Jack Miller (Pramac Ducati) beim Saisonauftakt in Jerez de la Frontera. Der Australier war der Fahrer mit dem meisten Pech in der verkürzten Corona-Saison 2020 (© MotoGP).

MotoGP Jahresrückblick 2020 – die Startnummer 43

Mit Platz 4 im ersten Rennen der Saison auf dem Circuito de Jerez war Jack Miller von Markenkollege Andrea Dovizioso nur hauchdünn geschlagen worden. Nur 0,722 Sekunden hatten dem Australier am Ende für das Podest gefehlt. Eine Woche später lag er an selber Stätte erneut auf Podiums-Kurs. Bis zur achten Runde wurde der Pramac Ducati Pilot hinter den 3 Yamahas von Quartararo, Rossi und Viñales auf Platz 4 gelegen. Doch dann wurde er von Teamkollege Francesco Bagnaia überholt und zwei Runden später lag Jack im Kiesbett. In Tschechien erwartete ihn ein schwieriges Rennen und mit etwas über 15 Sekunden Rückstand auf Sieger Binder wurde Miller nur neunter. In einer normalen Saison hätte er danach wohl nur noch minimale Chancen auf eine vordere Platzierung in der WM gehabt. Doch das Corona-Jahr 2020 verlief auch in der MotoGP alles andere als normal.

Jack Miller in der Pramac Ducati Racing Box beim Qualifying in Le Mans – im Rennen am nächsten Tag war der Australier unverschuldet ausgefallen. Dies zum bereits zweiten Mal nach dem zweiten Rennen von Misano (© MotoGP).

Das erste Podium und der verpasste Sieg

Mit der Ducati GP-20 war Miller für das zweite Doppelrennen der Saison gut gerüstet und im GP von Österreich klappte es hinter Dovizioso und Mir auch endlich mit dem ersten Podestplatz. Im zweiten Rennen von Spielberg hätte es auch ein Sieg werden können, aber Hitzkopf Pol Espargaró probierte es mit der Brechstange. Dadurch schlüpfte in der Zielkurve innen noch dessen KTM Kollege Miguel Oliveira innen durch und am Ende wurde es deshalb nur Platz 2. Trotzdem lag Miller vor dem dritten Doppelrennen der Saison nun bereits auf dem dritten Zwischenrang in der WM. Doch in Misano lief es ähnlich wie in Brünn alles andere als nach Wunsch für den Australier und er musste sich im ersten Rennen mit Rang 8 zufriedengeben. Noch schlimmer lief es für ihn jedoch am zweiten Wochenende, als sich ein Abreißvisier in der Airbox seiner Ducati verfing, was zu seiner Aufgabe führte.

Jack Miller (Ducati) vor Viñales, Quartararo (beide Yamaha) und Alex Rins (Suzuki) – in Misano. Das Doppelrennen an der Adria brachte dem Mann aus Down Under wenig Glück (© MotoGP).

Wenn Glück fehlt und auch noch Pech dazu kommt

Nach seinem Pech in Misano lag der Australier punktgleich mit Morbido trotzdem noch auf dem sechsten Zwischenrang und auf Leader Dovizioso fehlten dabei nur 20 Punkte. Danach lag Miller in Barcelona lange auf Podestkurs, bis von hinten die beiden Suzuki Piloten Mir und Rins heranstürmten. Letztlich wurde es nur Platz 5 für den Ducati Piloten, doch seine Pechsträhne war damit noch nicht vorbei. Auf nasser Strecke in Le Mans galt Jack als Sieg-Kandidat, es waren seine Verhältnisse. Aber diesmal machte ihm ein Motorschaden an seiner Ducati einen Strich durch die Rechnung. Doch „Jack-Ass“ ließ sich davon nicht entmutigen und schaffte sich in Aragon für das erste Rennen mit Startplatz 5 eine gute Ausgangslage. Doch im Rennen wurde es nur Platz 9, es war zum verzweifeln.

Die Prüfung der Asphalttemperatur in Aragon erfolgte durch den Pramac Ducati Piloten gleich selbst. Das Leid, dass er mit den neuen Michelin Reifen jedoch oft Mühe hatte, teilte sich Jack Miller mit vielen Konkurrenten (© MotoGP).

Der endgültige Tiefschlag – Abschuss durch den „KTM-Rüpel“

Beim zweiten Rennen von Aragon kam es zum dritten und endgültigen Tiefschlag für Jack Miller. Schon das Qualifying war eine wahre Katastrophe aus Sicht des Pramac Ducati Piloten, aber von Startplatz 14 war noch nicht alles verloren. Mit der pfeilschnellen Ducati Desmosedici GP-20 konnte der Australier auf den langen Geraden des Motorland Aragon viel Boden gutmachen. Aber dazu kam es leider gar nicht erst, weil ein übermotivierter Brad Binder in Kurve 2 nicht nur sich selbst, sondern auch Jack aus dem Rennen nahm. Damit war Miller endgültig aus dem Rennen um eine Top-Platzierung in der Endabrechnung. Ohne seine unglaubliche Pechserie hätte der aus Townsville im Norden Australiens stammende Mann aus Down Under locker in den ersten drei liegen können.

Jack Miller vor dem Start auf der Pramac Ducati – der Australier ist definitiv seit seinem Aufstieg in die MotoGP eine Bereicherung und bringt durch seine unverwechselbare Art viel Farbe und Originalität in die Königsklasse mit ein (© MotoGP).

