Unsere Aufnahme von Kurve 10, genannt Tramonto und vorne im Bild rechts davon der Rechtsknick, den die Fahrer beim Anbremsen als Turn 9 kennen. Im ersten Corona-Jahr 2020 gab es hier eine Pause, mit der Absage des in der Saison davor zusammen mit Imola noch mit Abstand teuersten Events. Nun komm die WorldSBK wieder zurück.

Die Rückkehr an die Adria mit nur einem Event in Italien

Es gab Jahre, als Italien insgesamt drei Veranstaltungen der WorldSBK durchführte. Angefangen im Jahr 2002 mit Monza, Misano und Imola. Danach kam 2007 ausnahmsweise für zwei Jahre Vallelunga im Norden Roms anstelle von Imola zum Zug. Anschliessend ging es wieder mit den drei erstgenannten Strecken bis 2012 weiter. Ab dann waren es nur noch zwei Events und nach 2013 kam Monza nie mehr in den Kalender zurück. Durch die Pandemie verschwanden beide Rennen und auf diese Saison fand nur Misano Aufnahme in die Planung von FIM und Dorna. Überraschend war dies nicht, weil die beiden Veranstaltungen in Italien mit Abstand die teuersten waren und die Ticketpreise sogar höher als bei manchen MotoGP Events lagen.

Die Preisverdoppelung in Imola von 2019 gegenüber dem Vorjahr und ihre Folgen – man beachte, dass es sich bei den improvisierten „Tribünen“ nicht etwa um die günstigsten Fabrikate handelte. Dieses Foto machten wir bei der Curva Tosa kurz vor dem Start des neu eingeführten Superpole Race am Sonntagmorgen im Mai.

Ticketverkauf – Fehlanzeige!

Wir haben die Dorna direkt angeschrieben und es sieht danach aus, als gehen die Eintrittstickets für die vermutlich wenigen an der Strecke zugelassenen Zuschauer unter der Hand weg. Bei den horrenden Preisen der italienischen Events würden wir auch von einem Besuch abraten, weil die Herren sogar für Parking Gebühren verrechnen und für jedes Extra kommen weitere Kosten dazu. Der Vergleich, welchen wir 2019 publiziert hatten, war schlicht haarsträubend und zeigte eine Geldgier, die wir so anhand des Gebotenen nicht nachvollziehen können. Nachfolgend die Zahlen von damals mit dem Vergleich einiger Events für ein Wochenende WorldSBK und dem unglaublichen Preisunterschied von Imola und Misano zum Rest mit in einem Fall über 4-fachen Gesamtkosten gegenüber Jerez.

Vor allem in Imola wurde für die Zuschauer und Fahrer extrem wenig geboten, was den Standard der völlig veralteten und zu lange nicht mehr sanierten Anlage betrifft. Misano war nur schon aufgrund des hervorragenden Hotelangebots dank dem naheliegenden Badeort Rimini wesentlich angenehmer für Besucher. Aber die Preise waren, wie man in unserer Aufstellung gut sehen kann, schlicht skandalös. Bis auf einige Italiener kann sich aber der Rest Europas den Besuch an der Adria getrost ersparen. Aufgrund der hohen Mauern rund um die Strecke hat man ohne Eintrittskarten keine Chance, etwas zu sehen. Vielleicht wollen einige aus aktuellem Anlass auch gar nicht dorthin fahren. Soeben wurde bekannt, dass ein 150-facher Mörder und Mafia-Boss im Pensionsalter soeben in die Freiheit entlassen wurde. Interessant dabei auch, dass es in der EU-Politik dazu bisher kaum einen Aufschrei gab, wir leben in wahrhaft seltsamen Zeiten!

Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) von uns nach seinem Sieg am Samstag bei starkem Regen auf dem Weg zum Podium im Juni 2019 in Misano fotografiert. Der Nord-Ire ist quasi der König der Adria, was seine Bilanz in der WorldSBK auf dem „Misano World Circuit Marco Simoncelli“, wo er in den letzten Jahren so oft wie kein anderer gewonnen hat.

Eine andere Welt – die dritte WM-Runde in Italien

Gegenüber Aragon und Estoril ist der nahe der Adria-Küste liegende Kurs eine komplett andere Welt. Für Ducati wird es das wichtigste Rennen der Saison, weil sie vor heimischer Kulisse noch nie gerne verloren haben. Peinlicherweise passierte ihnen dies ausgerechnet bei der WSBK-Premiere auf dieser Strecke und dazu noch durch ein Kundenteam. Mehr dazu siehe auf dieser Seite unter „Was bringt Misano?“ (einfach im Suchfeld eingeben). Weil das Rennen für die Teams von Redding, Rinaldi, Davies, Bautista und Bassani so wichtig ist, haben einige von ihnen sogar mehrmals vor Saisonbeginn dort getestet und einmal war auch Yamaha mit dabei.

