Carl Fogarty (Castrol Honda) – der amtierende Weltmeister hatte auf die Saison 1996 vom Ducati- zum Honda-Werksteam gewechselt, worauf er zu Saisonbeginn deutlich Mühe hatte, an seine Dominanz des Vorjahres anzuknüpfen. Im Gegenteil unterlag er im internen Stallduell in den ersten 12 von 24 Rennen seinem Teamkollegen Aaron Slight ganze 9 Mal (© WorldSBK).

Die zweite Saisonhälfte von 1996

Nach der ersten Saisonhälfte ging es zur zweiten englischen Runde in der Superbike Weltmeisterschaft. Die ersten 4 im WM-Zwischenklassement lagen noch innerhalb von 47 Punkten und auch Colin Edwards (Yamaha), Pierfrancesco Chili (Ducati) und Simon Crafar (Kawasaki) hatten durchaus noch Titelchancen zu diesem Zeitpunkt. WM-Leader war knapp vor dem Neuseeländer Slight (Castrol Honda) der Australier Corser auf der privaten Power Horse Ducati. Titelverteidiger Fogarty lag auf dem 3. Zwischenrang.

Die 7. WM-Runde in Brands Hatch

An Brands Hatch hatte der amtierende Weltmeister aus dem Vorjahr gute Erinnerungen, hatte Foggy doch 1995 auf seiner Heimstrecke einen Doppelsieg verbucht. Doch es sollte für den Lokalmatador ein schwarzes Wochenende werden in einer Saison, in welcher trotz bis dahin 2 Siegen nur wenig für ihn zusammenlief. Im 1. Rennen ging nach dem Start sofort Pierfrancesco Chili in Führung. John Kocinski versuchte seinem Ducati Markenkollegen anfänglich noch, die Spitze zu entreißen. Doch danach wurde er sogar von Kawasaki Anthony Gobert kassiert, welcher seinerseits kurze Zeit später als Leader bei Start-Ziel auftauchte. Dahinter entbrannte sich ein Kampf um Platz 3 zwischen Kocinski, Fogarty und Colin Edwards auf der besten Yamaha.

Das Programmheft der zweiten englischen WM-Runde von 1996 in Brands Hatch, offiziell als europäische Runde bezeichnet.

Der Kampf um den Sieg
Kurze Zeit später war wieder Chili an der Spitze und WM-Leader Troy Corser hatte zur Verfolgergruppe aufgeschlossen. Gobert gab nicht nach und ging kurz danach wieder am Italiener vorbei. Doch am Ende hatte der Australier gegen den entfesselt fahrenden Chili keine Chance und musste sich um 1,787 Sekunden geschlagen geben. Auf den dritten Kocinski hatte er dabei die Nase um lediglich knapp ein Zehntel vorne. Platz 4 ging an Edwards vor Foggy und dessen Castrol Honda Teamkollegen Aaron Slight. John Reynolds (Suzuki) sah das Ziel als siebter vor Simon Crafar (Kawasaki) und Wataru Yoshikawa (Yamaha). Corser hingegen war mit Motorschaden 4 Runden vor Schluss ausgeschieden.

Pierfrancesco „Frankie“ Chili (Team Gattolone Ducati) – der 3. Sieg des Bademeisters aus Rimini, der sich früh zum Publikumsliebling, vor allem in seiner Heimat Italien entwickeln sollte. Er war erst am Anfang einer der längsten Karrieren in der Supberbike WM (© WorldSBK).

Das sturzreiche zweite Rennen von Brands Hatch
Pechvogel Troy Corser war nach seinem unverschuldeten Ausfall im 1. Lauf entsprechend geladen und noch in der ersten Kurve drängte er sich innen am erneut gut gestarteten Chili vorbei. Während sich der junge Australier an der Spitze absetzte, begann hinter ihm zwischen Chili, Gobert und Edwards ein Dreikampf um Platz 2 und Fogarty war an Neil Hodgson auf Platz 5 vorgestoßen. Ab nun begann jedoch ein wahrer Sturzreigen. Als ersten erwischte es John Kocinski in der 3. Runde, zwei Umgänge danach war Kawasaki Pilot Simon Crafar an der Reihe. Wenig später flog auch Neil Hodgson ab und in der 10. Runde pfefferte Jamie Whitham seine Yamaha ins Gras. Im 15. Umlauf war es auch noch Foggy, der auf seiner Honda wegrutschte. Corser gewann überlegen vor Chili, Edwards, Gobert und Slight auf der besten Honda. Dahinter folgten Wataru Yoshikawa (Yamaha), Paolo Casoli (Ducati) und John Reynolds als erneut bester Suzuki Fahrer.

