
Unser Rückblick auf den MotoGP Sonntag 2019 in Losail
GP Losail im Wüstenstaat Qatar am 10. März 2019, ein Nachtrennen als erste von 19 Runden. Wir erinnern uns noch sehr gut an diesen Abstecher in den Wüstenstaat. Weil wir am Wochenende danach in BuriRam bereits den Aufenthalt für das WorldSBK Event von Thailand eingeplant hatten, fanden wir ein sehr günstiges Flugangebot von Qatar Airways. Es sollte das womöglich letzte Rennen der Superbike WM sein und flugtechnisch war unser Doha-Aufenthalt nur ein sogenannter Stop-Over, mit danach einem Weiterflug nach Bangkok. Natürlich freuten wir uns sehr auf den Saison-Auftakt auf dem International Circuit von Losail. Von dem MotoGP Event kam jedoch der erste Tiefschlag, der nichts mit Rennsport zu tun hatte.

Die erste riesige Enttäuschung direkt nach der Ankunft
Beim Einchecken im Flughafen Wien-Schwechat hatten wir darauf hingewiesen, dass wir einen Stop-Over (Kurzaufenthalt mit späterem Weiterflug) hätten und dies war auch aus unseren Tickets ersichtlich. Trotzdem riet man uns am Qatar Airways Schalter dazu, das Aufgabe-Gepäck bis Bangkok durchzuchecken. Es sei kein Problem, in Doha einen der Koffer mit unseren wichtigsten Kleidern danach trotzdem abzuholen. Vor dem Abflug kauften wir noch eine Flasche Wein im Duty Free Shop und stiegen wenig später ins Flugzeug für den Nachtflug nach Katar ein. Bei der Ankunft gab es eine längere Wartepause und trotz riesigem Flughafen von Doha musste unser Pilot auf einen Aussenparkplatz. Es dauerte sehr lange, bis ein Bus kam und dann folgte wenig später der endgültige Hammer. Für die Herausgabe eines unserer Koffer wurde eine Gebühr von über 800 Euro verlangt! Fluchend verzichteten wir darauf und danach nahm man uns auch noch die in Wien gekaufte Weinflasche ab.

In der Hitze des Nachmittags am Rand der Wüste
Im Wüstenstaat Qatar ein MotoGP oder WorldSBK Event zu besuchen ist anders als überall, wo wir sonst schon zu Besuch waren. Die Herfahrt mit dem Taxi funktionierte ohne unnötiges Ärgernis, was sich bei der Rückfahrt leider ändern sollte. Bei der Hitze am Nachmittag hätten wir für ein kühles Bier freiwillig einen Aufpreis bezahlt. Aber so etwas bekommt man an der Strecke nicht, selbst alkoholfreie waren nicht zu haben. Genauso in allen Supermärkten von Doha. Einzige Chance dafür in ganz wenigen Hotels oder am internationalen Flughafen nach der Passkontrolle. Der Preis dafür ist jedoch ziemlich schmerzhaft. Aber nun zur Action und davon wurde am für lange Zeit letzten normalen Grand Prix Wochenende in Losail ausreichend geboten.

Erste Überraschungen bereits vor dem Rennen
Definitiv konnte sich über mangelnde Spannung im MotoGP Rennen niemand ernsthaft beschweren. Bereits im Qualifying und selbst im 2. und 3. freien Training davor war es bereits sehr spannend zugegangen. Mit Jorge Lorenzo als Repsol Honda Neuzugang und Nachfolger von Dani Pedrosa musste ein prominenter Name überraschend im Q1 teilnehmen. LCR Honda Semi-Werkspilot Cal Crutchlow und dessen Teamkollege Takaaki Nakagami teilten dasselbe Los wie der Mallorquiner. Dies galt auch für Valentino Rossi (Monster Energy Yamaha), aber bei ihm wusste man bereits im Vorfeld, dass er immer mal wieder im Training schwächelt. Für das Q2 qualifizierten sich am Ende die beiden Honda Piloten, während Rossi und Lorenzo den Einzug verpassten.

Viel Action und beeindruckender Rossi beim WM-Auftakt

Ärgernis für „Jack Ass“ kurz nach dem Start
Nach dem Start ging Andrea Dovizioso vom 2. Startplatz in Führung und gefolgt von Jack Miller, Weltmeister Marquez und Cal Crutchlow überquerte Dovi nach der 1. Runde die Ziellinie. Polesetter Maverick Viñales war bis auf Platz 7 zurückgefallen, dahinter Alex Rins und Rossi war nach der ersten Runde bereits zwölfter. Kurz nach der Zieldurchfahrt zu Beginn der zweiten Runde begann Jack Miller am Heck seiner Pramac Ducati herumzufuchteln. Der Australier warf am Ende das Sitzpolster weg, welches sich gelockert hatte und fiel dadurch weit zurück. Zehn Runden vor Schluss gab er das Rennen enttäuscht auf und fuhr an die Box.