Der Himmel über Misano am Samstag vor dem ersten Rennen von 2019 von uns fotografiert – es war schon so gut wie klar, dass es nicht mehr lange trocken bleiben sollte. Aktuell lautet die Prognose auf eine gewisse Regenprognose für am Sonntag, was aber noch ändern kann.

Drei WorldSBK ohne Misano-Tests und alle mit neuen Bikes
Insofern kommen HRC Honda, BMW und Kawasaki mit einem Testrückstand zum ehemals Autodromo di Santamonica genannten Kurs. Während die beiden erstgenannten derzeit noch ein Fragezeichen bezüglich ihrer Leistungsfähigkeit darstellen, reisen die Grünen zumindest mit sehr viel Selbstvertrauen an. Sowohl Johnny Rea, wie auch Alex Lowes lieferten hier schon hervorragende Rennen. Weil im Vorjahr nicht in Italien gefahren wurde, ist auch für HRC Honda mit der CBR-1000RR-R SP Fireblade noch komplett neu. Auf jeden Fall ist viel Spannung garantiert, was genauso für die kleineren Klassen gilt.

Luftaufnahme der Strecke von Misano mit rechts im Bild der Autobahn, welche nach unten in südlicher Richtung in Richtung Ancona geht. Nach oben geht es via Rimini weiter über Imola und Bologna bis zur Umfahrung von Mailand, der Metropole Norditaliens

Der „Misano World Circuit Marco Simoncelli“

Seitdem Misano im Uhrzeigersinn befahren wird, verfügt die Strecke über 6 Links- und 10 Rechtskurven. Die längste Gerade ist mit 530 Meter bei Start-Ziel. Die Tribünen bieten insgesamt Platz für rund Sechzigtausend Zuschauer. Dazu hat es einige Naturtribünen. Angenehm ist für Besucher das riesige Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten dank der Nähe der Mittelmeer-Urlaubsdestination Rimini. Der Pole- und absolute Rundenrekord ist bereits 3 Jahre alt und er wurde von Tom Sykes auf Kawasaki mit 1’33,640 Minuten aufgestellt. Sein damaliger Teamkollege Jonathan Rea hält seit seinem ersten Jahr bei den Grünen mit 1’34,720 den Rundenrekord, welchen er damals im 2. Rennen aufgestellt hatte. Der Nord-Ire hat bereits achtmal in Misano gewonnen und ist damit alleiniger Rekordhalter, was die Zahl der Siege betrifft und er wird es auch nach dem Event von 2021 mit Bestimmtheit bleiben.

Alvaro Bautista (Aruba.it Ducati) von uns nach Platz 14 im zweiten Rennen im Parc Fermé von Misano 2019 fotografiert, als er von seiner Crew getröstet wurde. Mit einem Sturz in der 2. Runde hatte er ähnlich wie zuvor in Jerez de la Frontera einen sicher geglaubten Sieg verschenkt und nur ein Rennen später sollte er in Donington die WM-Führung an Jonathan Rea verlieren, der im Regen das 1. Rennen gewann, während der Spanier erneut gestürzt war.

Zwischenstand in der Superbike-Weltmeisterschaft vor der Italien-Runde

Zwischenstand in der WSSP 600 Weltmeisterschaft vor der Italien-Runde

Für Thomas Gradinger kam offenbar nicht nur aufgrund seiner Verletzung in Aragon das aus, sondern kurz nach dem Estoril-Wochenende sickerte durch, dass sich der Österreicher und sein italienisches Team bereits wieder trennten. Der ehemalige Podestfahrer mit beispielsweise einem 3. Platz in Assen 2019 hat bei einer derartigen Amateur-Truppe auch nichts verloren. Wie wir in Aragon sahen, war er maschinell absolut chancenlos. Es ist nicht bekannt, ob sich beim „DK Motorsport Team“ ein ausgebildeter Mechaniker oder ein Friseur um die Yamaha R6 von Gradinger kümmerte. Sein mangelnder Speed, den wir auf der Geraden vor Ort beobachten mussten, deuten eher auf zweiteres hin.

Zeitplan für das Misano-Wochenende