Ein neueres und ein altes Gesicht in der Superbike Weltmeisterschaft 1998 – Noriyuki Haga (Yamaha) vor Aaron Slight (Castrol Honda). Der Japaner sollte schon bald zu einer der bekanntesten und beliebtesten Figuren in Geschichte der WorldSBK werden.

Die erste Saisonhälfte 1998 – das 11. Jahr der WorldSBK

Im Vorjahr hatte John Kocinski auf der Castrol Honda dem Dominator der Jahre 1994 und 1995 den Meister gezeigt. Carl Fogarty war zwar zu Ducati zurückgekehrt, doch am US-Amerikaner 1996 im Titelkampf gescheitert. Letzterer trat ein Jahr später gar nicht mehr an, weil er zurück in die 500 cm³ Weltmeisterschaft gewechselt hatte. An seine früheren Erfolge konnte er dabei jedoch nicht mehr anknüpfen und nach einer zweiten Saison zog er sich in die USA zurück. Mit Troy Corser gab jedoch der Weltmeister von 1996 reumütig sein Comeback, nachdem er sich seinerseits mit wenig Glück bei Promotor Red Bull WCM Yamaha versucht hatte. Für viel Spannung war gesorgt und Ducati hatte mit dem Modell 996 nachgelegt, mit dem Foggy im Ducati Werksteam in der Saison 1998 antrat. Der Australier fuhr an der Seite von Pierfrancesco Chili dagegen noch auf dem Vorjahresmodell 916 R für das Ducati Racing ADVF Team. Als Nachfolger von Kocinski war Colin Edwards von Castrol Honda verpflichtet worden, eine Kombination welche noch viele Jahre gemeinsam mit großem Erfolg unterwegs sein sollte.

Simon Crafar (Kawasaki) vor John Kocinski (Honda) und Carl Fogarty 1997 in Sentul (Indonesien) – auch der hier in Führung liegende Neuseeländer trat wie Kocinski im Jahr darauf in der 500 cm³ Weltmeisterschaft an.

Der Kalender für 1998 – mit erneut 12 Runden

Zum vierten Mal in Folge enthielt der Kalender wieder zwölf Runden und diesmal war als Besonderheit Kyalami anstelle von Sentul in Indonesien neu aufgenommen worden. Dafür fand erstmalig das Saisonfinale im japanischen Sugo statt. In Deutschland ging es statt auf den Hockenheimring diesmal auf den 1984 neu gebauten Nürburgring. Damit verblieben nur noch Donington Park und Sugo als die letzten beiden seit der Premiere 1988 unverändert im Kalender belassenen Strecken.

Saisonauftakt in Phillip Island

Auf der Entry List fehlte nach dem Verzicht auf die Titelverteidigung durch John Kocinski zum zweiten Mal nacheinander die Nummer 1. Im Vorjahr wäre diese Troy Corser als Weltmeister von 1996 zugestanden, doch auch er hatte wie der US-Amerikaner ein Jahr nach ihm danach in die 500 cm³ Prototypen WM gewechselt. Diesmal war der Australier jedoch wieder mit dabei und hatte die Nummer 11. Insgesamt hatten sich für den Saisonauftakt 36 Fahrer eingeschrieben.

Wie im Vorjahr ging es auch diesmal zum ersten Event der Saison nach Down Under. Aaron Slight hatte diesmal auf die Nummer 111 gewechselt, doch beim Auftaktrennen brachte diese ihm kein Glück. In Kurve 2 ging Noriyuki Haga in der letzten Runde innen an zu überrundenden Jean-Marc Delétang (Yamaha) vorbei und der Neuseeländer probierte es gleichzeitig außen. Der Franzose war dabei sichtlich überfordert und drängte den Honda Piloten ins Gras ab, wo er stürzte und später wieder weiterfahren konnte. Der Sieg ging an Carl Fogarty vor seinem Ducati Markenkollegen Troy Corser und Yamaha Ass Haga. Platz 4 holte sich Pierfrancesco Chili (Ducati) vor Akira Yanagawa (Kawasaki), dem Australier Mark Willis (Suzuki) und Colin Edwards (Yamaha). Auf P8 folgten Neil Hodgson (Kawasaki), der zuvor gestürzte Slight und Scott Russell (Yamaha).

