Die 2. Saisonhälfte von 2006 – dem 19. Jahr der WorldSBK

Der amtierende Weltmeister hatte wie erwartet keinen leichten Stand zur Verteidigung seines Titels. Nachdem Troy Bayliss aus der MotoGP ins Ducati Werksteam zurückgekehrt war, dominierter er statt Troy Corser die erste Saisonhälfte. Von den ersten 12 Rennen der insgesamt 24 Läufe für die Saison 2006 hatte der Australier deren 8 gewonnen und stand zusätzlich zweimal auf dem Podium. Mit beinahe 100 Punkten Vorsprung auf seine nächsten Verfolger im WM-Zwischenklassement nahm er die zweite Hälfte in Angriff. Mit Noriyuki Haga, James Toseland, Troy Corser und Alex Barros trennten diese nur gerade 14 Zähler. Die Titelentscheidung war natürlich noch vollkommen offen, da weitere 6 Runden mit je 2 Rennen ausstanden.

WM-Leader Troy Corser (Infostrada Ducati) – der Aussie war nach seiner Rückkehr aus der MotoGP offensichtlich wieder der Mann, welchen es zu schlagen galt (© WorldSBK).

WM-Runde 7 in Tschechien

Für den WM-Leader begann das erste Rennen der zweiten Saisonhälfte schlicht katastrophal. Zusammen mit Régis Laconi war das Rennen für den schnellen Mann aus Taree im australischen New South Wales bereits in der 1. Runde durch Sturz zu Ende. Es gewann der Japaner Yukio Kagayama vor James Toseland und Michel Fabrizio. Hinter Haga wurde der zweite Suzuki Werkspilot und Titelverteidiger Troy Corser nur fünfter. Rang 6 ging an Fonsi Nieto vor Chris Walker, Shinichi Nakatomi, Norick Abe, Frankie Chili und Karl Muggeridge. Ebenfalls gestürzt waren im Lauf des Rennens Fabien Foret, Rubén Xaus, während Alex Barros mit Handling-Problemen aufgab.

Luftaufnahme der Strecke von Brünn – unser bis zu diesem Artikel letzter WSBK-Besuch war am zweiten Juni-Wochenende 2018. Damals durften wir eskortiert von einem Motorrad-Polizisten bis mitten ins Infield mit unserer KTM, um dort zu parkieren (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Brünn
Diesmal kam der WM-Leader durch, aber anfänglich auf Platz 3 gelegen, ging es für Troy Bayliss bis ins Ziel auf Rang 8 zurück. Kagayama holte sich das Double vor Michel Fabrizio, Nori Haga, Troy Corser und James Toseland. Andrew Pitt schied wegen Kraftstoffmangel aus, Josh Brookes mit technischen Problemen und Pierfrancesco Chili hatte aufgegeben. Nachfolgend das offizielle Resultat von Lauf 2.

Der WM-Leader hatte auch die meisten Führungsrunden, was zwei Jahre zuvor bei James Toselands Titel für das Ducati-Werksteam deutlich anders gewesen war (© WorldSBK).
Yukio Kagayama (Alstare Suzuki Corona) – der Japaner hatte im Vergleich zum Vorjahr einen bescheidenen Saisonstart, schien aber immer mehr in Fahrt zu kommen (© WorldSBK).

Die 8. WM-Runde in Brands Hatch

Immer noch hatte Troy Bayliss einen deutlichen Vorsprung auf seine Verfolger, doch trotzdem war er diesmal entschlossen, die Scharte von Brünn auszuwetzen. Doch es war ein hartes Stück Arbeit für den schnellen Australier. Anfänglich leistete „Nitro Nori“ Haga erbitterten widerstand und nach Rennmitte übernahm James Toseland die Verfolger-Rolle. Doch der WM-Leader gab sich diesmal keine Blösse und mit 1.657 Sekunden Vorsprung auf den Honda Piloten kreuzte er als Sieger die Ziellinie. Haga wurde dritter vor Pitt, Kagayama und Corser. Platz 7 ging an Chris Walker vor Alex Barros, Régis Laconi, Rubén Xaus und Tommy Hill. Wildcard Pilot Kurtis Roberts gab nach 8 Runden auf. Der Sohn des dreifachen 500-er Weltmeisters „King Kenny“ sollte die Zielflagge auch im 2. Rennen nicht sehen.