Rossi und Rins auf dem Vormarsch
Der Vormarsch von Valentino Rossi und Alex Rins konnte sich sehen lassen. Am Ende der dritten Runde war Rins bereits fünfter und Rossi hatte sich um 4 Plätze auf Position 10 verbessert. Zwei Runden später lag Rins bereits hinter dem Führenden Andrea Dovizioso und Rossi war achter. In Runde 8 übernahm der Suzuki Pilot sogar für 3 Runden die Führung vor Dovi und Marc Marquez. Am Ende der zweitletzten Runde kreuzte dann aber Marquez als erster die Ziellinie, vor Andrea Dovizioso und Alex Rins, der seinerseits von Cal Crutchlow bedrängt wurde. Rossi lag seit 2 Runden bereits auf Rang 5 vor Danilo Petrucci (Ducati) und Monster Energy Yamaha Teamkollege Viñales.

Der Showdown zwischen Dovi und dem amtierenden Weltmeister
Die beiden Raufbolde Marquez und Dovizioso kämpften in der Finalrunde um jeden Zentimeter, als wenn es um ihr Leben ginge. Dovi gelang es, den Spanier nochmals zu überholen und er ging als Führender in die letzte Kurve. Doch Marc Marquez versuchte mit einer verzweifelten Aktion, sich in der Zielkurve noch innen am Italiener vorbeizudrücken, wobei es sogar zu einer leichten Kollision der beiden kam. Der Repsol Honda Pilot konnte jedoch die Linie nicht halten und Dovizioso zog innen an ihm vorbei und ging als Sieger ging nach einem erneut epischen Duell der beiden hervor. Zum Saisonauftakt holte er gleich den ersten Sieg für Ducati. Aber im nächsten Rennen schlug der Katalane zurück und bis zum Saisonende gewann er 12 Rennen und holte sich ungefährdet den 6. MotoGP Titel der Karriere.

Podest für Crutchlow und Top 5 für Rins und Rossi
Cal Crutchlow vermochte Alex Rins in der letzten Runde noch zu bezwingen und schaffte es damit als dritter aufs Podium, während für den Spanier nur der undankbare vierte Platz blieb. Valentino Rossi auf Rang 5 durfte nach seiner vierzehnten Startposition hingegen mehr als zufrieden sein. Nicht so sein Teamkollege Maverick Viñales, der von der Poleposition startend nicht über Rang 7 hinauskam und hinter Danilo Petrucci (Ducati) ins Ziel fuhr. Nach seinem Start aus der Boxengasse hatte Fabio Quartararo den letzten WM-Punkt um eine knappe Sekunde verpasst. Immerhin hatte der zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal 20-jährige aus Nizza bei seiner Aufholjagd die schnellste Rennrunde mit 1:55.039 gefahren. Den meisten Experten war klar, dass der junge Franzose noch zu einigen Überraschungen fähig sein dürfte und sie hatten sich damit auch nicht getäuscht, wie sich später noch herausstellen sollte.

Protest gegen Ducati
Gegen Ducati wurde nach dem Rennen von der Konkurrenz ein Protest bei der Rennleitung deponiert. Dies aufgrund eines aerodynamischen Hilfsmittels, welches offiziell als Reifenkühler deklariert war. Allerdings benötigt man keine 5 Semester Physik zu studieren, um zu begreifen, dass es sich dabei um einen Trick zur Verbesserung des Abtriebs an der Ducati handelte. Im Prinzip ein hart an der Grenze der Legalität angewendeter aerodynamischer Trick, welcher laut Argumentation von Ducati jedoch durchaus dem Reglement entsprach. Der Protest der Konkurrenz wurde abgewiesen und die Wogen gingen bis kurz vor dem zweiten Rennen in Argentinien noch hoch. Aber später kehrte wieder Ruhe ein und einige andere Hersteller hatten teils ihrerseits danach ähnliche Hilfsmittel entwickelt und zur Anwendung gebracht.

KTM – keine Steigerung gegenüber 2018
Während der Spanier Pol Espargaro den Schaden für KTM keinesfalls in Grenzen hielt, indem er auf Platz 12 landete, kam für die Österreicher nur noch Johann Zarco als 15. knapp in die Punkte. Der in den Jahren 2017 und 2018 auf Yamaha sehr erfolgreiche Franzose tat sich auf der KTM schon seit seinem Umstieg im Herbst 2018 schwer. Miguel Oliveira (POR) als 17. und Hafizh Syahrin (MAL) vom KTM B-Team Tech 3 als zwanzigster und letzter der gewerteten Fahrer, kamen nicht einmal in die Punkte. Wenn man dazu noch bedenkt, dass Fabio Quartararo aus der Boxengasse gestartet war und nur eine knappe Sekunde hinter Zarco im Ziel eintraf, sah es für KTM umso bedenklicher aus.