Peter Goddard – der Australier vor seinem Heimrennen. Er bildete zusammen mit dem Engländer Jamie Whitham das Suzuki Werksteam für die Saison 1998. Im ersten Rennen stürzte er in der neuntletzten Runde, doch im zweiten Lauf sollte es für ihn wesentlich besser laufen (© Peter Goddard).
Carl Fogarty (Ducati) – der bereits zweifache Weltmeister von 1994 und 1995 hatte einen perfekten Einstand in die neue Saison, als er vor Lokalmatador Troy Corser das erste Rennen der Saison in dessen Heimat für sich entscheiden konnte. Es war Sieg Nummer 46 und der zweite seiner Karriere in Phillip Island für den schnellen Engländer im zweiten Jahr nach seiner Rückkehr zu Ducati.

Das zweite Rennen von Phillip Island
Der Sieger im zweiten Lauf war von blossem Auge nicht zu erkennen, als es wie so oft auf der Insel südlich von Victorias Hauptstadt Melbourne zu einem Foto-Finish kam. Vom Start weg hatte sich Noriyuki Haga auf seiner Yamaha vor den beiden Ducatis von Pierfrancesco Chili und Foggy an die Spitze gesetzt. In der vierten Runde lag der Italiener vor dem Engländer und der Japaner nur noch auf P3, während von hinten Aaron Slight herangeflogen kam und zur Führungsgruppe aufgeschlossen hatte. Wenig später fuhr Chili in der Kurve geradeaus und gab im 10. Umgang mit Reifenproblemen auf. Nachdem sich die verbliebenen drei Fahrer mehrmals an der Spitze abgewechselt hatten, fiel Fogarty gegen Ende leicht zurück. Haga gewann mit 0,071 Sekunden Vorsprung auf Slight und Peter Goddard schaffte es auf der besten Suzuki knapp Sekunden hinter dem Ducati Werkspiloten auf Platz 4. Dahinter folgten Yanagawa, Corser, Edwards, Russell, Willis und Steve Martin auf Ducati.

Carl Fogarty (Ducati) – der Gesamtsieger der ersten Runde in Phillip Island reiste damit als WM-Leader zu seinem Heimrennen in Donington Park nach Europa zurück.

WM-Runde 2 in Donington Park – wo alles begann

Für den Hausherrn Carl Fogarty wurde sein Heimrennen in England alles andere als zu einem Triumph. Um die Führung stritten anfänglich Troy Corser und Noriyuki Haga, gefolgt von Pierfrancesco Chili und Aaron Slight. Foggy hingegen lag hinter Scott Russell und vor Troy Bayliss nur auf P10. Letztgenannter fiel in Runde 3 mit seiner Ducati aus. Im 10. Umlauf lag der WM-Leader mit etwas über 6 Sekunden Rückstand auf P6. Drei Runden vor Schluss lag Haga deutlich vor Corser, Chili und Slight in Führung. Am Ende gewann der Japaner bereits sein 2. Rennen in diesem noch kurzen Jahr. Vier Sekunden hinter ihm kreuzte Troy Corser die Ziellinie und Chili rettete sich knapp vor Slight noch den letzten Podestplatz. Dahinter folgten Akira Yanagawa auf der besten Kawasaki vor Colin Edwards (Honda) und einem enttäuschten Carl Fogarty mit 21,616 Sekunden Rückstand auf den Sieger. Achter wurde Jamie Whitham vor seinem Suzuki Teamkollegen Peter Goddard und Steve Hislop (Yamaha).

Noriyuki „Nitro Nori“ Haga (Yamaha YZF750SP) – in seiner ersten vollen WorldSBK Saison vermochte der kampflustige Japaner die Fans sofort zu begeistern und entwickelte sich nach kurzer Zeit um absoluten Publikumsliebling.

