Colin Edwards (Castrol Honda VTR-1000 SP) – der Weltmeister des Jahres 2000, hier noch eine Aufnahme aus dem Jahr, in welchem er mit der Nummer zwei auf seinem Bike den Titel holte (© WorldSBK).

Die 1. Saisonhälfte 2001 – das 14. Jahr der WorldSBK

Im Vorjahr hatte der fatale Sturz von Carl Fogarty in Phillip Island dessen Karriere aufgrund seiner Verletzungen abrupt beendet. Seine angeschlagene Schulter ließ keine Teilnahme an Motorrad-Rennen mehr zu und einige Jahre später sollte er als Teamchef ins Paddock zurückkehren. Mit der Dopingsperre von Noriyuki Haga verlor dieser durch genau die drei durch Disqualifikation und Sperre verlorenen Rennen die Chance, bis am Ende um den WM-Titel mitzukämpfen. Trotzdem war der Japaner nach einem gutgeheißenen Protest fast die ganze Saison gefahren und wurde hinter einen verdienten neuen Weltmeister Colin Edwards immerhin „Vize“.

Noriyuki Haga (West Yamaha YZF-R7) – Draufgänger und Publikumsliebling aus Japan. Seine Fans verziehen ihm sein Dopingvergehen von 2000 in Kyalami und hielten ihm die Treue. Durch seinen spektakulären Fahrstil war er zum beliebtesten japanischen Rennfahrer außerhalb seines Landes aller Zeiten geworden. Auf die Saison 2001 wechselte der aus Nagoya stammende Fahrer, wie einige Jahre vor ihm für die Saison 1997 auch schon Troy Corser, in die 500 cm³ Weltmeisterschaft und natürlich auf Yamaha. Doch wie der Australier sollte auch der Japaner nur eine Saison später wieder reumütig in die seriennahe WM zurückkehren (© WorldSBK).

Der große Abwesende nebst Foggy
Nicht mehr an der Seite des Texaners im Castrol Honda Werksteam war Aaron Slight und dessen Nummer 111, die er in den letzten Jahren an seiner Honda trug. Der Neuseeländer hatte sich nach 9 Jahren in der WorldSBK zurückgezogen, von welchen er in deren 8 nie schlechter als auf Platz 6 abgeschnitten hatte. In den Jahren 1996 und 1998 war er Vizeweltmeister geworden. Dazu war Slight ganze viermal WM-Dritter, von 1993 bis 1995 und in der Saison 1997. Nach dem achten Schlussrang im Jahr 2000 zog er einen Strich und verabschiedete sich aus dem Paddock. Auch mit seiner Irokesen-Frisur, welche er einige Zeit zur Schau trug, war er eine der schillerndsden Figuren der goldenen 90-er Jahre der Superbike WM gewesen.

Aaron Slight (Castrol Honda) vor Akira Yanagawa (Kawasaki) und Troy Corser (Aprilia) – einer der erfolgreichsten Fahrer der 1990-er Jahre, der vielleicht glanzvollsten Zeit der Supberbike Weltmeisterschaft, als deren Rennen oft genug mehr Zuschauer an die Strecke zogen, als die Prototypen WM (© WorldSBK).

Die weiteren Titelanwärter nebst dem amtierenden Weltmeister
Nebst dem WM-Dritten Troy Corser auf Aprilia gehörte vor allem auch Troy Bayliss im Folgejahr zu den hoffnungsvollsten Anwärtern auf den WM-Titel 2001. Als Ersatz für den verletzten Foggy im Ducati-Werksteam vermochte der Australier auf Anhieb zu überzeugen und man durfte gespannt sein, wer sich am Ende durchsetzen würde. Nebst den beiden Troys sollte aber auch interessant werden, wie sich die beiden weiteren Ducati Piloten Ben Bostrom und Neil Hodgson schlagen würden. Der erstgenannte bestritt diesmal seine zweite volle Saison in der WorldSBK und der Engländer hatte bei den Rennen in England einen starken Eindruck hinterlassen.

