Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) ist der neue alte WM-Leader, nachdem er in Donington kurz die Führung an Toprak abgeben musste und danach mit einem Dreifachsieg in der „Cathedral of Speed“ von Assen zurückschlug, während der Türke wichtige Punkte in den Niederlanden verlor (© Kawasaki Racing Team).

Vorschau auf die tschechische WorldSBK Premiere in Most

Nachdem es in Brünn keine Fortsetzung der letzten Ausgabe von 2018 mehr gegeben hatte, flog Tschechien wieder für einige Zeit aus dem WSBK Kalender. Nun gibt es eine Neuauflage, aber für die nächsten fünf Jahre gastiert die seriennahe Weltmeisterschaft nahe der Deutschen Grenze im Nordwesten von Prag. Es gibt ein eher knappes Angebot an Übernachtungs-Angeboten dort und die Ticketpreise darf man als durchaus gesalzen bezeichnen. Wenn man für ein WorldSBK Wochenende der einfachsten Kategorie mit Stehplätzen in etwa so viel bezahlen muss, wie in der MotoGP, dann fehlt bei vielen Fans dafür jegliches Verständnis. Vor allem, wenn die Preise mehr als doppelt so hoch sind wie zum Beispiel vor zwei Jahren in Jerez de la Frontera und beinahe das Zweifache von Assen in derselben Saison. Die wenigen Hotels in der Nähe sind seit einiger Zeit trotzdem ausgebucht. Weil ein WM-Lauf in Oschersleben nicht Realität wurde, wenig verwunderlich und vermutlich werden viele Fans aus Deutschland anreisen.

Das Autodrom von Most (auf Deutsch Brüx) aus der Vogelperspektive – die kurvenreichste Strecke im Kalender erhielt von der Dorna einen 5-Jahres-Vertrag. Sie steht bereits vor dem ersten Rennen jedoch in der Kritik einiger Fahrer wie Scott Redding, der auf einem Serienbike von Ducati probefuhr und danach den Kurs als nicht WM-würdig einstufte.

Der krasse Gegensatz zwischen Most und dem Red Bull Ring in Spielberg
Weil am selben Wochenende wie die WSBK-Runde auch das Ersatzrennen für den GP von Finnland in der Steiermark stattfinden wird, kann man die Rennen der seriennahen WM fast nirgends live sehen. Schade dabei ist vor allem, dass Spielberg als sehr langweilige Strecke gilt und nur über 9 echte Kurven verfügt. Damit man überhaupt auf die Zahl 10 kam, wurde der leichte Linksknick vor dem brandgefährlichen Turn 3 als Kurve zwei benannt, obwohl selbst in der MotoGP mit Vollgas angefahren. Hier passierte vor einem Jahr der fürchterliche Crash, bei welchem sich Johann Zarco und Frankie Morbidelli heftig crashten, nachdem der Italiener mit seinem Vorderrad den Hinterreifen der Ducati des Franzosen touchierte. Die Teile ihrer Bikes verfehlten Valentino Rossi und Maverick Viñales Köpfe, die aus Turn 3 kamen dabei nur um wenige Zentimeter. Ausgerechnet auf dieser von ihm wenig geliebten Strecke beginnt auch der Einsatz von Cal Crutchlow als Stellvertreter des immer noch rekonvaleszenten Morbido für die nächsten drei Rennen. In Most dürfte eine historische Zahl erreicht werden, weil Jonathan Rea nur noch ein Podium fehlt, um die unglaubliche Zahl 200 zu erreichen.

Alex Lowes in Aragon auf der Verfolgung seines Kawasaki Racing Teamkollegen Johnny Rea – der Engländer kann als derzeit WM-Vierter die nächsten Rennen beruhigt angehen, weil seine Zukunft auch für die nächste Saison gesichert ist (© Kawasaki Racing Team).

Am 27. Juli bestätigt: Alex Lowes fährt auch 2022 für Kawasaki

Der Mann aus Lincoln und das in Granollers stationierte spanisch-japanische Kawasaki Racing Team einigten sich auf die Verlängerung seines Vertrags um ein weiteres Jahr. Diese Konstanz dürfte auch seinem Teamkollegen Jonathan Rea recht sein, der sich mit Alex Lowes genauso wie mit dessen Vorgänger Leon Haslam bestens versteht. Nur mit Tom Sykes hatte es Probleme gegeben, wie sich kurz vor dessen Weggang bei den Grünen im Juni 2018 auch in Brünn zeigte. Damals beschuldigte der Rekordweltmeister seinen damaligen Teamkollegen nicht ganz zu Unrecht, ihn im unteren Teil der Strecke in einen Sturz getrieben zu haben. Zwei Jahre später war es ebenfalls der Mann aus Huddersfield, der den Kawasaki Piloten im ersten Rennen der Saison bereits in der ersten Runde unsanft neben die Strecke bugsierte. Bei der anschliessenden Aufholjagd kam dieser bei einem Überholvorgang zu Sturz und von einer Freundschaft zwischen den beiden kann man nicht erst seit dann schon lange nicht mehr sprechen.