Der zweite Lauf von Donington Park
Nach dem Start führte Corser vor Haga und „Franky“ Chili, dahinter Gregorio Lavilla und Foggy bog zumindest in den Top Ten auf die Start-Ziel-Gerade ein. Wenig später führte Haga vor Corser und einer 4-er Gruppe mit Slight, Chili, Edwards und Fogarty. Infolge eines Motorplatzers an Chris Walkers Kawasaki kam es zum Abbruch mit roter Flagge und einem Neustart. Erneut balgten sich Corser und Haga danach um die Führung, gefolgt von Foggy und Slight. Am Ende kreuzte der Lokalmatador auf seiner Ducati als erster die Ziellinie, gefolgt von Haga und Corser. Mit Addition der Zeiten ergab sich jedoch ein Sieg für den Japaner auf seiner Yamaha vor den beiden Ducati Piloten Corser und Fogarty. Slight auf der besten Honda belegte Platz 4 vor Chili, Niall Mackenzie (Yamaha) und Castrol Honda Neuzugang Colin Edwards. Jamie Whitham wurde achter vor Steve Hislop (Yamaha) und Peter Goddard. Yamaha Werkspilot und Ex-Weltmeister Scott Russell reichte es diesmal nur für Platz 11 vor Chris Walker, Piergiorgio Bontempi (beide Kawasaki), James Haydon und Terry Rymer (beide Suzuki).

Aaron Slight (links, Castrol Honda) und Piergiorgio Bontempi (Kawasaki Bertocchi) – beide Piloten waren bereits seit 1992 als Stammfahrer mit dabei und fuhren damit bereits ihre siebte volle Saison.

Die 3. WM-Runde von Monza

Nach dem ersten Lauf sollte kein Europäer auf dem Podest stehen. In der ersten Runde führte Carl Fogarty vor Aaron Slight, Troy Corser, Colin Edwards und Akira Yanagawa. Der Japaner schied in der dritten Runde jedoch durch Sturz aus und seine Kawasaki fackelte danach förmlich ab. Inzwischen hatte sich Edwards Platz 2 hinter Castrol Honda Teamkollege Slight erobert. Im 8. Umgang hatte sich Chili auf P3 vorgekämpft und die beiden Honda Piloten stritten sich an der Spitze um die Führung. Wenig später mischte auch der Italiener dabei mit. Es wurden auf der schnellen Strecke in Norditalien bereits Geschwindigkeiten von über 300 km/h gestoppt. Auch Neil Hodgson hatte sich auf seiner Kawasaki an die 4 Führenden herangekämpft und ging kurz danach an Foggy vorbei.

Typisches Gedränge in der Schikane von Monza mit Carl Fogarty in Führung vor Troy Corser (beide Ducati), dahinter Colin Edwards mit der Nr. 45 vor Chili (7) und in der Mitte Aaron Slight mit Nummer 111.

Chilis beinahe-Horrorsturz und das spannende Finale
In der Parabolica, der langgezogenen Zielkurve von Monza, hatte der Lokalmatador sämtliche Glücksengel auf seiner Seite. Mit einem beinahe-Highsider konnte Pierfrancesco Chili einen Horrorsturz nur knapp verhindern, als ihm sein Hinterrad auszubrechen begann, wodurch er auf P5 zurückfiel. Es war Colin Edwards, der am Ende seine Nase knapp vor seinem Honda-Teamkollegen Aaron Slight hatte. Mit 5,634 Sekunden Rückstand auf den Sieger folgte Troy Corser auf der besten Ducati vor Hodgson, Chili und Foggy. Peter Goddard wurde auf der besten Suzuki guter siebter vor Teamkollege Jamie Whitham, Nori Haga und Gregorio Lavilla (Ducati).

Colin Edwards (Honda) vor Carl Fogarty (Ducati), Aaron Slight (Honda), Troy (Ducati) und Lokalmatador Pierfrancesco Chili auf Ducati. Der US-Amerikaner holte sich seinen ersten WorldSBK Sieg in seiner Karriere am 10. Mai 1998 in Monza.