Ben Bostrom aus Redding in Kalifornien – der AMA Superbike Champion von 1998 auf Honda und Vizemeister im Jahr darauf, trat ab der Saison 2000 für NCR Ducati (ab 2001 L & M Ducati) in der Superbike WM an (© WorldSBK).

Neuzugang im Ducati Werksteam und die Kawasaki Mannschaft
Troy Bayliss hatte anstelle des im Vorjahr oft glücklosen Juan Borja mit Ruben Xaus bei Ducati Infostrada zudem einen neuen Spanier an seiner Seite. Für Kawasaki Racing waren erneut Akira Yanagawa und Gregorio Lavilla am Start. Dazu bei einigen Rennen Hitoyasu Izutsu, der Doppelsieger von Sugo aus dem Vorjahr. Er war ursprünglich als sogenannter „Full time Rider“ gemeldet, sollte aber nur bei einzelnen Events wirklich mit am Start sein.

Die offizielle Meldeliste für die Saison 2001 enthielt zahlreiche klangvollen Namen. Nebst den zuvor genannten Fahrern bereicherten auch der zweifache Vizeweltmeister Tadayuki Okada, der Franzose Régis Laconi und der Supersport 600 Weltmeister von 1999 Stéphane Chambon. Dazu neue Gesichter wie der Engländer James Toseland und die Australier Broc Parkes und Stever Martin, welcher allerdings als Wildcard Pilot schon mehrere Top Ten Ergebnisse aus früheren Jahren vorzuweisen hatte.

Diverse ehemalige WSBK-Piloten in der Supersport 600 WM
Zahlreiche ehemalige WorldSBK Piloten hatte es in die Supersport-Weltmeisterschaft gezogen. Hier traten seit zwei Jahren 600 cm³ Vierzylinder gegen 750-er in einer ab 1999 als WM ausgetragenen Konkurrenz an. Unter anderem Fabrizio Pirovano, Vittoriano Guareschi, Christer Lindholm, Jamie Whitham, Pere Riba, Katsuaki Fujiwara und Piergiorgio Bontempi. Der Erstgenannte war bereits seit dem Anfang im Jahr 1988 mit dabei gewesen und hatte immerhin 10 Laufsiege eingefahren und war damit ein echter Veteran. Genauso Christer Lindholm und Bontempi, die bereits ab 1989 in der WSBK mitfuhren. Der Italiener hatte dabei immerhin 3 Podestplätze geholt. In der WSSP reichte es 1990 in Deutschland sogar für einen Sieg.

Fabrizio Pirovano, der beste Yamaha Pilot der ersten WorldSBK Jahre.

Der Kalender für die Saison 2001

Nicht zum ersten Mal begann die Saison in Spanien, bevor es erneut nach Südafrika und dann weiter nach Australien und anschließend Japan ging. Wie meist waren 13 WM-Runden ausgeschrieben, mit diesmal zwei neuen Strecken in Europa, auf welchen die WorldSBK davor noch nie zu Gast war. In Deutschland hatte der veraltete Hockenheimring endgültig ausgedient und stattdessen kam nebst Oschersleben neu der Lausitzring zum Zug. Dazu stand nebst Monza und Misano zum ersten Mal Imola als dritte Strecke in Italien im Kalender. Seit Einführung der WorldSBK im Jahr 1988 waren nur noch Donington und Sugo unverändert im Kalender erhalten geblieben.

Eine Werks-Ducati nach einem Crash zurück an der Box – dieses Exemplar einer 996 R war bis auf die Verschalung so weit noch intakt und musste nicht komplett neu aufgebaut werden. Sobald eine Maschine sich jedoch in Kies oder Gras mehrmals überschlug, sah dies in der Regel wesentlich kalt verformter aus und oft genug wurden danach nur noch die brauchbaren Komponenten entfernt (© WorldSBK).

Der Saisonauftakt in Valencia

Beim ersten Lauf zum Saisonauftakt in Spanien dominierten die beiden Troys aus Australien. Aprilia Pilot Corser hatte dabei um etwas über 3 Sekunden die Nase vorne. Bayliss hingegen konnte Ducati Markenkollege Ben Bostrom um nur knapp ein Zehntel hinter sich lassen. Régis Laconi war die Überraschung des Tages, als der Franzose auf der Aprilia Vierter wurde. Lokalmatador Gregorio Lavilla auf der besten Kawasaki holte sich Platz 5 vor dem amtierenden Weltmeister Colin Edwards auf der Castrol Honda.

