Noriyuki „Nitro Nori“ Haga (Yamaha) – einer der absolut schnellsten und beliebtesten Fahrer seiner Zeit, doch der Japaner schaffte trotz sehr vieler Siege nie einen WM-Titel (© WorldSBK).

Die 1. Saisonhälfte 2007 – dem 20. Jahr der WorldSBK

Mit Troy Bayliss, Troy Corser und James Toseland waren die Superbike Weltmeister der letzten 3 Jahre allesamt mit am Start. Mit Roberto Rolfo und Max Biaggi gab es zwei hochinteressante Neuzugänge. Nachdem Corser von Suzuki zu Yamaha gewechselt war und neu an der Seite von Nori Haga angetreten war, war der Römer zusammen mit Yukio Kagayama Suzukis Hoffnung für die Saison 2007. Rolfo hingegen fuhr für Honda und bei den restlichen Teams hatte es wenige Änderungen gegeben.

Troy Corser fuhr nach dem Verlust seines Nr. 1 Status wieder mit der von früher gewohnten Nummer 11 und Biaggi hatte sich die 3 ausgesucht, welche er in der MotoGP auch schon oft hatte (© WorldSBK).

Der Kalender für die Saison 2007 – mit einigen Änderungen

Nach vielen Jahren Pause war Donington Park wieder in den Kalender zurückgekehrt. Die Stätte des ersten WorldSBK Rennens der Geschichte im Jahr 1988 war zusammen mit Silverstone und Brands Hatch die dritte auf englischem Boden in der Saison 2007. Der Saisonauftakt mit Losail vor Phillip Island war gleichgeblieben und neu kam mit Vallelunga ein ziemlicher Exot ins Programm, der nur ein weiteres Mal noch im Kalender stehen sollte, bevor die Strecke nach dem Folgejahr wieder rausflog.

Auftakt in Losail zur 1. von 13 Runden

Max Biaggi war unzweifelhaft eine Bereicherung in der WorldSBK. Als er 1998 als mehrfacher Weltmeister von der 250 cm³ Kategorie in die Königsklasse aufgestiegen war, hatte er auch dort sofort für Furore gesorgt. Mit Poleposition, schnellster Runde und einem Sieg hatte er Fans, Experten und selbst den Dominator Mick Doohan beim Auftaktrennen verblüfft. Genau dieses Kunststück schaffte der schnelle Mann aus Rom auch in der WorldSBK beim 1. Rennen in Losail, zumindest was das Siegerpodest betraf. Während unter anderem Michel Fabrizio, Karl Muggeridge, Fonsi Nieto und Régis Laconi alle gestürzt waren, kamen nur 17 Fahrer ins Ziel. Nachfolgend das offizielle Resultat des 1. Rennens von Losail.

James Toseland und Lorenzo Lanzi waren die beiden weiteren Fahrer auf dem Podium (© WorldSBK).
Max Biaggi (Alstare Suzuki Corona) – gleich beim Saisonauftakt im allerersten Rennen der Saison mit der aSuzuki GSX-R1000 K7 zuoberst auf dem Podest (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Losail
Diesmal kam es zu einem lupenreinen Start-Ziel-Sieg des Weltmeisters von 2004. Weniger als eine Sekunde hinter James Toseland sah Biaggi die karierte Flagge und Yamaha Neuzugang Troy Corser belegte Rang 3. Nori Haga wurde vierter vor Fonsi Nieto, Yukio Kagayama und Lorenzo Lanzi als bestem Ducati Pilot. Nur achter wurde mit Troy Bayliss der amtierende Weltmeister vor Xaus, Neukirchner, Laconi, Fabrizio und Josh Brookes.

Toseland (Honda) vor Haga (Yamaha), Biaggi (Suzuki) und dem neuen Mann auf der Yamaha YZF-R1, Troy Corser (© WorldSBK).

Die 2. WM-Runde in Down Under – Phillip Island

Vor 2 Jahren hatte Troy Corser hier auf dem Weg zu seinem 2. WM-Titel einen Doppelsieg geholt und im Vorjahr seinen 2. der Saison. Dass dies trotz jahrelanger Fortsetzung seiner Karriere der letzte Triumph seiner Karriere bleiben sollte, konnte damals niemand ahnen. Auf jeden Fall war es diesmal trotzdem ein Australier, der den 1. Lauf gewann, nämlich sein Vornamens-Vetter Bayliss. Anfänglich hatte noch alles nach einem Triumph von James Toseland ausgesehen, doch im letzten Renndrittel übernahm der Lokalmatador vom Engländer die Führung und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab.