Troy Corser (Power Horse Ducati) – der australische Privatfahrer verteidigte mit dem Sieg im 2. Rennen seine WM-Führung trotz Ausfall im 1. Lauf, weil auch seine nächsten Verfolger zu wenig davon profitierten (© Öhlins).

WM-Runde 8 in Sentul

In Indonesien herrschten bei subtropischen Bedingungen ganz andere Verhältnisse als bei den vorherigen Rennen in Europa und Kalifornien. Seit 1990 gastierte die Superbike WM bereits im ebenfalls muslimisch geprägten Nachbarland Malaysia, bevor ab 1994 die südlich der indonesischen Hauptstadt Jakarta gelegene Strecke zum Zug kam. Troy Corser reiste als WM-Leader mit acht Punkten Vorsprung auf Aaron Slight an, Carl Fogarty hingegen hatte als dritter bereits 48 Zähler Rückstand auf den Führenden. Beim Start zum ersten Lauf gab es einige Irritationen bezüglich des Startsignals, doch nach kurzem Zucken der meisten Fahrer ging es halbwegs regulär ins Rennen. Von Beginn an ging Ducati-Werkspilot John Kocinski in Führung, verfolgt von Chili, Slight und Foggy. Nach wenigen Runden hatte sich der Neuseeländer auf dem an zweiter Stelle liegenden Italiener vorbeigekämpft.

Troy Corser (Power Horse Ducati) – dem WM-Leader aus Down Under lief es im ersten Rennen von Malaysia absolut nicht nach Wunsch (© WorldSBK).

Little John entwischt seinen Gegnern
In der 9. Runde flog Neil Hodgson mit seiner Ducati ab, während sich an der Spitze bis dahin nichts geändert hatte. Ab Rennmitte konnte sich der in Führung liegende US-Amerikaner leicht von seinen Gegnern absetzen. In der Verfolgergruppe gab es einige Positionswechsel, als zuerst Chili wieder an Slight vorbeiging und danach auch Fogarty seinen Teamkollegen kassierte. Wenig später ging der Engländer auch noch am Italiener vorbei, womit er am Ende hinter Kocinski Platz 2 belegte und Chili seinen Podestplatz letztlich auch noch an Slight verlor. Corser wurde hinter Edwards lediglich sechster. Mit einem Sturz hatte sich Neil Hodgson aus dem Rennen verabschiedet und Anthony Gobert war aufgrund einer Verletzung gar nicht erst angetreten.

Die Boxenanlage von Sentul war besonders für die damalige Zeit ziemlich beeindruckend und kann selbst heute noch mit zahlreichen aktuellen Strecken im MotoGP und WorldSBK Kalender mithalten.

Der zweite Lauf von Sentul mit dem Führungswechseln in der WM
Nach seinem Podestplatz war Slight bereits bis auf 2 Punkte an den im Zwischenklassement führenden Corser herangekommen. Es war erneut Kocinski, der nach dem Start in Führung lag, doch noch in der ersten Runde konnte Troy Corser an ihm vorbeigehen. Die beiden vermochten sich bis zur 3. Runde leicht von ihren Verfolgern abzusetzen. Dahinter lag eine 4-er Gruppe mit Chili, Edwards, Slight und Fogarty. Im 6. Umlauf zwang sich der US-Amerikaner wieder am bis dahin führenden Australier vorbei, dem in der 1. Kurve nach Start-Ziel die Straße dabei ausging. Nach einem wilden Ausritt musste sich Corser deutlich hinter der Verfolgergruppe einreihen. Kurz danach flog Pierfrancesco Chili ab und Foggy ging an Slight und Edwards vorbei. Doch auch der Neuseeländer überholte den Yamaha Piloten und holte danach bis ins Ziel auch den amtierenden Weltmeister noch ein. Mit Platz 2 hinter Kocinski übernahm Aaron Slight die WM-Führung, weil Corser nicht über P5 hinauskam.