Pierfrancesco Chili brauste mit der besten Suzuki auf Rang 7 vor Kawasaki Werkspilot Akira Yanagawa und dessen Teamkollege Hitoyasu Izutsu. Der Supersport Weltmeister von 1999, Stéphane Chambon (Suzuki) sah die Zielflagge als Zehnter vor dem Australier Steve Martin und den Italienern Lucio Pedercini und Marco Borciani (alle Ducati). Ex-Ducati Werkspilot Juan Borja wurde auf Yamaha vierzehnter vor seinen spanischen Landsmann Javier Rodriguez (Honda).

Troy Bayliss auf der Infostrada Werksducati vor seinem Markenkollegen Ben Bostrom, der für das L & M Team wie der Australier auf dem neuesten Modell 996 R F01 unterwegs war. Beim Zieleinlauf zum ersten Rennen der Saison hätten die beiden unter einem Badetuch Platz gehabt (© WorldSBK).

Das zweite Rennen auf dem Circuito Ricardo Tormo in Valencia
Was die obersten beiden Stufen auf dem Siegerpodest betraf, wurde der zweite Lauf eine Kopie des ersten. Diesmal hatte Troy Corser 5,122 Sekunden Vorsprung auf seinen Landsmann Bayliss auf der Werks-Ducati. Aber Platz 3 ging diesmal an den Lokalmatador Gregorio Lavilla auf der besten Werks-Kawasaki vor dem amtierenden Weltmeister Edwards, Neil Hodgson (Ducati) und Akira Yanagawa auf der zweiten Kawa. Frankie Chili war als Siebter mit der seiner früheren Startnummer (2001 fuhr er ausnahmsweise mit der 4 auf seinem Bike) entsprechenden Position bester Suzuki Pilot vor Rubén Xaus, James Toseland (beide Ducati) und Suzuki Pilot Stéphane Chambon.

Troy Corser auf der Aprilia RSV „Mille“ – Doppelsieger beim Saisonauftakt 2000 in Valencia und dadurch natürlich WM-Leader. Der Weltmeister von 1996 auf Ducati war nach seinem wenig erfolgreichen Jahr eine Saison danach in der 500 cm³ WM wieder in die WorldSBK zurückgekehrt und seit 2000 für das italienische Werk aus Noale unterwegs (© WorldSBK).

Zahlreiche Ausfälle und ein einheimischer Supersport Sieger
Ben Bostrom hatte auf Platz 7 liegend aufgegeben und weitere 6 Fahrer waren im 2. Rennen gestürzt, darunter Honda Legende Tadayuki Okada, Régis Laconi (Aprilia) und Michele Malatesta (Kawasaki) gleich in der 1. Runde. Auch Kawasaki Ass Hitoyasu Izutsu und Giovanni Bussei (Ducati) hatte es wenig später noch erwischt. In der Supersport 600 Weltmeisterschaft siegte an diesem Wochenende mit Pere Riba in Lokalmatador und alter Bekannter. Der Katalane hatte davor bereits einige Jahre (mit allerdings deutlich weniger Erfolg) in der WorldSBK bestritten. Dreizehn Jahre nach seinem Sieg saß der Katalane als Crew-Chief von Überflieger Jonathan Rea bei Provec Kawasaki Racing in der Box.

Die Resultatliste des zweiten Rennens der Saison in Valencia:

Die Südafrika-Runde in Kyalami

Drei Wochen nach dem Saisonauftakt in Spanien ging es für die 2. WM-Runde nach Südafrika weiter, wo die WSBK seit 1999 bereits zum dritten Mal gastierte. Auf der Strecke von Kyalami entwickelte sich im ersten Rennen ein sehenswerter Kampf zwischen Colin Edwards und Troy Bayliss um den Sieg. Am Ende war es der Texaner, welcher den Australier um knapp 2 Sekunden distanzieren konnte und sein erstes Rennen der Saison gewann.

