Valentino Rossi (Petronas Yamaha SRT) im Kiesbett – gewonnen hat der Altmeister beim Portugal Grand Prix lediglich an Erfahrung, aber daran mangelt es dem Italiener wahrlich nicht. Genauso wie sein letztjähriger Teamkollege Maverick Viñales gehörte das Idol der Massen definitiv nicht zu den Gewinnern, wobei der Katalane immer noch WM-Dritter ist. Rossi hingegen steht nach 3 Rennen erst bei 4 Punkten und alle fragen sich natürlich, ob er nun zurücktreten wird.

Die Situation in der WM nach den ersten 3 Runden der MotoGP

Mit dem dritten Rennen der Saison gewannen die Fans einige Erkenntnisse, die vielerorts so nicht erwartet wurden. Beginnend mit Jack Miller ist einer der meistgenannten Favoriten nur auf dem 12. Zwischenrang im Titelkampf zu finden. Wir hatten anfänglich in unserem Live-Blog am Sonntagmorgen noch die Befürchtung geäussert, es solle es nicht übertreiben, siehe in diesem Artikel: http://www.motoracers.eu/portugal-sonntag-live/. Aber leider hörte der Australier nicht auf uns und fabrizierte nach zwei 9. Plätzen seinen ersten Crash. Genauso Johann Zarco, doch beim Franzosen war ein Problem an seiner Gangschaltung am Sturz in Kurve 10 mitschuldig. Trotzdem ist der vormalige WM-Leader aber immer noch auf Rang 4 und zum zweiten Platz fehlen ihm nur gerade 6 Punkte. Alex Rins stürzte mit seiner Suzuki auf der Jagd nach dem späteren Sieger, dies passiert jedoch öfters in solchen Situationen. Mit WM-Rang 7 steht der Katalane trotzdem immer noch gut da. Aber wer waren überhaupt die absoluten Gewinner nach 3 Rennen?

Man trinkt Monster Energy – von links der drittplatzierte Joan Mir (Suzuki Ecstar), Sieger Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) und Francesco Bagnaia (Ducati Lenovo) als zweiter.

Die klaren Gewinner: Quartararo, Bagnaia und Rins – die 3 Jungs auf dem Podium und Aleix
Zur Situation in der WM nach den ersten 3 Runden der MotoGP hilft immer ein Blick auf die Zwischenrangliste. Dabei trifft man die 3 Männer auf dem Podium von Portimão sehr weit vorne an. Dazu nur einen Platz hinter dem amtierenden Weltmeister Aleix Espargaró, der spanische Haudegen auf der Aprilia. Für den italienischen Hersteller holt der Katalane aus Granollers in der unmittelbaren Nachbarschaft des Circuito de Cataluña nahe Barcelona ist er ein absolutes Juwel. Im Alleingang blamiert er Honda und KTM Rennen für Rennen und steht trotzdem dafür kaum in der Öffentlichkeit. Fast alle sprachen und schrieben zum Comeback von Marc Marquez, aber den tapferen Aleix liessen sie dabei völlig links liegen. Nebst den drei Jungs auf dem Podium ist der katalanische Sonnyboy auf der Aprilia jedoch nebst WM-Leader Quartararo aus sportlicher Sicht in einem Atemzug zu nennen.

Francesco Bagnaia (Ducati Lenovo) vor Franco Morbidelli (Petronas Yamaha SRT) – ab dem Grand Prix von Portugal auf dem Autodromo do Algarve muss man „Pecco“ zu den Mitfavoriten auf den Titel zählen, ohne „Morbido“ und Johann Zarco jedoch zu früh abzuschreiben.

Die vermeintlichen Gewinner: Marc Marquez und Brad Binder
Zum erstgenannten Fahrer und seiner Rückkehr wollen wir uns in einem separaten Artikel die Zeit nehmen. An dieser Stelle sei jedoch nicht verschwiegen, dass er mit Platz 7 nur eine Position besser war als Teamkollege Pol Espargaró bei seinem allerersten Rennen für Repsol Honda überhaupt. Bedenkt man dazu noch, dass drei vor ihm liegende Fahrer gestürzt waren, relativiert sich die Leistung des 6-fachen Weltmeisters deutlich. Sein neuer Teamkollege hatte nicht dieses Glück, als er sich in Losail im 1. Rennen Rang 8 erkämpfte. Bei seinem früheren Teamkollegen Brad Binder liegt der Fall ähnlich wie bei Marquez. Ohne die Stürze der vor ihm liegenden Piloten wäre es Platz 8 für den Südafrikaner geworden. Trotzdem bot er aber eine solide Leistung und zum zweiten Mal nacheinander rettete er KTM vor dem absoluten Debakel. Nachfolgend der Zwischenstand in der Fahrer-Weltmeisterschaft, mit einem klaren Leader.

