Kleiner Rückblick auf das Geschehen vor 54 Jahren
Am 25. Juli 1965 fand in Brünn in der damaligen Tschechoslowakei mit dem GP Brno der seit dem 2. Weltkrieg 1. Lauf zur Straßenweltmeisterschaft für Motorräder statt. Es war die erste Austragung auf dem damals neu ausgebauten Masaryk Ring, mit einem auf 13,94 Km verkürzten Kurs. Von 1950 bis 1964 wurde das internationale Rennen von Brünn auf dem 17,8 Km langen, originalen Masaryk Ring ausgetragen. Die neue Strecke wurde von den Engländern anerkennend der „kleine TT-Kurs“ genannt und wies 22 Rechts- und 18 Linkskurven auf. Zur Saison 1975 wurde die als gefährlich geltende Strecke nochmals auf 10,925 Km gekürzt. 1965 gab es noch keine Pressetribüne, aber den zahlreich erschienenen Zuschauern dürfte dies egal gewesen sein. Über 250 000 Zuschauer fanden den Weg zum GP Brno, viele davon aus dem nahen Österreich anreisend. Es wurden 4 Soloklassen ausgetragen, bis 125 cm³, 250 cm³, 350 cm³ und die Königsklasse war bis 2001 die Kategorie bis 500 cm³.
Viele Fehler in Wikipedia
Kleiner Hinweis am Rande: Im Wikipedia sind die Angaben zur WM Saison 1965 Kreuz falsch, im Gegensatz zur englischen Statistik in en.wikipedia.org. So wird im Wiki auf Deutsch der GP der CSSR als 7. Lauf von insgesamt 10 Rennen genannt, in Wirklichkeit war es jedoch die 9. Runde von insgesamt 13. Die letzte Runde der WM war in diesem Jahr der GP von Japan in Suzuka.
Die Rennen 1965
125 cm³
Gleich nach dem Start setzte sich Klaus Enderlein vor seinem MZ Markenkollegen Dieter Krumpholz und Derek Woodman an die Spitze. Die aus der damaligen DDR stammende Marke MZ war von 1957 bis 1973 die führende Deutsche Marke im Rennsport in den Kategorien bis 350 cm³. Nach der ersten Runde führe jedoch bereits der Neuseeländer Hugh Anderson vor Frank Perris (GBR), beide auf Suzuki. In die letzte Runde geht Anderson mit 24 Sekunden Vorsprung auf seinen Verfolger Perris und der Dritte, Heinz Rosner liegt bereits 2 Minuten und 6 Sekunden zurück. Doch der führende Neuseeländer stürzt und bleibt dabei zum Glück unverletzt. Der Sieg geht an Frank Perris, vor Derek Woodman und Heinz Rosner (MZ). Der für die DDR angetretene Joachim Leitert vor seinem Landsmann Roland Rentsch (beide auf MZ) und dem Tschechen František Bocek auf CZ komplettierten die Top 6. Hugh Anderson gewann nach Brünn noch die letzten 3 von 4 weiteren Rennen und wurde vor Frank Perris Weltmeister.
250 cm³ – Kampf der Konzepte
Als drittes Rennen am 25. Juli fand die Kategorie bis 250 cm³ statt. Jim Redman auf der 6-Zylinder Honda (bei nur 250 cm³!) erwischte den besten Start vor Mike Duff auf Yamaha und Heinz Rosner auf MZ (beide 2-Zylinder Zweitakter). In der zweiten Runde schob sich Phil Read mit seiner Yamaha auf den dritten Platz, er hatte von den Japanern vor dem Rennen in Brünn einen höher drehenden Motor erhalten. Die Zweizylinder Zweitaktmotoren von Yamaha waren damals noch luftgekühlt. Phil Read gewann mit dem GP von Brünn sein sechstes Rennen in der Saison. Zweiter knapp dahinter wurde Mike Duff, der fast 30 Sekunden vor Jim Redmann das Ziel überquerte.
