Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) – auf der neuen Ninja testete der amtierende 6-fache Weltmeister eine Vielzahl von Setup-Möglichkeiten auf dem Autodromo do Algarve (© Kawasaki Racing Team).

Positives Kawasaki-Testfeedback aus Portugal

Die Konkurrenz dürfte einige Sorgenfalten mehr auf der Stirn tragen, wenn sie über den letzten Test des Weltmeisters und seinem Team liest. Auf der Strecke nahe der Küstenstadt Portimão sortierte das Werksteam in Abwesenheit von Reas Teamkollege Alex Lowes eine ganze Menge von Dingen aus, um für den Saisonauftakt in voraussichtlich 2 Monaten bereit zu sein. Natürlich sind noch weitere Tests geplant, aber alles bereits erledigte bringt definitiv Vorteile. Bedenkt man, dass BMW und Yamaha mit ihren Fahrern seit Oktober 2020 keinen Meter auf den nächstjährigen Bikes bei Rennbedingungen zurücklegte, gibt einem dies zu denken. Zwar ist der Saisonauftakt im zweiten Corona-Jahr wenig überraschend noch unklar, aber ihre Hausaufgaben hat vor allem BMW offenbar komplett versäumt.

Jonathan Rea im Gespräch mit seinem Crew Chief Pere Riba, früher selbst WSBK und WSSP Fahrer. Mehr über seine aktive Zeit siehe in unserer ständig wachsenden History (© Kawasaki Racing Team).

Jonathan Reas Crew Chief Pere Riba zum Portugal-Test

Pere Riba: „Bei unserem vorherigen Test in Jerez war es für uns sehr wichtig, eine andere Elektronik auszuprobieren, und das Gefühl war sehr positiv. Die Wettervorhersage hier war nicht so gut, also fingen wir um 9 Uhr morgens an und mit dem, was wir in Jerez hatten. Wir haben die Richtung, in die wir mit der Entwicklung gehen wollen, erneut bestätigt, und Johnny war schnell. Sehr schnell. Die Strecke hat neuen Asphalt und es ist glatter, etwas holprig zwar und die Griffigkeit und unser Gefühl damit sind noch nicht dasselbe. Es scheint jedoch, als würden wir Schritt für Schritt wieder in eine gute Richtung gehen.

Die Strecke im Inland der Algarve ist für Zuschauer bestimmt eine der attraktivsten in ganz Europa. Ob jedoch kommende Saison überhaupt Besucher an die Rennen dürfen, ist derzeit noch sehr fragwürdig.

Wie sieht es mit der Performance der neuen Kawasaki aus?
Riba: „Zum Beispiel haben wir einen SC0-Rennreifen verwendet und am Ende einen SCX eingesetzt – keinen Qualifier, sondern nur den SCX – trotzdem fuhr Johnny eine 1:41,4-Bestzeit. Am letzten Rennwochenende im Vorjahr haben wir mit diesem Reifen 1’41.8 gefahren. Dies bedeutet, dass die Verbesserung da ist. Wir haben Informationen gesammelt, können jetzt analysieren und den nächsten Schritt machen. Ich bin mit unseren Ergebnissen und mit der Basis für 2021 zufrieden. Es bestand die Möglichkeit von Regen am 2. Tag und da wir alle Informationen gesammelt hatten, beschlossen wir es beim einen Tag zu belassen. Mit den neuen Regeln müssen wir unsere Testtage für den Beginn der Saison und auch auf anderen Strecken einhalten.

Leonardo Taccini (Orelac Racing Kawasaki) – auch der italienische Supersport Rookie war zusammen mit Rea auf der Strecke (© WorldSBK).

Das Feedback des amtierenden Weltmeisters

Jonathan Rea: „Es war ein positiver Test. Wir haben heute 48 Runden gefahren. Ich habe mich mit dem Motorrad gut gefühlt und war sofort ziemlich schnell. Auch mit dem neuen Asphalt haben die Leute hier gute Arbeit geleistet. Ich konnte vieles ausprobieren, aber was noch wichtiger ist, wir haben uns auf das Bike-Setup konzentriert und einige wichtige Punkte bestätigt, mit denen wir die Saison beginnen werden. Wir haben mit Übersetzungsverhältnissen und Endgetrieben herumgespielt und mit elektronischen Strategien zur Steuerung der Leistung gearbeitet. Damit fühle ich mich jetzt sehr wohl und wir konnten sehr gute Rundenzeiten erreichen. Die neueste Sitzeinheit ist eingetroffen, daher haben wir uns auf die Aerodynamik des Bikes konzentriert und eine bequeme Fahrposition erreicht. Mit der neuen Sitzeinheit und den Flügeltunneln hinten konnten wir einige wirklich gute Informationen erhalten. Zusätzlich zur neuen Sitzeinheit haben wir einige Back-to-Back-Tests mit der alten und der neuen Verkleidung durchgeführt. Dabei bestätigte sich, dass die Version 2021 eine zusätzliche Geschwindigkeit auf der Geraden hatte, was sehr ermutigend war. Jetzt können wir glücklich und gesund einpacken und weitermachen.“

Die Konkurrenz dürfte gewarnt sein

Vor allem BMW mit der M 1000 RR wirkt derzeit zusammen mit Yamaha alles andere als gut vorbereitet. Während die YZF-R1 von Toprak und seinen Markenkollegen nur leicht modifiziert wurde, ist das deutsche Bike komplett neu. Im Vorjahr hatte BMW mit der S-1000RR meist deutlich Mühe, mit den Besten mitzuhalten. Wie man sich das in München wohl vorstellt, innert nur 1 bis 2 Monaten die M-Version rennfit zu machen? Es würde daher an ein Wunder grenzen, wenn die Blau-Weissen von Beginn an mithalten können. Vor diesem Hintergrund wäre wenig überraschend, sollte erneut Scott Redding als einziger Fahrer den Speed und die Konstanz haben, Rea und Kawasaki herausfordern zu können. Toprak hatte bisher, was die meisten Berichterstatter übersahen, über die Saison zu oft schwächen gezeigt. Womöglich können die Rookies sogar mehr überzeugen als arrivierte BMW Asse wie Sykes und „Magic Michael“, es wäre für viele Beobachter keine Überraschung.

Unsere Aufnahme vom VIP Tower und links im Hintergrund Boxenanlage und Haupttribüne des Autodromo do Algarve. Die Verhältnisse in Portugal waren nicht ideal, aber immerhin bei nur wenig unter 20 Grad Celsius unerwartet trocken, da eine Regenwahrscheinlichkeit von 90 Prozent vorhergesagt wurde.