Die Rückkehr des Rennzwergs – der nur 158 cm kleine Dani Pedrosa auf der KTM auf der Strecke, auf welcher er mehr Runden als sämtliche anderen MotoGP Fahrer zurücklegte und ein vor allem in seiner Heimat Spanien viel beachtetes Comeback mit einer Wildcard gab.

MotoGP Grand Prix der Steiermark erneut mit schlimmen Szenen

Im zwanzigsten Jahr der MotoGP, welche die 500 cm³ Weltmeisterschaft 2002 abgelöst hatte, lief es für die Hausherrn von Beginn an alles andere als nach Wunsch. Während Fabio Quartararo eine weisse Weste behielt und sich als einziger Fahrer im Feld der MotoGP auch für den GP der Steiermark direkt für das Q2 qualifizierte, zeichnete sich für KTM bereits im FP3 ein Debakel ab. Als bester der Orangen war Wildcard Pilot Dani Pedrosa nur zwölfter und Binder als bester der vier Werksfahrer vor Oliveira, Lecuona und Petrucci nur auf P15. Eine derartige Schlappe auf dem heimischen Kurs in Spielberg vor fast vollem Haus und ohne Zuschauerbeschränkung, das war wie ein Schlag in die Magengrube der KTM-Verantwortlichen. Doch es passierte in der MotoGP nach wenigen Runden eine Szene, welche solche Themen für einige Zeit in den Hintergrund in den Hintergrund drängte.

Egal ob in Most in der WorldSBK am selben Wochenende oder in Spielberg – die Bilder glichen sich und man könnte im zweiten Jahr der Corona-Pandemie denken, es handle sich um dieses neue Zeitalter. Nicht nur Virologen stellten sich bei Betrachtung solcher Bilder die Nackenhaare auf, weil beispielsweise Ärzte und andere Spitalangestellte womöglich dafür die Suppe mit auslöffeln müssen.

Ein mulmiges Gefühl bei Betrachtung von Tribünen und der Hänge rund um die Strecke
Jedem Virologen dürfte sich bei Betrachtung der Bilder von der Übertragung des MotoGP Grand Prix in Österreich der Magen umgedreht haben. Offenbar scheinen fast nur Experten zu realisieren, dass man Covid-19 auch als getestete, geimpfte und genesene Person mit sich tragen und weitergeben kann. Aber von Österreich hat man bereits seit dem Superspreader-Desaster von Ischgl seine ganz eigene und sehr sture Haltung dazu, auch weil die Regierung gerne an der Macht bleiben möchte. Lockdowns kosten jedoch Wählerstimmen und deshalb sind die Regierungen in fast ganz Europa aus Sicht der Viren-Experten vom Wahnsinn umzingelt. Aber zurück zum Sport und davon wurde an diesem teils von Regen bedrohten und beeinträchtigten Wochenende auf dem Red Bull Ring durchaus einiges geboten. Im FP4 war Joan Mir gestürzt, nachdem der Suzuki Pilot bis dahin einen souveränen Eindruck hinterlassen hatte. Er war jedoch als fünfter im FP3 sicher für das Q2 qualifiziert und brauchte sich deshalb noch nicht dadurch beirren zu lassen.

Johann Zarco (Pramac Ducati) war als WM-Zweiter auf der pfeilschnellen Ducati GP-21 natürlich einer der Topfavoriten für das Podium – der schnelle und sehr sympathische Mann aus Cannes wartet seit vielen Jahren auf seinen lange verdienten MotoGP Sieg.

Startaufstellung sämtlicher Klassen auf einen Blick

Nur dank einer Bestrafung aufgrund eines sogenannten „Track-Limit Vergehens“ verpasste Enea Bastianini auf der zwei Jahre alten Ducati die Sensation mit einer Bestzeit im Q1. Weil die Zeit des schnellen Italieners gestrichen wurde, kam doch noch eine KTM ins Q2, aber Miguel Oliveira wurde dort letzter und startet somit nur von Platz 12. Damit war das Desaster für die Orangen am Samstag natürlich endgültig komplett. Zudem drohte für am Sonntag Schlechtwetter, was für die Veranstalter das zweite Drama bedeutete. Natürlich auch für sämtliche Fahrer, welche wenig oder keine MotoGP Erfahrung bei nasser Strecke haben, wozu auch Fabio Quartararo gehört.

