Toprak (Pata Yamaha with BRIXX) – auch Stopprak genannt in Hochform. Der WM-Leader aus der Türkei macht derzeit den Titelkampf in dieser Saison so spannend wie schon lange nicht mehr. Nun folgen ab Barcelona innert zwei Wochen drei Rennen und hier gilt es, keine Fehler zu machen und konstant zu sein.

Razgatlioglus Meisterstück in Frankreich – die WM ist vollkommen offen

Man darf festhalten, dass der erste beinahe-Dreifachsieg des Türken sehr unwahrscheinlich, bis gar undenkbar gewesen wäre, hätte es beispielsweise am Samstagnachmittag wie laut vorheriger Prognose geregnet. Auch in Donington Park hatte der Türke Wetterglück gehabt, als es trotz anderweitiger Vorhersage mehrheitlich trocken geblieben war. Aber auf der anderen Seite kann man festhalten, dass er bei trockener Strecke derzeit eine Macht ist, an der selbst Jonathan Rea so oft wie bisher fast noch nie in seiner Kawasaki Zeit zu beissen hat. Der Kawasaki Pilot wurde durch ein fragwürdiges Reglement der FIM kurz vor Saisonbeginn eingebremst. Aber in Aragon zeigte er sich bei wechselhaften Bedingungen extrem stark, während Toprak in der ersten Runde wie erwartet Mühe bekundet hatte. Doch danach zeigte er eine Konstanz, welche man so von ihm davor noch nie gesehen hatte. Dank seiner Stärke ist der Titelkampf derzeit noch vollkommen offen.

Kann Rea in Barcelona zurückschlagen?
Sieht man sich dazu die Resultate des Vorjahres an, sieht es für den amtierenden Weltmeister hervorragend aus. Der Yamaha Pilot war 2020 im Warm-up am Sonntagmorgen schwer gestürzt und musste nach P6 am Samstag danach für beide Rennen pausieren. Auch die Erinnerungen von Razgatlioglu aus diesem Frühling an den Circuito de Cataluña sind alles andere als gut. Nachdem er am ersten Tag der offiziellen Tests mit 0,541 Sekunden Rückstand auf Jonathan Rea sechster geworden war, musste die Yamaha Hoffnung am Sonntag aufgrund eines positiven Corona-Tests pausieren. Der Titelverteidiger holte im Vorjahr immerhin einen Sieg, sowie die Plätze 2 und vier in der Heimat seines Teams und dazu waren sie als einzige in der Zwischenzeit bei hohen Temperaturen dort nochmals testen. Damit stehen seine Chancen, in der Katalonien Runde zurückschlagen zu können, gar nicht so schlecht. Vor allem könnte dort auch Scott Redding wieder ganz vorne mitmischen und dieser hatte Toprak in den letzten Rennen schon öfters Punkte vor dessen Nase weggeschnappt.

Alex Lowes vor dem Start neben seiner Kawasaki ZX-10RR – der Mann aus Lincoln stürzte in beiden Rennen über die volle Distanz – was für eine Diskrepanz zu seinem gloriosen Podium im Sprintrennen am Sonntagmorgen!

Einige Fahrerstimmen nach dem Frankreich-Wochenende

Alvaro Bautista (HRC Honda):Ich bin generell zufrieden mit unserem Wochenende hier in Magny-Cours. Am Sonntag haben wir einige Änderungen am Setup des Bikes vorgenommen, insbesondere an der Elektronik. Nichts Großes, aber wir haben eine kleine Verbesserung gesehen, die mir mehr Selbstvertrauen gegeben hat. Ich fühlte mich mit dem Motorrad etwas besser und so konnte ich im Superpole-Rennen konkurrenzfähig sein, wo ich normalerweise mehr Probleme habe und in nur zehn Runden von Startplatz vierzehn ein gutes Comeback hinlegen. Dank meinem siebten Platz konnte ich für das zweite Rennen um zwei Startreihen nach vorne rücken. Bei den höheren Temperaturen am Nachmittag waren die Streckenbedingungen schwieriger und rutschiger. Aber das Gefühl war immer noch besser, als es manchmal unter ähnlichen Bedingungen war. Ich hatte einen guten Start, aber dann habe ich beim ersten Bremspunkt die falsche Linie gewählt und einige Positionen verloren. Ich habe mich wieder erholt, konnte ein konstantes Tempo halten und wurde Sechster, was meiner Meinung nach das Beste ist, was wir im Moment erreichen können. Jetzt gehen wir zu Strecken, die mir wirklich gefallen, also werden wir weiterarbeiten und sehen, was wir dort erreichen können.

