Carl Fogarty (Ducati) – der Weltmeister von 1994 und 1995 gehörte auch in der Saison 1998 zu den Mitfavoriten auf den WM-Titel. Der amtierende Weltmeister John Kocinski war nach zwei Jahren WSBK in die 500-er WM zurückgekehrt und somit konnte es keinen Titelverteidiger geben.

Die zweite Saisonhälfte 1998 – Jahr 12 der WorldSBK

Mit bereits drei Regenrennen durften die Fahrer in Südafrika und Kalifornien als nächste Stationen auf trockene Verhältnisse hoffen. Mit Kyalami ging es zum ersten Mal auf die etwa in der Mitte zwischen Johannesburg und Pretoria gelegene Strecke von Südafrika. Und offenbar waren die Beteiligten mehrheitlich von diesem Kurs begeistert, zumindest sollte im Jahr darauf hier sogar der Saisonauftakt stattfinden. Bekannte Fahrer gab es aus diesem Land seit einiger Zeit keine mehr. Zwei Jahrzehnte war bereits die Blütezeit mit Kork Ballington und John Ekerold her und Fahrer wie der 6-fache GP Sieger William Raymond Amm (tödlich verunfallt auf MV Agusta 1955 in Imola) hatten die meisten wohl schon längst vergessen.

Luftaufnahme der Rennstrecke von Kyalami, die zwischen 1983 und 1992 auch mehrmals Gaststätte der Motorrad-Weltmeisterschaft war. Das 500 cm³ Rennen gewannen hier die beiden ehemaligen AMA Superbike Stars Eddie Lawson (1984 und 1985) und Freddie Spencer (1983). Bei der Austragung von 1992 triumphierte zudem der Superbike Weltmeister von 1997, John Kocinski.

WM-Situation zur Halbzeit und der beeindruckende Rookie
Bisher hatte sich in den ersten 6 der 12 WM-Runden noch kein klarer WM-Favorit abgezeichnet. An der Spitze lag Troy Corser mit 200 Punkten vor Aaron Slight (194), Colin Edwards (167), Carl Fogarty (164), Pierfrancesco Chili (144) und Noriyuki Haga (143). Dahinter Akira Yanagawa mit 101 Zählern. Mit Rookie Noriyuki Haga sah die Saison 1998 zumindest einen klaren Senkrechtstarter. Der Japaner hatte im Vorjahr bei Wildcard Einsätzen in Sugo (Japan) und Sentul (Indonesien) beeindruckt. Dabei kam ein Sieg und dazu zwei weitere Podestplätze heraus.

Kawasaki Speerspitze Akira Yanagawa – der Japaner hatte im Vorjahr zwei Rennen gewonnen und stand 1998 oft im Schatten seines starken Landsmannes Noriyuki Haga, dem Yamaha Werksfahrer.

Die Premiere in Kyalami mit WM-Runde 7

Im ersten Lauf war der zweite Startplatz leer, als die Ampel ausging. Der Weltmeister von 1996 und WM-Leader Troy Corser war mit seiner Ducati bereits in der Warm Up Lap gestürzt und daher gingen die verbliebenen 20 Fahrer ohne den Australier ins Rennen. Der Flaggenmann wollte beinahe nicht mehr von der Strecke gehen, als ihm Pierfrancesco Chili mit einer wütenden Handbewegung bedeutete, er solle endlich abhauen. Hinter Suzuki Pilot Jamie Whitham, Carl Fogarty und Gregorio Lavilla (beide Ducati) bog der Italiener danach auf P4 in die erste Kurve ein. In Runde zwei übernahm Foggy die Führung und wenig später kassierte Chili auch den vor ihm liegenden Spanier. Zwei Umgänge später war auch Whitham an der Reihe und der Italiener machte sich auf die Jagd nach dem führenden Engländer.

Jamie Whitham – der Suzuki Pilot aus England trat 1998 zusammen mit seinem australischen Teamkollegen Peter Goddard immer wieder ganz weit vorne in Erscheinung. Bereits ein Jahr davor war er mit WM-Rang 8 bester Suzuki Pilot nach 10 Jahren WSBK geworden.