John Kocinski (Ducati Corse) – der Doppelsieger der indonesischen WM-Runde zog in Asien mit 5 Siegen mit Troy Corser gleich und war im Kampf um den Weltmeister-Titel nach wie vor im Rennen (© WorldSBK).
Rob Phillis (Kawasaki) – der Australier holte sich mit Rang 13 in Indonesien bei der vierten Teilnahme in diesem Jahr das beste Resultat der Saison. Der Mann aus Down Under war zweimal WM-Dritter (1991 und 1992), sowie WM-Vierter von 1990 gewesen. Er hatte bereits ab 1988 in der Superbike WM teilgenommen und war dabei bester Kawasaki Fahrer gewesen (© WorldSBK).

Die Rückkehr nach Japan mit WM-Runde 9

Zum neunten Mal in Folge gastierte die WorldSBK seit ihrer ersten Saison 1988 bereits in Sugo. Nur noch die Strecke in Japan nebst Donington Park und dem Hockenheimring im Kalender verblieben. Das erste Rennen wurde zu einer veritablen Überraschung, weil kein einziger der ausländischen Stammpiloten der Superbike WM danach auf dem Podest vertreten war. Daran war nicht etwa eine Sturzorgie schuld, sondern die starken einheimischen Piloten. Allen voran ein im Rest der Welt noch weitgehend unbekannter Japaner namens Yuichi Takeda (Honda), der vor dem ebenfalls (zumindest 1996) reichlich unbeschriebenen Blatt Noriyuki Haga auf Yamaha den 1. Lauf für sich entschied. Dahinter folgte Wataru Yoshikawa, während Colin Edwards als sein Kollege im Yamaha-Werksteam wie auch der Australier Rob Phillis (Kawasaki) aufgrund einer Verletzung gar nicht angetreten war.

Erst auf Platz 4 folgte Troy Corser vor Ducati Markenkollege John Kocinski und Aaron Slight auf der Castrol Honda. Hinter dem Japaner Norihiko Fujiwara (Yamaha) reichte es für Carl Fogarty nur zu Rang acht. Die beiden Japaner Akiro Ryo und Shinya Takeishi (beide auf Kawasaki) komplettierten die Top Ten und Pierfrancesco Chili hatte bereits in der ersten Runde aufgeben müssen. Neil Hodgson (Ducati) schaffte es mit P13 vor seinem englischen Landsmann John Reynolds (Suzuki) immerhin noch in die Punktränge. Dem Australier Kirk McCarthy (P17, Suzuki) und dem US-Amerikaner Mike Hale (P20, Ducati) gelang dies aufgrund der vielen starken einheimischen Piloten hingegen nicht.

Auf dem Programmheft von Sugo waren auch GP-Piloten mit ihren Maschinen abgebildet, was für den europäischen Betrachter etwas verwirrend gewirkt haben muss.

Das zweite Rennen von Sugo
Erneut hatten die Topstars aus dem Ausland hart zu kämpfen, um mit den Lokalmatadoren mitzuhalten. Bereits in der ersten Runde schied Paolo Casoli (Ducati) durch Sturz aus. An der Spitze entbrannte sich im Lauf des Rennens in harter Fight zwischen Takuma Aoki und John Kocinski, bei dem am Ende der japanische Honda Pilot die Nase knapp vorne hatte. Dahinter folgten Noriyuki Haga, Aaron Slight und Foggy, doch der Japaner sollte später aufgrund eines illegalen Vergasers disqualifiziert werden. Somit ging Platz 5 an Norihiko Fujiwara als damit bestem Yamaha Piloten vor den beiden Kawasakis seiner Landsleute Ryo und Takeishi. Corser wurde nur neunter, Simon Crafar als elfter, John Reynolds (P12) und Neil Hodgson mit Rang 14 schafften es als weitere Ausländer dazu noch in die Punkteränge.