Platz 3 ging an WM-Leader Troy Corser auf der Aprilia vor Ben Bostrom, Akira Yanagawa und Pierfrancesco Chili mit der ungewohnten Startnummer 4. Gregorio Lavilla wurde achter vor Régis Laconi (Aprilia), Rubén Xaus (Ducati) und Stéphane Chambon (Suzuki). Juan Borja war mit seiner Yamaha gestürzt, Honda Pilot Taddy Okada blieb mit einem Elektrik-Defekt stehen und Neil Hogsdon musste mit einem Öl-Leck an seiner Ducati aufgeben.

Stéphane Chambon (Suzuki Alstare Corona) – der erste Supersport Weltmeister von 1999, als Suzuki Pilot im ersten Jahr, in welchem diese Kategorie den WM-Status erhielt. Mit drei Top Ten Resultaten in den ersten 3 Rennen hielt sich der Franzose bei seinem Debut durchaus erfolgreich (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Kyalami
In seiner ersten Saison im Jahr 2000 war Ben Bostrom mit der NCR Ducati auf den vielen für ihn neuen Strecken erst gegen Saisonmitte richtig in Schwung gekommen. Nach 4 Podestplätzen im Vorjahr und einem beim Saisonauftakt schlug im zweiten Rennen in Südafrika seine Stunde. Nach seinem Heimrennen in Laguna Seca vor knapp 2 Jahren gewann der US-Amerikaner sein zweites Superbike Rennen der Karriere. Während Colin Edwards genauso wie erneut Okada mit einem Elektrik-Schaden an seiner Honda ausgefallen war, holte sich Troy Bayliss vor seinem Vornamensvetter und Landsmann Corser Platz 2. Vierter wurde Hodgson vor Xaus, Laconi, Lavilla, Chili, Giovanni Bussei und Chambon. Yanagawa war gestürzt und Ducati Pilot James Toseland mit einem technischen Problem ausgefallen.

Ben Bostrom (L & M Ducati 996 R F01) vor Colin Edwards (Castrol Honda) und im Hintergrund Troy Corser auf der Aprilia. In seiner zweiten vollen WorldSBK Saison war der US-Boy einer der stärksten Fahrer im Feld und gehörte damit zu den Anwärtern auf den WM-Titel (© WorldSBK).

WM-Runde 3 in Phillip Island

Der erste Lauf in Australien wurde bei Regen und nur 14 Grad Celsius um 12:03 Uhr folgerichtig als Regenrennen gestartet. Nur die Hälfte der Fahrer sollte dabei die Zielflagge sehen. Als ersten erwischte es Lucio Pedercini auf seiner im eigenen Team eingesetzten Ducati 996 RS. Die nächsten prominenten Fahrer, welche per Sturz ausschieden, waren in der 4. Runde Régis Laconi und Hitoyasu Izutsu.

Start zum 1. Rennen in Down Under mit dem in Führung gehenden amtierenden Weltmeister Colin Edwards (Castrol Honda). Mit der 3 Troy Corser und die 21 Troy Bayliss (© WorldSBK).

Diverse weitere Crash-Piloten
Nachdem mit Warwick Nowland der zweite einheimische Pilot ausgeschieden war, rutschten die beiden Spanier Xaus und Borja ins Gras. Die Italiener Borciani und Sanchini mussten mit technischen Problemen aufgeben, genauso wie zuvor der französische Honda Pilot Bertrand Stey. Auch Ben Bostrom flog eine Runde vor Schluss noch ab.

Troy Bayliss (Ducati Infostrada) und Routinier Tadayuki Okada (Castrol Honda) – zwei der wenigen Fahrer, welche im ersten Rennen von Phillip Island sitzenblieben. Der Australier wollte unbedingt aufs Podium und dies sollte er am Ende auch erreichen (© WorldSBK).