Lucas Mahias (Kawasaki Puccetti Racing) von uns in Misano 2019 vor dem Paddock Interview der WorldSSP 600 fotografiert – der schnelle Franzose war in Assen der Pechvogel des Wochenendes, als er sich bei seinem Crash einen Kahnbeinbruch zuzog, der ihn für einige Zeit Schachmatt setzen dürfte. Auch Eugene Laverty wird in Most fehlen, aber beim Nord-Iren ist der Grund dafür sein Team, welches von Beginn an sehr laienhaft und unseriös wirkte. Wir hatten vor Saisonbeginn nach deren Fehlen in Barcelona bereits darauf hingewiesen und leider gibt uns das aktuelle Geschehen dabei vollauf recht.

Das Kawasaki Werksteam für die 8 Stunden von Suzuka steht
Statt mit Sykes versteht sich der amtierende Champion des prestigeträchtigen Rennens in Japan mit Alex Lowes umso besser. Die beiden werden zusammen mit Lucas Mahias am 7. November 2021 beim 8-Stunden Rennen in Suzuka um den Sieg kämpfen. Durch die Vertragsverlängerung mit Lowes dürfte es demnach auch im kommenden Jahr zu einer weiteren Auflage kommen, bei welcher die beiden ehemaligen Konkurrenten in Japan gemeinsam antreten werden. Alex ist mit drei Siegen und einem zweiten Platz einer der erfolgreichsten Fahrer dieses für die Hersteller aus diesem Land sehr wichtigen Langstrecken-Rennens. Die letzten drei Ausgaben war Lowes auf Yamaha mit Michael van der Mark und Katsuyuki Nakasuga unterwegs. Beim ersten Sieg waren nebst Alex und dem Japaner MotoGP Fahrer Pol Espargaró der Teamkollege.

Toprak Razgatlioglu in Suzuka 2019 mit passender Kopfbekleidung in der Kawasaki Box – damals war er Teamkollege von Rea und Haslam, wurde aber im Rennen nicht eingesetzt und unterschrieb darauf enttäuscht bei Pata Yamaha. Aktuell gilt er als stärkster Herausforderer des amtierenden Weltmeisters, aber Scott Redding konnte als WM-Dritter seinen Rückstand auf den Türken in Assen deutlich verringern (© FIM EWC).

Die Strecke von Most

Die Streckenskizze von Most, einem Kurs der in etwa das Gegenteil des Red Bull Ring darstellt und mit 21 Kurven extrem Anforderungsreich. Fraglich ist auch, ob der Asphalt WM-tauglich ist, was von einigen Stimmen im Vorfeld bereits angezweifelt wurde..
WorldSBK Startvorbereitung von uns am 9. Juni 2018 in Brünn vom Dach des Hauptgebäudes aus fotografiert. In Reihe eins die damaligen Kawasaki Teamkollegen Tom Sykes (rechts) und Jonathan Rea, welcher den ersten Lauf am Samstag gewann.

Der aktuelle WM-Stand in der WorldSBK

Mit 8 Siegen in 15 Rennen ist Jonathan Rea (Kawasaki Racing Team) als klarer WM-Leader der Mann, den es zu schlagen gilt.

Der aktuelle WM-Stand in der WSSP 600

Zeitplan der tschechischen WM-Runde von Most

Die Einsicht der Dorna dafür kam reichlich spät, aber zumindest begriffen es die SBK-Verantwortlichen am 3. August und gaben bekannt, dass um 13:45 am Sonntag zuerst die WSSP 300 starten wird. Um wenigstens für am Sonntag damit einer Terminkollision mit der MotoGP in Spielberg aus dem Weg zu gehen, startet die WorldSBK dafür um 15:15 Uhr. So ist immerhin der zweite Lauf am Sonntagnachmittag übrig, um diesen live am TV zu zeigen. Ansonst hat aber bei praktisch sämtlichen Sendern wie erwartet die MotoGP den Vortritt bei deren Übertragungen. Weil die Dorna dies erst derart spät und 3 Tage vor Beginn kommunizierte, haben wir es in nachfolgendem Zeitplan nicht mehr korrigiert.

Als Gipfel der Fehlplanung von FIM und Dorna überschneidet sich das erste Rennen der WorldSBK mit dem Qualifying der MotoGP in Spielberg und das Superpole Race am Sonntagmorgen findet gleichzeitig mit dem Moto3 Grand Prix der Steiermark statt. Terminkollisionen gibt es auch für die WorldSSP 600, was der Hauptgrund dafür ist, dass so gut wie nichts live am TV übertragen wird. Eine absolute Schande für den Sport und eine Ohrfeige für Fans, Fahrer, Teams und Sponsoren der seriennahen Weltmeisterschaft!