Das zweite Rennen von Monza
Offenbar fehlte es den Yamahas an Topspeed, jedenfalls kämpfte Noriyuki Haga als dreifacher Sieger in den ersten beiden Runden der Saison offenbar mit stumpfen Waffen und musste sich nach P9 im ersten Lauf nun mit Platz 10 zufriedengeben. Immerhin erging es dem Japaner damit im 2. Rennen noch besser als Aaron Slight, der eine Runde vor Schluss mit einem Motorschaden aufgeben musste. Der Neuseeländer hatte mit seiner Honda keinen guten Start gehabt und es dauerte einen Moment, bis er zu den führenden Fogarty, Corser und Edwards aufgeschlossen hatte. Im 7. von 18 Umgängen hatte sich auch Chili an die Spitzengruppe herangepirscht. Slight lag zwischendurch gar in Führung und hatte sich mit dem US-Amerikaner leicht abgesetzt, als seine Honda in Rauch aufging. Edwards holte sich den Doppelsieg mit 2,697 Sekunden Vorsprung auf Fogarty, Chili und Corser. Whitham belegte P5 vor Yanagawa, Hodgson, Goddard, dem Österreicher Andy Meklau (Ducati) und Haga, der immer noch WM-Leader war.

Colin Edwards, auch „Texas Tornado“ genannt – nach 3 Jahren für Yamaha war er der Neuzugang bei Castrol Honda an der Seite von Aaron Slight. Als Nachfolger von Weltmeister John Kocinski bewies er mit seinem Doppelsieg im königlichen Park von Monza eindrücklich, dass er für das Honda Werksteam die richtige Wahl war.
Blick in die Castrol Honda Box mit dem Bike von Aaron Slight, dem Pechvogel des 2. Laufs in Monza. An Tospeed und Motorleistung fehlte es den japanischen Raketen definitiv nicht. Die Rekordrunde des Neuseeländers lag bei 1:46,866 und einem Schnitt von 194,374 km/h.

WM-Runde 4 in Albacete

Der am Mittag gestartete erste Lauf war das erste Regenrennen der Saison. Ideale Verhältnisse daher für den als Spezialisten für nasse Verhältnisse bekannten Italiener Chili auf seiner Ducati 916R. Anfänglich führte bei starkem Regen sogar Lokalmatador Lavilla auf seiner privaten Ducati 916, doch gegen den „Regenkönig“ von der Adria war an diesem Tag einmal mehr kein Kraut gewachsen. Chili siegte 1,316 Sekunden vor Troy Corser und mit Platz 3 schaffte der Spanier Gregorio Lavilla sein erstes Podium der Karriere in der Superbike WM. Vierter wurde Aaron Slight auf der besten Honda vor Teamkollege Colin Edwards und Scott Russell. Dahinter Neil Hodgson (Kawasaki), Alessandro Gramigni, Carl Fogarty (beide Ducati) und Noriyuki Haga.

Der Sieger Pierfrancesco Chili auf der Ehrenrunde vor seinem Landsmann Alessandro Gramigni (beide Ducati). Der erste Saison-Triumph des italieners sollte nicht sein letzter in diesem Jahr sein.

Der zweite Lauf von Albacete mit turbulenten Startszenen
Auf trockener Strecke kam es nach dem Start zu einer Berührung zwischen Nori Haga und Neil Hodgson, die glimpflich ausging. Doch in der 1. Kurve hatte Akira Yanagawa innenliegend einen Rutscher, wodurch er seinen Kawasaki Teamkollegen rempelte, worauf Hodsgon mit Lavilla kollidierte und die beiden gemeinsam abflogen. Auch Suzuki Pilot Jamie Whitham ruderte danach aus dem Kiesbett, nachdem er den beiden zuvor nicht hatte ausweichen können. An der Spitze duellierten sich nach 5 Runden Fogarty und Haga, während dahinter Corser und Yanagawa gefolgt von Slight, Russell, Bontempi und Chili versuchten, den Anschluss wiederherzustellen.