Die Entscheidung im ersten Lauf mit dem Ducati-Festival
Chili war in Hochform und es gelang dem ehemaligen Bademeister von Rimini, den in Führung liegenden Ducati Markenkollegen Carl Fogarty noch abzufangen. Nachdem er zwischenzeitlich von Jamie Whitham überholt worden war, hatte sich Gregorio Lavilla wieder Platz 3 zurück erkämpft und sorgte damit für einen dreifach-Triumph der roten Renner aus Borgo Panigale bei Bologna. Die beiden Suzukis von Jamie Whitham und Peter Goddard folgten knapp dahinter und sechster wurde Akira Yanagawa auf der besten Kawasaki vor seinem japanischen Landsmann Nori Haga (Yamaha). Honda Speerspitze Aaron Slight musste sich vor Teamkollege Colin Edwards mit P8 begnügen und Scott Russell landete auf Rang 10.

Der Sieger und der Zweitplatzierte des ersten Laufs von Kyalami, links der italienische Publikumsliebling Pierfrancesco Chili im Gespräch mit seinem Ducati Markenkollegen und zweifachen Weltmeister Carl Fogarty.

Das zweite Rennen von Kyalami
Diesmal machte Troy Corser seine Sache besser und übernahm gleich nach dem Start die Führung vor seinen 3 Markenkollegen Fogarty, Chili und Lavilla. Der Spanier ging kurz danach am vor ihm liegenden Italiener vorbei und in den ersten Runden änderte sich am Bild mit den 4 roten Bikes an der Spitze nichts. Dann flogen in der 4. Runde Slight, Lavilla und Whitham ab, offenbar waren sie alle in einer Rechtskurve auf Öl ausgerutscht und nur der Neuseeländer konnte das Rennen danach wieder fortsetzen. Anschliessend an diesen Massensturz wurde übrigens dann die Warnflagge geschwenkt. An der Spitze duellierten sich danach Foggy und Corser, bis der Australier zurückfiel und der Engländer danach von Haga und Chili unter Druck gesetzt wurde. Der Italiener gewann mit 0,23 Sekunden auf Fogarty und Haga blieb Platz 3 vor Colin Edwards, Akira Yanagawa, Peter Goddard und dem anfänglich führenden Corser. Slight musste sich mit P8 vor Russell und Bontempi begnügen, wodurch er zum zweiten Mal wichtige Punkte liegenließ.

Akira Yanagawa – der Japaner lieferte mit den Rängen 6 und 5 in Südafrika eine solide Leistung, doch für Siege sollte es 1998 entgegen dem Vorjahr nicht reichen.

WM-Runde 8 in Laguna Seca

Wie auch in Sugo (Japan) waren auch beim US-Amerikanischen Superbike WM-Lauf traditionell meist starke einheimische Fahrer mit einer Wildcard dabei. So auch im Jahr 1998 und damit nahmen diese Piloten natürlich auch den von ihnen geschlagenen Kollegen in deren Kampf um die WM Punkte weg. Dass ausgerechnet Kawasaki Urgestein Doug Chandler dabei auf dem Podium landen würde, konnte jedoch nicht erwartet werden. Der Mann war bereits 1989 im zweiten Jahr der WorldSBK mit dabei gewesen und hatte bei seinem Heimrennen als Gaststarter in Brainerd Punkte geholt. Ganze neun Jahre später fuhr der Mann mit Nummer 110 immer noch auf Kawasaki mit und ließ dabei unzählige Weltklassefahrer alt aus sehen, Chapeau!

Im ersten Rennen setzte sich nach dem Start Troy Corser an die Spitze, gefolgt von Nori Haga und den beiden Kawasaki Piloten Chandler und Yanagawa. Dahinter folgte der Suzuki Wildcard Pilot Mat Mladin vor Neil Hodgson, Jamie Whitham und dem weiteren US-Amerikaner Ben Bostrom auf Honda. In der 3. Runde flog Yamaha Ass Haga ins Kiesbett ab und Mladin musste mit Motorproblemen aufgeben. Kurz nach Rennmitte kam es bei der Anfahrt zur berüchtigten Cork-Screw zu einem Massencrash, der zum Abbruch führte. Damit erhielten die ersten 15 Fahrer nur halbe Punkte gutgeschrieben. Sieger war Corser vor Yanagawa, Chandler, Bostrom, Carl Fogarty, Jamie Whitham und dem ebenfalls gestürzten Pierfrancesco Chili. Platz 8 ergab 4 Punkte, die an Aaron Slight gingen, dahinter folgten Neil Hodgson, Jamie Hacking (Yamaha), Colin Edwards und Aaron Yates (Suzuki). Es hatte sogar noch einen Restart gegeben, aber dabei passierte ein erneuter Massencrash direkt nach dem Start, wonach endgültig mit Lauf 1 Schluss war.