Das zweite Rennen von Brands Hatch
Diesmal war der Japaner nicht gewillt, seine Niederlage aus dem ersten Lauf hinzunehmen. Nicht umsonst nannten ihn viele „Nitro Nori“ und Haga kämpfte mit Bayliss verbissen um die Führung und den Sieg. Mehrmals wechselten sich die beiden Kampfhähne dabei an der Spitze ab und am Ende war es der Yamaha Pilot, welcher um 0.184 Sekunden die Nase vorne hatte. Hinter Bayliss wurde dessen australischer Landsmann Andrew Pitt dritter vor Laconi, Toseland, Corser, Kagayama, Walker und Barros. Zehnter wurde Rubén Xaus, der nach seiner Rückkehr aus der MotoGP hartes Brot essen musste. Bestes Resultat war bis dahin ein vierter Platz im 1. Rennen von Silverstone und sollte dies auch bis zum Saisonende bleiben.

Nori Haga (Yamaha) vor Troy Bayliss (Ducati) und James Toseland (Honda) – der japanische Publikumsliebling zeigte mal wieder ein tadelloses Rennen und gewann den bereits 20. WM-Lauf seiner Karriere (© WorldSBK).

WM-Runde 9 in Assen

Im verregneten ersten Rennen gab es mit Chris Walker, genannt „the Stalker“ einen Überraschungssieger. Der Engländer gewann auf seiner Kawasaki vor Yamaha Pilot Andrew Pitt und Michel Fabrizio (Honda). Die Sensation war, wie dieser Sieg des Sohns eines Händlers von Motorrad-Ersatzteilen aus Langley Mill in der Nähe von Nottingham zustande kam. Chris kreuzte nach dem Start als zweitletzter auf Position 26 die Ziellinie. In der 6. Runde war er dreizehnter und im 13. Umgang lag der entfesselt fahrende Regenkünstler bereits auf dem 3. Rang. Zwei Runden später lag er in Führung und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab. Ganze 13 Fahrer sahen die Zielflagge nicht und darunter waren auch Chili, Corser, Xaus und Bayliss, die alle gestürzt waren. Rang 4 ging an Fonsi Nieto vor Abe, Neukirchner, Lanzi, Rolfo, Muggeridge und Toseland.

Im ersten Bild das Podium mit Pitt, Sieger Walker und Fabrizio und darunter der entfesselt fahrende Sieger aus England, der damit seit Sugo 2006 den ersten Sieg für die grüne Marke und den 35. insgesamt geschafft hatte (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Assen
Nach dem ersten Regenrennen der Saison war es am Nachmittag diesmal trocken und es schlug wieder die Stunde für Troy Bayliss. Der Australier machte seinen Fehler vom Mittag wieder gut und triumphierte mit beinahe 10 Sekunden Vorsprung auf seinen Landsmann Pitt. Mit Rang 3 holte Fonsi Nieto sein erstes Podium der Saison vor Kagayama, Xaus, Lanzi und Barros. Platz 8 ging an Laconi vor Toseland, Fabrizio und Steve Martin. Zu den Bruchpiloten zählten diesmal Corser, Haga, Neukirchner und auch James Toseland, der danach aber immerhin noch neunter wurde. Der Engländer war nach einem Crash von Corser und Haga selbst zu Sturz gekommen, während für die beiden anderen Fahrer das Rennen vorbei war.

Der dreifach-Sturz von Haga, dem bereits halb unter ihm liegenden Corser und Toseland, der nicht mehr auszuweichen vermochte (© WorldSBK).

