HRC Ersatz- und Testfahrer Stefan Bradl auf der Repsol Honda vor Miguel Oliviera (Tech 3 KTM) bei der letzten Ausgabe des Heimrennens vom aus Bayern stammenden Deutschen, der für den verletzten Jorge Lorenzo eingesprungen war. Der Portugiese hinter ihm verpasste mit P18 die Punkteränge 2019 deutlich, während Bradl mit dem zweiten Top Ten Resultat des Jahres nach Jerez de la Frontera zu glänzen vermochte (© MotoGP).

GP von Deutschland mit nächster Geisterrunde

Wir hatten uns bereits gewundert, als der ADAC als Veranstalter des deutschen MotoGP Grand Prix ernsthaft nach Helfern für Parkplatz und Tribünen-Einweisung gesucht hatte. Zu diesem Zeitpunkt war längst bekannt, dass die Mehrheit aller Veranstaltungen mit hohem Zuschaueraufkommen in Deutschland, selbst wenn sie erst im Herbst datiert waren, früh abgesagt werden mussten. Dazu war Sachsen auch noch Hochrisikogebiet. Trotzdem wurde noch bis kurz vor offizieller Bekanntgabe des Verzichts Ticket-Werbung betrieben, was folgerichtig zu einem wahren Shitstorm unter den sich betrogen fühlenden Fans sorgte. Ein Stück weit ist dies auch absolut verständlich, gibt es doch noch Käufer von Tickets für die Veranstaltung von 2020, welche aufgrund der Pandemie genau wie Assen und andere abgesagt wurde.

In der Kurve 6, eine der unzähligen Linkskurven am Sachsenring, am Rennsonntag Mitte Juli 2018 von uns vor Ort fotografiert. Die Atmosphäre in Hohenstein-Ernstthal ist absolut einzigartig und wir kennen kein anderes Event, bei welchem die Mehrheit der Zuschauer aus Respekt und Interesser vor deren Leistungen auch nach den Darbietungen der Topstars auch für die nachfolgenden Rennen kleinerer Serien anwesend bleiben. Dies wäre bestimmt auch 2021 beim Rookies und Northern Talent Cup so gewesen.

Verständliche Hoffnung der Veranstalter auf Zuschauer-Erlaubnis
Man darf aber festhalten, dass sich der ADAC wohl lange an die Hoffnung geklammert hatte, es werde wie bei der Fußball-EM für ein international derart wichtiges Event eine Ausnahme geben. Aber Frau Merkel würde sich nie am Sachsenring zeigen, selbst wenn Stefan Bradl um den WM-Titel kämpfen würde. Der Motorsport hat ein in Politik und Öffentlichkeit sehr zweifelhaftes Image. Zu laut, zu gefährlich und auch noch Umweltschädigend mit den Verbrenner-Motoren. Wohl exakt deshalb fährt die deutsche Bundesregierung in ihrem abertausende Autos umfassenden Fuhrpark zu über 95 Prozent PKW’s mit sogenannten Otto- und Dieselmotoren. Und beim G7-Gipfel zum Thema Klima und Umwelt fliegen die meisten Besucher per Helikopter an und ab. Wir kennen uns zufällig aus, allein ein Start solch einer Maschine kostet rund 5000 Euro, hochgerechnet auf die Betriebskosten. Dazu kommt Treibstoff, Piloten und paradoxerweise sehr viel klimaschädliche Abgase der extrem hochdrehenden Turbinen.

Leider blieb der Erfolg von Jonas Folger auf dem Sachsenring in der MotoGP aus verschiedenen Gründen eine sogenannte Eintagsfliege. Aber immerhin zierte das Foto des Bayern auf der Tech 3 Yamaha im Jahr 2018 das Logo des „Pramac Motorrad Grand Prix Deutschland 2018“. Letztes Wochenende verpasste er zum zweiten Mal in Folge in der WorldSBK auf einer BMW M-1000RR die Punkteränge bei insgesamt 3 Rennen. Viele enttäuschten Fans bezeichnen die Blau-Weiße Maschine deshalb bereits als Fehlkonstruktion.

Die Charakteristik des neuen Sachsenrings

Im Gegensatz zum ursprünglichen, wie damals üblich auf öffentlichen Straßen durchgeführten Kurs, war die neue Strecke in erster Linie als Verkehrs-Sicherheits-Zentrum konzipiert worden. Niemand dachte dabei auch nur im entferntesten ernsthaft an die Durchführung von Grand Prix Rennen und trotzdem wurde dies später wahr. Aufgrund zahlreicher Verbesserungen nach der Neueröffnung gelang es jedoch, den nur 3,671 Kilometer langen Sachsenring im Kalender zu etablieren. Mit 3 Rechts- und 10 Linkskurven ist es eine sehr enge Rennstrecke von 12 Metern Breite. Längste Gerade ist Start-Ziel mit nur gerade 700 Metern Länge. Für die Saison 2001 wurde die Boxenanlage verbessert. Dank der Tatsache, dass der Kurs in Hohenstein-Ernstthal der kürzeste der MotoGP ist, sehen die Zuschauer mehr Rennrunden als überall sonst. In der Königsklasse wird über 30 Runden gefahren, bei der Moto2 sind es 28 und der Moto3 noch deren 27. Der absolute Rundenrekord wird seit 2018 von Marc Marquez gehalten, mit 1:20,270 Minuten und einer Durchschnitts-Geschwindigkeit von 164,6 Km/h. Damit ist der Sachsenring eine der langsamsten Strecken nach Valencia mit nur 161,2 Km/h bei Jorge Lorenzos Rundenrekord von 2016.

