Valentino Rossi (Petronas Yamaha SRT, rechts) und Luca Marini (Sky VR46 Avintia Ducati) – das dritte, zumindest Halb-Brüderpaar nach den Spargel-Brothers und den beiden Honda-Marquez. Diese Saison fahren sie das erste Mal zusammen, respektive gegeneinander (© MotoGP).

Die schlechteste Saisonvorbereitung aller Zeiten der MotoGP

Normal waren in den letzten Jahren 12 Testtage, bevor es in die neue Saison ging. Geplant waren ursprünglich Sepang und Katar und am Ende gab es für die etablierten Fahrer nur 4 echte Tage. Weil zu viel Wind herrschte und dieser dazu Sand auf die Strecke wehte, fiel der fünfte Testtag buchstäblich der Wüste zum Opfer. Doch auch die Rookies hatten statt ursprünglich sogar 6 Tagen nur vier wirklich brauchbare. Bei ihnen waren die Verhältnisse beim Shakedown zwar fahrbar, aber miserabel. Zu verdankten haben dies Fahrer und Teams der viel zu oft als so umsichtig gelobten Dorna. Bereits im Herbst 2018 hatte die Dorna mit dem 2. WorldSBK Rennen erfahren müssen, dass Wind und Sand in Losail eine Bedrohung darstellen. Aber sie lernten nichts daraus und waren nur am Geld aus Katar interessiert, wie viele hinter vorgehaltener Hand im Paddock fluchten.

Johann Zarco (Pramac Ducati) – auf Anhieb schnell und auf der aktuellen Ducati nicht zu unterschätzen, auch wenn viele Beobachter Jack Miller als Kronfavoriten der Roten nennen. Auch Pecco Bagnaia gab zu Protokoll, er fühle sich bereit für den ersten Grand Prix (© MotoGP).

Die fragwürdige Saison- und Testplanung der Dorna ging komplett schief
Mit ihrem ursprünglichen Plan hätte vor Losail auch in Sepang getestet werden sollen. Jedem vernünftigen Menschen musste aber seit spätestens Herbst 2020 klar sein, dass dies völlig unsinnig war. Prompt ging das „Schönwetter-Programm“, wie wir es nach dessen Veröffentlichung bezeichneten, nicht auf. Die meisten Fahrer und Teammitglieder reisen nun nach Hause und kehren in knapp 2 Wochen wieder zurück. Natürlich per Flugzeug, verbunden mit den üblichen Risiken bei solchen Reisen. In Andalusien und an der Algarve, sprich bei den Strecken von Jerez und Portimão war die ganze Zeit Bilderbuchwetter. An keinem dieser beiden Orte wäre es zu einem Unterbruch oder derart miesen Verhältnissen wie nun in Losail gekommen. Dazu ist laut einer Mehrheit der Teamchefs die Strecke in Katar so speziell, das die Tests dort für den Rest der Saison so gut wie unnütz seien.

Unsere Aufnahme von der berüchtigten Kurve 2 in Losail – sie wurde beim ersten Test der Saison vielen Fahrern zum Verhängnis. Hier stürzten so viele Fahrer wie sonst nirgends auf der Strecke am Rand der Wüste.

Feedback der Yamaha Piloten

Valentino Rossi bezeichnete die Bedingungen in Losail als Desaster. Zu viel Sonne und Wind, aber er fühle sich bereit für den Start. Definitiv ist der Altmeister zufrieden, sieht aber den Saisonbeginn als sehr große Herausforderung. Aber der „Dottore“ betonte, er fühle sich gut gerüstet. Genauso Maverick Viñales, der nur beim Topspeed gegenüber den Ducatis arge Nachteile bemängelte. Doch dies ist ein altes Lied der Yamaha Fahrer, was wir so auch von Rossi so schon oft gehört hatten. Der Katalane sieht aber auch Stärken, wie beispielsweise Sektor 3. Ähnlich positiv tönte es beim neuen Teamkollegen des Katalanen. Auch Monster Energy Yamaha Neuzugang Fabio Quartararo sah im Vergleich zum Vorjahr viele Vorteile durch diverse Verbesserungen in der Winterpause. Vor allem das neue Chassis sei definitiv besser als das Exemplar von 2020. Zu guter Letzt Franco Morbidelli, der Yamaha-Underdog. Morbido dürfte auf seine aufgepeppten „A1-Spec“ Yamaha einige Nachteile in Losail haben, doch der „Italo-Brasilianer“ glaubt daran, vorne mitfahren zu können.