Die Zielankunft der verbliebenen 15 Piloten
Der Sieg ging an Colin Edwards vor seinem Castrol Honda Teamkollegen „Taddy“ Okada und Lokalmatador Troy Bayliss. Vierter wurde Kawasaki Ass Akira Yanagawa vor Broc Parkes (Ducati) und Aprilia Speerspitze Troy Corser. Dahinter Frankie Chili vor seinem Corona Alstare Suzuki Teamkollegen Stéphane Chambon und dem Österreicher Robert Ulm auf Ducati. Letzterer war es, mit dem Carl Fogarty an selber Stätte ein Jahr zuvor kollidiert war, worauf er den schlimmsten Sturz seiner Karriere erlitt und aufgrund seiner schweren Schulterverletzung zurücktreten musste. Platz 10 ging an den Australier Marty Cragill vor Neil Hodgson, Steve Martin (alle Ducati), Alistair Maxwell (Kawasaki) und James Toseland (Ducati).

Kein zweiter Lauf in Phillip Island
Die Verhältnisse auf der rund zwei Autostunden von Melbourne entfernten Insel liessen kein zweites Rennen zu. Daher entschied sich die Rennleitung für die Absage und somit gab es bei wie üblich 13 Runden diesmal nur 25 WM-Läufe. Bevor es nach Japan weiterging, hatte Troy Corsers Landsmann Bayliss von diesem die WM-Führung um 4 Punkte übernommen und totalisierte jetzt deren 94. Der amtierende Weltmeister Colin Edwards lag 23 Zähler im Rückstand und Ben Bostrom lag hinter seinem Landsmann auf dem 4. Zwischenrang mit erst 54 Punkten. Aber nach erst drei Runden war natürlich noch alles offen.

Troy Corser (Aprilia RSV 1000) – als WM-Leader in seine Heimat angereist und ausgerechnet in Phillip Island die Führung an Colin Edwards verloren (© WorldSBK).

Die Japan-Runde in Sugo

Mittlerweile war die japanische Strecke zusammen mit Donington die Letzte, welche seit der ersten Superbike Saison 1988 noch ununterbrochen im Kalender geblieben war. Hier waren wie in den USA, England und Australien sehr oft die heimischen Fahrer unglaublich stark gewesen, was die angereisten Stammpiloten der WorldSBK schon bald zu spüren bekommen sollten.

Nach dem Qualifying standen mit Matkoto Tamada und Hitoyasu Izutsu zwei Japaner auf den ersten Startplätzen. Daneben mit Troy Corser und Ben Bostrom ein Australier und ein US-Amerikaner. Seit 1996 hatten hier nur noch Japaner gewonnen und alle waren gespannt, ob ein Ausländer diese Phalanx durchbrechen könnte.

Blick in die Castrol Honda Box – wie in Japan üblich, waren dazu auch noch zwei Werksfahrer aus dem Gastgeberland unter dem Teamnamen Cabin Honda mit am Start. Auch Kawasaki, Suzuki und Yamaha hatten zusätzliche heimische Wildcard-Piloten mit am Start (© WorldSBK).

Der erste Lauf von Sugo
Es war mit Makoto Tamada auf der Honda nicht ganz unerwartet ein japanischer Wildcardfahrer, welcher dem ersten Rennen seinen Stempel aufdrücken sollte. Am Ende war Troy Corser auf seiner Aprilia der einzige Ausländer, der sich als Zweiter in den ersten 5 zu platzieren vermochte. Anfänglich hatte der Australier noch geführt, doch gegen den Japaner war offenbar kein Kraut gewachsen. Nebst Sieger Tamada hatte es auch noch Kawasaki Hoffnung Hitoyasu Izutsu auf Podest geschafft, gefolgt von seinen Landsleuten Shinichi Ito (Honda) und Akira Ryo (Suzuki). Gregorio Lavilla (Kawasaki) blieb als sechstem die Ehre, bester Europäer zu werden, gefolgt von Neil Hodgson auf der besten Ducati, Pierfrancesco Chili (Suzuki) und Ben Bostrom. Die Top Ten komplettierte Yamaha Pilot Wataru Yoshikawa vor James Toseland (Ducati), Honda Ass Colin Edwards, Troy Bayliss, Régis Laconi und Stéphane Chambon.