Die klaren Verlierer – KTM und Honda straucheln weiter
Ausgerechnet der offenbar von langer Hand mit gezieltem vorherigen Test geplante Comeback-Hit von Marc Marquez wurde aus sportlicher Sicht zu einem Flop. Unbestritten war er nicht bei 100 Prozent seiner früheren Leistungsfähigkeit, wie er gestenreich vor dem Rennen auch dauernd betont hatte. Auf der anderen Seite bestand kein Zwang, in unbedingt in Portugal fahren zu lassen. Im Gegenteil war es wohl im Nachhinein betrachtet ein Fehler. Letztlich war der Weltmeister von 2019 jedenfalls kein bisschen besser, als Test- und Ersatzfahrer Stefan Bradl an selber Stelle im Vorjahr. Beim Deutschen war im November 2020 übrigens kein einziger vor ihm liegender Fahrer gestürzt und auf Platz 4 hatten ihm nur gut 4 Sekunden gefehlt. Bei Marquez hingegen waren es über 8 Sekunden und daher darf man aus nüchterner Sicht bei Honda von einem Fehlschlag sprechen. Die technische Panne von Pol Espargaró unterstrich dies sogar noch. Zudem fuhr Takaaki Nakagami im Vorjahr in die Top 5 und auch Alex Marquez war noch einen Rang besser als diesmal.

Start zum dritten MotoGP Rennen der Saison – in Bildmitte mit der Nummer 41 Aleix Espargaro auf Aprilia Gresini. Nebst Quartararo die absolute Sensation des Rennens, aber von Presse und Öffentlichkeit leider kaum wahrgenommen.

KTM im Tief – schaffen es die Österreicher noch aus der Krise?
Der glückliche fünfte Platz von Brad Binder und die ersten Punkte von Petrux und Lecuona können nicht darüber hinwegtäuschen. Die Orangen sind nach wie vor in einem gewaltigen Tief. Die zwei Tech 3 Fahrer hätten ohne diverse Ausfälle vor ihnen aus eigener Kraft nicht in die ersten 15 fahren können. Dazu landete Werksfahrer Miguel Oliveira als Vorjahressieger im Kiesbett. Drei KTM Piloten auf den letzten 4 Plätzen, das ist für die Marke aus Österreich angesichts ihres enormen Aufwands und Budgets schlicht peinlich. Nun scheint sich zu erweisen, wie die Realität ohne ihren Testvorteil im Vorjahr und die langjährige Speerspitze Pol Espargaró aussieht. Sie können nur hoffen, dass ihr aktuelles Aushängeschild aus Südafrika nicht nächstens wieder einen seiner berühmten Stürze fabriziert. Andernfalls finden sie wohl länger nicht mehr aus der Krise.

Brad Binder beim zweiten Grand Prix von Jerez im Juli 2020 – zuvor hatte er bereits seinen Markenkollegen Miguel Oliveira in der ersten Kurve aus dem Rennen gekegelt. Derzeit ist er jedoch der offenbar einzige Rettungsanker der Orangen, sofern sich die anderen 3 Fahrer nicht bald deutlich steigern.

Die Hersteller und Team-WM: Yamaha überragend & Aprilia dank Aleix sensationell

Mit Ausnahme von Savadoris Schützenhilfe in Portugal im Alleingang brachte Aleix Espargaró Aprilia Gresini in die Top 5 der Teamwertung. Man sollte dabei nicht vergessen, wie klein das Budget der Firma aus Noale im Vergleich zu den dahinter liegenden Teams ist. Wahrhaft, Fausto Gresini wäre bestimmt stolz auf den Katalanen und würde sich fragen, weshalb dieser Erfolgt von fast allen Fans, Presseleuten und der Öffentlichkeit derart ignoriert wird. Man braucht nicht zu lange zu rechnen um zu sehen, welches das derzeit mit Abstand erfolgreichste Team ist. Genauso wenig beim Hersteller, was sich auch nach Jerez kaum so schnell ändern dürfte. In der hinteren Hälfte hingegen geht es eng zu und es kann jeden der Hersteller treffen, nach dem Rennen in Andalusien die rote Laterne zu tragen.

In der Spalte „chng“ sind die Veränderung gegenüber der Vorrunde aufgeführt.

Die Erwartungen für Jerez

Nach dem Doppelrennen im Vorjahr gilt der zweifache Sieger von 2020 als WM-Leader erst recht als Favorit. Doch bei Fabio Quartararo besteht vor allem auch aus dem eigenen Lager starke Konkurrenz. Wir werden im Vorbericht noch stärker darauf eingehen, aber die Liste der Mitfavoriten dürfte länger sein, als von Fabio erhofft. Aktuell hoffen alle, dass es trocken bleibt, obwohl laut derzeitiger Prognose für am Sonntag leichter Regen möglich ist. Sollte es nass sein schmilzt die Siegeschance des Franzosen wie Butter an der Sonne, gilt er doch bisher als schlechter Regenfahrer.

Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) – der aktuelle WM-Leader hofft auf trockene Verhältnisse in Andalusien, wo am 2. Mai 2021 die vierte Runde der Weltmeisterschaft stattfinden wird.

Die Übersicht der Weltmeisterschaft sämtlicher 3 Klassen auf einen Blick

Von links nach rechts der WM-Stand der MotoGP, Moto2 und Moto3 mit einigen Namen, welche man vor Saisonbeginn nicht so weit vorne erwartet hätte, dafür vermeintliche Favoriten sehr weit hinten.

Aktueller provisorischer Kalender der MotoGP

Vor allem die Übersee-Rennen sind derzeit aufgrund der Pandemie noch fraglich. Es könnte aber auch für einige europäischen Stationen eng werden, sofern keine Zuschauer zugelassen sein werden oder sich die Situation nochmals verschärft.
Der Circuito de Jerez in der Nähe der Atlantikküste und der Kleinstadt Jerez de la Frontera in Andalusien – Teams und Fahrer drücken die Daumen, dass es anfangs Mai hier trocken bleibt.