Herber Rückschlag von Jonathan Rea – schlägt er bereits in Assen zurück?
Genauso wie den restlichen Besuchern blieb uns vor Ort beinahe der Atem stehen, als der WM-Leader ausgerechnet in Kurve 8 eine Bodenwelle erwischte und sein Vorderrad dadurch die Haftung verlor. Eine Runde davor hatte er genau an dieser Stelle überraschend früh die Führung vor Toprak zurückerobert. Aber nun stürzte er zum ersten Mal seit gefühlt einer Ewigkeit und diesmal ohne Fremdeinwirkung, wie zumindest vor seiner Aufholjagd beim Saisonauftakt in Phillip Island vor unseren Augen 2020 nach einem Rempler von Sykes. Damals war er in Australien von seinem ehemaligen Teamkollegen von der Strecke gerempelt worden und musste von weit hinten versuchen, sich wieder nach vorne zu kämpfen, wobei es zum Sturz bei einem Überholmanöver kam. Aber in Donington Park war alles ganz anders und der Nord-Ire war trotz einer fehlerhaften Prognose der Wetterfrösche für eine neunzig prozentige Wahrscheinlichkeit für Regen bei trockenen Verhältnissen unterwegs.
Wie lange kann Razgatlioglu seine zweite WM-Führung der Karriere verteidigen?
Skeptiker meinten vor Ort in England bei den üblichen Lagerfeuer-Gesprächen dazu, es werde genau bis zum ersten Rennen in Assen dauern, aber kein bisschen länger. Tatsache ist, dass Toprak bisher in der „Cathedral of Speed“ nie über Rang 9 herauskam. Rea hingegen gewann in Assen bereits zwölfmal und damit genauso oft, wie die frühere WSBK-Ikone Carl Fogarty. Für den alleinigen Rekord fehlt noch exakt ein Rennsieg und dieser könnte am vorletzten Juli-Wochenende Tatsache werden, sofern es die Renngötter diesmal nur halbwegs gut mit dem 6-fachen Weltmeister meinen. Sowohl BMW, wie auch der neue WM-Leader haben nicht nur vom Kawasaki Ass viel Druck zu befürchten, sondern von einer ganzen Reihe starker Fahrer, was die Aufgabe für den 6-fachen Weltmeister durchaus erleichtern könnte. Seit 2017 hält er den absoluten Rundenrekord in Assen, weshalb eine fünfte Poleposition in Folge bei ihm keine Überraschung wäre. Bei Regen gilt Razgatlioglu auch bei Experten als chancenlos, aber selbst im trockenen dürfte dem Türken die Verteidigung der WM-Führung definitiv schwerfallen. Deshalb kann gut sein, dass unsere britischen Freunde mit ihrer Prognose recht behalten werden.
Jonathan Rea (Kawasaki Racing Team): „Ein wirklich bittersüßer Tag. Das Superpole-Rennen bei gemischten Bedingungen war in der Startaufstellung bereits sehr stressbehaftet, weil wir gesehen haben, dass einige Jungs einen Regenreifen gewählt hatten, doch die klar richtige Wahl schien für uns der Intermediate. Aber wenn ich das Rennen noch einmal machen müsste, hätte ich auf Slicks gesetzt. Ich baute einen schönen Vorsprung aus und konnte den Abstand von 2,5 Sekunden bis zum Ende halten. Im zweiten Rennen haben wir das Motorrad im Vergleich zum Samstag stark verändert, weil ich ziemlich viel mit fehlendem Grip zu kämpfen hatte und das Motorrad sich nicht so gut drehte. Das hatten wir beim morgendlichen Warm-Up für das zweite Rennen behoben. Als Toprak an mir vorbeikam und ich die Schikane verpasste, gewann ich danach recht schnell die Zeit, die ich dort gegen ihn verloren hatte. Ich habe mein Pulver einfach trocken gehalten, dann hat er in Coppice einen Fehler gemacht und ich habe ihn überholt. Ich habe einfach den Kopf gesenkt, weil ich den Rhythmus, das Bike-Setup und ein gutes Gefühl hatte. Aber als ich das nächste Mal in Coppice ankam, wurde ich ein wenig auf einer der Bodenwellen erwischt. Das Vorderrad wurde leicht und als ich einbog, verlor ich die Front. Ich bin frustriert über mich selbst, aber ich fühlte mich viel positiver als am Samstag, weil ich das Gefühl hatte, dass ich damals nicht die Werkzeuge hatte, um zu kämpfen. Zwar hatte ich die Überzeugung, dass es mein Rennen war, aber ich habe einen dummen Fehler gemacht. Wir müssen jetzt nur jede kommende Gelegenheit nutzen.“
Alex Lowes (Kawasaki Racing Team): „Der Sonntag war ein harter Tag, an dem ich erwartet hatte, wirklich stark zu sein. Bei den gemischten Bedingungen war ich ehrlich gesagt stark und habe mich für das Superpole-Rennen richtig gut auf dem Motorrad gefühlt. Wir hatten einige Erfahrungen aus Aragon mit den Intermediate-Reifen. Ich dachte, in der Startaufstellung an eine gute Chance. Der Sturz war komplett mein Fehler, aber in der Old Hairpin auf der Außenseite der Strecke gab es viele nasse Flecken. Ich war mir dessen bewusst und versuchte deshalb, nicht auf die nassen Stellen zu geraten. Dabei geriet ich auf die weiße Linie auf der Innenseite. Ich hatte diese nur knapp berührt und trotzdem hat es gereicht, um zu stürzen. Das ist schade, denn mit meiner Pace hätte ich ein gutes Rennen fahren können. Nach dem Podium am Samstag wäre es auch wichtig gewesen. Im letzten Rennen weiß ich nicht genau, was passiert ist. Nachdem ich als Zehnter gestartet war, konnte ich in der ersten Kurve einige Plätze gutmachen, aber ich war eindeutig langsamer als erwartet. Ich war in jeder Trockensession schnell, aber im Rennen hatte ich Probleme. Ich weiß nicht wirklich warum. Wenn ich mir heute anschaue, war es enttäuschend, aber wenn ich mir das Wochenende anschaue, mein erstes Mal hier auf der Kawasaki, habe ich als Dritter in der Meisterschaft einige Punkte gewonnen. Das ist die positive Seite.“
Die Statistik der letzten 5 Events in Assen
Stand in der WorldSBK Weltmeisterschaft nach Runde 4 in England
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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