Marco Melandri (GRT Yamaha) 2019 in Donington nach der größten Schmach seines Rennfahrerlebens im Parc Fermé nach dem verregneten 1. Rennen. Kurz bevor wir dieses Foto machten, war der kleine Italiener kurz vor dem Ziel von Weltmeister Jonathan Rea überrundet worden. Wenige Tage später gab der ehemalige MotoGP Pilot und 250 cm³ Weltmeister von 2002 seinen Rücktritt. Doch nach der Langzeit-Verletzung des Barni Ducati Piloten Leon Camier entschied sich „Macio“ Melandri im Frühling 2020 nochmals zur Rückkehr. Auch diese Geschichte ging jedoch nicht gut aus.

Nur Fahrerwahl offen – Zukunft in der WSBK jedoch sicher

Um es vorwegzunehmen, Barni Ducati Racing wird in der Saison 2021 wieder mit am Start sein. Nachdem von fragwürdiger Seite haltlose Gerüchte gestreut wurden, die WorldSBK Zukunft des italienischen Teams für nächste Saison sei infrage gestellt, dem ist definitiv nicht so. Wie wir aus zuverlässiger Quelle in Erfahrung bringen konnten, ist nur die Fahrerfrage noch ungeklärt. Hierbei will und soll sich als Chef des Ducati-Kundenteams Marco Barnabo selbstverständlich mit dem Werk aus Borgo Panigale zuerst abstimmen. Insbesondere, weil noch Fahrer wie ein Chaz Davies und Eugene Laverty auf dem Markt sind und es um technische und finanzielle Aspekte geht. Dazu auch die Absicherung bei bestehenden und möglichen neuen Sponsoren, um die Möglichkeiten bezüglich der Pilotengage auszuloten.

Marco Melandri (Barni Ducati) – vor seiner Rückkehr hatte er betont, mit diesem Bike und der hervorragenden Mannschaften werde es keine Ausreden geben. Der kleine Italiener gab damals außerdem zu Protokoll, er hätte in der WorldSBK noch eine Rechnung offen. Das blieb sie eindeutig, für ihn wurde es zur endgültigen Blamage und für Barni Racing zum absoluten Desaster. Mitten in der Saison noch brauchbaren Ersatz zu finden, war praktisch ein Ding der Unmöglichkeit (© WorldSBK).

Die Qual der Wahl – welcher Fahrer führt zum Erfolg zurück

Eigentlich wäre die Antwort ganz einfach, blickt man die Saison 2018 zurück. Damals war Xavi Fores für das Barni Racing Team erfolgreichster Privatfahrer der Motul WorldSBK. Doch weshalb auch immer, der Spanier musste trotzdem gehen und wurde auf die Saison 2019 auf Wunsch von Ducati durch Michael Ruben Rinaldi ersetzt. Der junge Italiener schaffte es jedoch nur zweimal in die Top fünf und nach den guten Resultaten des Vorjahres mit Fores war WM-Rang 13 enttäuschend. Selbst der erst zur Halbzeit mit Ten Kate in Jerez auf Yamaha in die WM eingestiegene Loris Baz schaffte es in die Top Ten der Endabrechnung. Auch die anderen Privatfahrer Jordi Torres (Pedercini Kawasaki), Marco Melandri und Rookie Sandro Cortese (beide GRT Yamaha) lagen am Ende noch vor Rinaldi auf der Barni Ducati. Da diesmal jedoch auch Eugene Laverty und Chaz Davies verfügbar sind, wird es zur Qual der Wahl, aber wohl auch einer Frage des Budgets.

Magny-Cours Paddock Show 2018 nach dem 1. Rennen, von links: Weltmeister und Sieger Rea (mit dem 4. Titel in Folge), Tom Sykes (P2, beide Kawasaki) und Xavi Fores (Barni Ducati) als Dritter. Der besorgte Gesichtsausdruck des Spaniers ließ darauf deuten, dass er bereits wusste, dass er sich für 2019 ein neues Team suchen musste. Am Ende landete er in der BSB.