350 cm³
Das zweite Rennen des Tages war mit 34 Fahrern besetzt. Nach dem Start konnte sich Jim Redman auf der 4-Zylinder Viertakt Honda vor Giacomo Agostini und Mike „the Bike“ Hailwood (beide auf 3-Zylinder MV Agusta) an die Spitze setzen. In dieser Reihenfolge ging es auch in die zweite Runde, auf Platz 4 lag der Sowietrusse Nikolaj Sevastianow auf einer 4-Zylinder Vostok vor Derek Woodman (GBR, MZ), Gilberto Milani (ITA, Aermacchi) und dem Tschechen Gustav Havel auf Jawa. In der 4. Runde stürzte der Italiener Agostini, blieb aber unverletzt. Der Rhodesier Jim Redman gewann mit seiner Honda das Rennen und wurde am Ende der Saison Weltmeister mit 4 Siegen, vor Giacomo Agostini (MV, 3 Siege) und Mike Hailwood (MV, 1 Sieg). Platz 2 in Brünn ging an Derek Woodman auf MZ, vor dem Russen Sevastianow (Vostok). Die Italiener Milani und Renzo Pasolini (beide Aermachi) vor Dan Shorey (GBR, Norton) komplettierten die Top 6. Während der Italiener Giacomo Agostini bis zum Ende seiner Karriere Rekordweltmeister mit 15 WM-Titeln wurde, fand sein Landsmann Renzo Pasolini bei einem tragischen Massensturz in Monza am 20. Mai 1973 den Tod. Bei diesem fatalen Unfall verlor auch der finnische Topfahrer Jarno Saarinen sein Leben.
500 cm³
Das Rennen zur Königsklasse fand wie heute noch zum Abschluss des GP Brünn 1965 statt. Am Start übernahm Agostini auf MV die Spitze des 25 Fahrer starken Teilnehmerfeldes, doch Mike Hailwood kam auf der zweiten 4-Zylinder MV Agusta als Führender aus der 1. Runde. Paddy Driver auf Matchless und Jack Ahearn auf Norton folgten auf Position 3 und 4. Bis zur 10. Runde fuhr Hailwood einen Vorsprung von 46 Sekunden auf Agostini heraus, während Ahearn zu diesem Zeitpunkt bereits Driver überholen konnte. Dahinter Fred Stevens (Matchless), Dan Shorey auf Norton und Frantisek Stasny aus Tschechien auf einer auf 352 cm³ aufgebohrten Jawa Zweizylinder 350-er. Das Rennen gewann Hailwood überlegen, mit 1 Minute und 7 Sekunden Vorsprung vor seinem MV Markenkollegen Agostini. Ahearn mit seiner privaten Norton wurde Dritter, vor Paddy Driver und Fred Stevens auf Matchless. Stasny belegte auf seiner Jawa beim Heimrennen den guten 6. Platz.
Mike Hailwood gewann sämtliche 8 Rennen, bei welchen er in der Saison 1965 antrat und gewann vor seinem Markenkollegen Agostini den WM-Titel hoch überlegen. Der Titel für „Mike the Bike“ stand bereits vor dem Start zum GP von Brünn fest, nach dem 6. Sieg in Folge am Sachsenring. Agostini wurde 6 Mal Zweiter und gewann den GP Finnland in Abwesenheit von Hailwood. Diesem wurde seitens MV Agusta im Vorfeld mitgeteilt, dass das Team (wie bereits am Ulster GP in Runde 10) gar nicht teilnehmen würde. Ein sehr seltsames Gebaren der Italiener, worauf Hailwood im Jahr darauf für Honda antrat. Der WM Titel ging im Jahr darauf aber an Agostini, der erste von sieben 500 cm³ Titeln in Folge. Im Jahr 1975 wurde der Italiener ein 8. Mal Weltmeister in der Königsklasse und hält damit seither den Titel-Rekord in der WM. Von 1968 bis 1974 gewann „Ago nationale“ dazu noch 7 WM-Titel bis 350 cm³, die ersten 6 auf MV und Nummer 7 auf Yamaha.
