Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha with BRIXX) verspielte seinen riesigen Vorsprung in der Weltmeisterschaft durch seinen Sturz in Turn 15, als er auf der Verfolgung von Jonathan Rea unsanft im Kiesbett landete.

Toprak mit Crash – Rea macht WM mit Sieg wieder spannend

Wenige Augenblicke vor dem Start zum letzten Europarennen gab es einige Aufregung und Jonathan Rea winkte zur Rennleitung, dass etwas nicht stimmte und ein Abbruch erfolgen müsse. Der amtierende Weltmeister stand nach seinem zweiten Crash an diesem Wochenende nur in Reihe vier, aber er hatte natürlich richtig gehandelt. Die Ampeln hatten nicht richtig funktioniert, weshalb es einen Abbruch aufgrund dieses technischen Problems gab. Nach dem Start war Jonathan Rea die Sensation, als er bereits als sechster in die erste Kurve einbog und wenig später zum ersten Mal das Kommando übernahm. Aber wie erwartet gaben Toprak Razgatlioglu und Scott Redding keinen Meter preis. Gleich mehrmals gingen sie vor Turn 1 am amtierenden Weltmeister vorbei. Doch zu Rennhälfte hatte Rea einen Vorsprung auf seine Verfolger herausgefahren.

Sekundenbruchteile vor dem Start funktionierten die Ampeln nicht richtig, wonach abgebrochen und nach einer kurzen Warm-up Lap nochmals ein Versuch unternommen werden musste.

Razgatlioglu stürzt und Rea setzt sich ab
Wenig später sah man, wie an der Yamaha des Türken in einer Rechtskurve ein Teil seiner Yamaha sich von seinem Bike verabschiedete und der WM-Leader landete unsanft im Kiesbett. Ein entfesselter Johnny Rea fuhr danach weiter, als sei der Teufel hinter ihm her. Dabei war es nur noch Ducati Werkspilot Redding, welcher ihm den erhofften Sieg streitig machen konnte. Sofern der Engländer sitzen blieb, würde er sich mit dem vierten P2 in Folge seit Lauf 2 in Jerez de la Frontera den Gesamtsieg der letzten Europarunde holen. Und genau dies hatte er auch vor und er sah ein, dass es wenig Sinn hatte, den entfesselten Kawasaki Mann einfangen zu wollen. Hinter Scott kämpften Loris Baz und Alvaro Bautista wie am Vortag mit dem Messer zwischen den Zähnen um den dritten Podestplatz.

Loris Baz (GoEleven Ducati) vor Alvaro Bautista (HRC Honda) beim Kampf um das Podest – am Ende hatte dabei erneut der Ersatzpilot für den verletzten Chaz Davies die Nase vorne, während der Spanier ein weiteres Desaster nach seinem Sturz am Vortag erlebte.

Nächster Crash zerstört die zweite Podiums-Chance von Honda
Prompt stürzte dabei der kleine Spanier wie am Samstag, aber diesmal war er daran nicht ganz allein schuld. Es war in Turn fünf zu einer unglücklichen Berührung gekommen, als zuerst Loris und danach Alvaro weit gingen und sich danach berührten. Mit einem weiteren Crash war der HRC Honda Pilot natürlich nebst dem ebenfalls zweimal gestürzten Rea der Pechvogel des Wochenendes, wobei Letzterer sich und seinem Team mit seinem Sieg ein riesiges Geschenk machte und die WM damit wieder völlig offen ist.

Alvaro Bautista (HRC Honda) und seine CBR-1000RR-R SP Fireblade im Kiesbett – der tapfere Spanier verpasste nach Lauf eins am Samstag das Podium erneut nur knapp und durch Sturz.

Superpole Race Sieger van der Mark im Trockenen deutlich geschlagen
Nebst Ducati Privatfahrer Loris Baz hatte der Niederländer auch gegen die beiden Yamaha Piloten Andrea Locatelli und Garrett Gerloff nicht den Hauch einer Chance. Nach seinem Sensationssieg auf nasser Strecke hatte der Mann aus Gouda jedoch bereits angekündigt, dass er nicht mit einer Wiederholung rechne. Nur einer der überheblichen Leute aus dem BMW Team sprach vor dem Rennen noch von einer Podestchance, aber die Realität war ein dank dem Sturz von Bautista sogar geschenkter sechster Rang. Hinter Michael Ruben Rindaldi rettete der im Sprintrennen gestürzte Leon Haslam mit P8 vor Axel Bassani und Eugene Laverty noch die Ehre von Honda. Der schnelle Argentinier Mercado verpasste die Top Ten nur knapp und in seinem womöglich letzten WSBK Rennen der Karriere holte Jonas Folger (BMW) wenigstens mit P15 noch einen WM-Punkt.

Leon Haslam (HRC Honda) vor dem Start – wie am Samstagnachmittag war der Engländer auch beim letzten Rennen die Rettung für das Werksteam des weltgrößten Herstellers und konnte stolz darauf sein, obwohl er gerne sein erstes Podium der Saison geholt hätte.

