Historischer erster Sieg in der Moto2 für Jake Dixon (Inde GASGAS Aspar Team Kalex) – der Engländer war im Siegerinterview danach nicht in der Lage, seine Freudentränen zurückzuhalten. Völlig überwältigt von seinem Triumpf fand der Sohn des ehemaligen zweifachen Seitenwagen Weltmeisters Darren kaum Worte für seine Gefühle. In der Weltmeisterschaft fehlen ihm auf Leader Tony Arbolino nun 44 Punkte, nachdem dieser nur auf P7 die Zielflagge sah und nur noch 8 Zähler vor Pedro Acosta liegt.

Grand Prix ohne Marquez und mit lächerlichen Regeln

Nach seinem Desaster auf dem Sachsenring und am Vortag verzichtete mit Marc Marquez der laut Statistik erfolgreichste Pilot im Feld auf einen GP Start in den Niederlanden. Den Vogel schossen jedoch die FIM Kommissare bereits am Sonntagmorgen ab. In allem Ernst verkündeten sie nach den heftigen Kritiken zu ihren fragwürdigen Entscheidungen am Samstag eine Änderung der Long Lap Penalty Regeln für den Grand Prix in Assen. Neu sollte es nun erst beim dritten Kontakt mit dem grün markierten Bereich in einigen Kurven eine Verwarnung geben und im fünften Fall eine Bestrafung. Ein absoluter Irrsinn und von Leuten, die bereits die einfachen Regeln nicht im Griff hatten, natürlich absolut lächerlich. Wir kennen zahlreiche Beispiele aus WorldSBK und MotoGP, bei welchen die Leute von der FIM mehrmals dieses klare „Vergehen“ entweder nicht sahen oder ignorierten. Zudem erinnerte man sich sogleich an den Vortag, als mit Fabio Quartararo ein Mann dritter im Tissot Sprintrennen wurde, für welchen kurz davor noch bei der Zeitaufzeichnung eine Einblendung für eine 3-Sekunden Strafe eingeblendet worden war. Am Ende kam jedoch nur KTM Ass Brad Binder dran und verlor zwei Plätze, als er von P3 auf Rang 5 zurückversetzt wurde. Aber nun zum Grand Prix der Niederlande von 2023.

Vor dem ersten GP Start der Moto3 am Sonntagmorgen kam es zur sogenannnten Riders Fan Parade – eine bei diversen Piloten alles andere als beliebte Neuerung. Laut Johann Zarco (Prima Pramac Ducati) könnte dies mit ein Grund für die ungewöhnlich hohe Zahl an Stürzen in der Saison 2023 sein. Für die Fahrer kann es die Konzentration vor einem extrem anforderungsreichen Grand Prix empfindlich stören.

Dramatische und sturzreiche erste Runden

Angefangen mit KTM Neuzugang Jack Miller fanden sich wenig später auch die beiden Franzosen Zarco und Quartararo im Kiesbett wieder. Nach drei dritten Plätzen in folge für den Prima Pramac Ducati Piloten aus Cannes ein herber Rückschlag und natürlich auch für den bereits nach einem Running-Unfall schon angeschlagenen Monster Energy Yamaha Piloten. Dieser war direkt vor Zarco abgeflogen, welcher danach nicht mehr auszuweichen vermochte. Aprilia Hoffnung Maverick Viñales war der nächste und auch Enea Bastianini (Lenovo Ducati) verpasste die Zielflagge mit einem Crash in Turn 5. Vorne kämpften Brad Binder (Red Bull KTM), WM-Leader Francesco Bagnaia (Lenovo Ducati) und dessen Ducati Markenkollege Marco Bezzecchi (Mooney VR46 Racing Team) als Sieger des Sprintrennens vom Samstag um die Spitze. Gefolgt von Aleix Espargaró (Aprilia), Alex Marquez (Gresini Ducati) und vor Honda Hoffnung Takaaki Nakagami dem heranstürmenden Jorge Martin (Prima Pramac Ducati). Letzterer hatte wie sein Teamkollege Zarco und Quartararo keinen guten Start erwischt, sich aber 15 Runden vor Schluss bereits auf P5 hinter Aleix herangekämpft.

Jack Miller (Red Bull KTM) war das erste Sturzopfer beim Grand Prix der Niederlande. Laut dem Australier war ein Kontrahent daran ein Stück weit mitschuldig. Damit meinter er Aprilia Ass Maverick Viñales, den es jedoch wenig später selbst erwischen sollte. Für den Katalanen war es der fünfte Nuller der Saison, wobei einer auch aus technischen Gründen und für Miller der bereits vierte Crash. KTM wusste bereits vor seiner Verpflichtung, wie sturzanfällig der Mann mit der Nummer 43 ist.

Mann musste in der MotoGP nur sitzen bleiben um Punkte zu holen

Auf die völlig irrsinnige Entwicklung in der MotoGP der Saison 2023 gehen wir in einem der nächsten Artikel noch weiter ein. Jedenfalls reichte es, einfach nicht zu stürzen, um Punkte zu holen. Grund dafür war, dass ganze 4 Stammpiloten nicht am Start waren und 8 aufgaben oder per Crash ausschieden. Dadurch schaffte es der mit einer Wildcard angetretene Aprilia Test- und Ersatzfahrer Lorenzo Savadori sogar auf Rang 11. Die Deutschen Stefan Bradl (Ersatz für den mit doppeltem Unterschenkelbruch immer noch verletzten LRC Honda Mann Alex Rins) und Jonas Folger sahen die Zielflagge mit über 40 Sekunden Rückstand auf den Sieger als letzte. Wie von uns bereits am Auftaktwochenende angekündigt, musste Folger erneut für GasGas-KTM Pilot Pol Espargaró einspringen. Laut dessen Tech 3 Teamchef im Rahmen des Portugal GP hätte dieser schon lange auf dem Motorrad sitzen sollen. Aber bei der Schwere seiner Verletzungen war jedem vernünftig denkenden Beobachter sofort klar, dass der Katalane lange fehlen würde und Poncharal als Teamverantwortlicher damals bewusst die Öffentlichkeit belog.

