WSBK am 13. September1992 mit dem Podium in Assen nach Lauf 1 mit links Stephane Mertens (P2) und Sieger Doug Polen. Zusammen mit Rekordweltmeister Jonathan Rea 2018 war US-Boy Polen der einzige Pilot, welcher vor Einführung des Sprintrennens (ab 2019) 17 Siege in einer Saison einfahren konnte. Dem US-Amerikaner aus Detroit (Michigan) gelang dies 1991 sogar als Ducati Privatfahrer für das Fast by Ferracci Team. Heute wird jedoch von diversen Lügnern sogar behauptet, er sei damals Werksfahrer für die Roten gewesen, was absoluter Unfug ist und mit Programmheften von damals leicht widerlegbar. In Tat und Wahrheit blamierte der Privatfahrer damals das Werksteam von Ducati mit deren amtierendem Weltmeister Raymond Roche aufs empfindlichste.

Peinlicher Statistik-Betrug schadet früheren WSBK Ikonen

Über die vermeintlichen Rekordzahlen aktueller WSBK Piloten wie Alvaro Bautista (Ducati) oder Yamahas Aushängeschild (von 2020 bis 2023) Toprak Razgatlioglu wurde in letzter Zeit viel Unsinn behauptet. Man verglich dafür seitens diverser Journalisten völlig absichtlich quasi Äpfel mit Birnen. Vor allem machen alle dabei generell den Fehler, Siege im Sprintrennen wie vollwertige Laufsiege zu zählen, was natürlich völlig unsinnig ist und auch in der MotoGP so niemandem einfallen würde. Dies aus dem einfachen Grund, weil Rennen über die volle Distanz als Grand Prix Siege bezeichnet werden und man dies nicht mit dem seit 2023 auch dort eingeführten Sprint Race vermischen darf. Eigentlich absolut logisch, weil sowohl dort wie auch in der WorldSBK nur die ersten 9 der Rangliste Punkte erhalten, statt 15 wie über die volle Distanz. Zudem gibt es für den Sieger im Tissot Sprintrennen nur 12 Punkte, anstelle 25 für echte Laufsiege. Damit ist klar, dass Sprintrace Erfolge statistisch höchstens halb oder gar nicht gezählt werden dürften. Ganz wichtig zudem auch: Vergleicht man heute mit früher, als es noch keine Sprintrennen gab, wird es unfair. Genau dies ist sogar der Dorna, wie auch unzähligen Schreiberlingen jedoch vollkommen egal.

WSBK Ikone Carl Fogarty im Jahr 1999 – einer Saison mit nicht weniger als neun verschiedenen Laufsiegern und seinem vierten Weltmeistertitel für Ducati. Leider werden seine herausragenden Leistungen durch die Respektlosigkeit einiger „Berichterstatter“ des Rennsports immer öfter in den Dreck gezogen. Mehr über seine Zeit als (nach Kawasaki Ikone Jonathan Rea) zweitbester Superbike Pilot der Geschichte siehe auch in unserer reich illustrierten History auf dieser Seite.

Mangelnder Respekt gegenüber der Leistung von Helden früherer Jahre

Wenn man heutige Piloten wie Alvaro Bautista mit früheren Ikonen der WorldSBK vergleicht, sollte man dabei besonders vorsichtig sein. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Einer davon ist die Tatsache, dass der spanische Winzling in der Superbike WM in seinen beiden Jahren für das Honda Werksteam so gut wie erfolglos war. Mit nur zwei dritten Podestplätzen und den WM Rängen 9 und 10 steht der Spanier im Vergleich zu Johnny Rea und Carl Fogarty in deren Zeit für Honda definitiv wie ein Zwerg da. Zudem musste der kleine Mann aus Talavera de la Reina (südwestlich von Spaniens Hauptstadt Madrid) für die meisten seiner Siege auf der Ducati Panigale V4R kaum Risiken eingehen und dafür kämpfen. Er konnte sich auf die krasse Überlegenheit in Beschleunigung und einen gegenüber der Konkurrenz um rund 15 bis 25 km/h höheren Topspeed verlassen. „King“ Carl Fogarty gewann auf Honda 1996 immerhin 4 Rennen, als amtierender Weltmeister, der im Vorjahr 13 von 24 Läufen für Ducati gewonnen hatte. In seinem Jahr für das japanische Werk gab es 6 verschiedene Laufsieger und 5 davon gewannen zumindest zwei Rennen. Foggy hatte genau wie ein Colin Edwards oder Noriyuki „Nitro Nori“ Haga als Pilot ein Charisma, von welchem ein Bautista und viele heutigen MotoGP Spitzenfahrer nur träumen können. Nicht nur deshalb plädieren wir für mehr Fairness beim Vergleich heutiger Leistungen mit denen von Fahrern aus den goldenen Jahren der WorldSBK.

Troy Corser auf Suzuki GSX-R 1000 in seiner Weltmeistersaison 2005 – die australische Ikone gewann in seiner WSBK Zeit zwei Weltmeistertitel. Hätte er nicht drei seiner besten Jahre für ein malaysisches Projekt namens Proton verschwendet, wäre er heute womöglich drei- oder vierfacher WorldSBK Champion. Kürzlich fuhr der Mann sogar in einer Nachwuchskategorie der BSB (dem BMW F 900 R Cup) mit, wo er sich achtbar schlug. In seiner Zeit wurde der Mann aus Wollongong (New South Wales) auch Mister Superpole genannt, da er über eine schnelle Runde oft unschlagbar war. Auch seinen überragenden Leistungen gegenüber droht heute eine nervende Respektlosigkeit, verursacht durch eine Sensations- und Rekordgier von charakterlosen Schreiberlingen.

