Kleiner Rückblick auf die beinahe heile Zeit vor einem Jahr
Eigentlich würde aktuell in der MotoGP getestet, hätte die Dorna nicht einen völlig unsinnigen Plan für Tests in Sepang gehabt. Was für eine wunderbare Zeit, werden viele Schreiberlinge heute denken, war es doch noch im Februar vor einem Jahr! Die Motorsport-Journalisten lauerten wie hungrige Wölfe auf die ersten Schlagzeilen, die sie sich von den Tests in Sepang erhofften. Damals lasen auch sie in den üblichen Medien über ein Virus namens Corona, doch lange Zeit beschäftigte dies keinen einzigen von ihnen. Wir gingen viele Artikel von damals nochmals durch und möchten unseren Lesern einige der damaligen Ergüsse zum Thema MotoGP ein Jahr später in Kurzform präsentieren.
Ein interessanter Rückblick auf die Berichterstattung vor einem Jahr
Eher die Buschbrände von Australien wurden bevor es auf den Rennstrecken losging, zum Dauerthema. Zu Covid-19 las man in den ersten zwei Monaten 2020 auf Sport-Portalen kaum ein Wort. Dafür gab es Hinweise auf einen neuen Hinterreifen von Michelin. Die Red Bull Media Regenbogenpresse lästerte immer noch über Johann Zarco und zog ihn weiterhin medial durch den Dreck. Deren Redaktor Günther Stinkfinger (Name von der Redaktion geändert) hatte offenbar in der „saure Gurkenzeit“ nichts Gescheiteres zu tun. Dabei war dessen Entscheid zum Ausstieg bei KTM schon gut ein halbes Jahr her. Der schnelle Mann aus Cannes sollte seine Antwort auf der Strecke geben und war auf der Vorjahres-Ducati GP-19 mehrfach sensationell stark.
Viel Nonsens und teils oft frei erfundene Geschichten
Mangels interessanter aktueller Themen erfanden viele Schreiberlinge wie so oft reichlich abstruse Märchen zu Jahresbeginn 2020. So zum Beispiel die gleich mehrmalig aufgestellte Behauptung, Altmeister Max Biaggi würde in Sepang als MotoGP Tester für Aprilia agieren. Nichts davon wurde wahr. Dann kamen die ultra-langweiligen Team-Präsentationen mit dem üblichen bla-bla, fast alle erzählten dabei dasselbe. aAle sehnten sich danach, wenn endlich wieder die Motoren brüllten. Es wurde über angebliche Pläne für Kalender-Verschiebungen für 2021 spekuliert und die Termine von Phillip Island und Valencia hinterfragt. Auch der neue Belag in Austin für den GP von Texas sei neu, was für eine Verschwendung!
Kurz bevor es im Februar endlich losging
Kurze Zeit bevor es so weit war, dass die Motoren in Sepang aufheulten, wurde nochmals vielerorts bekräftigt, dass der Kalender für 2020 offiziell bestätigt sei. Was für eine vermeintlich heile Zeit vor einem Jahr damals noch herrschte! Als Gegengeschenk für seine Einladung zu dem Medienspektakel in Kitzbühel brachte Dorna Chef Carmelo Ezpeleta eine Auszeichnung für den „Ober Red Bulli“ Mateschitz mit. Mit viel Tamtam wurde im Rahmen des Hahnenkamm-Events der Österreich GP zum bereits zweiten Mal zum „besten Grand Prix“ der MotoGP ausgezeichnet. Dies kann sich definitiv nicht auf das kümmerliche Übernachtungs-Angebot der Gegend bezogen haben. Selbstverständlich logieren die Herren von FIM und Dorna privilegiert und um die Probleme der Mehrheit der MotoGP-Fans dürften sie sich kaum kümmern.
Vermeintliche Sorgen vor den Sepang Tests und anderes
Über Muskelschwund bei der Schulter von Marc Marquez konnte man kurz vor Testbeginn lesen. Von 60 bis 70 Prozent Funktionsfähigkeit war dabei die Rede. Der schnelle Katalane sollte jedoch trotzdem sehr gut unterwegs sein und später ganz andere Probleme bekommen. Red Bull Media verbreitete ganz eigennützig zudem das Gerücht über ihre als neutrales Portal getarnte Sportseite, HRC Honda wolle sich angeblich von Repsol trennen. Pech gehabt, der Sprudel- und Medienkonzern scheiterte am Ende bei seinem plumpen Versuch, Hauptsponsor des Werksteams von Marquez zu werden. Dazu war zu lesen, Dovizioso sehe nicht nur Marquez und sich als die Favoriten für 2020. Wie recht er damit bekommen sollte! Maverick Viñales verlängerte seinen Vertrag mit Yamaha bereits im Januar. Wenig später wurde auch der Deal mit Fabio Quartararo für 2 Jahre an der Seite des Katalanen gefixt. Petrucci versprach nach schwacher zweiter Saisonhälfte 2019 für das kommende Jahr Besserung.
Als in Sepang vor einem Jahr die Motoren aufbrüllten
Von Stefan Bradl war gleich zu Beginn zu lesen, Rundenzeiten seien aus seiner Sicht Nebensache. Klar und verständlich für jeden, MotoGP Testfahren finden offenbar vorzugsweise mit knapp mehr als Standgas statt. Einige Monate später gab der Bayer im TV-Interview zu Protokoll, er sei ja kaum auf der Honda gefahren und als Ersatz von Marquez solle man bitte von ihm nicht viel erwarten. Am Ende holte er in 11 Rennen 2020 im Schnitt 2,45 Punkte und machte seine Drohung vor Saisonbeginn damit wahr. Marc Marquez war trotz angeblichen Schulterproblemen am ersten Testtag nur 1 Hundertstel langsamer als Dovi, soviel zu seinem angeblichen Handicap.
Die wundersame Verwandlung vom angeblich Versehrten zum Top-Fahrer
Obwohl nur bei 60 bis 70 Prozent, reichte es dem amtierenden Weltmeister zu einer Zeit, die am Ende nur knapp über eine halbe Sekunde über Quartararos Bestmarke lag. In Jerez sollte er im Juli bis zu seinem Crash dann prompt mit Abstand der schnellste sein. Trotzdem erfanden einige Witzbolde danach das Märchen der angeblich wenig konkurrenzfähigen Honda RC213V von 2020, allen voran der Schleicher vom Dienst, Stefan Bradl. Bei Marc Marquez gab es kurz nach den Sepang Tests noch neue Gerüchte über eine angeblich diskutierte neuerliche OP an der Schulter. Ab dies alles frei erfunden war, sollte später keine Rolle mehr spielen.
Der überarbeitete provisorische Kalender für 2021
Auf den ersten Blick dachte bereits bei der Erstauflage vom 6. November viele Betrachter, FIM und Dorna seien nicht ganz bei Trost. Doch auch die zweite Ausgabe liest sich, als hätten die Herren aus der Vergangenheit wenig gelernt. Anfangs Februar stiegen in Katar die Covid-Infektionszahlen um rund 80 Prozent. Nach diversen riskanten Sport-Events war dies zu erwarten. Ausgerechnet hier soll es im März losgehen, wo die Pandemie im Vorjahr den Saisonstart der Königsklasse verunmöglichte. Da auch die Tests von der Dorna auf 10. bis 12. März in Losail angesetzt wurden, müssen Team-Mitglieder und Fahrer beinahe einen Monat lang hin und her fliegen, oder am Stück im Wüstenstaat bleiben. Dies bedeutet ein sehr hohes und unkalkulierbarer Risiko. Siehe dazu auch unseren Artikel „Genau das Falsche“.
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