Takuma Aoki (Honda) machte sich auch in der Motorrad-WM einen Namen, bevor sich der Japaner 1998 bei einem Unfall eine Querschnittlähmung zuzog (© WorldSBK).

Die 10. WM-Runde in der „Cathedral of Speed“

Die Rennen in den Niederlanden sollte die Rückkehr von Carl Fogarty aufs oberste Treppchen des Siegerpodests bringen. Nach zwei Podiums-Platzierungen in Sentul waren die Ränge 8 und 4 in Sugo eine weitere Enttäuschung für den amtierenden Weltmeister gewesen. Vor der drittletzten Runde der Superbike WM 1996 lag immer noch sein Castrol Honda Teamkollege Aaron Slight im Zwischenklassement in Führung. Doch nebst Troy Corser mit 13 Punkten Rückstand durften sich auch John Kocinski (29) und Foggy (45) durchaus noch Hoffnungen auf den Titel machen. Schließlich waren zu diesem Zeitpunkt noch 150 Zähler zu vergeben.

Assen WorldSBK 2018 im April von uns fotografiert – bei Postkartenwetter war es auch 22 Jahre später eines der spannendsten und schönsten Rennen im Kalender und wir besuchten mit wenigen Ausnahmen alle.

Das erste Rennen von Assen
Im ersten Lauf ging Carl Fogarty auf seiner Honda vom Start weg an die Spitze, gefolgt von den beiden Ducatis von Pierfrancesco Chili und Troy Corser. Nach der ersten Runde hatten die drei bereits knapp 100 m Vorsprung auf die nächsten Verfolger, mit Aaron Slight auf P5. Der Neuseeländer kämpfte sich in der zweiten Runde auf Platz 4 nach vorne und kurz danach ging Chili in Führung. Doch Foggy schnappte sich wenig später den Italiener wieder und von hinten pirschte sich John Kocinscki an die Führungsgruppe heran, er hatte sich kurz davor Slight kassiert. Beim Versuch, an Corser in der Schikane vor Start-Ziel vorbeizukommen, geriet der US-Boy jedoch aufs Gras und verlor einen Platz, den er sich jedoch kurz danach wieder zurückholte. Es entwickelte sich darauf ein harter Fight um Platz 3 zwischen den 3 Kampfhähnen. Am Ende gewann Fogarty vor Chili, Slight, Corser und Kocinski. Dahinter Jamie Whitham auf der besten Yamaha vor Neil Hodgson (Ducati), Simon Crafar (Kawasaki), Christer Lindholm (Ducati) und Wataru Yoshikawa (Yamaha), dessen Teamkollege Colin Edwards immer noch verletzt pausierte.

Carl Fogarty (Castrol Honda) – der Triumphator von Assen 1996 mit dem „Union Jack“ in seiner Linken, konnte der Engländer endlich mal wieder jubeln (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Assen
Nach dem Start ging Neil Hodgson auf seiner Ducati vor Fogarty in Führung. Aber nach drei Runden führte bereits der amtierende Weltmeister vor Chili und Hodgson, der bereits von Jamie Whitham, Troy Corser, Aaron Slight und John Kocinski Gesellschaft erhalten hatte. Whitham verpasste kurz danach eine Kurve und fiel weit zurück. In der vierten Runde war bereits Corser auf Platz 3 und an der Verfolgung der beiden Führenden. Kurz danach hatte er auch Kocinski im Nacken, während Slight und Hodgson bereits deutlich zurücklagen. Nach 9 Runden führte Foggy vor Corser und Kocinski, während Chili zurückgefallen war. Es entbrannte ein beinhart geführter Kampf um die Spitze, bei dem am Ende der Engländer um die Winzigkeit von 0,056 die Nase vorne hatte. Kocinski wurde vom zweitplatzierten Australier um 1,4 Hundertstel geschlagen und dahinter kam mit einigem Rückstand Chili nur auf der drittbesten Ducati übers Ziel. Slight holte sich P5 vor Hodgson, Yoshikawa, Crafar, McCarthy und dem Österreicher Meklau auf Ducati.