Niedere Beweggründe als Ursache für Tatsachenverdrehungen

Weil die Mehrheit der Journalisten von Sensationsgier und Schlagzeilen-Wahn getrieben sind, nehmen die meisten davon es mit der Wahrheit selten genau. So entstehen natürlich viele Lügen und Halbwahrheiten, was leider auch den Motorsport in Mitleidenschaft zieht. Erst kürzlich wurde beispielsweise behauptet, der einzige MotoGP Rookie Augusto Fernandez verliere im Tech 3 Team seinen Fixplatz auf einer KTM, die als „GasGas“ in der Königsklasse eingesetzt wird. Wenig später wurde klar, dass dies eine Falschmeldung war und Pol Espargaró von den Orangen aus Österreich vom Stamm- zum Ersatzfahrer für kommendes Jahr degradiert wurde. In der Regel sorgen niedere Beweggründe bei Journalisten für Tatsachenverdrehungen, siehe auch die Sensationspresse und der sogenannte Boulevard-Journalismus. Mancher Schreiberling würde für eine wirkungsvolle Schlagzeile seine Mutter oder Großmutter verkaufen. Deshalb tut es derartigen Leuten auch nicht weh, die Leistungen früherer Sportgrößen rücksichtslos in den Dreck zu ziehen oder zumindest als überholt abzustempeln. Aber sie können an der Tatsache nichts ändern, dass heutige Spitzenpiloten im Vergleich zu früheren Charakterköpfen des Rennsports wie brave Klosterschüler wirken.

Troy Bayliss und auf dem Roller Sozius sein härtester Widersacher Colin Edwards – die beiden Ikonen der WorldSBK kämpften ab der Saison 2000 gegeneinander um jeden Zentimeter. Als der Australier für den nach seinem Sturz in Phillip Island in Runde 2 schwer verletzten Carl Fogarty ins Ducati Werksteam geholt wurde, gewann er auf Anhieb zwei Rennen und der Texaner wurde mit 9 Laufsiegen Weltmeister, wonach es in den folgenden Jahren ein stetiges Kopf an Kopf Rennen zwischen den beiden gab. Übrigens gab es in der Saison 2000 nicht weniger als 9 verschiedene Laufsieger, wovon man in den letzten Jahren in der WSBK leider nur träumen konnte.

Korrektes Verhalten und ehrliche Darstellung tut Not

Alvaro Bautista ist ein sehr guter Fahrer, daran zweifelt hoffentlich niemand. Aber wenn er wie beim letzten Rennen von Portimão von Toprak im kurvigen Teil des Autodromo do Algarve Mal für Mal auf meisterhafte Weise ausgebremst und damit förmlich gedemütigt wird, wirkt sein Siegeslächeln nach nur dank PS- und Beschleunigungsvorteil errungenem Triumpf für viele irritierend. Wir machten uns daher nachfolgend die Mühe, seine vermeintlichen Rekordzahlen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und versuchen es mit einer ehrlicheren Darstellung, als es die Dorna auf der offiziellen WSBK Seite und viele Journalisten leider meist tun. Es geht dabei nicht um die Schmälerung seiner oder Ducatis Erfolge, aber korrekte Vergleiche sind angesichts beängstigender Tendenzen zur Tatsachenverdrehungen notwendiger denn je. Als erstes nachfolgend ein kleines Zahlenspiel und einige Aspekte die im Vergleich zu früheren Jahren zu denken geben:

  • Von 27 Laufsiegen 2023 müssten deren 7 abgezogen werden, da nur im Sprint Race erzielt.
  • Minus je 2 in Phillip Island, Barcelona und Portimão, sowie einen in Aragon (da Topspeed-Vorteil).
  • Von den verbleibenden 13 gehört Lauf 2 in Jerez abgezogen, da nur als zweiter im Ziel (FIM-Eingriff).
  • Von insgesamt 59 Siegen Bautistas müssten 16 abgezogen werden, da nur im Sprint Race erzielt.
  • Dasselbe gilt natürlich auch für Jonathan Rea, mit von 119 Siegen ganze 13 seit 2019 beim Sprint.
  • Besonders Topraks Bilanz schmälert sich mit 49 Laufsiegen, wovon 15 im Sprint, äußerst dramatisch.
  • 2022 gab es nur 3 verschiedene Laufsieger, 2023 ganze 4, während 2021 noch 5 und 2020 sogar 7.
Hier die faire und aus nicht nur unserer Sicht einzig korrekte Statistik, was die aktuelle Rangliste der WSBK und ihrer erfolgreichsten Piloten mit mehr als 10 Siegen über die volle Distanz. Dazu in separaten Spalten die Zahl der Weltmeistertitel und Siege im Sprintrennen. Sprintrennen den Läufen über die volle Distanz gleichzusetzen, wie es die Dorna und viele Journalisten tun, ist genau wie in der MotoGP (wo dies im Gegensatz zur Superbike Weltmeisterschaft unterlassen wird) schlicht absoluter Unfug und unzulässig.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).