Makoto Tamada (Honda) vor Troy Corser (Aprilia), Neil Hodgson (Ducati), Akira Yanagawa (Kawasaki) und Frankie Chili (Suzuki) – der Japaner war auf seiner Heimstrecke schlicht unschlagbar und gewann mit 4,09 Sekunden Vorsprung auf den Australier (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Sugo
Makodo Tamada war auch im zweiten Lauf nicht zu bremsen. Nachdem er sich auch diesmal gegen seine beiden Landsleute Hitoyasu Izutsu und Tamaki Serizawa (beide Kawasaki) durchgesetzt hatte, feierten ihn die heimischen Zuschauer verständlicherweise wie einen Helden. Ben Bostrom wurde diesmal mit P4 „best of the rest“, gefolgt von seinem Ducati Markenkollegen Neil Hodgson und Aprilia Speerspitze Troy Corser. Akiro Ryo brachte die beste Suzuki auf Platz 7 ins Ziel, gefolgt von Frankie Chili auf identischem Fabrikat, aber aus dem offiziellen Werksteam. Der amtierende Weltmeister Colin Edwards musste sich mit Rang 13 hinter den 4 Japanern Shinichi Ito (Honda), Yukio Kagayama (Suzuki), Akira Yanagawa (Kawasaki) und Routinier und Teamkollege „Taddy“ Okada begnügen.

Makoto Tamada (Cabin Honda) – der Japaner vor heimischem Publikum am Ziel seiner Träume, als Doppelsieger der Superbike WM-Runde von Sugo. Zum sechsten Mal in Folge sollte kein Ausländer auf der japanischen Strecke bei einem WorldSBK Lauf ein Rennen gewinnen (© WorldSBK).

Neuer alter WM-Leader nach der Japan-Runde: Troy Corser
Für den als WM-Leader angereisten Troy Bayliss war es ein Tag zum Vergessen. Weil er im Vorjahr an dieser Stätte in beiden Rennen gestürzt war, ging er es diesmal vorsichtiger an. Mit nur gerade 4 Punkten Ausbeute fiel er daher aber wieder deutlich hinter Troy Corser zurück. Dieser hatte vor der Weiterreise nach Europa nun ganze 22 Punkte Vorsprung auf seinen Landsmann. Knapp ein Drittel der Saison war nun durch und Colin Edwards hatte bereits 42 Zähler Rückstand auf den im Zwischenklassement wie nach den ersten 2 Runden wieder führenden Aprilia Piloten. Ben Bostrom lag auf dem vierten Rang und hatte bereits 48 Punkte auf Corser verloren.

Troy Bayliss (Ducati Infostrada) – nach Runde 4 in Sugo wieder auf Position 2 abgerutscht, doch es standen noch 9 Events mit insgesamt 18 WM-Läufen aus (© Ducati Infostrada).

Die Rückkehr nach Europa mit der Monza Runde

Colin Edwards hatte besonders gute Erinnerungen an die traditionsreiche Strecke in Norditalien. Im Vorjahr stand er einmal zuoberst auf dem Podium und im 1. Lauf auf der zweiten Stufe des Podestes. Auf der Honda RVF 750 RC45 hatte er 1998 gar einen Doppelsieg verbucht. Doch hier war Ducati Land und von den bisherigen 18 Rennen war hier siebenmal einer der roten Renner siegreich gewesen, während Honda erst 5 Siege in Monza auf dem Konto hatte. Auf Poleposition stand mit Troy Bayliss prompt eine Ducati und Neil Hodgson daneben auf demselben Fabrikat. Daneben Akira Yanagawa auf der Kawasaki und mit Ben Bostrom eine weitere Ducati. Edwards mit der Castrol Honda dagegen stand mit P5 erst in der 2. Reihe.

Der Blick vom Start auf der Strecke, welche ihre Ursprünge im Jahr 1922 hat. Seit Austragung der Motorrad-Weltmeisterschaft im Jahr 1949 stand Monza unzählige Male im Kalender, bis sie nach schweren Unfällen immer öfter durch modernere Strecken abgelöst wurde. Die WorldSBK sollte noch bis ins Jahr 2013 hier zu Gast sein.