Maverick Viñales (Monster Energy Yamaha) – die Wundertüte vom Dienst. Einer der meistgenannten Favoriten, dem schnelle Zeiten extrem leicht von der Hand fielen. Viel zu oft strauchelte er aber in den letzten Jahren überraschend und es fehlte ihm an Konstanz (© MotoGP).

Die ehemaligen Underdogs von Suzuki
Joan Mir als amtierender Weltmeister war sehr enttäuscht vom fehlenden 5. Testtag. Er fühle sich zwar bereit für das erste Rennen, aber es waren noch diverse Reifentests und weitere Longruns geplant. Sein Teamkollege Alex Rins tönte ähnlich und vermisste ebenfalls den verpassten 5. Tag. Bei ihm ist die Wahl des neuen oder Vorjahres-Chassis womöglich noch offen. Darauf angesprochen wich der „Inspektor Gadget der MotoGP“ jedoch aus und gab lediglich zu Protokoll, er sei bereit für das 1. Rennen in knapp zwei Wochen. Interessant seine Aussage zur von Katar angebotenen Gratis-Impfung, weil er darauf verzichtete und es zuerst mit seinem Arzt besprechen möchte. Intelligent und verständlich auch seine Einstellung, auf die Heimreise in der kurzen Pause zu verzichten und in Doha zu bleiben. Er wolle damit ein unnötiges Risiko vermeiden.

Joan Mir (Suzuki Ecstar) – als Titelverteidiger automatisch einer der Kronfavoriten. Die Stärken seines Bikes sind dessen fehlende Schwächen, die Suzuki funktioniert praktisch auf jeder beliebigen Strecke, ganz im Gegensatz zu vielen Konkurrenz-Fabrikaten (© MotoGP).

Honda und der erste Verletzte der jungen Saison
Alex Marquez war auf einer Zeit-Attacke, als er per Highsider abflog und sich am Fuß verletzte. Für ihn war es natürlich deshalb kein Problem, dass am letzten Tag nicht gefahren werden konnte. Er will sich vor allem möglichst fit präsentieren, wenn es losgeht. Pol Espargaró erschien gutgelaunt an der Pressekonferenz und wirkte sehr entspannt. Der Repsol Honda Neuzugang ist allgemein sehr zufrieden, was vor allem auch dem Umstand zu verdanken war, dass er ab Tag 3 deutlich schneller wurde. Er betonte aber auch, dass 4 Tage Test im Vergleich zu früheren Jahren mit deren 12 so gut wie nichts sei. Pol betonte aber, dass er sich nicht beschweren wolle, es sei für alle gleich und bestimmt für die Rookies noch viel schlimmer.

Takaaki Nakagami (LCR Honda) – sein Ziel ist sehr einfach zu umschreiben. Er will unbedingt aufs Podium und am liebsten dabei gleich auf die oberste Stufe. Der Japaner wird es vielleicht noch nicht in Katar schaffen, aber er dürfte definitiv auch 2021 wieder einige Chancen dazu bekommen. Im Vorjahr hatte er es in Aragon in der Hand, aber nur bis er nach wenigen Kurven stürzte (© MotoGP).

