Carmelo Ezpeleta und die MotoGP Stars bei der Fahrer-Präsentation zum Saisonbeginn in Losail (Katar) – der am 17. Juli 1946 in Barcelona geborene Katalane ist mittlerweile für viele hochtrabenden Pläne verantwortlich, die sich am Ende aber jeweils in Luft auflösten (© MotoGP).

Ein neuer Dorna-Plan für ein Rennen in Ungarn ab 2023

Herr Ezpeleta ist ein sehr umtriebiger Mitt-Siebziger. Der Dorna Chef scheint zudem ein Faible für Vertragspartner aus korrupten und in der Öffentlichkeit in schlechtem Licht dastehenden Ländern zu haben. Daher geht der bald 75-Jährige unbeirrt seinen Weg und legt darüber prinzipiell nie Rechenschaft ab. Die Liste seiner gescheiterten Projekte ist beinahe endlos lang, betrachtet man die letzten Jahre was die Planung neuer Events betrifft. Eines davon war der Balaton-Ring in Ungarn, wofür offenbar damals Staatsgelder von einer der Mafia nahestehenden Organisation erschlichen wurden. Mittendrin auch Ezpeleta und die Dorna, welche aufgrund einiger spärlicher Dokumente freudig einen Vorvertrag für die MotoGP unterzeichneten. Wer jedoch meint, dass damals nicht bereits Geld an die vom Spanier geleitete Firma floss, dürfte zur naiveren Sorte unserer Mitmenschen zählen.

Herr Ezpeleta bei der Unterzeichnung des nächsten Ungarn Projekts, nach dem Flop mit dem Balatonring. Wird auch dieses ab 2023 geplante Event sich am Ende nur eine Luftblase erweisen? (© MotoGP).

Auszug aus einer Liste gescheiterter Projekte der Dorna

Es waren auffällig viele Länder mit einer hohen Korruptions-Rate darunter, welche dazu zählten. Nebst dem Balaton-Ring, der nie gebaut wurde, war vor nicht allzu langer Zeit auch Mexico City im Gespräch gewesen. Dort gab es im Jahr 1993 schon einmal ein fix geplantes Rennen, das am Ende gar nicht stattfinden sollte. Mehr dazu siehe in unserer History. Weiter gab es folgende Reinfälle: Bulgarien, Chile, Singapur, Wales, Goiania und Brasilia (beide in Brasilien), Pelambang (Indonesien), Abu Dhabi, ein Buddh GP in Indien, sowie Istanbul und Shanghai. Bei all diesen Projekten ist jedoch davon auszugehen, dass ohne die vorherige Überweisung einer stattlichen Summe keine Unterschrift von Ezpeleta zustande gekommen sein dürfte. Uns ist kein einziges gescheitertes Projekt bekannt, bei dem es nachher von der Dorna eine in solchen Fällen eigentlich übliche Stellungnahme dazu gegeben hätte.

Das rollende Büro der Dorna im Jahr 1992 – von hier aus lenkte Ezpeleta damals während der Saison ab 1991 die Geschicke der MotoGP als neuer Rechte-Inhaber für die Vermarktung der Grand Prix. Seit 2012 gehört auch die WorldSBK dazu.

Hochtrabende Pläne waren oft das Papier auf dem sie standen nicht wert

Diese Feststellung gilt für eine Unmenge an Projekten, die im Sand verlaufen sind und über welche Ezpeleta später kein einziges Wort mehr verlieren sollte. Viele Beobachter sahen es als äußerst fragwürdig, als der kleine Katalane kürzlich eigens zur angeblichen Besprechung der Sicherheits-Maßnahmen nach Doha flog. Kein Wunder, weil der alte Mann mit all seinen oft unnötig erscheinenden Flügen damit die Gesundheit von ihm selbst und ihm nahestehenden Personen leichtfertig aufs Spiel setzt. Vor diesem Hintergrund fragt man sich zu Recht, wieso er mit den Kataris nicht per Video-Konferenz darüber diskutieren konnte, statt mit Flugreisen nicht nur sein Leben aufs Spiel zu setzen.

Carmelo Ezpeleta vor knapp 30 Jahren – oft der „Ecclestone“ der MotoGP genannt.

Eine weitere Strecke im Niemandsland
Womöglich ist auch das neue Ungarn-Projekt für 2023 nun wieder das Papier nicht wert, auf dem die Vorverträge unterzeichnet wurden. Für die Fans aus Mitteleuropa besonders unerfreulich ist jedenfalls, dass die nahe der rumänischen und ukrainischen Grenze liegende Stadt Debrecen nur ein minimales Angebot an Unterkunftsmöglichkeiten bietet. Ähnlich wie BuriRam, Aragon und Spielberg ist in vernünftiger Nähe zur geplanten Rennstrecke dann wohl höchstens Camping eine Option für die Fans. Die wenigen Hotels in der Nähe dürften an GP-Wochenenden mit ähnlichen Wucherpreisen enttäuschen wie dies viele Jahre davor in Brünn der Fall war. Aber sofern es so kommt wie mit dem Balaton-Ring, spielt dies alles keine Rolle.