Das erste Rennen auf dem Autodromo Nazionale di Monza
Kurz nach dem ging der Texaner sogar in Führung, doch wenig später ging Bayliss wieder an ihm vorbei. Kurz danach lag Neil Hodgson an der Spitze. In der ersten Schikane hatte es nach dem Start einen Crash gegeben, bei dem Robert Ulm und Steve Martin (beide Ducati) ausschieden. Im zweiten Umgang flog Ben Bostrom ab und eine Runde später war Troy Corser an der Reihe. Während auch noch Tadayuki Okada gestürzt war, bildete sich eine Spitzengruppe mit Colin Edwards, Troy Bayliss, Rubén Xaus und Neil Hodgson.

Der Engländer bekundete jedoch zusehends Mühe, den Anschluss an das Trio zu halten. Danach verlor auch der Spanier den Kontakt zum Australier und dem amtierenden Weltmeister und verlor immer mehr an Boden auf die zwei Führenden. Es war letztlich Bayliss, der um 0,066 Sekunden vor dem US-Amerikaner gewann und die beiden Kawasaki Piloten Yanagawa und Lavilla hatten im Ziel gut 16,5 Sekunden Rückstand. Xaus war 3 Runden vor Schluss gestürzt und Hodgson mit einem technischen Problem ausgeschieden.

Die Führenden im Königlichen Park von Monza – Troy Bayliss (Ducati) vor Colin Edwards, Tadayuki Okada (beide Honda) und „Frankie“ Chili auf der Suzuki (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Monza
An der Spitze bot sich auch diesmal ein ähnliches Bild wie im ersten Rennen. Mit Troy Bayliss zuoberst auf dem Siegertreppchen und aus Zuschauersicht links von ihm Colin Edwards, sowie Kawasaki Ass Akira Yanagawa rechts, war das Podest nach dem 2. Lauf gar identisch. Diesmal hatte der Australier jedoch 3,31 Sekunden Vorsprung auf den Texaner. Und hinter dem Japaner kam mit Taddy Okada auf der Castrol Honda ein Landsmann von ihm ins Ziel. Platz 5 ging an Lokalmatador Pierfrancesco Chili, vor dem diesmal sitzen gebliebenen Rubén Xaus und Neil Hodgson. Régis Laconi wurde achter, während sein Aprilia Teamkollege Corser mit Reifenproblemen 7 Runden vor Schluss die Waffen strecken musste. Die Top Ten komplettierten Stéphane Chambon (Suzuki) und Alessandro Gramigni auf der besten Yamaha. Auch diesmal gab es zahlreiche Ausfälle, darunter die beiden Sturzopfer James Toseland und Gregorio Lavilla.

Troy Bayliss (Ducati Infostrada) der Triumphator des Monza Wochenendes von 2001, womit er sich die Führung im WM-Zwischenklassement zurückerobert hatte (© WorldSBK).

WM-Runde 6 in Donington Park

Zwei Wochen nach dem ersten von diesmal sogar 3 Rennen in Norditalien (eine Premiere seit Bestehen der Superbike WM) ging es nach Donington. Hier lag quasi die Wiege der seriennahen Weltmeisterschaft, weil an dieser Stätte am 3. April 1988 alles begonnen hatte. Das erste Rennen wurde eine Beute von Lokalmatador Neil Hodgson, der hier bereits im Vorjahr zweimal auf dem Podest gestanden war, davon im zweiten Lauf gar zuoberst auf dem Treppchen. Mit Platz 2 meldete sich zum ersten Mal in dieser Saison Frankie Chili auf dem Podest zurück. Der dritte Rang ging mit Steve Hislop an einen Mann, der vor allem bei den gefährlichen Straßenrennen wie der TT einen hervorragenden Ruf genoss. Zwei Jahre später sollte dieser tödlich verunfallen, aber nicht etwa im Rennsport, sondern alleine als Pilot am Steuer eines Helikopters in Schottland.

