Valentino Rossi (in Bildmitte zwischen links Jorge Lorenzo und rechts „Pecco“ Bagnaia) – der Liebling der Massen, egal ob er wie hier in Losail (Katar, wie auf unserer Aufnahme vor dem Start zum Rennen 2019) oder in Spanien am Start steht. Dem Italiener wurde vor fünf Jahren sein 10. WM-Titel verunmöglicht und seither wird Marc Marquez auf der Startaufstellung weltweit ausgebuht. Mitschuld daran trägt jedoch auch die FIM.

Vor 5 Jahren: FIM-Skandal mit Rossi und Marquez in Sepang

Bevor die MotoGP wie jedes Jahr wieder nach Valencia zurückkehrt, erinnern wir uns an ein Ereignis, welches so nie hätte stattfinden dürfen. Seither ist Marc Marquez der Buhmann der MotoGP, obwohl die FIM-Funktionäre genauso wie der Spanier ausgepfiffen gehören. Die WM 2015 war sehr spannend und zum vorletzten Rennen in Malaysia reiste Valentino Rossi mit 11 Punkten Vorsprung auf seinen Teamkollegen Jorge Lorenzo an. Nach zwei Titeln in Folge war Marc Marquez (Repsol Honda) bereits aus dem Rennen. Seinen 5 Siegen bis dahin standen fünf Ausfälle entgegen.

Aleix Espargaró (Suzuki) vor Bradley Smith (Tech 3 Yamaha) – nach zwei Jahren Pause war Suzuki 2015 wieder mit einem Werksteam ins GP Paddock zurückgekehrt. Auf Anhieb gelangen dem japanischen Werk aus Hamamatsu mit beeindruckenden Leistungen von Aleix und Maverick Viñales sogar Top sechs Resultate bei einzelnen Rennen (© Suzuki Racing).

Die Ausgangslage vor dem GP von Sepang
Der neunfache Weltmeister Rossi hatte bis dahin viermal triumphiert und sein Yamaha Teamkollege Lorenzo sogar sechsmal gewonnen. Doch der Italiener war in den ersten 12 von 18 WM-Runden immer auf dem Podest gestanden. Nur bei seinem Heimrennen in Misano musste er sich mit P5 zufriedengeben, bevor erneut zwei Podien in Aragon und Motegi folgten. Mit Platz 4 in Australien konnte er seinen WM-Vorsprung vor dem GP von Malaysia verteidigen. Doch es gab nach dem Rennen in Phillip Island bereits böses Blut, weil Rossi ein Komplott gegen sich in diesem Rennen vermutet hatte. Angeblich hatte der Italiener bereits in Australien Marquez darauf angesprochen und ihn beschuldigt, für seinen spanischen Landsmann Lorenzo zu fahren.

Die zentrale Tribüne von Sepang mit links der Start-Ziel-Geraden und rechts die Gegengerade im Jahr 2015 bei typisch subtropischem Wetter für diese Region Asiens.

Der Grand Prix von Sepang – 4 Jahre nach dem Simoncelli Drama

Erst vier Jahre zuvor hatte sich in Sepang ein Drama abgespielt, bei welchem Marco Simoncelli im MotoGP Rennen sein Leben verlor. Auch Rossi war damals kurz nach Colin Edwards mit dem am Boden liegenden Honda Piloten kollidiert und wie der Texaner danach zu Sturz gekommen. Doch 2015 musste sich der Altmeister auf sein Rennen konzentrieren und diese schwarzen Erinnerungen versuchen auszublenden. Im Qualifying war er bereits stärker aus sein Kontrahent Lorenzo und startete aus Reihe 1 neben Dani Pedrosa und Marc Marquez (beide Repsol Honda) ins Rennen. Mit einem guten Start lag Rossi nach den ersten Kurven auf P3, während Lorenzo von Startposition 4 zunächst nur auf Platz 6 lag. Doch nach der ersten Runde überquerte der Spanier aus Mallorca die Ziellinie bereits auf P4.

Valentino Rossi (Movistar Yamaha) auf dem Weg zur Startaufstellung zum Grand Prix von Malaysia 2015 in Sepang, einem Rennen das ihm und seinen Fans ein Leben lang in Erinnerung bleiben sollte (© MotoGP).