Das Blatt wendete sich für KTM eine Saison später deutlich
Ein Jahr später sollten die Orangen einen wahren Höhenflug erleben. Aufgrund des früheren Lockdowns und nachheriger Aufhebung in ihrem Land testeten sie bereits ab Mai. Deshalb waren sie durch ihre Kenntnis der Funktionsweise von Michelins neuen Einheitsreifen deutlich bevorteilt. Als sogenanntes Concession Team profitierten die KTM Fahrer von Tests in Brünn, Spielberg und Misano in der aufgrund von Covid-19 verspätet gestarteten ersten Saisonhälfte enorm. Am Ende sollten Binder und Oliveira gar Siege für die Österreicher einfahren, während andere Teams teilweise regelrecht an den neuen Reifen des französischen Herstellers verzweifelten.

Servus-TV Übertragung – die grosse Enttäuschung
Wer gehofft hatte, nach Übernahme der Rechte für die TV-Übertragung durch Servus-TV (Für Deutschland, Schweiz und Österreich), es verbessere sich dadurch alles, wurde vom Red Bull Media Konzern jedoch böse enttäuscht. Bei Eurosport wurden bis 2018 zwar einige Rennen nur am Pay-TV übertragen. Aber dafür wurden vom ersten Training am Freitag an auch alle Sessions live gezeigt. Doch bei Servus TV herrschte Mattscheibe bis zum Qualifying, obwohl die Österreich mit insgesamt 6 Kommentatoren angereist waren. Mit nur noch rund einem Drittel Live-Übertragung der Action auf der Strecke gegenüber zuvor fühlen sich die meisten Fans seither von Red Bull Media arg verschaukelt. Dies besserte sich leider auch im ersten Corona-Jahr nicht. Servus TV ist für die deutschsprachigen Zuschauer damit offenbar zur größten Enttäuschung seit Jahrzehnten geworden, wie auch viele Zuschriften verärgerter Fans unterstreichen.

Ergebnis und Fazit des ersten MotoGP Rennens von 2019
Die ersten 15 Fahrer bildeten nach dem Saisonauftakt in Katar das Zwischenklassement nach der ersten Runde von insgesamt deren neunzehn. Nebst KTM gehörte vor allem Yamaha zu den Verlierern. Obwohl mit Maverick Viñales als Polesetter und Fabio Quartararo auf Startplatz 5 vor dem Rennen noch alles sehr positiv für die Marke mit den gekreuzten Stimmgabeln auf ihrem Logo ausgesehen hatte. Vor allem Rossi holte in Losail für Yamaha am Ende die Kohlen aus dem Feuer. Wesentlich schlimmer aber noch die Situation für KTM in deren 3. Jahr der Teilnahme in der MotoGP.

Dichtung und Wahrheit – die selbst gesetzten Ziele um Welten verfehlt
Ursprünglich hatte man bei den Orangen zu diesem Zeitpunkt im Kampf um die Spitze mitmischen wollen. So wurde es von KTM-Vorstand Pierer im Herbst 2017 zumindest noch vollmundig verkündet. Die Saison 2019 sollte in ihrem Verlauf jedoch beweisen, dass man bei KTM diesbezüglich komplett versagt hatte. Die prunkvollste Hospitality im Paddock stand im krassen Gegensatz zu den in diesem Jahr erbrachten Leistungen. Und es war beileibe nicht nur Zarco, der am beinahe unfahrbaren Bike aus Österreich verzweifelte, sondern auch Syahrin und Oliveira.


Die Rückfahrt vom Losail GP zum Flughafen – ein Desaster
Katar ist für seine schlechte Disziplin der Verkehrsteilnehmer berüchtigt. Dass es Taxifahrer gibt, welche nicht einmal den Weg zum Floghafen selbst finden, wussten wir vor dem Abend des 10. März 2019 jedoch noch nicht. Der Mann am Steuer begann schon kurz nach der Abfahrt mit uns von der Strecke in Losail aufgeregt mit jemandem zu telefonieren. Wir verstehen kein Arabisch, aber uns wurde auf dem Rücksitz schnell klar, dass er jemanden nach dem Weg zum internationalen Flughafen fragte. Wir merkten es spätestens, als er eine beschilderte Abzweigung zum Hamad Airport verpasst hatte.

Wenn der Taxifahrer den Weg zum Flughafen nicht kennt
Wild gestikulierend hielt unser Fahrer wenig später sogar auf dem Seitenstreifen der Autobahn an, um ein vorbeifahrendes Fahrzeug zum Anhalten zu bewegen. Wir wissen heute noch nicht, was der eigentliche Beruf des Fahrers war. Ich fragte ihn zwischendurch jedenfalls, ob er vielleicht Friseur sei und ob er lesen könne. Am Ende hielt jemand, der mit ihm und uns Mitleid hatte und fuhr voraus. Das nächste Mal in Katar für das WSBK-Finale 2019 buchten wir übrigens einen Mietwagen.

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