Gegenwart und Zukunft des GP Brünn
Der Vertrag für die Austragung des nach Assen zweitältesten Grand Prix Rennens im Kalender, läuft im Jahr 2020 aus. Trotz Preiserhöhung um rund 50 Prozent dürfte das Gejammer der Verantwortlichen um Defizite und den Wunsch nach höheren staatlichen Zuschüssen nicht abreißen. Investiert wurde im Sinne der Zuschauer und Medienwelt so gut wie gar nie. Diverse Wege sind viel zu schmal für das Zuschaueraufkommen und die sanitären Einrichtungen sind absolut ungenügend. Im Vergleich mit den meisten anderen Strecken in Europa ist auch das Verpflegungs-Angebot absolut ungenügend. Vielleicht ist es demnach gar nicht schade, wenn der GP der Tschechei ab 2021 aus dem Kalender fliegt. Die Liste der Bewerber für die 20 bis 22 Rennen, welche ab dann geplant sein dürften, ist definitiv lang genug.
Wer schreibt nur solchen Stuss? Brno ist die LIEBE unseres Lebens, die Spanier raffen sich 3 Grand Prix, und wir?
Hallo Herr Müller,
danke für Ihr Feedback, auch wenn wir den Zusammenhang hier nicht auf Anhieb verstehen.
Dazu die Frage: Wie oft waren Sie am GP in Brünn und in welchem Zeitraum?
Zudem: Was genau wünschen Sie sich als Änderung oder Korrektur im Artikel?
Und: Wer ist aus Ihrer Sicht daran Schuld, dass dieses Traditionsrennen sterben musste?
Wir freuen uns auf eine hoffentlich sachliche weitere Diskussion zum Thema.
Was wir beim Thema wiedergaben, mag durchaus nicht jedem passen, aber mach weit über 10 Besuchen über rund 2 Jahrzehnte:
War es nicht nur unser Eindruck, sondern auch, was wir von vielen Besuchern in Gesprächen in dieser Zeit hörten.
Es steht Ihnen frei, auch Mails direkt an info@motoracers.eu zu senden oder über die Kommentar-Plattform.
Freundliche Grüße
Die Motoracers
Nun, durch Zufall fand ich diese Seite wieder. Ich meine: Spanien hat 4 WM-Läufe, Brno Null! Wir fahren seit 1972 jedes Jahr nach Brünn. 2021 wäre unsere 50. Saison gewesen. Aber Brünn hat den WM-Lauf verloren, deshalb organisierte ich am 7. August 2021 auf Start/Ziel Masarykring ein Gaudi Kinder-Roller-Rennen. Petr Bohac, der Verantwortliche des Automotodrom war begeistert. Ich habe seit vielen Jahren gute Kontakte zur Rennkleitung, weil ich den Tschechen auch half. Ich war am 22. Oktober 21 auch in Amtzell zur Beisetzung von Reinhold Roth. Ich werde auf der angegebenen eMail-Adresse berichten.
Herzlichen Dank,
wir schätzen derartige Feedbacks sehr und freuen uns, jeweils einiges davon in künftige Artikel einfliessen zu lassen.
Das MotoGP Event in Brünn vermissen wir schmerzlich, bis auf die Nebenerscheinungen wie fürchterlich überteuerte Hotels, vernachlässigte Fusswege, etc.
Die Events in Spanien sind zwar in der Regel recht preisgünstig, aber für Mitteleuropäer besonders per Bike oder Auto sehr weit weg.
Insofern ist die Trennung vom Tschechien GP für viele eine wahre Katastrophe, auch für die vielen Fans in diesem gastfreundlichen Land.
Die beiden Mails haben wir erhalten und wir bedanken uns sehr herzlich dafür.
Mit den besten Wünschen
Die Motoracers