KTM und die Angst vor dem ersten Rennen
Miguel Oliveira gab klar zu verstehen, dass KTM derzeit noch strauchelt und versuchen muss, sich am ersten Wochenende versuchen muss, zu verbessern. Die Erwartungen bei ihm sind jedenfalls höher, als die bisherigen Resultate im Test. Was bedeutet, dass der Portugiese mit einem Top Ten Resultat als Minimum rechnet. Danilo Petrucci als Tech 3 Neuzugang gab zu Protokoll, dass er aus seiner Sicht natürlich noch viel zu weit hinten lag. Sein Anspruch ist, um die Spitze mitkämpfen zu können. Am Ende des 4. Testtags meinte Petrux, zusammen mit seinem Team eine Tendenz für Verbesserungen erkannt zu haben. Durch den Wegfall des 5. Tages verloren sie aber leider die Chance, dies zu bestätigen und sich noch zu verbessern. Sein Ziel ist es, bester KTM Fahrer im ersten Rennen zu sein. Die anderen beiden Piloten der Orangen Marke sind nach zahlreichen Stürzen lebende Fragezeichen. Wenn bei Binder und Lecuona nicht noch ein kleines Wunder passiert, ist mit ihnen erst ab Beginn der Europa-Saison zu rechnen.

Dani Pedrosa – der KTM Testfahrer und ehemalige Repsol Honda Spitzenpilot weigert sich konsequent, nochmals bei einem Grand Prix an den Start zu gehen. Sämtliche Überredungsversuche der Teamführung scheiterten jedoch beim kleinen Spanier (© MotoGP).

Aprilia mit dem ungleichen Fahrerduo
Lorenzo Savadori ist bis auf den Zustand seiner noch leicht angeschlagenen Schulter soweit zufrieden. Sieht man sich die Zeiten des Italieners an, dann besteht bei ihm jedoch wenig Hoffnung auf WM-Punkte, sofern das Starterfeld bis zum Ziel nicht zu stark dezimiert wird. Bei seinem Teamkollegen ist es auf den ersten Blick umgekehrt. Rein von seiner Test-Performance her ist Aleix Espargaró einer der Mitfavoriten auf das Podium. Wenn da nur nicht die Erinnerung bei ihm und auch sämtlichen Beobachtern an die Vergangenheit wäre, der Katalane brachte es in den letzten 3 Jahren nie über einen 7. Platz auf der Aprilia.

Lorenzo Savadori auf der Aprilia – WM-Punkte wären für den Italiener bereits ein Grund zum Feiern, doch dafür muss bei ihm zumindest in Losail alles zusammenpassen (© MotoGP).

Die kombinierten Testzeiten der 2. Woche in Losail

1. Jack Miller, Ducati, 1:53,183 (neuer absoluter Rundenrekord)
2. Maverick Viñales, Yamaha, + 0,061 sec
3. Fabio Quartararo, Yamaha, + 0,080
4. Franco Morbidelli, Yamaha, + 0,140
5. Francesco Bagnaia, Ducati, + 0,261
6. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,457
7. Joan Mir, Suzuki, + 0,644
8. Alex Rins, Suzuki, + 0,677
9. Johann Zarco, Ducati, + 0,716
10. Pol Espargaró, Honda, + 0,716
11. Valentino Rossi, Yamaha, + 0,810
12. Takaaki Nakagami, Honda, + 1,079
13. Stefan Bradl, Honda, + 1,244 (Honda Testfahrer, vorauss. Ersatz Marc Marquez)
14. Jorge Martin, Ducati, + 1,300
15. Enea Bastianini, Ducati, + 1,322
16. Miguel Oliveira, KTM, + 1,343
17. Brad Binder, KTM, + 1,508
18. Alex Márquez, Honda, + 1,509
19. Danilo Petrucci, KTM, + 1,712
20. Cal Crutchlow, Yamaha, + 1,815 (Yamaha Testfahrer)
21. Luca Marini, Ducati, + 1,839
22. Iker Lecuona, KTM, + 2,012
23. Lorenzo Savadori, Aprilia, + 2,571

Jack Miller (Ducati) – nicht nur aufgrund seiner neuen Rekordrunde in Losail von vielen Beobachtern und Kollegen einer der meistgenannten Anwärter auf Sieg und sogar die Weltmeisterschaft (© MotoGP).