Das letzte Rennen von Portimão in Zahlen

Ein überglücklicher Johnny Rea (Kawasaki ZX-10RR) nach einem seiner wichtigsten Rennen der Karriere – durch seinen Sieg öffnete er die Türe zur Titelverteidigung dank Topraks Sturz wieder unerwartet weit auf.

Die Interviews der Top 3 nach dem Rennen
Loris Baz sprach von einem unglaublichen Rennen und er war mehrmals in der ersten Kurve sehr am Limit im Kampf mit Bautista. Der Spanier tue ihm nach dessen Sturz auch leid, aber so sei es im Rennsport und er sei natürlich überglücklich, zum dritten Mal auf dem Podium zu stehen. Scott Redding gab zu, er hatte nicht die Pace, um Rea zu folgen, sobald dieser allein fahren würde. Dies hatte er auch am Vortag gesagt und er hätte nicht gewusst, wie fest Rea nach seinen beiden Stürzen pushen würde. Aber ein weiterer zweiter Platz sei natürlich ein Topresultat und damit könne er zufrieden in die zweiwöchige Pause vor der Argentinien Runde gehen. Der Sieger war natürlich überwältigt und sagte, sein Team hätte einen wesentlichen Anteil an seinem Triumph. Sie hätten zweimal sein Bike wieder nach den Stürzen aufbauen müssen und damit einen perfekten Job geleistet. Der Nord-Ire gab weiter zu Protokoll, er hätte bei seinem Rennen diesmal jede Minute genossen. Er freue sich extrem, dass es beim dritten Anlauf endlich mit dem Sieg geklappt habe, vor allem auch für seine Mannschaft und Kawasaki.

Das Podium mit von links Portugal Gesamtsieger Scott Redding (Aruba.it Ducati, P2), Sieger Jonathan Rea (KRT Kawasaki) und dem drittplatzierten GoEleven Ducati Ersatzpiloten Loris Baz, der nach Jerez erneut für den verletzten Chaz Davies einsprang.

Der Autodromo do Algarve

Der aktuelle WM-Stand in der WorldSBK

Nach seinem Desaster im letzten Rennen schmolz der Vorsprung von Raztaglioglu wieder auf 24 Punkte zusammen. Der WM-Leader aus der Türkei spürt somit den Atem seines hartnäckigen Verfolgers deutlich im Nacken, bevor es zwei Wochen später in Argentinien in die vorletzte Runde geht. Das Kawasaki Ass ist in San Juan genauso wie immer noch in Portimão der erfolgreichste Pilot im Feld. Während Scott Redding aus eigener Kraft kaum mehr Weltmeister werden kann, besteht die Chance für den Nord-Iren aufgrund seines sensationellen Sieges nach zwei herben Rückschlägen nun immer noch. Eng geht es hinter dem Ducati Mann zwischen seinem Teamkollegen Rinaldi und Topraks Mannschafts-Kamerad Locatelli zu. Die beiden Italiener trennen in der Zwischenwertung aktuell nur 3 Punkte.

P, Rider, Points, Bike
1. TOPRAK RAZGATLIOGLU 478 YAMAHA
2. JONATHAN REA 454 KAWASAKI
3. SCOTT REDDING 424 DUCATI
4. MICHAEL RUBEN RINALDI 249 DUCATI
5. ANDREA LOCATELLI 246 YAMAHA
6. MICHAEL VAN DER MARK 211 BMW
7. ALEX LOWES 199 KAWASAKI
8. GARRETT GERLOFF 193 YAMAHA
9. ALVARO BAUTISTA 174 HONDA
10. AXEL BASSANI 169 DUCATI
11. TOM SYKES 167 BMW
12. LEON HASLAM 123 HONDA
13. CHAZ DAVIES 120 DUCATI
14. LORIS BAZ 56 DUCATI
15. KOHTA NOZANE 51 YAMAHA
16. LUCAS MAHIAS 44 KAWASAKI
17. TITO RABAT 41 KAWASAKI
18. EUGENE LAVERTY 37 BMW
19. ISAAC VINALES 32 KAWASAKI
20. CHRISTOPHE PONSSON 31 YAMAHA
21. LEANDRO MERCADO 25 HONDA
22. JONAS FOLGER 21 BMW
23. SAMUELE CAVALIERI 10 DUCATI
24. MARVIN FRITZ 6 YAMAHA
25. LORIS CRESSON 3 KAWASAKI
26. ANDREA MANTOVANI 2 KAWASAKI
27. LUKE MOSSEY 2 KAWASAKI

Absolut unerwartet hatte nach seinen zwei Stürzen in den ersten beiden Rennen auf dem Autodromo do Algarve der amtierende Weltmeister am Ende doch noch Grund zum Jubel – Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) auf seiner Ehrenrunde als Sieger des letzten Europarennens.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).