Erneutes Drama nach wenigen Runden

Man hatte die fürchterlichen Bilder vom ersten Rennen von 2020 sofort wieder im Kopf, als die Trümmer der Bikes von Zarco und Morbidelli die Köpfe von Rossi und Viñales nur um Haaresbreite verfehlten. Auch der Crash von 2021 an praktisch exakt dieser Stelle, wo die beiden damals beinahe getötet wurden, hatte es in sich. Die Bilder glichen den Szenen eines Flugzeugabsturzes, aber zum Glück war kein Fahrer dabei ernsthaft verletzt worden. Trotzdem dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis das MotoGP Rennen wieder fortgesetzt werden konnte. Was diesmal wieder passierte, ist natürlich Öl auf das Feuer der Kritik vieler Skeptiker an dieser schön gelegenen, aber denkbar unglücklich konzipierten Strecke. Der Fehler passierte bereits, als die Telecom Firma A1 aus Österreich den vormaligen Österreich-Ring kaufte und danach förmlich verunstaltete. Die Bemühungen von Red Bull Austria und Europa Chef Dietrich Mateschitz scheiterten zum Großteil, nach dem Kauf aus der Anlage ein Event-Zentrum zu machen, weil die Politik ihm einen Strich durch die Rechnung machte. Am Ende blieb das für die MotoGP sehr ungünstige Layout bestehen und vieles konnte nicht umgesetzt werden.

Hier war kein Durchkommen mehr – die Stelle kurz nach der fürchterlichen Ecke, genannt Kurve 3, die immer wieder zu Diskussionen führt. Trotz gegenteiliger Versprechen an die Fahrer wurde jedoch so gut wie gar nichts für zusätzliche Sicherheit getan, wie Cal Crutchlow an der Pressekonferenz betonte. Ausgerechnet auf diesem zweifelhaften und umstrittenen Kurs gibt es statt dem GP von Finnland nun erneut ein Doppelrennen.

Jorge Martin und sein Meisterstück

Mit der zweiten MotoGP Poleposition nach dem zweiten Rennen in Losail startete der junge spanische Rookie bereits zum zweiten Mal aus der Poleposition. Natürlich muss man dabei berücksichtigen, dass er ohne Druck fahren kann. Jorge Martin fährt ohne Druck und kann frei angreifen, während andere wie Zarco, WM-Leader Quartararo, Bagnaia und Miller wie Suzuki Ass Joan Mir immer auch mit einem Auge um den Titelkampf schielen müssen. Einzig der amtierende Weltmeister vermochte den Sensationsmann der Grand Prix der Steiermark anfänglich zu bedrängen. Jack Miller hingegen hielt lange Zeit Fabio Quartararo auf, weshalb der Polesitter den Anschluss auf das Führungsduo früh verlor. Als das Yamaha Ass endlich am Australier vorbei war, konnte er die Lücke nach vorne nicht mehr zufahren. Der Name mit demselben Vornamen wie Weltmeister Lorenzo hingegen kümmerte sich offensichtlich gar nicht darum, was hinter ihm passierte. Er fuhr ein unglaublich starkes Rennen, machte alles richtig und siegte überlegen.

Johann Zarco vor dem Start zum ersten von zwei Rennen auf dem Red Bull Ring in Spielberg – der Franzose hatte auf einen weichen Reifen gesetzt und am Ende keine Chance mehr, sich gegen die herannahenden Binder und Nakagami zur Wehr zu setzen. Aber er verteidigte als bester der Titelanwärter von Ducati seinen zweiten WM-Rang.