Hinter Toseland holte sich Suzuki Ass Max Biaggi das dritte Podium der Saison vor Haga, Corser, Lanzi, Xaus und Neukirchner. Neunter wurde Fonsi Nieto vor Steve Martin, Roberto Rolfo, Josh Brooks und Shinichi Nakatomi. Karl Muggeridge und Yukio Kagayama hatten verletzt auf einen Start verzichtet. Michel Fabrizio und später auch Régis Laconi hatten mit Reifenproblemen aufgegeben.

Max Biaggi (Alstare Suzuki Corona) – der schnelle Römer war von Beginn an vorne mit dabei und liess dabei bis zum 3. Rennen der Saison auch jedes Mal seinen Vorgänger Troy Corser aus dem Suzuki Werksteam hinter sich (© Max Biaggi).

Der zweite Lauf von Phillip Island
Zwei Runden lang führte nach hervorragendem Start Yamaha Neuzugang Troy Corser, bevor James Toseland das Kommando übernahm. Der Engländer gewann mit nur 0.274 Sekunden Vorsprung auf Troy Bayliss. Platz 3 ging diesmal hauchdünn an Nori Haga, der knapp ein Zehntel vor Biaggi die karierte Flagge kreuzte. Corser musste sich am Ende mit Platz 5 zufriedengeben, vor Xaus, Neukirchner, Lanzi und Fabrizio. Auf Rang 10 folgte Rolfo vor dem Tschechen Jakub Smrz, Josh Brookes, Shinichi Nakatomi und Fonsi Nieto.

Unsere Aufnahme von kurz vor dem Superpole Race am 1. März 2020 in Phillip Island – dieses über 10 Runden gehende Sprintrennen gab es zu diesem Zeitpunkt erst seit einem Jahr. Für Statistiker ist dieses Zusatzrennen mit halber Punktzahl natürlich ein Horror, weil es Vergleiche mit früher fast unmöglich macht. Doch seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist viel wichtiger, dass überhaupt irgendwo noch gefahren werden kann.
James Toseland (Ten Kate Honda) – als Vizeweltmeister des Vorjahres und Weltmeister von 2004 natürlich einer der Mitfavoriten auf den Titel für die Saison 2007 (© WorldSBK).

Der Europa-Auftakt mit Runde 3 in Donington Park

Seit 6 Jahren war die WorldSBK hier nicht mehr zu Gast gewesen. In der Saison 2007 war es endlich wieder so weit und eine der schönsten Strecken, auf welcher wir je zu Besuch waren, sollte ab nun wieder für sehr lange im Kalender bleiben. In den ersten 5 Runden lag Troy Corser im 1. Lauf an der Spitze, bis James Toseland die Führung übernahm und diese bis ins Ziel nicht mehr abgab. Es war bereits der 3. Triumph nebst zwei zweiten Plätzen im fünften Rennen der Saison für den Engländer. Als er 2004 Weltmeister wurde, hatten 3 Siege zum Titel gereicht. Aber es war nicht anzunehmen, dass dies auch diesmal aufgehen würde.

Tro Corser wurde zweiter vor Max Biaggi, Nori Haga, Lorenzo Lanzi und Fonsi Nieto. Kagayama fehlte immer noch verletzt und Bayliss war in Runde 5 durch Sturz ausgeschieden. Zwei Umgänge vor Schluss erwischte es auch noch seinen früheren Teamkollegen von 2001 und 2002, Rubén Xaus. Régis Laconi wurde siebter vor Max Neukirchner

Max Neukirchner (Suzuki Deutschland, später auch noch für Alstare Suzuki Corona antretend) vor Noriyuki Haga (Yamaha) – der Deutsche erlebte gegenüber dem Vorjahr eine deutliche Steigerung. Podestplätze blieben ihm 2007 jedoch verwehrt (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Donington
Während der Österreicher Christian Zaiser auf seiner MV Agusta die erste Runde nicht überstand, war auch für Toseland wenig später Schluss. Der WM-Leader musste infolge defektem Schaltautomat aufgeben, behielt aber trotz seinem Ausfall die Führung im Zwischenklassement. Er hatte bis zu seinem ärgerlichen Defekt sogar geführt, wonach Haga die Spitze übernahm. Bis zum Ziel gab es zwischen ihm und WSBK Neuzugang Biaggi ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Sieg. Am Ende trennten den Sieger aus Japan vom Italiener dabei nur 0.111 Sekunden. Platz 3 ging nur wenig dahinter an Troy Corser vor Xaus, Lanzi, Laconi, Rolfo, Smrz und Muggeridge.

Max Biaggi (Alstare Suzuki Corona) beim Anbremsen von Kurve 1 in Donington als Anführer der Verfolgergruppe – am Ende verfehlte er den Sieg nur hauchdünn (© Suzuki Racing).
Von links der Zweitplatzierte Max Biaggi (Suzuki), Sieger Haga (Yamaha) mit ulkigem Kopfschmuck und der dritte Troy Corser, ebenfalls auf Yamaha (© WorldSBK).