Kurz nach dem Start des ersten Rennens bei der Einfahrt in die Cork-Screw die Verfolger von Leader Corser: Haga, Chandler, Yanagawa und Mat Mladin. Hinten links sieht man die 2 von Foggy und rechts mit der 111 Aaron Slight.

Der zweite Lauf von Laguna Seca
Von 26 Fahrern sollten 13 das Ziel nicht sehen, dabei waren deren 6 gar nicht erst zum Start angetreten. Darunter waren nebst Aaron Slight auch Doug Chandler, Piergiorgio Bontempi und sein Kawasaki Markenkollege Akira Yanagawa. Anfänglich war Scott Russell in Führung gegangen, doch der Yamaha Pilot schied nach zwei Runden per Sturz aus. Kurz davor hatte er noch eine Stop and Go Strafe angezeigt erhalten und lag hinter Teamkollege Haga auf P2. Troy Corser machte sich auf die Verfolgung des japanischen Leaders. Gefolgt von seinen Ducati Markenkollegen Bostrom und Chili traf er hinter dem Yamaha Ass am Ende auch im Ziel ein. Carl Fogarty musste nach 7 Runden mit technischen Problemen aufgeben. Platz 5 ging an Jamie Whitham (Suzuki) vor Neil Hodgson (Kawasaki), Jamie Hacking (Yamaha), Peter Goddard (Suzuki), Alessandro Gramigni (Ducati) und Honda Pilot Colin Edwards.

Carl Fogarty (Ducati) in der Cork Screw – der zweifache Weltmeister hatte bisher erst 2 Rennen gewonnen. Aber weil auch seine Gegner zwischendurch immer wieder mit Problemen kämpften, war er im Fight um den WM-Titel immer noch mit im Rennen.

Die Rückkehr nach Europa mit Runde 9 in England und einem neuen Namen

Vor Brands Hatch lag Troy Corser mit 242 Punkten im WM-Zwischenklassement in Führung. Dahinter folgten Aaron Slight (214), Pierfrancesco Chili (212), Carl Fogarty (209), Colin Edwards (196) und Noriyuki Haga (193). Damit war für das letzte Drittel die Entscheidung im Titelkampf nach wie vor völlig offen.

Das erste Rennen wurde zu einem Honda Festival, bei welchem Colin Edwards vor seinem Castrol Honda Teamkollegen Aaron Slight triumphierte. Anfänglich waren noch die beiden Ducati Piloten Troy Corser und Pierfrancesco Chili, doch schon bald ging Edwards an den beiden vorbei und in Führung. Wenig später war auch Slight am Vormarsch und machte sich auf die Verfolgung des Spitzenreiters. Im Formationsflug kreuzten die beiden Leader nach 25 Runden mit einem Abstand von über 10 Sekunden vor Scott Russell auf Platz 3 die Ziellinie. Als bester Engländer und Ducati Pilot musste Carl Fogarty mit Rang 4 vorlieb nehmen. Dahinter folgten Jamie Whitham (Suzuki), Niall Mackenzie (Yamaha), Corser (Ducati), Steve Hislop (Yamaha), Chili und Peter Goddard (Suzuki). Haga wurde vor dem Australier Troy Bayliss auf Ducati zwölfter. Letzterer sollte in den kommenden Jahren noch für viel Aufmerksamkeit in der Superbike WM sorgen.

Scott Russell (Yamaha) – der Weltmeister von 1993 auf Kawasaki musste bis zur neunten Runde warten, bis sein erstes Podium der Saison 1998 Realität wurde.

