Zweite Saisonhälfte mit Runde 7 in Brands Hatch
Im ersten Lauf auf seiner Heimstrecke in Brands Hatch, südöstlich von London kam es für Carl Fogarty in der 4. von 25 Runden zum ärgerlichsten Sturz der Saison. Der Engländer hatte aus einer Rechtskurve heraus eine Spur zu früh Gas gegeben, worauf er direkt vor Simon Crafar stürzte, der seiner Ducati nicht mehr ausweichen konnte und ebenfalls abflog. John Kocinski belegte hinter Pierfrancesco Chili und Scott Russell Platz 3 und übernahm damit die WM-Führung. Neil Hodgson wurde vierter vor Akira Yanagawa, Aaron Slight und Jamie Whitham. Der Engländer Chris Walker wurde hinter dem Italiener Piergiorgio Bontempi und dem US-Amerikaner Mike Hale zehnter.
Das zweite Rennen von Brands Hatch
Carl Fogarty kam nur als vierter vom Start weg, aber natürlich versuchte er früh, ganz nach vorne zu kommen. Zuerst hatte sich eine fünfköpfige Spitzengruppe gebildet und wenig später lag der Engländer knapp vor Chili, als es in der Rechtskurve nach Start-Ziel zwischen ihm und dem Italiener zu einer Berührung kam und dieser danach abflog. Wenig später kam es ruch eine rote Flagge zum Abbruch, als Regen einsetzte. Dadurch gab es einen Neustart bei nasser Strecke mit Regenreifen und als „wet Race“. Hier führte lange Michael Rutter auf Honda vor Foggy und dem immer näher kommenden Kocinski. Der US-Amerikaner ging danach auch an seinem Widersacher im Titelkampf vorbei und wurde als zweiter hinter Rutter abgewunken. Durch Addition der zwei Etappenzeiten lag am Ende jedoch Fogarty vorne und stand als Sieger vor Kocinski und Rutter. Yanagawa holte sich P4 vor Russell, Hodgson, Crafar, Slight und Whitham.
Runde 8 auf dem A1-Ring (heute Red Bull Ring)
Als Österreich-Ring war diese Strecke bestimmt nach modernen Kriterien sicher nicht optimal, aber zumindest wesentlich besser für Motorrad-Rennen geeignet, als nach der Verschandelung im Jahr 1996. Leider wurde auch im Zug der Modernisierung als Red Bull Ring später verpasst, dieses Manko zu korrigieren. Im Prinzip bestand der Kurs ab 1996 angefangen mit der Start-Ziel-Geraden aus drei durch einen Knick getrennten (mehr oder weniger) Geraden Abschnitten und einem vierten Teil mit 6 Kurven. Nach 1994 war der Österreich-Ring aus dem Kalender geflogen und im Jahr darauf kam für nur eine Veranstaltung der Salzburgring als Ersatz. Nach einem Jahr Pause kehrte die WorldSBK 1997 wieder nach Spielberg zurück.
Das erste Rennen in Spielberg
Beim Start begann die Maschine des Österreichers Christian Häusle Feuer zu fangen. Als der Mann noch auf der Startgerade hüpfend von seiner Ducati sprang, war klar geworden, dass im dabei definitiv mehr als warm geworden war. Er sollte am Nachmittag zum zweiten Lauf sogar wieder antreten, verpasste mit einer Runde Rückstand auf den Sieger und Platz 16 jedoch knapp den letzten WM-Punkt. Anfänglich führte Akira Yanagawa mit seiner Kawasaki, doch in der 7. Runde ging Pierfrancesco Chili auf seiner Ducati am Japaner vorbei. Dahinter folgten Fogarty, Slight und Simon Crafar. Kocinski versuchte auf P6 liegend den Anschluss zu finden, was ihm auch wenig später gelingen sollte.
Carl Fogarty setzt sich durch
Zwei Runden vor Schluss kämpfen an der Spitze nur noch Foggy, Yanagawa und Slight um den Sieg, während die Verfolger den Anschluss verpasst hatten. Vor dem Bergabstück übernahm der Engländer wieder die Führung vom Japaner und liess sich danach nicht mehr überrumpeln. Carl Fogarty gewann vor Akira Yanagawa, Aaron Slight, Chili, Kocinski und Crafar. Scott Russell auf der besten Yamaha sah die Zielflagge als siebter vor Neil Hodgson (Ducati), Piergiorgio Bontempi (Kawasaki) und Jamie Whitham (Suzuki).