Aaron Slight (Castrol Honda) holte sich Platz 2 hinter Foggy in Albacete. Der Neuseeländer trat mit der Nummer 111 an. Eigentlich hätte er 1998 zum bereits vierten Mal die Nummer 3 auf seiner Honda spazieren gefahren.

Fogarty holt sich Laufsieg Nummer Zwei in Spanien
Während Haga bereits dreimal gewonnen hatte, war es für Carl Fogarty in Albacete erst sein zweiter Laufsieg der Saison. Mit einem Wheelie fuhr der Engländer über die Ziellinie, bevor es ihm kurz danach Aaron Slight als zweiter nachmachte. Platz 3 ging an Troy Corser und der anfänglich auf P2 gelegene Japaner kreuzte als vierter die Ziellinie. Bevor es nach Deutschland ging, führte Corser neu die WM an und hatte bis dahin 135 Punkte gesammelt. Haga war hinter Foggy (128) mit 123 Zählern auf P3 zurückgefallen, dahinter folgten Slight (106), Chili (103) und Edwards (98).

Hier die komplette Resultatliste des 2. Rennens von Albacete:

Die WorldSBK Premiere auf dem Nürburgring mit Runde 5

Der erste Lauf war wie in Albacete eine Runde zuvor ein Regenrennen und nach dem Start setzte sich diesmal Akira Yanagawa an die Spitze. Hinter dem Kawasaki Piloten folgte Colin Edwards auf Honda, Noriyuki Haga auf Yamaha und Troy Corser auf der vordersten Ducati, dahinter mit Aaron Slight der zweite Castrol Honda Pilot. Nach dem ersten Renndrittel waren immer noch dieselben 4 Fahrer an der Spitze, ergänzt von Regenspezialist „Franky“ Chili. Carl Fogarty hingegen lag nur auf Platz 14, mit über 22 Sekunden Rückstand auf die Führenden. Soeben gestürzt war in der 7. Runde Kawasaki Ass Neil Hodgson. Kurz danach machte Haga einen Ausflug ins Kiesbett, konnte jedoch sein Rennen wieder fortsetzen.

Scott Russell (Weltmeister 1993 auf Kawasaki) und Noriyuki Haga – das Yamaha Werks-Team der Superbike WM-Saison 1998. Meist stellte dabei der schnelle Japaner seinen erfahrenen Mannschaftskollegen auf für ihn neuen Strecken deutlich in den Schatten.

Der erste Saisonsieg für Aaron Slight
Als bekannt guter Fahrer bei nassen Verhältnissen war es am Ende keine Überraschung, dass Aaron Slight zuoberst auf dem Podium stand. Sein neuer Castrol Honda Teamkollege Colin Edwards belegte mit 6,608 Sekunden Rückstand Platz 2 vor Pierfrancesco Chili auf der besten Ducati. Dahinter folgten die beiden Japaner Yanagawa und Haga, sowie Peter Goddard (Suzuki) und Chilis Ducati ADVF Racing Teamkollege Troy Corser. Rang 8 ging an Kawasaki Privatpilot Piergiorgio Bontempi vor Jamie Whitham (Suzuki), Alessandro Gramigni (Ducati) und Scott Russell (Yamaha). Fogarty musste mit dem undankbaren 13. Platz hinter Lucio Pedercini (Ducati) vorlieb nehmen. Letzterer wurde ab 1993 erfolgreicher Teamchef in der WorldSBK als einer der vielen, die auch später noch dem Sport erhalten blieben.

Aaron Slight (Castrol Honda) hier mit seiner berühmten rot eingefärbten Irokesen-Frisur – zum ersten Mal in der Saison 1997 zuoberst auf dem Podium. Es war 1992 in Albacete, als der Neuseeländer auf einer Kawasaki ZXR750 für das Team Moving Kawasaki erstmals siegreich gewesen war und auf dem Nürburgring war es sein 9. Triumph der Karriere.
Pedercini Racing Team – Vorstellung mit Gruppenbild beim Saisonstart 2020 mit dem in letzter Minute verpflichteten Deutschen Sandro Cortese als Fahrer in Phillip Island. Leider verletzte sich der „Italo Schwabe“ früh in der Corona-Saison und es musste Ersatz für ihn gesucht werden (© Pedercini Racing).