Das zweite Rennen von Brands Hatch
Erneut ging Troy Corser nach dem Start in Führung. Nach der ersten Runde war Colin Edwards auf P2 vor Jamie Whitham und Foggy. Mit knapp 2 Sekunden Rückstand folgte Slight vor Hodgson, Haga und dem Engländer Sean Emmett (Ducati). Nach 9 von 25 Runden lag Carl Fogarty auf Platz 2 vor seinen Landsleuten Whitham und Emmett, der später ausfallen sollte. Dahinter die beiden Hondas von Edwards und Slight. Am Schluss wurde Corser als Sieger abgewunken und mit 3,24 Sekunden Rückstand folgte Foggy auf Platz 2 vor Jamie Whitham mit der Suzuki. Vierter wurde Colin Edwards vor Slight, Chili, Haga und Russell. Die ersten 10 vervollständigten Hodgson und Mackenzie. Hislop wurde elfter vor Haydon, Goddard, Reynolds und Bayliss. Akira Yanagawa (Kawasaki) musste noch nach seiner in Laguna Seca zugezogenen Verletzung pausieren.

Carl Fogarty (Ducati) – zweiter hinter Honda Pilot Colin Edward als Gesamtsieger in Brands Hatch und damit nach wie vor im Kampf um den WM-Titel in aussichtsreicher Position.

Das letzte Viertel begann mit Runde 10 in der Steiermark

Die Rückkehr nach Österreich war für Carl Fogarty an positive und negative Erinnerungen geknüpft. Im Vorjahr hatte das Ducati Ass den ersten Lauf gewonnen, war jedoch im zweiten ausgeschieden. Als WM-Leader reiste Troy Corser an, der Australier führte mit 276 Punkten vor Slight (245), Foggy (242), Edwards (234) und Chili (229).

Die Entscheidung um den Sieg auf dem seit 1996 auf A1-Ring umbenannten ehemaligen Österreichring fiel denkbar knapp aus. Aaron Slight holte sich den vierten Saisonsieg vor Chili und Fogarty und zog dadurch mit Haga und Chili gleich, die ebenfalls bereits viermal gewonnen hatten. Der wieder genesene Akira Yanagawa schaffte auf seiner Kawasaki Platz 4 vor Whitham, Corser und Edwards. Neil Hodgson wurde achter vor Nori Haga und Peter Goddard auf der zweitbesten Suzuki.

Das Kawasaki Team mit Neil Hodgson (links) und Akira Yanagawa – das vom Deutschen Harald Eckl geführte Werksteam der Grünen war zweite Hälfte der 1990-er Jahre durchaus erfolgreich unterwegs. Für einen WM-Titel reichte es dabei jedoch nie.
Die Strecke in Spielberg von Norden gesehen 20 Jahre später aufgenommen. Mittlerweile auf Red Bull Ring umgetauft, aber nur leicht umgebaut, sowie mit einer komplett neuen Boxenanlage.

Der zweite Lauf von Österreich
Nach dem Start ging mit Aaron Slight der Sieger des ersten Rennens in Führung. Im Rechtsknick, der verwirrender weise auch heute noch als Kurve 3 benannt ist, wurde der Castrol Honda Pilot innen von Suzuki Pilot Jamie Whitham überholt. Doch vor Kurve 4 lag er bereits wieder vorne. In der 5. von 25 Runden lagen Fogarty, Corser und Yanagawa hinter dem Leader. Wenig später lag der Australier vor Slight in Führung und Foggy knapp dahinter. Es entwickelte sich ein Dreikampf um die Spitze und nur wenig dahinter lauerten Yanagawa und Pierfrancesco Chili. Corser fiel gegen Ende zurück und es kam zum Zweikampf zwischen dem Engländer und dem Neuseeländer um den Sieg. Letzterer gewann und Fogarty musste sich um die Winzigkeit von 0,181 Sekunden geschlagen geben. Dahinter folgte der Italiener vor dem Japaner und Australier. Sechster wurde Whitham vor Gregorio Lavilla (Ducati), Peter Goddard (Suzuki), Colin Edwards (Honda) und Neil Hodgson auf Kawasaki.