Sechstes Top Ten Ergebnis für Neukirchner in Folge – Bayliss im Pech
Zehnter wurde Neukirchner vor Bussei, Fabrizio, Martin und Nakatomi. Fonsi Nieto war kurz vor Rennmitte gestürzt und der amtierende Weltmeister mit der Nummer 21 verletzt gar nicht erst angetreten. Für die Titelverteidigung sah es bei Troy Bayliss mit nur wenig mehr als halb so vielen Punkten wie Toseland damit alles andere als gut aus.

Zu Besuch beim WorldSBK Rennen im Juli 2019 – ein Jahr nachdem wir diese Fotografie gemacht hatten, verhinderte die Corona-Pandemie eine Durchführung dieses von uns so geliebten Rennens. Beim letzten Aufenthalt hatten wir nur Sandwiches vermisst, das Angebot an Verpflegungsmöglichkeiten war nicht ganz nach unserem Wunsch.

R4 Valencia

Anfangs führte Troy Corser, doch diesmal war der Mann mit der kürzesten Anreise wild entschlossen, endlich wieder einen Sieg zu holen. Vier Jahre nach seinem letzten Sieg im Jahr 2003 machte Rubén Xaus seinen Wunschtraum wahr und gewann vor Haga, Bayliss, Corser und Toseland. Sechster wurde Lanzi vor Fabrizio, Biaggi, Brookes und Rolfo. Rang 11 ging an Laconi vor Neukirchner, Bussei, Smrz und dem wieder genesenen Yukio Kagayama. Während 8 Fahrer ausfielen, sahen nur 15 die Zielflagge.

Zu Besuch in der Box von Max Biaggi (Alstare Suzuki Corona) – dem „römischen Eroberer“, wie ihn die Engländer oft nannten. Im ersten Rennen von Valencia verfehlte der Italiener erst zum zweiten Mal in dieser Saison das Podest (© Suzuki Racing).

Der zweite Lauf von Valencia
Anfänglich hatte „Nitro Nori“ Haga die Nase vorne, bis in Xaus in 4. Runde an der Spitze ablöste. Doch nur für kurze Zeit, dann fand der schnelle Japaner wieder den Weg am Katalanen vorbei. Später gelang dies auch James Toseland und im letzten Drittel zusätzlich Biaggi. Am Ende war der Engländer siegreich und der Römer konnte den Yamaha Piloten noch abfangen und wurde Zweiter. Xaus musste sich diesmal mit Rang 4 benügen vor Lanzi, Bayliss, Brookes und Laconi. Corser wurde nur neunter vor Neukirchner, Fabrizio, Rolfo und Kagayama.

Der Zieleinlauf im 2. Rennen – James Toseland (Honda) vor Suzuki Ass Max Biaggi und Nori Haga auf der Yamaha (© WorldSBK).

Die 5. WM-Runde in der „Cathedral of Speed“ von Assen

Es war erneut James Toseland, der die Führung übernahm, später aber noch von Haga und Xaus bedrängt und überholt wurde. Doch der immer noch als WM-Leader angereiste Engländer setzte sich kurz vor Rennmitte wieder an die Spitze und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab. Corser war 3 Runden vor Schluss gestürzt. Hinter Haga holte sich Xaus am Ende immerhin das 2. Podium der Saison. Nachfolgend die offizielle Rangliste des 1. Rennens von Assen.

Troy Bayliss hatte mit P4 das Podest deutlich verfehlt, bei bis dahin 9 Rennen war der amtierende Weltmeister erst 3 Mal auf dem Podium gestanden (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Assen
Anfänglich sah alles nach einem Doppelsieg für Toseland aus, doch Troy Bayliss war nicht gewillt, dies zuzulassen. Der Australier machte sich zusammen mit Nori Haga auf die Verfolgung des Engländers und kurz vor Rennmitte war es der Japaner, der Toseland die Führung abnahm. Wenig später ging Bayliss an Haga vorbei und übernahm das Kommando. Das Yamaha Ass fiel durch Elektrikdefekt aus. Am Ende kam es zum Fotofinish. Mit 0.009 Sekunden hatte dabei der amtierende Weltmeister am Ende die Nase vorne. Es war der 36. Sieg in der Karriere von Troy Bayliss, allesamt auf Ducati eingefahren.