Runde 10 in der Lausitz

Der erste Lauf wurde eine Beute der Japaner, wobei diesmal Yukio Kagayama die Nase vor seinem Landsmann Haga hatte. Troy Corser sorgte mit Rang 3 dafür, dass zum ersten Mal in dieser Saison zwei Suzuki Piloten auf dem Podest standen. Im Vorjahr war dies noch völlig normal gewesen und nun hatte es bis zum 19. Rennen gedauert. Vierter wurde Pitt vor Barros, Muggeridge und einem enttäuschten Troy Bayliss. Doch der Ducati Pilot sollte sich im zweiten Lauf verbessern und er lag schon beinahe uneinholbar in Führung im WM-Zwischenklassement. Platz acht ging an Lorenzo Lanzi vor James Toseland, Fonsi Nieto, Régis Laconi und Max Neukirchner.

Yukio Kagayama (Suzuki) vor Karl Muggeridge, Alex Barros (beide Honda) und Ducati Werkspilog Lorenzo Lanzi, welcher in der Saison 2006 sehr oft im Schatten seines Teamkollegen Bayliss stand (© Suzuki Racing).

Das zweite Rennen in der Lausitz
Seit dem Saisonauftakt war mit James Toseland der Weltmeister von 2004 sieglos geblieben. Im bereits 20. Lauf der Saison vermochte der Engländer auf der Winston Ten Kate Honda endlich seinen zweiten Sieg des Jahres zu holen. Es war ein Start-Ziel-Sieg, aber Nori Haga wurde dabei bis zum Zielstrich nur um winzige 0.21 Sekunden geschlagen. Dritter wurde Bayliss vor Kagayama, Muggeridge und Lanzi. Max Neukirchner hatte im 1. Lauf mit Platz 13 vorlieb nehmen müssen und im zweiten Rennen lief es ihm gar noch schlechter. Bereits nach 2 Runden musste der Lokalmatador seine Suzuki mit technischen Problemen abstellen. Es war auch nach dem Wechsel von der Pedercini Ducati für den Deutschen eine Saison zum Vergessen. Nachfolgend das offizielle Resultat des 2. Laufs auf dem Lausitzring.

Andrew Pitt (Yamaha) und Alex Barros (Honda) waren durch Sturz ausgeschieden (© WorldSBK).
Max Neukirchner war neu in Diensten von Alstare Corona Suzuki. Mit Ausnahme von seinem 6. Platz im Regen von Assen wurden seine Resultate jedoch kaum besser als zuvor bei Pedercini Ducati (© Suzuki Racing).

Die vorletzte WM-Runde in Imola

Auf dem Autodromo Dino e Enzo Ferrari war natürlich viel Ducati-Rot auf den Tribünen zu sehen. Nach dem Start kämpften anfänglich Bayliss und sein australischer Landsmann Pitt um die Führung, bis ab Rennmitte Alex Barros das Kommando übernahm. Im Ziel hatte der Brasilianer 4.351 Sekunden Vorsprung auf Toseland und Pitt komplettierte das Podium mit Rang drei. In der ersten Runde waren bereits Kagayama und Neukirchner gestürzt und zwei Umgänge später erwischte es auch Rubén Xaus. Doch ein anderes Ereignis beschäftigte dessen früheren Ducati Teamkollegen und die zahlreich erschienenen Fans und die Zuschauer am Fernsehen am allermeisten.

Alex Barros – der Brasilianer schaffte in Imola, was Frankie Chili und Nax Neukirchner im Vorjahr nicht fertiggebracht hatten, nämlich den ersten Sieg des Teams von Klaus Klaffenböck (© WorldSBK).

Der Kampf um den Titel war vorzeitig entschieden
Troy Bayliss war am Ende noch hinter Haga zurückgefallen, war aber trotz Platz 5 der Strahlemann des Tages. Mit 84 Punkten Vorsprung auf James Toseland und deren 85 auf Haga stand der Australier soeben als dreifacher Superbike Weltmeister fest. Nur Carl Fogarty war bis dahin mit seinen Titeln noch erfolgreicher gewesen, als sein Nachfolger im Ducati-Werksteam. Das Sahnehäubchen sollte für Troy etwas später noch folgen, vorerst hatte er sich auch auf einen zweiten Lauf und das WM-Finale in Frankreich zu konzentrieren.