Aaron Slight (Castrol Honda) – der Doppelsieger von Spielberg hatte sich im Ziel zweimal hauchdünn durchgesetzt. Damit war der Neuseeländer bis auf 2 Punkte an WM-Leader Corser herangekommen.
Akira Yamagawa (Kawasaki) hatte in Spielberg sein bis dahin bestes Saisonresultat, aber für ein Podium hatte es im zweiten Jahr seiner Teilnahme bis dahin nicht gereicht. Im Vorjahr war er auf dem A1-Ring mit einem zweiten Platz und seinem ersten WSBK-Sieg noch Gesamt erster geworden.

Die vorletzte Runde in Assen

Vor dem WM-Finale, welches erstmals im japanischen Sugo stattfand, kam die Vorschlussrunde in der „Cathedral of Speed“ zur Austragung. Wer als Motorsportfan noch nie in Assen zu Gast war, ist selbst schuld. Wir können dies sämtlichen Fans nur wärmstens ans Herz legen. Allerdings empfehlen wir dringendst, dabei nicht an das MotoGP Rennen zu gehen, sondern ein WorldSBK Wochenende zu besuchen. Kaum Gedränge, tiefe Preise und sehr viel Rennsport-Action für wenig Geld, mehr geht fast nicht. Auch im Jahr 1998 sollten die angereisten Besucher nicht enttäuscht werden. Ihnen wurde definitiv einiges an Spannung und Unterhaltung geboten. Beim ersten Lauf ging nach dem Start sofort Carl Fogarty auf der Ducati 996 in Führung, gefolgt von Peter Goddard auf der Suzuki und Troy Corser, der kurz danach an seinem australischen Landsmann vorbeiging.

In der zweiten Kurve flog derweil Suzuki Pilot Jamie Whitham ab, als ihm die Piste ausging. Kurz danach ging auch Pierfrancesco Chili an Goddard vorbei, womit drei Ducatis in Führung lagen. Wenig später lag Corser an der Spitze und die drei roten hatten sich von ihren nächsten Verfolgern um rund 100 m abgesetzt. In der 11. von 16 Runden wechselten sich Chili und Foggy mehrfach an der Spitze ab, während der Australier leicht zurückgefallen war. Der Engländer lag anfangs der letzten Runde an der Spitze, doch Chili gelang es, ihn zu überholen und danach liess sich der Italiener von ihm nicht mehr übertölpeln. Corser wurde dritter vor den beiden Castrol Honda Piloten Slight und Edwards. Dahinter folgte Goddard vor Akira Yanagawa, Noriyuki Haga, Scott Russell und Neil Hodgson.

Alessandro Gramigni (Ducati) – der Italiener holte sich nach drei Top Ten Resultaten in Assen Platz 6.
Das Programmheft von Assen zum Preis von 5 Gulden.
Auf Seite 4 des Programmhefts von Assen machte eine Firma Werbung, die wenig später für sehr lange Zeit im Paddock der WorldSBK vertreten sein sollte.

Das zweite Rennen von Assen
Nach dem Start lag zuerst Suzuki Ass Goddard in Führung, gefolgt von Fogarty, Corser, Slight und Chili. Noch in der ersten Runde gingen die ersten drei Verfolger am Australier vorbei. Gleichzeitig war Yamaha Pilot Scott Russell abgeflogen, der US-Amerikaner musste sich an diesem Sonntag mit 7 Punkten begnügen. Zur Halbzeit hatte sich eine Vierergruppe gebildet, als Slight und Chili, nachdem sie zuerst etwas zurückgelegen waren, wieder an Foggy und Corser aufgeschlossen hatten.

Der Slowene Igor Jerman (Kawasaki) war auch in der Endurance WM erfolgreich unterwegs und sicherte sich in Assen sein zweites Top Ten Ergebnis der Saison 1998.