Das zweite Rennen auf dem Nürburgring
Im Gegensatz zu Albacete war in Deutschland auch der zweite Lauf verregnet. Nach dem Start ging in leuchtend rotem Oberteil Colin Edwards in Führung, dahinter folgte Haga, der kurz danach von Chili und Slight überholt wurde. Zusammen mit Troy Corser bildeten diese Fahrer zuerst eine Spitzengruppe, bevor sich Edwards und Chili leicht absetzten konnten. Kurz danach lag der Italiener allein in Führung und Slight hatte an seinem Teamkollegen Edwards vorbeigefunden. Doch der Neuseeländer beging danach einen Fehler, flog ab und rappelte sich sofort wieder auf. Damit war er auch noch hinter Corser zurückgefallen, lag aber immer noch auf P4. Mit einem Vorsprung von 11,117 Sekunden auf Colin Edwards machte „Franky“ Chili seinem Ruf als Regenkönig mal wieder alle Ehre. Corser wurde nur knapp hinter dem Honda Piloten Edwards dritte und Slight schaffte mit 34,889 Sekunden Rückstand Platz vier. Nachfolgend das offizielle Resultat des zweiten Rennens auf dem Nürburgring.

Das Startgerät aus der zeit der goldenen 90-er Jahre der WorldSBK wirkt aus heutiger Sicht sehr improvisiert, aber es tat seinen Dienst absolut zur Zufriedenheit aller Beteiligten.
Carl Fogarty (Ducati) – zweimal dreizehnter war nicht das Resultat, was sich der Engländer von seinem Abstecher in der Eifel erhofft hatte. Es war seine bis dahin schlechteste Veranstaltung der Saison, welche in Australien mit seinem Auftaktsieg sehr erfolgversprechend begonnen hatte.

Die 6. Runde an der Adria-Küste

Nach dem Desaster auf dem Nürburgring mit den zwei 13. Plätzen hoffte Carl Fogarty auf trockene Verhältnisse. Sein Wunsch ging in Erfüllung und auf dem damals noch im Gegenuhrzeigersinn befahrenen Autodromo di Santamonica ging es bei prächtigem Wetter ins erste Rennen. Doch der Engländer hatte keinen guten Start erwischt. Anfangs zweiter Runde führte Troy Corser vor Colin Edwards und dessen Castrol Honda Teamkollege Aaron Slight war soeben an Noriyuki Haga vorbeigegangen. Foggy lag hinter Whitham, Goddard und Yanagawa zu diesem Zeitpunkt auf Platz 8. Kurz danach flog Piergiorgio Bontempi auf seiner Kawasaki ab und wenig später war auch sein Landsmann Chili an der Reihe, der seine Ducati ins Aus pfefferte.

Aaron Slight (Castrol Honda) – der „Kiwi“ befand sich in absoluter Hochform und mit nur 2 Ausnahmen war er bisher jedes Mal in den Top 4 gelandet.
Scott Russell auf der Werks-Yamaha – der US-Amerikaner war im zweiten Lauf von Deutschland noch mit Bremsproblemen ausgeschieden, welche ihn bereits nach 2 Runden zur Aufgabe gezwungen hatten. In Misano sollte er endlich mal bester Yamaha Pilot werden.