Der zweite Lauf auf dem A1-Ring
Der Start ging für den von Simon Crafar vor Kurve 1 von der Piste gerempelten Neil Hodgson (Ducati) gehörig schief. Der Versuch einer Aufholjagd endete kurz danach in Runde 3 mit einem Sturz, welcher sein Rennen endgültig beendete. Nach heutigen Regeln wäre übrigens etwa die Hälfte des Feldes aufgrund eines Frühstarts bestraft worden. In Führung lag in der ersten Runde John Kocinski vor Akira Yanagawa und Carl Fogarty. Im siebten Umgang rutschte Chili weg, dessen Ducati unter die Kawasaki von Crafer geriet, welcher dadurch ebenfalls abflog. In der Zwischenzeit hatte Foggy die Führung übernommen, verfolgt von Yanagawa und mit einigem Respekt-Abstand Slight und Kocinski. Letzterer arbeitete sich jedoch wieder nach vorn und machte sich auf die Jagd nach dem führenden Engländer. In der 18. von 25 Runden war es so weit und der US-Amerikaner ging an seinem Kontrahenten vorbei.
Das missratene Manöver des zweifachen Weltmeisters und sein Aus
Fogarty wollte sich das nicht gefallen lassen und versuchte sich im Rechts-Knick nach dem Bergaufstück wieder innen an Kocinski vorbeizudrücken. Dieser sah in zu spät, wodurch die beiden kollidierten und der Ducati Pilot dadurch zu Sturz kam, der Castrol Honda Fahrer hingegen aus dem Kiesbett wieder auf die Strecke ruderte. Während für Foggy das Rennen vorbei war, konnte sich der US-Amerikaner wenigstens noch hinter Yanagawa mit seinem ersten Sieg und Slight auf Platz 3 retten. Vierter wurde Scott Russell (Yamaha) vor Piergirogio Bontempi (Kawasaki) und den beiden Suzuki Fahrern Jamie Whitham und Mike Hale. Lokalmatador Andy Meklau (Ducati) schaffte es diesmal mit P8 vor Udo Mark (Suzuki) und Chris Walker (Yamaha) in die ersten zehn.
Die 9. Runde in der „Cathedral of Speed“
Nur zwei Wochen nach der Steiermark ging es nach Assen auf eine völlig andere Strecke, welche auf eine lange Tradition zurückblicken konnte. Nach dem Start zum ersten Lauf ging Carl Fogarty sofort in Führung und Piergiorgio Bontempi fiel bereits im ersten Umlauf mit seiner Kawasaki durch Sturz aus. Auch der Schweizer Eskil Suter beendete die erste Runde nicht. An der Spitze bildete sich derweil eine Dreiergruppe mit Foggy, Russell und Yanagawa. Im 3. Umgang schnappte sich Chili den Japaner, kurz nachdem er den Anschluss geschafft hatte. Kurz danach war auch Russell an der Reihe und auch Slight kämpfte sich an Yanagawa vorbei. In der 6. Runde ging Chili in Führung, doch der Engländer erkämpfte sie sich wieder zurück.
Starkes Finale des WM-Leaders
Sechs Runden vor Schluss hatte sich Kocinski bis auf eine Sekunde hinter die Führungsgruppe herangearbeitet. Nur zwei Umläufe später lag der US-Amerikaner auf seiner Castrol Honda bereits hinter Leader Fogarty. In der Zweitletzten Runde ging der WM-Leader gar am zweifachen Weltmeister auf seiner Ducati vorbei und liess ihm bis ins Ziel keine Chance. Knapp hinter dem Engländer belegte Chili Platz 3. Mit einem Respektabstand folgten Aaron Slight (Honda), Neil Hodgson (Ducati), Scott Russell (Yamaha) und Jamie Whitham auf der besten Suzuki. Die ersten zehn wurden komplettiert von Akira Yanagawa, Simon Crafar (beide Kawasaki) und dem Engländer Chris Walker (Yamaha).
Das zweite Rennen in den Niederlanden
Carl Fogarty musste unbedingt gewinnen, um die WM vor den letzten 3 Runden möglichst offenzuhalten und das schaffte er auch. Der Engländer gewann eine knappe Sekunde vor „Franky“ Chili und John Kocinski belegte Platz 3 vor seinem Teamkollegen Aaron Slight. Dahinter folgten Neil Hodgson, Simon Crafar, Akira Yanagawa und Scott Russell. Die Top Ten wurden von Scott Russell und Piergiorgio Bontempi komplettiert. Nur gerade 5 Punkte trennten WM-Leader Kocinski von seinem Verfolger Foggy, bevor es 3 Wochen nach Assen weiter nach Albacete in Spanien ging. Aaron Slight hatte bereits 67 Punkte Rückstand und damit nur noch theoretische Titelchancen.