Links Sieger Carl Fogarty (Castrol Honda) und vorne rechts Troy Corser (Power Horse Ducati) bei der spritzigen Siegesfeier vor der Haupttribüne von Assen (© WorldSBK).

Vorletzte WM-Runde in Albacete

Die ersten 4 in der WM waren nun durch den Doppelsieg von Fogarty in Assen noch näher zusammengerückt. Mit 310 Punkten führte immer noch Aaron Slight vor Corser (303), Fogarty (288) und Kocinski (281). Nach fast einem Monat Pause ging es in Spanien weiter, die Strecke von Albacete liegt etwa 2 Autostunden südwestlich von Valencia. Im Vorjahr hatte sich mit einem Sieg und Platz 2 Foggy hier den Gesamtsieg geholt, knapp vor Slight mit dem Gewinn von Lauf 1 und Platz 3 im zweiten Rennen. Doch in dieser Saison sollten die beiden härteres Brot essen, die Trauben hingen diesmal deutlich höher.

Im 1. Lauf eliminierte sich mit Andreas Meklau der Power Horse Ducati Teamkollege von Troy Corser bereits in der Aufwärmrunde. Der Österreicher spurtete danach zwar noch in Richtung seiner Box, aber wenig überraschend war es das für ihn und er sollte mit Platz 17 auch im zweiten Rennen ohne Punkte bleiben. Nach dem Start ging John Kocinski in Führung, gefolgt von Troy Corser und Carl Fogarty. Kurz danach übernahm der Australier die Spitze und begann sich deutlich von seinen Verfolgern abzusetzen. Nach 5 Runden schnappte sich Chili den bis dahin auf P3 liegenden Foggy und Kocinski war immer noch zweiter. Drei Umgänge später ging auch Colin Edwards am amtierenden Weltmeister vorbei. In der 16. Runde überholte der Yamaha Werks-Pilot auch seinen Landsmann Kocinski.

Zwölf Runden vor Schluss flog Pierfrancesco Chili heftig mit seiner Ducati ins Kiesbett ab und humpelte danach aus der Sturzzone. Er sollte auch im zweiten Rennen antreten, aber dabei bereits nach 2 Runden mit einem Elektrikdefekt ausscheiden. Für den Italiener wurde der Abstecher damit genauso zur Nullnummer wie für seinen Markenkollegen Meklau. Der Sieg ging mit knapp 6,5 Sekunden Vorsprung auf Colin Edwards an Troy Corser. Dritter wurde Kocinski vor Kawasaki Pilot Simon Crafar und Carl Fogarty. Hinter Yoshikawa, Reynolds und Hodgson wurde WM-Leader Aaron Slight nur neunter vor Mike Hale auf Ducati. Damit war der Neuseeländer die Führung im Zwischenklassement wieder an den Australier losgeworden.

Pierfrancesco Chili (Ducati) vor Carl Fogarty (Honda) und Troy Corser (Ducati) – für die beiden hier im Bild führenden lief es in Spanien alles andere als nach Wunsch, wobei es mittlerweile nur noch für den Engländer um den Titelkampf ging (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Albacete
Nach dem Start setzte sich erneut Troy Corser in Führung und distanzierte seine Gegner innert weniger Runden. John Kocinski wurde zum ersten Verfolger und dahinter arbeitete sich Colin Edwards auf die dritte Position vor. Hinter ihm stritten sich die beiden Castrol Honda Piloten Fogarty und Slight zusammen mit Simon Crafar (Kawasaki) und Wataru Yoshikawa (Yamaha) um Platz 4. Der Sieg ging erneut an Corser vor den beiden US-Amerikanern Kocinski und Edwards. Auf Platz 4 kam Simon Crafar auf der besten Kawasaki ins Ziel, gefolgt vom japanischen Yamaha Piloten Yoshikawa. Nur sechster wurde Aaron Slight vor seinem Honda-Teamkollegen Fogarty, Neil Hodgson (Ducati), John Reynolds (Suzuki) und dem Deutschen Jochen Schmid.