Die Entscheidung im ersten Rennen von Misano
In der 5. Runde war auch Peter Goddard auf seiner Suzuki abgeflogen. An der Spitze setzte der zwischenzeitlich an seinem Teamkollegen vorbei gegangene Slight Leader Corser gehörig unter Druck. Die ersten 4 lagen zusammen mit Edwards und Haga noch innerhalb von eineinhalb Sekunden. Corser wurde nacheinander von Aaron Slight, Colin Edwards und Nori Haga überholt und Foggy auf Platz 5 hatte kurz nach Halbzeit 6,5 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Am Ende holte sich Slight seinen zweiten Sieg nach dem ersten Rennen auf dem Nürburgring. Troy Corser hatte sich wieder nach vorne gearbeitet und kreuzte die Ziellinie nur 0,72 Sekunden hinter dem Neuseeländer. Dritter wurde Colin Edwards und Fogarty holte sich Platz 4, weil Haga 3 Runden vor Schluss noch gestürzt war. P5 ging an Akira Yanagawa vor Jamie Whitham, Neil Hodgson, Scott Russell, dem Österreicher Andreas Meklau (Ducati) und dem deutschen Suzuki Piloten Udo Mark. Dahinter erst die beiden besten Italiener Alessandro Gramigni, Lucio Pedercini und Paolo Blora (alle Ducati).

Aaron Slight (Castrol Honda) 1998 in Misano – zu Saisonmitte war der Neuseeländer zu einer wahren Hochform aufgelaufen. Ab Runde 4 in Albacete war er nie mehr schlechter als vierter und hatte sich im 1. Rennen von Misano soeben den zweiten Sieg gesichert.

Der zweite Lauf auf dem Autodromo di Santamonica
Diesmal hatte Carl Fogarty nach dem Start die Nase vorne, gefolgt von Ducati Markenkollege Troy Corser und Suzuki Pilot Jamie Whitham. In der zweiten Runde hatte Aron Slight seinen Honda Teamkollegen Colin Edwards überholt und ging kurz danach auch an Whitham vorbei. Corser lag in Führung und auch Foggy wurde kurz danach vom entfesselt fahrenden Slight überholt und distanziert. Wenig später bog Chili in die Box ab und Jamie Whitham beendete seine Ambitionen im Kiesbett. Während Fogarty und Edwards mit den beiden Führenden nicht mithalten konnten, hatte sich auch Akira Yanagawa an den US-Amerikaner herangepirscht. Im Ziel hatte erneut Slight die Nase vorne und Corser musste sich mit P2 begnügen, etwas über 2 Sekunden vor Foggy. Dahinter passierte knapp vor Yanagawa Edwards als Vierter die karierte Flagge. Scott Russell holte sich P5 und Yamaha Teamkollege Haga war 2 Runden vor Schluss erneut abgeflogen. Die Top Ten komplettierten Gregorio Lavilla (Ducati), Neil Hodgson (Kawasaki), Andy Meklau und der Slowene Igor Jerman (Kawasaki).

Ohne Punkte blieben Lokalmatador Enzo Chiapello (Kawasaki), der Tscheche Jirí Mrkyvka (Honda), Bruno Scatola (Italien, Yamaha), der Grieche Stavros Stavroulakis (Ducati) und der Slowake Vladimir Karban auf Suzuki.
Aaron Slight in der Castrol Honda Box – der Neuseeländer hatte mit seinem Doppelsieg in Misano wie davor Nori Haga bereits dreimal in dieser Saison gewonnen. Es waren die Siege Nummer 10 und 11 seiner Karriere und hinter Rückkehrer und Ducati Pilot Troy Corser war er aktuell zweiter im Zwischenklassement der Weltmeisterschaft.

Der WM-Zwischenstand zur Halbzeit von 1998

An der Spitze lag Troy Corser mit 200 Punkten vor Aaron Slight (194), Colin Edwards (167), Carl Fogarty (164), Pierfrancesco Chili (144) und Noriyuki Haga (143). Deutlich abgeschlagen war bereits Akira Yanagawa, der nur 101 Zähler totalisierte, bevor es zwei Wochen später nach Südafrika und nur eine Woche danach in die USA nach Laguna Seca in Kalifornien ging.

Noriyuki Haga (Yamaha) – nach drei Siegen gleich zu Saisonbeginn ging die Leistungskurve des schnellen Japaners nach unten bis zum Tiefpunkt in Misano mit zwei Stürzen. Zusammen mit Aaron Slight war er der einzige mit bis dahin 3 Siegen bis zur Halbzeit.

Weiter zum 2. Halbjahr: http://www.motoracers.eu/wsbk-story-22-1998-2/

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).