Ducati mit viel Licht und auch Schatten

Wir hatten früh auf Johann Zarco gesetzt, als fast alle nur von Miller und Bagnaia sprachen, man kann es auf unserer Seite auch gerne nachprüfen (siehe zum Beispiel im Bericht „MGP-Rückschau – die 5“, mit der Suchfunktion leicht auffindbar). Während nämlich der Australier und der Italiener in ihrer Karriere seit ihrem Aufstieg in die Königsklasse den Beweis schuldig geblieben waren, konstant vorne mitkämpfen zu können, hatte dies der schnelle Franzose bisher schon mehrfach bewiesen. Sollte es so weitergehen, wird die Ducati-Führung sich schämen müssen, ihn bei der Wahl der Besetzung des Werksteams vor einem Jahr übergangen zu haben. Mit Ausnahme seines Teamkollegen war der Mann aus Cannes jedoch ein weiteres Mal bester der Roten und vor allem vor Bagnaia und Miller klassiert. Letzterer stellte mit seinem dritten Crash nach Portimão und Assen lediglich unter Beweis, dass ihm die Konstanz fehlt, um ein ernsthafter Titelanwärter zu sein. Genauso „Pecco“ Bagnaia mit Rang 11, der viel zu oft im Schatten von Zarco steht und nun im WM-Zwischenklassement hinter Mir auf P4 zurückfiel. Dies lässt sich auf der eindeutigsten „Ducati-Strecke“ im Kalender nur schlecht entschuldigen.

Jack Miller vor seiner Ducati im Kiesbett – mit Crash Nummer drei im elften Rennen der Saison beginnt die Situation für den Australier immer bedenklicher zu werden. Wie sein vormaliger Pramac Ducati Kollege Francesco Bagnaia scheint der Druck im Werksteam für den sympathischen Mann aus Down-Under offensichtlich zu groß zu sein.

Die vielen Verlierer des ersten von zwei Rennen in Spielberg

Bis auf die Fahrer auf dem Podest, Brad Binder, Takaaki Nakagami und Johann Zarco gab es vor allem viele Verlierer. Alex Rins wurde zwar vor den Marquez Brüdern siebter, aber der „Inspektor Gadget der MotoGP“ wird seinem Anspruch, der beste Mann bei Suzuki zu sein, 2021 bisher so gut wie nie gerecht. Trotz langer Erholungspause ist Marc Marquez offenbar nur noch ein Schatten seiner selbst. Rang 8 für den erfolgreichsten der aktiven Fahrer von Spielberg kommt einer Blamage gleich. Nach seinem Sachsenring Sieg sollte man auch von Ausreden absehen, wie sie laufend von diversen Kommentatoren und vermeintlichen Experten zu hören und lesen sind. Wer den GP von Deutschland gewinnt, der ist fit genug und nach einer sechswöchigen Pause sind über 17 Sekunden Rückstand auf die Spitze eine Katastrophe für ihn. Mit den Plätzen 9 und 10 hielten hingegen sein Bruder Alex und der ehemalige Teamkollege Pedrosa den Schaden noch in Grenzen. Bis auf Bagnaia und Rossi dürfen die Fahrer bis zum 15. dahinter zufrieden sein, Punkte geholt zu haben. Oliveira und Aleix Espargaró waren an ihrem Ausscheiden unschuldig, da ihre Bikes es leider nicht über die Distanz schafften.

Das Resultat des MotoGP Grand Prix der Steiermark

Die Situation in der Weltmeisterschaft nach Runde 10

Wie es weitergeht – der kombinierte Kalender von MotoGP und WSBK

Derzeit sind vor allem die Rennen in Texas und Malaysia fraglich, was jedoch längst völlig absehbar war. Bereits der erste provisorische Kalender von anfangs November 2020 von FIM und Dorna glich einem schlechten Aprilscherz. Deshalb stehen wir vor einem Flickwerk, bei welchem es derzeit sechs Kollisionen zwischen MotoGP (in Rotschrift sichtbar) und der WorldSBK gibt. War der Schaden für die seriennahe Weltmeisterschaft aufgrund der Zeitverschiebung in Portugal mit Estoril noch gering, wurde er bei der tschechischen Runde entsprechend größer. Nur aufgrund einer erst zu Wochenbeginn beschlossenen Verschiebung des zweiten Laufs der WSBK vom Sonntag, ergab sich für die TV-Anstalten überhaupt die Möglichkeit, wenigstens dieses Rennen live zu übertragen. Für Fans, Fahrer, Teams und Sponsoren der Superbike WM kam dies natürlich einer Katastrophe gleich. Zunächst kommt nun eine zweite Austragung in Spielberg und hoffentlich geht es diesmal ohne zerstörte Bikes, Feuer und Rauch.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).