Red Bull KTM Hoffnung Brad Binder hinter dem späteren zweiten Marco Bezzecchi (Mooney VR46 Racing Team) – dank unseliger Regelungen seit 2019 verlor der Südafrikaner gleich zum zweiten Mal in Folge nach dem Sprintrennen vom Samstag seinen sicher geglaubten dritten Platz.
Das Resultat eines wenig erquickenden Grand Prix der Niederlande

motogp.com · GP ERGEBNISSE – 2023 TT ASSEN MotoGP RAC Classification

Der WM-Zwischenstand vor der Sommerpause

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Moto3 Sieg für Jaume Masia und Chaos in der Moto2

Während Jaume Masia (Leopard Honda) ein turbulentes Rennen der Nachwuchsklasse vor Ayumu Sasaki (Liqui Moly Husky-KTM) und Deniz Öncü (Red Bull KTM Ajo) für sich entschied, kam WM-Leader Daniel Holgado zu Sturz. Der Teamkollege von Öncü rappelte sich danach wieder auf und fuhr weiter, wurde aber 25. und damit letzter der klassierten Piloten. Wie im Sprintrennen der MotoGP am Vortag, sorgte die FIM Regelung mit ihren fragwürdigen 2019 eingeführten Long Lap Penaltys in der mittleren Kategorie für absolutes Chaos. Jake Dixon (Inde GASGAS Aspar Team) gewann vor Ai Ogura (IDEMITSU Honda Team Asia) seinen ersten Moto2 Grand Prix. Ob jedoch der auf P3 ins Ziel gekommene Pedro Acosta (Red Bull Ajo Kalex) wirklich dritter war, schien manchem Betrachter hingegen sehr unklar.

Jaume Masia (Leopard Honda) fuhr ein beherztes Rennen und wurde nach drei Podestplätzen in Folge (in Austin, Jerez und Le Mans in den Runden 3 – 5) im achten Grand Prix der Saison dafür belohnt. Auf seinen spanischen Landsmann Daniel Holgado als WM Leader fehlen ihm damit als zweiter im Zwischenklassement nur noch 16 Punkte.

Glück für Pedro Acosta durch FIM Fehlentscheid
Kurz davor hatte der zweite im Zwischenklassement einen Long Lap Penalty absolvieren müssen. Grund dafür war eine unfreiwillig genommene Abkürzung in der vom Spanier verpassten Zielschikane, wonach er sich laut den FIM Stewards weiter hätte zurückfallen lassen müssen. Acosta absolvierte den Long Lap, fuhr dabei jedoch innen den grünen und eigentlich verbotenen Bereich. Absolut inkonsequent entschieden die FIM Kommissare jedoch nicht für eine Wiederholung. Genau dies ist aufs heftigste zu kritisieren, wenn Reglemente frei nach Lust und Laune dieser allgewaltigen Funktionäre völlig beliebig ausgelegt werden. Vielleicht hatten diese auch einfach nur ein schlechtes Gewissen, dass Red Bull KTM Pilot Brad Binder sich am Vortag von ihnen um Platz 3 betrogen fühlte, als der Südafrikaner eine drei Sekunden Strafe von ihnen erhielt. Man wagt es kaum mehr zu erwähnen, aber es ging um den in Grün eingefärbten Bereich (was für eine Farbwahl für eine verbotene Zone), den er in der Zielschikane um wenige Millimeter berührte.

Pedro Acosta (Red Bull Ajo Kalex) hatte sehr viel Glück im Grand Prix der Niederlande, als die FIM Stewards bei seinem Long Lap Penalty beide Augen zudrückten und diesen als fehlerfrei akzeptierten, obwohl man auf den Bildern der Übertragung sehr gut sah, dass es nicht so war.

Die unfreiwillig lange Sommerpause bis Silverstone

Wir haben es einer womöglich einfach nur von Geldgier getriebenen Dorna zu verdanken, dass die Sommerpause nun bis in den August dauert. Eigentlich war am 9. Juil des Jahres ein neu in den Kalender aufgenommener Grand Prix von Kasachstan vorgesehen. Nebst dem GP von Indien am 24. September gleich die zweite Neuaufnahme, aber wie auch in der Vergangenheit sehr oft, war dies eine Luftblase und Skeptiker zweifeln derzeit auch, ob in Indien überhaupt gefahren wird. Spätestens seit Pannen wie mit dem nie Realität gewordenen Balatonring in Ungarn und dem Versteckspiel der Dorna um den Grand Prix von Finnland 2022 haben die Leute um Carmelo Ezpeleta samt ihrem Boss jegliche Glaubwürdigkeit verspielt. Als im Fahrerlager bereits klar war, dass der KymiRing nicht rechtzeitig für den Juli GP fertig werden würde, behauptete die Dorna noch, alles laufe wie geplant. Nur wenige Wochen später gaben sie jedoch die Absage öffentlich bekannt, womit sie sich selbst im Nachhinein mit ihrer vorherigen Aussage der Lüge bezichtigten. Nach der Kasachstan Panne für 2023 gibt es nun weder 21 Events, was eine neue Rekordzahl geworden wäre, sondern auch eine mit 5 Wochen sehr lange Sommerpause.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).