Leon Haslam (HRC Honda): Meine Erwartungen nach dem Qualifying waren ehrlich gesagt etwas höher. In den ersten beiden Rennen hatten wir einige Probleme, aber im letzten Lauf hatte ich das Gefühl, dass wir uns mit dem Motorrad deutlich verbessert haben. Leider bin ich aber nicht ins Ziel gekommen. Das Wochenende endete mit einem frühen Sturz. Aber die Änderungen und die Fortschritte, die wir beim Bike Setup vorgenommen haben, sorgten dafür, dass ich mich wohler fühlte. Daher bin ich enttäuscht, dass es so endete, aber ich fühlte mich wohler als davor am Wochenende. Besonders in beim Frontgefühl und Bremsen können wir uns nach diesem Schritt nun auf die nächste Runde in Barcelona freuen, wo wir vor einigen Wochen einen sehr produktiven Test absolviert haben.“

Leon Haslam (HRC Honda) vor Alex Lowes (KRT Kawasaki) waren die beiden gestürzten im letzten Rennen am Sonntag, wobei es davor mit einem Podium für die Nummer 22 und zwei Top Ten Platzierungen der 91 erfreulichere Ergebnisse gegeben hatte.

Leandro Mercado (MIE Honda): Ein sehr schwieriges Wochenende für uns. Leider haben die Änderungen, die wir hier in Frankreich am Setup vorgenommen haben, nicht so funktioniert, wie wir es wollten. Das Sprintrennen war hart, daher haben wir für Rennen 2 ein paar kleine Änderungen vorgenommen. Das war zumindest in der Anfangsphase und auf frischen Reifen nicht schlecht. Ich konnte mit Rabat, Nozane, Mahias und Ponsson in der Gruppe bleiben. Aber ich konnte nicht so richtig angreifen, wie ich es wollte. Verloren hatte ich auf den schnellen Streckenabschnitten, sowie allgemein bei der Beschleunigung. Und dann wurde die Situation noch härter, als die Reifen nachließen. Kurz gesagt, es war ein Wochenende, das für uns gegen den üblichen Trend lag, aber wir werden versuchen, uns zu bei den nächsten Rennen zu verbessern.“

Leandro „Tati“ Mercado (MIE Honda) – der schnelle Argentinier verpasste diesmal die Punkteränge, aber für Barcelona ist bei ihm mit einer Steigerung zu rechnen. Auf Topmaterial könnte er definitiv um die Top Ten kämpfen.

Michael van der Mark (BMW):Das Superpole-Rennen am Sonntagmorgen war in Ordnung. Ich hatte eine gute Pace und ein gutes Gefühl mit dem Motorrad. Mir fehlten nur ein oder zwei Zehntel, um bei Scott Redding zu bleiben und um den vierten Platz zu kämpfen. Ich ging zuversichtlich in das Hauptrennen und hatte einen starken Start, aber nach ein paar Runden hatte ich Probleme. Ich hatte einige Momente mit ein paar Fahrern und habe dort viel Zeit verloren, aber im Moment ist das Paket einfach nicht gut genug, um jede Kurve mit den anderen Jungs zu kämpfen. In manchen Kurven verlieren wir zu viel Zeit.

Tom Sykes (BMW):Heute war es schwierig. Bring mich auf eine freie Strecke und ich kann in die erste Reihe fahren, bring mich im Warm-Up wieder auf eine freie Strecke und wir können konstant unter den ersten vier sein. Wir können einfach nicht mit den anderen fahren. Wenn ich mit den anderen Fahrern zusammen bin, wird es leider viel mehr Stop-and-Go und wir können ihnen nicht folgen, wenn es darum geht, ans Gas zu gehen. Sobald ich freie Strecke hatte, gingen meine Rundenzeiten auf positive Werte zurück und waren nicht allzu weit von der fünften Position entfernt. Aber wir können den Rückstand auf diesem Niveau nicht überbrücken. Es gibt viele Informationen zu sehen, ich werde mit dem Team prüfen, wo wir uns verbessern können.

Tom Sykes in seiner dritten und letzten Saison für BMW – der schnelle Mann aus Huddersfield überzeugte diesmal vor allem im Qualifying, aber danach ging es jeweils immer nach hinten (© BMW Motorrad WorldSBK).