Troy Corser (Power Horse Ducati) – nach seiner WM-Führung zu Saisonhalbzeit hatte er sich diese mit seinem Doppelsieg in Albacete wieder zurückerobert. Zum Saisonfinale in seiner Heimat reiste er mit einem komfortablen Vorsprung von 26 Punkten auf Aaron Slight. Kocinski und Titelverteidiger Fogarty hatten nur noch theoretische Chancen und mussten auf einen Ausfall von Corser im ersten Rennen von Phillip Island hoffen, sonst war die Sache für beide gelaufen (© WorldSBK).

Zwei interessante Gesichter beim spanischen WM-Lauf
Mit Pere Riba (Honda) und Gregorio Lavilla (Yamaha) traten zwei interessante einheimische Gesichter bei der zweitletzten Runde von Albacete international in Erscheinung. Ersterer sollte später als Crew-Chief von Rekordweltmeister Jonathan Rea wesentlich bekannter werden, als in seiner ersten Karriere als Rennfahrer. Riba fiel im ersten Rennen nach 5 Runden aus und wurde im zweiten achtzehnter. Lavilla holte sich im 1. Lauf mit Platz 11 und im zweiten mit P12 seine ersten WM-Punkte. Der Spanier wurde später bei Dorna, dem Rechte-Inhaber für die WorldSBK, Verantwortlicher Manager für die seriennahe Weltmeisterschaft. In der Saison 2005 sollte er auf Suzuki immerhin WM-Fünfter werden.

Jonathan Rea (Kawasaki, links) – der Rekordweltmeister und beste WorldSBK Fahrer womöglich aller Zeiten, zusammen mit seinem langjährigen Crew-Chief und Ex-Rennfahrer Pere Riba (© WorldSBK).

Das Saisonfinale in Phillip Island

Mittlerweile gehörte die Strecke in Australien zum festen Bestandteil des WorldSBK Kalenders. Später sollte jedoch der Zeitpunkt in der Regel auf den Saisonbeginn gelegt werden, weil im Frühling die Wetterverhältnisse meist günstiger als im Herbst sind. In seiner Heimat war es für Troy Corser ein besonderes Erlebnis, als Doppelsieger und WM-Favorit antreten zu können. Sein Vorsprung war komfortabel genug, damit ein gutes Resultat im ersten Rennen zum vorzeitigen Gewinn des Titels reichen würde. Im Prinzip reichte es ihm dabei, vor seinem härtesten Kontrahenten Aaron Slight ins Ziel zu kommen, um als Weltmeister festzustehen.

Für 5 australische Dollar erhielt man 1996 das Programmheft mit Vize-Weltmeister und Lokalmatador Troy Corser auf der Titelseite.
Vierundzwanzig Jahre später zu Besuch in Australien von uns in Cowes auf der gegenüberliegenden Seite der Insel fotografiert. Die Landschaft war schön und das Essen teuer und schrecklich, aber die Rennen entschädigten uns dafür.

Das vorentscheidende erste Rennen von Phillip Island
Bereits vor dem Start war für Aaron Slight klar, dass er alles auf eine Karte setzten musste, um sich noch die letzte kleine Chance auf den Titel zu bewahren. Direkt neben Troy Corser startete der Neuseeländer gut ins Rennen, doch sein australischer Kontrahent ging in der ersten Kurve vor Colin Edwards und ihm in Führung. Aus der ersten Runde kehrte der US-Amerikaner als Spitzenreiter zurück und hinter ihm lagen Corser, Slight und Anthony Gobert auf der besten Kawasaki. Letzterer ging im zweiten Umgang an dem Honda Piloten vorbei, der damit noch mehr unter Druck geriet, weil er unbedingt vor Corser ins Ziel kommen sollte. Gobert ging kurze Zeit später auch an Corser vorbei auf Platz 2, womit die beiden Kontrahenten im Titelkampf direkt hintereinanderlagen.

Phillip Island WorldSBK Saisonauftakt am 29. Februar 2020 mit der Meeresküste im Hintergrund. 24 Jahre davor war diese Stätte Schauplatz des dramatischen WM-Finales der Superbike Weltmeisterschaft mit einem Australier und einem Neuseeländer als Hauptdarsteller. Wenige Tage nachdem diese Aufnahme entstanden war, begann die Corona-Pandemie den Rennbetrieb für Monate lahmzulegen.