Dramatische Entscheidung um den Sieg
Zwei Runden vor Schluss lagen Chili und der zweifache Weltmeister mit deutlichem Abstand zu den beiden anderen an der Spitze. Kurz vor dem Ziel übernahm wieder der Italiener die Führung, doch in der letzten Schikane vor Start-Ziel verbremste er sich und flog über das Vorderrad ab. Fogarty siegte vor Slight, Corser, Edwards, Whitham, Yanagawa und Goddard. Die Top Ten komplettierten Nori Haga vor Neil Hodgson und dem Slowenen Igor Jerman (beide Kawasaki). Nur 14 Fahrer sahen die Zielflagge und sämtliche restlichen Piloten waren auf Kawasaki unterwegs.

Carl Fogarty und der stürzende Ducati Markenkollege Pierfrancesco Chili, welcher den Doppelsieg wenige hundert Meter vor dem Ziel durch seinen Crash verschenkte.
Aaron Slight in der Castrol Honda Box – der „Kiwi“ war nach dem Event von Kyalami in Südafrika WM-Leader gewesen und lag vor Assen nur gerade zwei Punkte hinter Leader Troy Corser. Nun spitzte sich der Kampf um den Titel zu und nach Assen fehlte ihm nur ein halber Punkt auf den im Zwischenklassement führenden Australier, aber auch Fogarty lag nur knapp dahinter und war noch im Rennen um die Weltmeisterschaft.

Das WM-Finale in Sugo mit der WM-Entscheidung

Einen Monat nach den beiden Läufen in den Niederlanden kam es zum Showdown in Japan. In Führung lag mit 328,5 Punkten immer noch Troy Corser, doch nur einen halben Zähler dahinter lauerte Aaron Slight und Carl Fogarty fehlten nur gerade 6 Punkte auf den WM-Leader. Pierfrancesco Chili und Colin Edwards waren zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Rennen um die Titelentscheidung. Bereits traditionell war die Tatsache, dass die starken einheimischen Fahrer in der Regel die Ranglisten gehörig durcheinander brachten. Doch bereits vor dem ersten Rennen kam es zu einem veritablen Drama.

Die Katastrophe für den WM-Leader
Später würde wie so oft in erster Linie nur noch interessieren, wer den WM-Titel in der Saison 1998 geholt hatte. Aber in diesem Fall hatte derjenige auch eine gehörige Portion Glück auf seiner Seite. Mit Troy Corser fiel nämlich ausgerechnet der WM-Leader bereits vor dem Start zum ersten Rennen aus. Der Australier hatte sich mit einem starken Qualifying die Poleposition gesichert. Doch im Warm-Up kam es für den Weltmeister von 1996 auf Ducati zur Katastrophe. Bein seinem Sturz zog sich Corser Rippenbrüche zu und musste danach auf die Teilnahme an den Rennen verzichten.

Troy Corser (Ducati) war als WM-Leader nach Sugo angereist und musste noch vor dem ersten Rennen passen, weil er sich im Aufwärmtraining verletzt hatte.

Das erste Rennen
Vor heimischer Kulisse ging Noriyuki Haga gleich nach dem Start in Führung. Im Vorjahr hatte sich der Yamaha Pilot hier mit Platz 2 und einem ersten Rang den Gesamtsieg geholt. Auf P2 folgte mit Suzuki Pilot Akira Ryo ein Landsmann vor Carl Fogarty auf Ducati und Keiichi Kitagawa (Suzuki). Nach 5 von 25 Runden war die Reihenfolge an der Spitze unverändert geblieben und dahinter lagen Scott Russell, Neil Hodgson, Akira Yanagawa und Aaron Slight. In der 13. Runde fehlte plötzlich der Leader. Haga war in einer Rechtskurve abgeflogen und zunächst regungslos liegen geblieben. Kurz danach stand er jedoch auf und stapfte von dannen.

Noriyuki Haga (Yamaha) – oft gab es für den Japaner nur Sturz oder Sieg und genau dies machte aus ihm genauso wie bei „Franky“ Chili einen Publikumsliebling.