Jonathan Rea (Kawasaki Racing Team): Es scheint, als hätten wir einige Probleme damit, das Motorrad zu stoppen, sobald der Grip des Hinterreifens nachlässt. Wenn der Reifen zehn Runden lang frisch ist, fühle ich mich ziemlich sicher und gut. Ich wusste, wenn ich eine solide Chance auf einen Rennsieg haben würde, dann wäre es das Superpole-Rennen. Wir haben einige große Setup-Änderungen vorgenommen, also ein großes Lob an die Jungs in der Garage, weil wir nie aufgeben. Wir wollten das Bike einfach weiter verbessern. Damit konnte ich sehen, dass ich bei den kühleren Bedingungen den SC1-Reifen verwenden konnte, aber sobald die Temperatur steigt, bewegt er sich zu viel für meinen Fahrstil. Ich brauche die zusätzliche Stabilität, die der 508-Reifen bringt. Wir sind sonst unterlegen für die Ausfahrt aus den ersten Gang-Kurven und der letzten Schikane. Ich habe dort zu viele Meter verloren.“

Alex Lowes (Kawasaki Racing Team):Ich hätte gestern wahrscheinlich auf dem Podium stehen sollen, da ich so kurz vor dem Ende gestürzt bin, aber ich wusste, dass ich hier eine gute Pace hatte, also war es schön, im Superpole-Rennen wieder auf das Podium zu kommen. Ich habe in den letzten Monaten mit einigen Problemen zu kämpfen. So eine Schande nach dem Sturz von Rennen zwei. Auf der einen Seite enttäuscht, denn ehrlich gesagt ist es das Beste, was ich das ganze Jahr gefahren bin, und dennoch ist dies meine schlechteste Punktesammlung des Jahres. Rennsport ist manchmal so. Ich hatte ein Problem mit der Bremse, das es mir nicht erlaubte, Turn 7 anzufahren, wie ich es wollte und das hat mich leider erwischt. Wie auch immer, mein Speed ​​war da, also werde ich jetzt die positiven Punkte mitnehmen und mich auf das nächste Rennen konzentrieren, das Heimrennen des Teams in Montmelo bei Barcelona.

Toprak auf der Yamaha vor dem Kawasaki Duo mit Rea und Lowes – in Navarra und Magny-Cours war der Türke stärker, aber wie wird es in Katalonien, Andalusien und Portugal sein? Nach Siegen führt immer noch Rea mit 9 vor Razgatlioglu mit deren 8 (© Kawasaki Racing Team).

Die knappe Situation in der Superbike Weltmeisterschaft

Während Razgatlioglu und Rea nur 7 Punkte trennen, wurde die Lücke hinter den beiden wieder größer. Alex Lowes verlor Position 4 an Andrea Locatelli, aber bis Garrett Gerloff auf Platz 9 sind die Abstände recht klein. Scott Redding muss auf Fehler oder Ausfälle der beiden vor ihm liegenden hoffen, um im Titelkampf noch eine Chance zu haben. Mit am schlimmsten präsentiert sich die Situation für die beiden BMW Privatpiloten Eugene Laverty und Jonas Folger. Der eine holte erst bei zwei Events Punkte und der andere war bei einem Team gelandet, welches ihn schon vor Beginn der Saison das erste Mal verschaukelt hatte. Das zwielichtige Team war damals gar nicht erst zu den Tests in Barcelona angereist, womit der Nord-Ire zum Zuschauen verdammt war. Beim Deutschen hingegen sind es entweder seine fahrerischen Leistungen, das Material oder sein Team, welche ihn an guten Leistungen hindern. Bei Tito Rabat dürfte es am fehlenden Speed liegen, dass der Katalane bisher derart enttäuschte. Vergleicht man zu diesen Fällen, was Lucas Mahias trotz mangelnder Vorbereitung und Sturzverletzungen erreichte, gehört der Franzose im Gegenzug nebst Andrea Locatelli und Axel Bassani zu den Lichtblicken der ersten acht Runden.

Der immer noch unbestätigte Kalender der WorldSBK für 2021

Immerhin ist die Chance für Trockenrennen in den nächsten drei Runden sehr groß, was vor allem Toprak Razgatlioglu beruhigen dürfte. Die kommenden drei Runden ab Barcelona könnten vorentscheidend sein. Dies auch, weil die beiden Runden in Argentinien und Indonesien derzeit noch nicht als gesichert gelten. Immerhin glauben die Leute von der Dorna fest daran. Die Spanier sind für die Durchführung einer Weltmeisterschaft, welche diese Bezeichnung verdient, zusammen mit der mehr als fragwürdigen FIM als oberste Motorsportbehörde letztlich verantwortlich. Auf sämtlichen kommenden Strecken, auf welchen bisher gefahren wurde, war Rea stärker als der Türke gewesen. Nur der aktuell noch nicht fertiggestellte Mandalika Circuit auf der Insel Lombok ist für alle Piloten Neuland.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).