Der Moment der Entscheidung
In der 5. Runde verbremste sich der Australier im Honda Corner und Slight konnte innen an ihm durchschlüpfen. Wenig später gelang es dem Castrol Honda Piloten, auch Anthony Gobert wieder zu überholen. Doch einige Kurven später ging wieder der Kawasaki Pilot an ihm vorbei. Im 7. Umgang konnte der Neuseeländer erneut am Australier vorbeikommen, dessen Landsmann Corser sich dahinter vorerst zurückhielt. Drei Runden später lag erneut Gobert auf P2, doch Slight ging bei Start-Ziel wieder an ihm vorbei. Die beiden Kampfhähne waren dem führenden Edwards bereits bis auf eine halbe Sekunde Rückstand näher gekommen, als das passierte, was die Regie der Direktübertragung zuerst verpasst hatte. Nachdem Gobert erneut am Kawasaki Piloten vorbeigeschlüpft war, rutschte dieser in der nächsten Linkskurve weg.

Anthony Gobert (Kawasaki) vor Colin Edwards (Yamaha) – der Kampf um den Sieg im ersten Rennen von Australien ging zur Freude der zahlreichen Besucher an den Lokalmatador (© WorldSBK).

Die Entscheidung war gefallen – der Weltmeister stand fest
Im Bruchteil einer Sekunde war die WM zugunsten des Lokalmatadors entschieden. Troy Corser konnte die beiden vor ihm liegenden Fahrer ziehen lassen und begnügte sich im ersten Rennen mit Platz 3 hinter Gobert und Edwards. Der erst 24-jährige aus Wollongong in Südwales, südlich von Sydney, krönte sich als Privatfahrer zum ersten australischen Weltmeister der WSBK. Er sollte der seriennahen WM noch für sehr viele Jahre erhalten bleiben und auf diversen unterschiedlichen Fabrikaten im Kampf um einen weiteren Titel antreten.

Troy Corser (Power Horse Ducati) sollte seinen Hut in der Superbike WM noch für viele Jahre nicht nehmen und der Australier wurde zu einer der prägendsten Figuren der Serie (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Phillip Island
Auch diesmal war Anthony Gobert der Gewinner, doch diesmal nicht hauchdünn vor Edwards, sondern 0,109 Sekunden vor dem neuen Vizeweltmeister Aaron Slight. Mit etwas über 10 Sekunden Rückstand kreuzte Colin Edwards diesmal auf Platz 3 die Ziellinie. Der US-Amerikaner Mike Hale (Ducati) vergoldete seinen Saisonabschluss mit Platz 4 vor John Kocinski und Carl Fogarty. Letzterer wurde am Ende nur WM-Vierter und sollte reumütig zu Ducati zurückkehren, während Kocinski an seiner Stelle auf die Saison 1997 zu Castrol Honda wechselte. Der US-Amerikaner war noch vor Foggy WM-Dritter geworden. Troy Corser konnte trotz seines Ausfalls 6 Runden vor Schluss die Korken knallen lassen.

Troy Corser (Power Horse Ducati) – nach seinem WM-Titel versuchte sich der Australier in der Motorrad-Weltmeisterschaft, hatte jedoch in der 500 cm³ Klasse wenig Erfolg und kehrte ein Jahr später wieder in die Superbike WM zurück (© WorldSBK).

WM-Endstand Fahrer-Weltmeisterschaft 1996

Hersteller-Weltmeisterschaft 1996

Die Wertung mit den Platzierungen (nicht den WM-Punkten), welche für die Rangliste der Hersteller-Weltmeisterschaft zählten. Erneut holte Ducati die Meisterschaft mit ihren V2-Motoren, welche bis zu 1000 cm³ Hubraum haben durften. Die Vierzylinder-Bikes waren zu dieser Zeit auf 750 cm³ beschränkt. Suzuki sollte erst zu einem späteren Zeitpunkt werksseitig einsteigen.

Weiter zu 1997: http://www.motoracers.eu/wsbk-story-19-1997-1/