Die unsportliche Aktion von Marc Marquez im GP von Sepang

In der ersten Kurve der zweiten Runde ging Lorenzo bereits an seinem Teamkollegen vorbei. Dieser brauchte Jorge jedoch nur zu folgen, um seinen Vorsprung in der WM auch nach dem Rennen von Malaysia zu verteidigen. 18 Runden vor Schluss ging Marquez in einer Kurve weit, wodurch Lorenzo vorbeischlüpfen konnte. Einen Umgang später gelang es auch Rossi, den Repsol Honda Piloten zu passieren. Er musste versuchen, seinen härtesten Kollegen in der Weltmeisterschaft aus dem eigenen Lager möglichst wieder einzuholen. Doch er hatte seine Rechnung nicht mit Marquez gemacht, der ihn eine Runde später wieder passierte. Statt sich auf die Jagd auf den vor ihm liegenden Lorenzo zu machen, fuhr dieser jedoch immer seltsamere Linien.

Die beiden einzigen verbleibenden Titelanwärter vor dem Start zum GP von Malaysia in Sepang – Valentino Rossi und Jorge Lorenzo (beide Yamaha). Dahinter Andrea Dovizioso auf Ducati (© MotoGP).

Das skandalöse Versagen der Rennleitung
Für jeden Beobachter war mittlerweile völlig klar geworden, dass es Marc Marquez nur darum ging, Rossi auf jede nur mögliche Weise aufzuhalten. Mehrfach drehte sich der Italiener kopfschüttelnd nach dem Katalanen um, wenn er es mal wieder kurz an diesem vorbeigeschafft hatte. Die Rennleitung versagte komplett und schaute sich das üble Treiben in aller Ruhe rundenlang an, statt dem Repsol Honda Piloten die schwarze Flagge zu zeigen und ihn aus dem Rennen zu nehmen. Nach dem skandalösen Versagen der FIM-Kommissare revanchierte sich der Italiener selbst und fuhr dem unsportlichen Spanier vors Vorderrad, worauf dieser zu Sturz kam.

Die Revanche – diesmal fuhr Valentino Rossi dem Spanier in einer Kurve in die Linie, nachdem dieser davor mehrmals dasselbe Spiel mit dem Italiener getrieben hatte. Marquez kam zu Sturz, aber Rossi konnte den längst entwischten Jorge Lorenzo nicht mehr einholen (© MotoGP).

Die FIM sorgte vorzeitig für die WM-Entscheidung

Nach seiner Aktion wurde Valentino Rossi bestraft und nicht etwa der Spanier, dessen Unsportlichkeit überhaupt erst diesen Skandal herbeigeführt hatte. Die FIM tat danach das dümmste, was diese selbstherrliche Institution im Anschluss nur tun konnte. Der Italiener musste beim Saisonfinale vom letzten Startplatz ins Rennen gehen, womit er sämtliche Chancen verlor, seinen Vorsprung von immer noch 7 Punkten auf Lorenzo in Valencia noch zu verteidigen. Seither wird Marc Marquez auf der ganzen Welt ausgebuht, sobald er nur schon in der Startaufstellung genannt wird. Auffällig war auch, wie viele Journalisten sich danach einzig und allein mit ihrer Kritik auf die Aktion von Rossi konzentrierten.

Marc Marquez (Repsol Honda) – 5 Jahre nach seiner unsportlichen Aktion flog der Spanier gleich im ersten Rennen der Saison böse ab. Viel zu früh versuchte er 4 Tage nach der OP ein Comeback und ist seither Dauer-abwesend (© MotoGP).

WM-Endstand 2015 – statt 10. Rossi-Titel 5 Punkte Rückstand

Zeitplan Valencia GP 2020

WM-Zwischenstand 2020 – Suzuki Pilot Mir in Führung

Im Gegensatz zu vor 5 Jahren ist die Ausgangslage vor dem fünften und letzten Doppelrennen der Corona-Saison extrem spannend. In den verbleibenden 3 Runden kann noch sehr viel passieren, wobei WM-Leader Mir derzeit mit Abstand die besten Karten in der Hand hat. Auch mit der Rückkehr von Valentino Rossi ist nach seiner Pause für Aragon infolge Corona-Infektion wieder zu rechnen.

WM-Kalender 2020 – die reduzierte MotoGP Saison

Natürlich sind die von einigen Schreiberlingen gestreuten Ängste bezüglich einer vorzeitigen Absage völliger Unfug. Die Verträge für die Grand Prix von Europa und Valencia mit dem Circuito Ricardo Tormo, sowie Portugal mit Portimao wurden bereits mitten in der Corona-Pandemie unterzeichnet. Nur weil es zwischendurch besser stand, ändert dies nichts an der Bewilligung der Behörden. Erst wenn diese zurückgezogen würde, erfolgt eine Absage. Sofern Fahrer oder Teams bei ihren Reisen nach der Rückkehr in Quarantäne müssen, liegt dies in deren Verantwortung. In der WorldSBK gab es Fahrer, die exakt aus diesem Grund zwischendurch nicht nach Hause reisten, so beispielsweise Rekordweltmeister Johnny Rea.