Keine Anzeichen eines Rückzugs von Barni aus der WSBK

Definitiv gibt es aber keinerlei Anzeichen für einen Rückzug aus der WorldSBK. Absolut unbestritten wird nächste Saison wieder eine Barni Ducati in der Startaufstellung stehen. Daran ändern auch sensationsgierige Schlagzeilen nichts, die Frage ist derzeit nur noch, mit welchem Fahrer. Laut Marco Barnabo würde dieser am liebsten in wenigen Tagen oder Wochen diesen bekannt geben. Doch er bat um Verständnis, dass dies durchaus auch länger dauern könnte. Genauso will er nicht mit einem beliebigen Fahrer an den offiziellen Winter-Tests am 17. November dieses Jahres antreten. Selbst wenn er einen der Fahrer aus der diesjährigen Startaufstellung verpflichten sollte, steht dies laut seiner Aussage noch infrage. Wenn Davies zu teuer sein sollte, würden wir ihm wärmstens Eugene Laverty oder Xavi Fores ans Herz legen. Alternativ gäbe es dazu noch einige deutsche Piloten, allen voran Jonas Folger und Reiti, sollte Sandro Cortese sich zum Rücktritt entschließen.

Sandro Cortese vor Xavi Fores (beide Kawasaki) – von uns beim Saisonauftakt in Phillip Island (Australien) im Honda Corner festgehalten. Beide fuhren bereits auf einer Ducati, wenn auch der Deutsche nur bei Testfahrten letzten Winter. Ob man einen oder gar beide Piloten nächstes Jahr wieder im WorldSBK Paddock antrifft, ist derzeit sehr fraglich.

Vorerst kein Kalender für die Saison 2021

Vor Jahresende ist kaum mit einem neuen Kalender zu rechnen. Es sei denn, das Versprechen eines Günter Wiesinger trifft unerwartet in Kürze doch noch ein. Der Red Bull Media Chefredaktor versprach mitten in der ersten Corona-Welle, bis im Oktober stehe weltweit ein in London entwickelter Impfstoff in genügender Menge zur Verfügung. Der alte Mann ist jedoch für seine Senilität auch im Zusammenhang mit seinen Ergüssen über Motorsport-Themen berüchtigt, daher nehmen ihn nur die wenigsten noch ernst.

Am Autodromo do Algarve – die Strecke von Portimão ist nebst dem Circuito de Jerez in Andalusien eine der wenigen Ganzjahres-Strecken. Daher finden hier auch meist die einzigen Wintertests der WorldSBK statt. Es wäre keine Überraschung, wenn nächsten Winter auch die MotoGP in Europa bleibt und davon Gebrauch machen wird. Zumindest, solange sich die Situation mit der Corona-Pandemie nicht ändert, ist damit zu rechnen.

Start in Europa gilt als sicher
Als sicher gilt derzeit, dass im Frühling keine Übersee-Rennen stattfinden werden. Dies hat jedoch nicht nur mit der Pandemie-Situation zu tun, sondern auch mit der Budget-Belastung für die finanzschwächsten Teams. Nicht nur die Reisefreiheit wird hierzu eine Rolle spielen, was auch für die MotoGP ein Stück weit gilt. Wir waren 2019 zum ersten Mal im Januar bei den Tests in Portimão zu Gast. Die Temperaturen waren damals nur knapp unter 20 Grad Celsius. Insofern lässt sich für die WorldSBK und MotoGP hier bedenkenlos bereits ab März ein Event austragen. Genau aus diesem Grund war auch das Saisonfinale der MotoGP in der zweiten Novemberhälfte an der Algarve überhaupt planbar.

Jonathan Rea (Kawasaki) hofft, wie er kürzlich zu Protokoll gab, dass es kommende Saison wieder Rennen mit Zuschauern geben wird. Die Geisterrennen und der fehlende Kontakt zu den Fans waren laut seiner Aussage gar nicht sein Ding (© Kawasaki Racing Team).