Zwei überragende WM-Leader und ein italienischer Routinier
Dass in England mit dem Crash zwischen Marc Marquez und Jorge Martin nicht zum ersten Mal die Fairness auf der Strecke blieb, werden wir in einem separaten Artikel beleuchten. Für unsere Seite dürfte die ausbleibende Bestrafung des 6-fachen MotoGP Weltmeisters weitreichende Konsequenzen haben, dies sei dazu vorweggeschickt. Aufgrund der fürchterlichen Panne der spanischen MotoGP Vermarktungsfirma Dorna bekamen es jedoch viele Fans nicht einmal per Livestream mit, was beim Rennen in der Königsklasse ablief. Mehr zu der Pleite für die MotoGP Fans und Abo-Kunden siehe in unserem Bericht über das MotoGP Rennen auf dieser Seite. Aber zum Glück gab es auf der sportlichen Seite einige Ereignisse, die sehr erfreulich waren und über welche es sich lohnt, darüber zu berichten. Und darauf soll dieser Artikel eingehen, weil die Reise nach Silverstone lohnte sich am Ende vor allem aus diesem Grund. Es waren in erster Linie zwei überragende Leader im WM-Zwischenklassement, welche dieses Kapitel schrieben und dazu ein Routinier aus dem Land mit der Form eines Stiefels.
Erst zum zweiten Mal diese Saison nach Mugello – keine spanische Hymne
Nach Le Mans im Vorjahr und Mugello Ende Mai dieses Jahres gab es in England zum erst zweiten Mal 2021 ein Wochenende, an welchem man in keiner Klasse die spanische Nationalhymne bei der Siegerehrung hörte. Beim von der spanischen Vermarktungsfirma und seit vielen Jahren von den Fahrern dieses Landes dominierten MotoGP ist dies eine absolute Seltenheit und damit eine besondere Erwähnung wert. Zu verdanken hatten die vielen Zuschauer und Fans dies drei Fahrern, welche in ihrer Kategorie dem Sonntag ihren Stempel aufdrückten. An erster Stelle sei dabei ein Franzose erwähnt, der zwar ab seinem Teenie-Alter auf der iberischen Halbinsel aufwuchs, aber gebürtiger Franzose ist und dem Sport in seinem Land derzeit alle Ehre macht. Geboren in Nizza durchlief er laut seinem Landsmann Johann Zarco im Gegensatz zu ihm selbst die sogenannte spanische Rennfahrerschule, aber für ihn wurde trotzdem die durchaus hörenswerte Marseillaise bei der Siegerehrung gespielt.
Fabio Quartararo – die überragende Figur der MotoGP von 2021
Sämtlichen Zuschauern stockte der Atem, als der schnelle Franzose sich den linken Unterschenkel nach seinem Sturz am Freitagnachmittag im FP2 hielt. Er konnte nur mit Mühe danach selbständig aufstehen und gehen, aber trotzdem startete er am Samstag aus Reihe eins ins Rennen und war ab Runde fünf der dominierende Mann. Innert nur gerade sechs Umgängen hatte er bereits einen Vorsprung von über 3 Sekunden auf seine nächsten Verfolger. Von da an war der Käse gebissen und als nun bereits fünffacher Gewinner baute die Yamaha Hoffnung seinen Vorsprung in der WM von 47 auf 65 Punkte aus. Der Dominator der ersten zwei Drittel der Saison kann nun seine Knöchelverletzung in aller Ruhe auskurieren, bevor es in Aragon in zwei Wochen in die nächste Runde geht. Spannend ist derzeit hinter ihm vor allem der Kampf um Position zwei. Nur fünf Punkte trennen dabei Joan Mir auf Position 2 vom derzeit viertplatzierten Pecco Bagnaia, der von Johann Zarco überholt wurde, obwohl dieser die Top Ten verfehlt hatte.
Die bisherige MotoGP Saison im Überblick
Es ist unglaublich, dass Maverick Viñales und Miguel Oliveira ihre Platzierungen behielten, ohne in Silverstone Punkte zu holen. Während der Katalane nach seiner vorzeitigen Entlassung durch Yamaha zuschauen musste, verfehlte der Portugiese in England die Punkteränge. Beachtlich ist der Schnitt von WM-Leader Quartararo im Vergleich zu seinen Verfolgern. Der amtierende Weltmeister liegt nur knapp unter seinem Wert aus dem Vorjahr, aber um den Franzosen zu bedrängen, reichen die durchzogenen Resultate des Suzuki Piloten derzeit nicht. Vor dem Wochenende zum GP von England hatte er im Interview noch trotzig behauptet, das Yamaha Ass werde bestimmt noch Fehler machen im Lauf der Saison. Seinen Titel wird er mit einer Steigerung im letzten Drittel des Jahres jedoch aus eigener Kraft kaum verteidigen können. Er muss nun dringend angreifen und läuft damit Gefahr, wie in Le Mans erneut selbst mit Fehlern Punkte zu verlieren, statt welche auf den aktuellen Spitzenreiter gutzumachen. In Aragon war er 2020 genauso wie nun in Silverstone in beiden Rennen von seinem Teamkollegen Rins geschlagen, womit er in zwei Wochen dort gewaltig unter Druck steht. Dies gilt ein Stück weit auch für Johan Zarco, der aber bereits wieder bester Ducati Pilot in der WM ist und in Aragon im Vorjahr auf der zwei Jahre alten Ducati GP-19 vor Dovi erfolgreichster der Roten war.
Remy Gardner und sein Meisterstück beim Grand Prix von England
Der Australier hatte sein MotoGP Ticket, wie von uns am 5. April 2021 als erstem Portal weltweit berichtet, schon sehr früh in der Saison in der Tasche. Mit seinem souveränen Sieg legte der Sohn des 500-er Weltmeisters von 1987 eine wichtige Basis, um für die nächsten Runden ähnlich wie Quartararo in der Königsklasse zu versuchen, seinen Vorsprung ohne letztes Risiko zu verwalten. Weil sein Teamkollege und erster Verfolger im WM-Klassement durch seinen Sturz viele Punkte verspielte, hat der spanische Rookie nun immer mehr Druck von Marco Bezzecchi, dem nur noch 8 Punkte auf den zweiten im Zwischenklassement fehlen. Auch Romano Fenati machte in der Moto3 deutlich Boden auf die vor ihm liegenden Acosta und Garcia gut. Wie sein Landsmann Bezzecchi sorgt der Italiener damit für viel Spannung in der kleinsten Kategorie, was den Titelkampf betrifft.
Der Silverstone Circuit
Der WM-Stand in allen Klassen auf einen Blick
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
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