Rea als nur viertbester verlor in England die WM-Führung
Man kann über den amtierenden Weltmeister selbstverständlich sagen und denken, was man will. Nur eines ist bei ihm nach wie vor Fakt und bleibt unumstösslich. Dies ist der Umstand, dass der beste Superbike Fahrer aller Zeiten nie aufgibt und extrem selten Fehler begeht. Oft genug konnte er sich auf wundersame Weise retten und meist machten während einer Saison seine härtesten Kontrahenten noch größere Fehler als der Nord-Ire. Ein gutes Beispiel von dessen einzigartiger Fahrzeugbeherrschung sah man im ersten Rennen am Samstag. Wohl fast jeder andere Pilot wäre dabei gestürzt, aber nicht Johnny Rea, welcher danach sogar das Kunststück fertigbrachte, seine zweite Position knapp zu verteidigen und danach wieder auszubauen. Natürlich war aber sein Sturz im zweiten Rennen am Sonntag für ihn und viele Fans eine riesige Enttäuschung. Doch dabei sollte man nicht vergessen, dass er an diesem Wochenende hinter Toprak Razgatlioglu, Garrett Gerloff (beide Yamaha) und Tom Sykes (BMW) der viertbeste Fahrer des Donington Park Wochenendes war.
Die Verlierer von Donington: Ducati mit Redding und Rinaldi – nicht etwa Rea
Auch wenn er seine WM-Führung in der vierten Runde an Razgatlioglu verlor, war nicht etwa der vormalige WM-Leader auf der Kawasaki der wahre Verlierer von Donington. Mit zweiunddreissig Punkten holte er nämlich ganze 19 mehr als Ducati Hoffnung Scott Redding. Er und sein Teamkollege Rinaldi als zuvor noch strahlender Gesamtsieger von Misano waren in Wahrheit diejenigen, welche die größte Schlappe in der England Runde hinnehmen mussten. Um zu verstehen, was dies bedeutet, reicht ein Blick auf die Herstellerwertung und den Zwischenstand in der Fahrer-WM. In England verlor Ducati Position 2 an Yamaha und noch viel schlimmer, deren Werks-Piloten fast sämtliche Chancen, noch ein ernsthaftes Wörtchen im Titelkampf um die Fahrer-Weltmeisterschaft mitzureden. Wie der Blick auf nachfolgende Tabelle zeigt, brauchen die beiden Ducati Fahrer ein kleines Wunder und Fehler ihrer Gegner, um in den Kampf um die Krone der Superbike Weltmeisterschaft eingreifen zu können.
Stand in der WorldSBK Weltmeisterschaft nach Runde 4 in England
Die Herstellerwertung der WorldSBK – mit Yamaha neu auf Position 2
BMW und Honda waren auf der zweiten Strecke, auf welcher kein Team zuvor getestet hatte erfolgreicher als Ducati. Dies ist mehr als ein Warnsignal für die Roten, bevor es weiter nach Assen zur fünften von 13 geplanten Runden in den Niederlanden geht. Man kann es auch als Zeichen einer verfehlten Fahrerpolitik sehen, vor allem wenn einer der beiden Werksfahrer nur gerade bei seinem Heim-Event vollauf zu überzeugen vermochte. Im Vorjahr erst in der letzten Runde die Team- und Fahrerwertung verloren zu haben und nun derart abgestürzt zu sein, ist beängstigend. Deshalb muss unabhängig der Wetterverhältnisse in Assen dringend eine Trendwende eingeläutet werden.
Die weiteren Gewinner und Verlierer der England-Runde
Während die Werksteams von BMW und Honda den erhofften Aufwärtstrend bestätigten, sieht es für einige anderen Fahrer deutlich weniger gut aus. Während Michael Ruben Rinaldi mit Ausnahme seines Heimrennens die Bestätigung für die Berechtigung seiner Beförderung ins Werksteam von Ducati noch schuldig blieb, kämpft sein Landsmann Andrea Locatelli eine Stufe tiefer mit demselben Problem. Weder Fans noch Experten können verstehen, dass Yamaha ihn anstelle von Garrett Gerloff in deren Werksteam beförderte. Der Texaner ist selbst auf Strecken wie Donington Park ein permanenter Podiums-Kandidat, während der WorldSSP 600 Weltmeister bisher nie wirklich zu überzeugen vermochte. Bei den Privatfahrern gelang dies hingegen trotz Testrückstand sowohl Lucas Mahias (Kawasaki Puccetti Racing) wie auch Axel Bassani (Motocorsa Racing Ducati) bereits mehrmals.
Die größten Enttäuschungen nach den ersten vier Runden
Mit Ausnahme von zwei Top Ten Resultaten in Estoril enttäuschte Barni Ducati Neuzugang Tito Rabat bisher auf der ganzen Linie. Vom in der WM vier Punkte hinter ihm liegenden Eugene Laverty war hingegen praktisch ohne Vorbereitung nichts anderes als ein desolater Start in die Saison erwartet worden. Nicht so bei Jonas Folger, der in 12 Rennen erst ein einziges Mal punktete und leider als eine der größten Enttäuschungen des Jahres gilt. Wie von vielen Skeptikern befürchtet, hätte er wohl nur auf einer Yamaha R1 eine reelle Chance auf eine gute Rookie Saison gehabt. Nicht aber auf der mangels ausreichenden Testprogramms als unfertig ins Rennen gegangenen BMW M-1000RR. Damit ernten derzeit erst die beiden Werksfahrer die ersten Früchte der Anstrengungen, während der Deutsche um seine Zukunft in der seriennahen WM fürchten muss. Ohne zählbare Resultate macht der Aufwand auch kein Sinn. Ähnliches gilt für MIE Honda, die in Assen ein Comeback mit Leandro Mercado riskieren wollen, das mit reichlich Skepsis von der Fachwelt betrachtet wird. Am Fahrer dürfte es dabei nicht liegen, weil der Argentinier jederzeit für Top Ten Resultate gut ist. Wir schätzen ihn gar höher ein als Locatelli, aber leider nützt ihm dies nichts.
Der Donington Park Circuit
Der provisorische WorldSBK Kalender – in 3 Wochen geht es weiter
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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