Die Vorentscheidung im ersten Rennen
Mit einem Suzuki Doppelsieg durch Kitagawa vor Ryo kam es zu einem historischen Triumph für das Werk aus Hamamatsu. Dritter wurde Carl Fogarty auf Ducati vor Akira Yanagawa (Kawasaki), Scott Russell (Yamaha) und Neil Hodgson auf Kawasaki. Aaron Slight verlor mit P7 wichtige Punkte auf den nun in der WM führenden Foggy. Dadurch war nun der Engländer neuer Leader, doch sein Vorsprung auf den Neuseeländer betrug nur gerade 1,5 Zähler. Der Vollständigkeit halber seien hier jedoch auch noch die übrigen Platzierungen erwähnt. Achter wurde Shinichi Ito (Honda) vor Wataru Yoshikawa (Yamaha), Peter Goddard, Jamie Whitham (beide Suzuki) und Chili nur auf P12 vor Colin Edwards und weiteren 3 Japanern. Nun musste Slight unbedingt versuchen, vor Fogarty ins Ziel zu kommen, ansonsten war dieser Weltmeister.

Carl Fogarty auf der neuen Ducati 996 – nach dem Saisonauftakt in der ganzen restlichen Saison nie WM-Leader, mit Ausnahme des wichtigsten Moments, nämlich vor dem letzten Rennen des Jahres.

Der zweite Lauf von Sugo mit der Titelentscheidung im allerletzten Rennen der Saison
Vom Start weg ging erneut „Nitro Nori“ Haga, wie man ihn bald nennen sollte, vor Foggy in Führung. Dahinter Akira Ryo, Aaron Slight und Keiichi Kitagawa. Dem auf P4 liegenden Neuseeländer wollte es danach einfach nicht gelingen, an den sich immer mehr absetzenden neuen WM-Leader heranzukommen. Stattdessen kam von hinten Akira Yanagawa auf der Kawasaki in der 13. Runde herangebraust, der zu ihm aufschliessen konnte. Bereits im ersten Rennen hatte Slight dem Japaner angedeutet, gefälligst hinter ihm zu bleiben, doch auch diesmal war Akira nicht dazu bereit, Geschenke zu verteilen.

Akira Yanagawa auf der Kawasaki ZX-7R. Der schnelle Japaner spielte bereits im ersten Rennen Zünglein an der Waage im WM-Kampf, als er sich zwischen Foggy und Slight geschoben hatte.

Zum dritten Mal Supersport Weltmeister – Carl Fogarty

Yanagawa ging nicht nur an Slight vorbei, sondern später kassierte er auch noch Foggy und Suzuki Ass Akira Ryo, um am Ende hinter einem überragenden Noriyuki Haga (Yamaha) für Kawasaki Platz 2 zu holen. Carl Fogarty riskierte diesmal nichts und gab sich mit Rang 4 zufrieden, während Aaron Slight etwas über eine Sekunde hinter Keiichi Kitagawa (Suzuki) enttäuscht die Ziellinie kreuzte. Erneut war der Neuseeländer am lange ersehnten Titelgewinn gescheitert. Nach 4 dritten Rängen und einem Vizeweltmeistertitel 1996 wurde es für ihn erneut nur der sogenannte „Runner up“ (englisch für Vize oder Zweitplatzierter). Foggy hingegen wurde von seinen Landsleuten mittlerweile „King Carl“ gerufen und machte sich als erster dreifacher Weltmeister der WSBK Geschichte endgültig unsterblich. Für ihn war bereits klar, dass er im Jahr darauf erneut für das Ducati-Werksteam die Titelverteidigung anstreben würde.

Noriyuki Haga (Yamaha) – der Sieger des Abschlussrennens in seiner Heimat Japan sollte noch für viele Jahre die Fans der WorldSBK begeistern und auch im Jahr darauf mit Yamaha zurückkehren.

Der WM-Endstand 1998

In Laguna Seca wurden nach zwei Massenstürzen im ersten Rennen nach dem zweiten Abbruch nur halbe Punkte vergeben. Der erste Sieg einer Suzuki im 11. Jahr der Superbike WM durch Akira Ryo hatte historischen Charakter. Leider wurde ein solcher Erfolg von den beiden Werkspiloten Jamie Whitham und Peter Goddard verpasst, doch mit WM-Rang 8 und 9 lagen sie in der Endabrechnung immerhin noch vor Ex-Weltmeister und Yamaha Werksfahrer Scott Russel (USA).

Hersteller WM 1998 – Sieg für Ducati

Weiter zu 1999: http://www.motoracers.eu/wsbk-story-23-1999-1/

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).