80-tausend Zuschauer säumten damals die Strecke und wir hatten unseren Flug auch für 2020 bereits gebucht. Aber die Pandemie verhinderte eine Durchführung und somit kehrt die WorldSBK erst diese Saison wieder zurück.

Das Verhalten von Razgatlioglu – eines möglichen Weltmeisters unwürdig?

Die kritischen Stimmen über die rücksichtslose und vor allem auch für sich und seine Gegner gefährliche Fahrweise des Türken mehren sich. Bereits nach dem ersten Lauf in Most (siehe im Interview in unserem Bericht dazu) hatte sich Scott Redding bitter über die rücksichtslose Attacke des Yamaha Piloten beschwert. Der Engländer wies damals bereits darauf hin, für wie unfair der WM-Leader sich dabei verhalten hätte. Eine unschöne Wiederholung gab es beim ersten Rennen von Portimão und diesmal rempelte Razgatlioglu zuerst völlig respektlos den amtierenden Weltmeister Rea, der einen Sturz nur knapp vermeiden konnte. Danach fuhr er Redding mit voller Absicht beim Anbremsen in seine Linie, der sich später erneut heftig beschwerte. Er sprach den Türken direkt an und sagte auch offen im Podiums-Interview dazu seine Meinung ins Mikrofon. Die Dorna schnitt in deren offiziellen Presse-Fassung des Interviews sogar dessen verärgerten Kommentar heraus und die FIM Kommissare schauten weg. Vor dem Hintergrund von bereits drei tödlichen Unfällen in diesem Jahr ist dies eine Schande, wie viele Beobachter und Kommentatoren absolut zu Recht dazu festhalten.

Mit Deniz Öncü war es ein Bewunderer und Landsmann von Toprak Razgatlioglu, der dem WorldSBK WM-Leader gerne nacheifert und mit seiner gefährlichen Aktion im Moto3 GP von Austin/Texas beinahe ein Massaker ausgelöst hatte. Ein Wunder, überlebten die schwer gestürzten Piloten diesen vom Türken verschuldeten Crash. Er wurde dafür mit einer Disqualifikation für die nächsten zwei Grand Prix bestraft und bei Toprak wartet die FIM offenbar lieber, bis es Tote oder Schwerverletzte gibt, bevor sie Sanktionen ergreift.

Der Circuito de San Juan

Der aktuelle WM-Stand in der WorldSBK

Der aktuelle WM-Stand in der WSSP 600

Der Zeitplan für die argentinische Runde in San Juan

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).