Die Vorentscheidung in Albacete
Im ersten Rennen ging sofort Carl Fogarty in Führung, während John Kocinski anfänglich nur auf Platz 6 lag. Anfangs der zweiten Runde lag der Engländer bereits deutlich in Führung. Die beiden Castrol Honda Piloten Crafar und Kocinski arbeiteten sich nach vorne und Simon Crafar versuchte sich vor ihnen auf P2 liegend, nicht vom Leader nicht zu stark abschütteln zu lassen. Im neunten von 26 Umläufen waren die beiden Honda Piloten an den beiden führenden dran und der WM-Leader lag bereits vor seinem Teamkollegen auf Platz 3. Kurz danach flogen Jamie Whitham und Scott Russell ab. Der Yamaha Pilot war in einer Linkskurve weggerutscht und hatte den Briten dabei ebenfalls vom Sattel geholt. In Runde 11 ging Kocinski an Crafar vorbei und begann Foggy unter Druck zu setzen.
Der fatale Crash des zweifachen Champions
Kurz nach Rennhälfte war es so weit und der US-Amerikaner ging am zweifachen Weltmeister vorbei. John Kocinski gelang es danach, Fogarty zu distanzieren und hinter diesem lag zwischenzeitlich bereits Aaron Slight auf Platz 3. Vier Runden vor Schluss passierte, was aus Sicht des Engländers und des Ducati-Werksteams nie hätte passieren dürfen. Mit seinem Abflug ins Kiesbett begrub Foggy seine Ambitionen für eine Spitzenplatzierung im Kiesbett.
Mit 6,028 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen ging der Sieg an den Castrol Honda Piloten aus den USA. Simon Crafar holte sich vor seinem Kawasaki Mannschaftskamerad Akira Yanagawa Platz 3. Pierfrancesco Chili brachte seine Ducati vor seinem Landsmann Piergiorgio Bontempi (Kawasaki), dem Spanier Gregorio Lavilla (Ducati), Mike Hale (Suzuki), Jochen Schmid (Kawasaki) und Chris Walker (Yamaha) auf P5 ins Ziel. Platz 11 ging mit Pere Riba (Honda) an einen weiteren Einheimischen.
Der zweite Lauf mit viel Pech und fatalem Fehler von Fogarty
Nach dem Start bremste John Kocinski vor Suzuki Pilot Jamie Whitham die erste Kurve an, dahinter die beiden Ducati Piloten Carl Fogarty und Neil Hodgson. Lokalmatador Lavilla flog bereits im ersten Umgang ins Kiesbett ab, wobei er auch Foggy von der Piste gedrängt hatte, der danach am Ende des gesamten Feldes wieder auf die Piste zurückgekehrt war. Dieser startete danach natürlich eine wilde Aufholjagd, welche kurz nach Halbzeit in der 14. von 26 Runden auf P11 liegend in einem Sturz endete. Kocinski gewann vor Simon Crafar und Teamkollege Aaron Slight. Yanagawa holte sich Platz 4 vor Scott Russell auf der besten Yamaha und Piergiorgio Bontempi. Die ersten zehn vervollständigten Pierfrancesco Chili, Neil Hodgson (beide Ducati), Mike Hale und Jamie Whitham (beide Suzuki).
Die zweitletzte WM-Runde in Sugo
In der Heimat von Akira Yanagawa galt es wieder, die vielen starken Wildcard Piloten im Auge zu behalten. Mit 45 Punkten Vorsprung auf Carl Fogarty hatte es John Kocinski vor den Augen vieler Mitarbeiter seines Arbeitgebers Honda in der Hand, sich den WM-Titel vorzeitig zu sichern. Auf der anderen Seite stand sein Kontrahent nach den beiden Nullern in Spanien hier natürlich besonders stark unter Druck. Der erste Lauf war Beleg dafür, wie stark bei deren Heimrennen die vielen Japaner waren.
In den ersten 11 lagen gerade einmal drei Ausländer und nur Simon Crafar hatte es auf seiner Kawasaki als dritter hinter Markenkollege Yanagawa und Noriyuki Haga (Yamaha) aufs Podest geschafft. Während es Aaron Slight nur für P6 reichte, war Kocinski als neunter noch weiter hinten. Doch für Foggy wurde der 1. Lauf mit Platz 13 hinter Pierfrancesco Chili erst recht zur Katastrophe. Das Rennen war 3 Runden vor Schluss aufgrund beginnenden Regens abgebrochen worden. Im zweiten Lauf musste der Engländer nun alles auf eine Karte setzen, um den Titel nicht vorzeitig zu verlieren.