Versöhnliches Saisonende mit zwei Podestplätzen

Nach einem sechsten Rang am ersten Valencia Wochenende folgte für Miller ein halbwegs versöhnliches Saisonende mit zwei zweiten Plätzen in den letzten zwei Rennen. Bei ihm war früh klar, dass er auf nächste Saison ins Werksteam von Ducati befördert wird. Im Gegensatz zu seinem Pramac Teamkollegen von 2020 hat wohl auch niemand Zweifel anzumelden, dass der Australier dies absolut verdient hat. Bei Francesco „Pecco“ Bagnaia scheiden sich bekanntlich die Geister und viele hätten nicht ganz unberechtigt stattdessen eher Johann Zarco im Werksteam gesehen. Teilt man bei Jack sein Punkte-Total durch die 11 Runden, welche er beendet hat oder das Ziel aus eigener Schuld nicht sah, kommt man auf exakt 12 Zähler pro Rennen. Damit wäre er Vize-Weltmeister geworden.

Jack Miller auf der Verfolgung seines neuen Ducati Markenkollegen Johann Zarco, der bei Pramac Ducati Nachfolger des Australiers wird. In 5 von 14 Rennen war der Franzose besser als Jack platziert. Viele wären nicht überrascht, wenn der Franzose nächstes Jahr noch deutlich häufiger durchstarten würde als in der verkürzten Saison 2020 (© MotoGP).

Die GP-Karriere von Miller im Rückblick

Sein erstes volles Jahr in der Moto3 Weltmeisterschaft verlief ohne Glanzpunkte. Nur ein Jahr danach zeigte der Australier aber eine deutliche Aufwärtstendenz. Nach WM Rang 7 verpasste er den Titel in der Nachwuchsklasse am Ende nur knapp. Die Besonderheit bei Millers Werdegang ist seine direkte Beförderung von der Moto3 in die MotoGP auf die Saison 2015 zu LCR Honda. Daher konnte er den verpassten WM-Titel in der Moto3 Saison im Jahr davor leichter verkraften. Alex Marquez hatte dabei um 2 Punkte die Nase vorne gehabt. Das erste Jahr in der MotoGP war danach alles andere als leicht für den Rookie und viele Beobachter und Experten zweifelten, ob er den Durchbruch noch schaffen würde. Doch bereits in seiner zweiten Saison kam der erste Sieg. Nach 3 Honda Jahren und einem Angewöhnungsjahr bei Ducati ging es steil aufwärts. WM-Rang 8 mit fünf Podestplätzen 2019 folgte trotz vieler Widrigkeiten im Jahr danach eine Steigerung um einen Platz und trotz nur 14 Rennen 4 Podestplätze.

Der WM-Endstand der MotoGP WM 2020

Miller und seine Aussichten für 2021

Die Antwort dazu findet sich eigentlich bereits in der Berechnung am Ende der Schilderung seines Saisonabschlusses. Weil ohne sein unverschuldetes Missgeschick in drei Rennen hätte es wohl zum Vize-Weltmeistertitel in der durch die Corona-Pandemie verkürzten Saison gereicht. Als Ducati Werksfahrer ist Miller quasi vom Status her dazu verpflichtet, um Siege und den Titel mitzukämpfen. Da der Aussie als Cooler Hund bekannt ist, dürfte er auch kein Nervenflattern zeigen, sollte es mal eng zugehen. Die einzige Frage ist, ob er die Konstanz an den Tag legen kann, welche es für den Titelkampf braucht. Vor dem Corona-Jahr hätten wir dies noch bezweifelt, aber wer ihn für nächste Saison nicht mit auf der Rechnung hat, könnte damit einen Fehler begehen.

Jack Miller an der Pressekonferenz – wenn sich ein Fahrer wagt zu zeigen, dass ihn etwas langweilt, dann ist des definitiv der Australier. In der Regel nimmt „Jack-Ass“ auch vor dem Mikrofon nie ein Blatt vor den Mund und hat generell eine eigene Meinung, die er sich auch öffentlich mitzuteilen getraut (© MotoGP).

Provisorischer kombinierter MotoGP & WSBK Kalender 2021

In Kursivschrift haben wir die Events aufgeführt, an deren Durchführung wir starke Zweifel anmelden. Fehlend ist aktuell die noch völlig offene, von der Dorna angedachte 13. WorldSBK Runde, sowie Phillip Island. Als Termin kommt dafür nur das Wochenende vor oder nach dem Rennen auf dem Mandalika Circuit in Indonesien infrage. Für Phillip Island und die WSBK ist dort der Vertrag noch nicht unterzeichnet. In Rotschrift stehen die MotoGP Renntermine, welche mit einem WorldSBK Wochenende kollidieren, was zeitlich jedoch nur beim GP von San Marino eine Überschneidung bedeutet. Aufgrund der Zeitumstellung in Japan und Indonesien ist dies hingegen unkritisch.

Ersatzstrecken für die MotoGP sind Portimao (Portugal), der neue Mandalika Racetrack in Lombok (Indonesien) abhängig von der Fertigstellung und Homologation, sowie der Igora Drive Circuit in St. Petersburg (Russland). Letzterer wird jedoch höchstens von Juni bis August infrage kommen, weil in den restlichen Monaten die Temperaturen nahe der finnischen Grenze viel zu tief für Motorrad-Rennen sind.