Troy Bayliss auf seiner Ducati 999 F06 – eine 2006 beinahe unschlagbare Kombination, die zum zweiten Superbike Weltmeistertitel führte (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Imola
Diesmal legte der frisch gebackene 2-fache Weltmeister einen lupenreinen Start-Ziel-Sieg hin. Zweiter hinter Troy Bayliss wurde Alex Barros, welcher sich damit den Gesamtsieg der 11. Runde holte. Platz 3 ging an Kagayama vor Pitt, Toseland Haga und Lanzi. Achter wurde Karl Muggeridge vor Corser, Laconi und den zwei Japanern Abe und Nakatomi. Zu den Crash-Piloten gehörten Ivan Clementi, Kurtis Roberts und Max Neukirchner.

Karl Muggeridge (Winston Ten Kate Honda) vor Chris Walker (PSG-1 Kawasaki Corse) – der Australier vermochte in seinem zweiten Jahr, als Stammfahrer in der Superbike WM nicht mehr ganz an seine gute Saison im Vorjahr anzuschliessen, als er noch 5 Tops sechs Platzierungen geholte hatte (© WorldSBK).

Saisonfinale mit WM-Runde 12 in Nevers

Auf dem Circuit de Nevers Magny-Cours lag anfänglich der Mann mit der Nummer 1 auf seiner Suzuki in Führung. Ab der 5. Runde übernahm James Toseland auf seiner Honda die Spitze, doch „Nitro Nori“ erwies sich wenig später als härtester Widersacher im Kampf um den Sieg. Am Ende lag aber Toseland um winzige 0.115 Sekunden vorne und selbst Corser hatte auf den Gewinner nur 0.412 Rückstand. Bayliss begnügte sich diesmal mit Rang 4 vor Kagayama, Walker, Barros und Lanzi. Lokalmatador Régis Laconi wurde bei seinem Heimrennen nur neunter vor Nakatomi, Fabrizio, Neukirchner und Abe.

Der Kampf um den Sieg im zweitletzten Rennen der Saison mit Suzuki Ass Corser vor Haga (Yamaha), dem späteren Gewinner Toseland (Honda) und dem neuen Weltmeister Troy Bayliss auf Ducati Xerox (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Nevers
Es wurde ein australischer Doppelsieg beim letzten Lauf der Saison, mit dem neuen vor dem alten Weltmeister. Bayliss hatte sich anfänglich aus dem Kampf um die Spitze zurückgehalten, bevor er 3 Runden vor Schluss das Kommando übernahm. Corser und Toseland blieben am Ende nur die Ehrenplätze. Nachfolgend das offizielle Resultat vom Saisonfinale.

Nakatomi war durch Sturz ausgeschieden und Laconi hatte nach einem Ausritt die Box angesteuert, um enttäuscht aufzugeben (© WorldSBK).

WM-Endstand 2006 – Titel Nummer 3 für Troy Bayliss

Die Hersteller-Weltmeisterschaft 2006

Nach der blamablen Saison im Vorjahr mit Rang 3 holte sich Ducati die Marken-Weltmeisterschaft zurück (© WorldSBK).

Das Meisterstück des 3-fachen Weltmeister in der MotoGP

Zur Belohnung für den zweiten Titel durfte beim MotoGP Saisonfinale Troy Bayliss auf einer Werks-Ducati das Abschlussrennen in Valencia bestreiten. Vor seinem Teamkollegen Loris „Capirex“ Capirossi holte sich der Australier dabei einen lupenreinen Start-Ziel-Sieg. Als nun bereits zweifacher Superbike Weltmeister war es das absolute Sahnestück des sympathischen Mannes aus Taree, gut 300 km nordöstlich von Sydney.

Von links Loris Capirossi (Ducati), der neue Weltmeister Nicky Hayden (Honda) und der Sensationsmann des Abschlussrennens von 2006, Ducati Ikone Troy Bayliss (© MotoGP).

>>weiter siehe in Kürze Teil 39 über die Geschichte der WorldSBK