Die neue Strecke mit dem charakteristischen Omega (Kurven 3 bis 5) und dem extremsten Verhältnis zwischen Links- und Rechtskurven aller aktuellen GP-Kurse.
Der berüchtigte Ankerberg mit dem Campingplatz, definitiv nur für hartgesottene unter den Fans zu empfehlen, weil Schlaf findet man dort in der Nacht selten bis nie. Diese Aufnahme machten wir von der Strecke aus am 2. Juli 2017, ein Jahr nach dem bisher letzten Regenrennen.

Die Bilanz der aktuellen MotoGP Piloten und die Siegerstatistik

Bezüglich der Statistik kann es am nächsten Wochenende nur einen Sieger, respektive Verlierer geben und dies ist Marc Marquez. Sofern er gewinnt, bleibt seine Bilanz seit 2013 makellos, andernfalls zerstört er seine einzigartige Erfolgsquote auf der Strecke in Sachsen. Mit insgesamt vier Stürzen in den letzten drei Rennen würden derzeit aber nur wenige Optimisten noch auf den Katalanen wetten. Schon eher darauf, in welcher Runde er diesmal im Gras oder Kiesbett landen wird, aber derartige Tipp-Möglichkeiten sahen wir nirgends im Angebot. Deshalb wird es wohl einen neuen Sieger geben, zum ersten Mal seit 2012, als Dani Pedrosa zum dritten Mal in Folge gewonnen hatte. Nur Valentino Rossi ist von den früheren Gewinnern bis auf Marquez noch mit dabei, aber auch er gilt als absoluter Aussenseiter für den GP von Deutschland. In nachfolgender Statistik die Betrachtung der letzten 5 Jahre und darunter die komplette mit den Siegern und Podiums-Platzierungen, sowie den Siegern der mittleren und kleinsten Klasse.

Natürlich geht die Geschichte der Rennen in Sachsen bis in die Jahre weit vor dem 2. Weltkrieg zurück und mehr dazu siehe in unserer Streckenvorstellung, sowie unserer ständig wachsenden History.

Was erwartet Fahrer und Fans beim Rennen in Sachsen

Um es vorweg zu nehmen, mit Stefan Bradl in der MotoGP ist nicht zu rechnen. Der Deutsche wird erst im Herbst wieder mit einem Wildcard-Einsatz erwartet. Es sei denn für den Fall, dass sich einer der Honda Fahrer ernsthaft verletzen sollte, was allerdings niemand hofft. Marcel Schrötter ist somit der Mann, auf welchen in der Moto2 alle Augen aus deutscher Sicht gerichtet sind. Nach Platz 3 vor zwei Jahren hofft der Bayer natürlich genau wie seine Fans auf ein weiteres Podium. Die Strecke, welche die Fahrer erwartet, ist eine der extremsten im Kalender. Kein anderer Kurs ist kürzer und keiner hat ein derart ungleiches Verhältnis mit nur 3 Rechtskurven gegenüber zehn Links-Ecken. Dazu ist es eine der wenigen Strecken, die im Gegenuhrzeigersinn befahren werden, was auch auf dem alten Sachsenring so war, mit welchem der neue Kurs nur noch Zielkurve und Start-Ziel-Gerade gemeinsam hat. Es gibt so gut wie keine Verschnaufpause für die Fahrer und natürlich so viele Runden wie sonst nirgends. Vier der aktuellen MotoGP Fahrer hatten ihr letztes Rennen dort aufgrund eines Crashs nicht beendet. Für Spannung ist definitiv mehr als ausreichend gesorgt und das Wetter sollte zumindest am Wochenende laut aktueller Prognose mitspielen, während es für am Freitag womöglich noch feucht werden könnte.

Ein Plakat aus den dunkleren Jahren der Deutschen Geschichte zum Rennen auf dem Sachsenring, ein Jahr vor Kriegsausbruch und einer darauf folgenden langen Pause, nach welcher nichts mehr so war, wie davor. Vor dem Krieg waren die Deutschen eine der erfolgreichsten Nationen überhaupt und mit DKW (das Bike mit dem Mann im Vordergrund dieser Grafik) und BMW waren auch deren Werke ganz vorne mit dabei.
Fabio Quartararo 2019 auf Petronas Yamaha SRT hatte wie sein Landsmann Johann Zarco das Rennen aufgrund eines Sturzes nicht beendet. Diesmal reisen die beiden als WM-Leader und Zweiter im Zwischenklassement an (© MotoGP).

Der WM-Stand in allen Klassen nach der 7. Runde in Barcelona

Zeitplan für den Grand Prix von Deutschland

Einen Liveblog wird es auf unserer Seite nach den Vorfällen in der WSBK in Misano zum Thema Track-Limits bis auf Weiteres nicht mehr geben, wofür wir unsere Leser um Verständnis bitten. Solange der sportliche Gedanke von willkürlich agierenden Funktionären der FIM mit Füßen getreten wird, verzichten wir auf diesen Aufwand. Wir waren jeweils die ersten gewesen, welche die Resultate live auf unserer Seite anzeigten, aber in Italien lagen wir dabei gleich zweimal falsch, wobei im Fall des WorldSBK Siegers vom 2. Rennen eine Bestrafung gegenüber demjenigen bei der WSSP 600 am Ende ausblieb.