Das zweite Rennen von Sugo mit der Titel-Entscheidung
Bereits im ersten Lauf war mit Noriyuiki Haga ein Japaner stark in Erscheinung getreten, als er als einer der vielen einheimischen Wildcard-Piloten dem Sieger Yanagawa alles abverlangt hatte. Der Kawasaki Pilot hatte mit nur 0,033 Sekunden das Rennen hauchdünn vor seinem Landsmann auf Yamaha für sich entscheiden können. Im zweiten Rennen musste Yanagawa in der 7. Runde mit Getriebeproblemen jedoch aufgeben. Nach dem Start hatte es einen Massensturz gegeben, bei dem unter anderem Fujiwara, Bontempi und Chili auf der Strecke blieben. Abgebrochen wurde jedoch nicht. Diesmal ließ sich Haga die Butter nicht vom Brot nehmen und gewann vor Crafar, Kocinski, Slight und den 4 Japanern Fujiwara, Serizawa, Takeda und Ryo. Carl Fogarty war 5 Runden vor Schluss gestürzt, wodurch die WM vor dem Finale in Sentul (Indonesien) bereit entschieden war.
Die Entscheidung – John Kocinski stand als Weltmeister fest
Im 10. Jahr der Superbike WM war der US-Amerikaner bereits der 6. Vertreter seines Landes, welcher seine Karriere mit einem Titel krönte. Für Honda war es der dritte und diesen Moment in Japan erleben zu dürfen, war für unzählige Fans und Mitarbeiter des weltgrößten Herstellers ein besonderer Moment. Für „little John“ war es nach dem Platztausch mit Foggy und dem damit verbundenen Wechsel von Ducati zu Honda erst reicht eine besondere Genugtuung. Seit Beginn der Ducati-Dominanz im Jahr 1990 und dem Titel von Raymond Roche war auch wichtig, dass nach Scott Russell 1993 auf Kawasaki 4 Jahre später wieder einmal eine 750-er Vierzylinder-Maschine gewann. Ducati legte daraufhin nach und trat ein Jahr später mit dem brandneuen Modell 996 an.
Saisonfinale in Sentul
Eine Woche nach Japan ging es weiter nach Indonesien, auf die Strecke von Sentul im Süden von Indonesiens Hauptstadt Jakarta. Nur gerade 13 Fahrer sollten nach dem ersten Rennen die Zielflagge sehen. Carl Fogarty stand am Ende zwar auf dem Podium, doch hinter den beiden Castrol Honda Piloten Kocinski und Slight. Akira Yanagawa belegte den vierten Platz vor Noriyuki Haga, der auch hier mit am Start gewesen war. Scott Russell folgte auf P7, er sollte im nächsten Jahr an der Seite von Haga das Yamaha Werksteam bilden.
Die Plätze 8 bis 13
Dahinter kamen John Reynolds Ducati und die beiden Suzuki Piloten Mike Hale und Jamie Whitham ins Ziel. Der Slowene Igor Jermann hatte es mit seiner Kawasaki gar in die Top Ten geschafft, vor Pere Riba auf Honda und Makoto Suzuki (Ducati). Der Indonesier Simon Yudha Kusuma sah die Zielflagge mit 2 Runden Rückstand, wurde aber noch als dreizehnter gewertet. Pierfrancesco Chili und Neil Hodgson hingegen waren per Sturz ausgeschieden. Der Italiener hatte den Engländer bei seinem Ausritt über den inneren Teil einer Linkskurve mit aus dem Rennen geworfen.
Der zweite Lauf von Sentul
Mit seinem Sieg im letzten Rennen der Saison gab es für Carl Fogarty noch einen halbwegs versöhnlichen Abschluss, bevor die Vorbereitungen für das nächste Jahr begannen. Akira Yanagawa holte auf der Kawasaki Platz 2 vor Noriyuki Haga auf der besten Yamaha und Aaron Slight. Scott Russel lief auf P5 ein vor Jamie Whitham, Neil Hodgson, Sean Emmett und Igor Jermann. Kocinski und Crafar waren in der vorletzten Runde gestürzt. Die beiden waren nach einer unterschiedlichen Linie in der Zielkurve miteinander kollidiert. Der Neuseeländer lag danach noch kurze Zeit mitten auf der Fahrbahn und hatte Glück, dass die nachfolgenden Piloten alle auswichen.
Der WM-Endstand 1997
Hersteller WM 1997 – Sieg für Honda
Weiter zu 1998: http://www.motoracers.eu/wsbk-story-21-1998-1/
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