Knapp vom Australier geschlagen wurde Toseland zweiter vor Biaggi und Corser. Rang 5 ging an Roberto Rolfo vor Fabrizio, Neukirchner, Nieto, dem Tschechen Smrz und Laconi. Kagayama wurde elfter vor seinem Landsmann Nakatomi. Platz 13 holte sich Josh Brookes vor Luca Morelli und Marek Svoboda, einem Landsmann von Smrz. Karl Muggeridge musste mit einem Kettenschaden aufgeben. Rubén Xaus und Lorenzo Lanzi waren durch Sturz ausgeschieden.

James Toseland (Ten Kate Honda) vor Xerox Ducati Werkspilot Troy Bayliss – diesmal hatte am Ende der amtierende Weltmeister die Nase vorne (© WorldSBK).

WM-Runde 6 im königlichen Park von Monza

Auf heimischem Boden wollte natürlich Suzuki Newcomer Biaggi glänzen, doch viele Zuschauer freuten sich auch, wenn eine Ducati gewann. Doch es war Publikumsliebling Noriyuki Haga auf der Yamaha, die aber immerhin vom Team Yamaha Motor Italia eingesetzt wurde, der nach dem 1. Rennen zuoberst auf dem Siegertreppchen stand. Aus Publikumssicht links von ihm Ducati Ass Bayliss und rechts mit „Grande Max“ dazu auch ein Italiener. Nachfolgend das offizielle Resultat des 1. Rennens von Monza.

Nakatomi verzichtete infolge Verletzung auf einen Start, Rolfo gab mit Benzinmangel, Nieto infolge eines Öllecks und Laconi aufgrund von Handling Problemen auf. Luca Morelli war gestürzt und bei den restlichen Fahrer waren technische Probleme die Ursache für deren Ausfall (© WorldSBK).

Max Biaggi (Alstare Suzuki Corona) – als Leader nach dem Start bei seinem Heimrennen, links dahinter James Toseland und mit der 71 Yukio Kagayama auf der zweiten Werks-Suzuki (© Max Biaggi).

Der zweite Lauf von Monza
Anfänglich lag diesmal Toseland in Führung und Biaggi war nur auf P8 zu finden. Ab dem ersten Renndrittel machte dann Haga Druck und übernahm das Kommando, welches er bis ins Ziel nicht mehr abgab. Dritter hinter Toseland wurde Bayliss vor Rolfo und Biaggi. Rang 6 ging an Corser vor seinem Suzuki Teamkollegen Kagayama, Laconi, Muggeridge und Smrz. Elfter wurde Fabrizio vor Neukirchner, Xaus, Robertino Pietri (Yamaha) und Dean Ellison (Ducati). Toseland war immer noch WM-Leader mit 32 Punkten Vorsprung auf Biaggi als nächstem Verfolger.

Der Roby Rolfo Fanclub war jeweils zahlreich erschienen, wenn ihr Idol bei seinen Heimrennen antrat. Im ersten Rennen hatte der Honda Pilot Pech gehabt, doch im 2. Lauf schaffte er mit Rang 4 sein bisher bestes Saisonergebnis (© WorldSBK).

R7 Silverstone

Es war das erste Regenrennen der Saison und aufgrund der starken Niederschläge sollte der 2. Lauf danach sogar abgesagt werden. Im Jahr 2002 hatte sich hier bei Regen Troy Bayliss einen seiner wenigen Fehler geleistet, welcher mit dafür verantwortlich war, dass er im Titelkampf damals Honda Speerspitze Colin Edwards unterlag. Aber diesmal machte der Australier alles richtig, blieb sitzen und fuhr einen sauberen Sieg vor Haga und Corser heraus. Roby Rolfo wurde vierter vor Laconi, Biaggi, Lanzi und Toseland. Platz 9 ging an Xaus vor Neukirchner, Vittoriano Iannuzzo, Luca Morelli und Shinichi Nakatomi. Nur 13 Fahrer sahen in diesem Rennen die Zielflagge.

Bilanz nach der 7. von 13 Runden

Bei Halbzeit führte immer noch James Toseland im WM-Zwischenklassement, aber sein Vorsprung hatte sich nach Assen verringert. Noriyuki Haga hatte bereits bis auf 23 Punkte zum Engländer aufgeschlossen und Biaggi lag weitere 13 Zähler hinter dem Japaner in Lauerstellung. Insofern war die Titelentscheidung bei Saisonhälfte noch vollkommen offen. Es sah jedoch ganz danach aus, dass Bayliss es sehr schwer haben dürfte, seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen zu können.

Max Biaggi (Suzuki) im Kampf mit Honda Pilot James Toseland – die Nummer 52 aus England war 2004 bereits auf Ducati Weltmeister geworden und er fuhr auch diese Saison wieder extrem stark (© WorldSBK).

>>weiter siehe in Kürze Teil 40 über die Geschichte der WorldSBK