Abendstimmung in Debrecen – eine Stadt mit knapp über 200 Tausend Einwohnern, ganz im Osten Ungarns. Gut 900 km östlich von München und von dort rund 9 Stunden Fahrzeit.

Die fragwürdige Planung der Dorna verwirrt
Mit dem Doppelrennen und davor den Tests auf dem Circuit von Losail machte sich der Spanier bestimmt keine neuen Freunde. Damit riskieren er und seine Mitarbeiter aufgrund der vielen dafür notwendigen Flugreisen sowohl die Gesundheit der Dorna-Leute, sowie auch von Fahrern und Teammitgliedern. Dazu kommt die Tatsache, dass bei Covid-Infektionen die gesamte Fortsetzung der weiteren MotoGP Saison gefährdet ist. Jede Regierung dieser Welt rät derzeit von unnötigen Reisen ab. Dies scheint den alten Herrn aus Spanien jedoch nicht zu beeindrucken, obwohl selbst Risiko-Person. Die fragwürdige Planung der Dorna verwirrt daher sehr und wirkt nach Fausto Gresinis Tod durch die Folgen des Virus fürchterlich kaltschnäuzig.

Der Haupteingang zum Losail International Circuit von uns am MotoGP Event von 2019 wenige Stunden vor dem 1. Rennen fotografiert. Für Zuschauer dürfte hier in der 2. Corona-Saison kein Durchgang sein. Es gibt eine direkte seitliche Zufahrt zum Paddock, die streng bewacht sein wird.

Kaum Kritik über viele fragwürdigen Gebaren der Dorna
Seltsam müsste manchem Betrachter auch erscheinen, dass in einschlägigen Portalen kaum je ein Wort der Kritik zum oft fragwürdigen Gebaren der Dorna zu sehen ist. Nur hinter vorgehaltener Hand hörten wir schon öfters, dass viele Vorgänge in der Szene sich nur wenig von denen unterscheiden, mit welchen diverse fragwürdigen Veranstaltungsorte und deren Länder zu kämpfen haben. Es gilt als absolut unbestritten, dass Länder wie Brasilien, Bulgarien, Thailand, Tschechien und Ungarn von Korruption durchseucht sind, um nur einige Vertrags-Partner der Dorna zu nennen.

Nach dem Jerez GP von 2020 hatten wir mit diesem Bild auf das seltsame Verständnis des angeblichen „Closed-Door Protocols“ der Dorna für die MotoGP hingewiesen. Souvenir-Jäger standen mitten in der Startaufstellung des Circuito de Jerez. Braucht man noch mehr Beispiele, wie fragwürdig einige Dinge im Grand Prix Sport selbst im 1. Corona-Jahr zugingen? (© MotoGP).

Das Kalender-Drama für MotoGP und WorldSBK

Mit den ersten veröffentlichten Kalendern war uns bereits früh klar, dass diese unmöglich realisierbar waren. Seltsam damals war eigentlich nur, dass wir auf anderen Sport- und News-Portalen nach Veröffentlichung durch die Dorna kaum ein Wort der Kritik sahen. Letztlich trafen unsere Prognosen von der Zeit ab November 2020 teilweise bereits ein und die Grand Prix von Argentinien und Texas wurden abgesagt. Genauso der völlig unsinnige ursprünglich für Sepang geplante Test im Februar. Es werden noch viele Absagen folgen, weshalb nachfolgender kombinierter Kalender nur ein ursprünglich angedachtes Wunschprogramm von FIM und Dorna abbildet. Mit der Realität der kommenden Saison hat dieses Konstrukt jedoch wenig zu tun. Es wird wohl nächstens für beide Serien eine dritte Variante veröffentlicht werden.

Für die Australien-Runde der WSBK ist der Vertrag derzeit noch nicht unterzeichnet. In Rotschrift stehen die MotoGP Renntermine, welche mit einem WorldSBK Wochenende kollidieren, was jedoch nur beim GP von San Marino eine wirkliche Überschneidung bedeutet. Aufgrund der Zeit-Umstellung in Japan und Indonesien ist dies hingegen unkritisch. Allerdings gelten diese Termine sowieso als höchst fragwürdig, weil Überseerennen generell höchst unwahrscheinlich sind.
Der VIP-Tower voller Zuschauer beim WorldSBK Event von 2020 auf dem Autodromo do Algarve nahe der Küstenstadt Portimão. Diese Bilder bewiesen eindrücklich, dass auch in der seriennahen WM 2020 nicht alles mit rechten Dingen zuging (© WorldSBK).