Steve Hislop an der Tourist Trophy, er war einer der ersten Fahrer, welche die „Schallmauer“ von 120 Meilen (ca. 193 km/h) bei diesem extremst gefährlichen Rennen durchbrach.

Die weiteren Platzierungen im 1. Lauf
Tadayuki Okada wurde vor seinem Castrol Honda Teamkollegen Colin Edwards vierter. Dahinter folgten Ben Bostrom, Rubén Xaus, James Toseland (alle Ducati), Stéphane Chambon auf der Suzuki und als bester Kawasaki Pilot Gregorio Lavilla. Troy Corser musste sich mit Rang 11 vor Aprilia Teamkollege Régis Laconi begnügen. Gar nur dreizehnter war WM-Leader Troy Bayliss geworden, vor Akira Yanagawa (Kawasaki) und dem Australier Marty Cragill (Ducati).

Start in Donington Park am 27. Mai 2001 mit an der Spitze dem amtierenden Weltmeister Colin Edwards mit der Nummer 1. Rechts mit der 155 Ben Bostrom, die 61 Steve Hislop und 60 John Reynolds. Links im Bild mit der 22 Troy Bayliss, die 3 Troy Corser, 52 James Toseland und 99 der Australier Steve Martin (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Donington
Diesmal hatte Frankie Chili im Ziel die Nase vorne. Der Italiener hatte seit Monza im Vorjahr kein Rennen mehr gewonnen und war überglücklich, seinen dritten Sieg auf englischem Boden feiern zu können. Davor war er in Brands Hatch 1996 und 1997 zweimal siegreich gewesen. Neil Hodgson verpasste den Doppelsieg um die Winzigkeit von 0,125 Sekunden und auch Troy Corser hatte auf Platz 3 nur etwas über 5 Zehntel Rückstand auf den Gewinner auf seiner Suzuki. Ben Bostrom wurde vierter vor Ducati Markenkollege John Reynolds und Colin Edwards. Taddy Okada belegte Rang 7 vor seinem Landsmann Yanagawa, Bayliss und Xaus. Dahinter mit P11 Chambon vor Lavilla, Broc Parkes, Giovanni Bussei und Cragill (alle Ducati). Hislop gab nach 8 Runden auf und Toseland zwei Umläufe später.

Auf dem Programmheft war der Sieger des zweiten Laufs im Vorjahr und auch des ersten Rennens des Jahres 2001. Neil Hodgson holte sich dazu den Gesamtsieg in Donington Park.

Auf dem Lausitzring für die 7. WM-Runde

Nachdem der nicht mehr zeitgemässe Hockenheimring aus dem Kalender geflogen war, kam auch der Nürburgring nach 1999 längere Zeit nicht mehr zum Zug. Damals hatte der „Flaggenskandal“ (siehe Bericht dazu in unserer History) zu einer längeren Pause in der Eifel gesorgt. Aus diesem Grund stand 2001 zum ersten Mal der Lausitzring im Programm. Der Japaner Yanagawa zierte damals wohl vor allem, weil das Kawasaki Werksteam vom Deutschen Harald Eckl geführt wurde, das Titelblatt des Programmhefts. Deutschsprachige Spitzenfahrer gab es in dieser Zeit, jedoch noch nicht in der WorldSBK, sondern mit Kellner und Teuchert in der Supersport WM.

Beim ersten Rennen in der Lausitz gab es den 3. Saisonsieg für Colin Edwards, der als erster Fahrer bis dahin diese Marke für sich verbuchen konnte. Bayliss wurde nur knapp dahinter zweiter vor Tadayuki Okada, Frankie Chili, Troy Corser und Gregorio Lavilla. Siebter wurde Régis Laconi vor Neil Hodgson, Hitoyasu Izutsu und Stéphane Chambon. Platz 11 ging an Ben Bostrom vor Akira Yanagawa, Marty Cragill und Broc Parkes.

Colin Edwards (Castrol Honda) in Führung – der „Texas Tornado“ nun mit der Nummer 1 an seinem Bike vor Neil Hodgson (Nr. 100), Ben Bostrom (verdeckt), Troy Bayliss (21) und in Grün die beiden Kawasakis von Akira Yanagawa (5) und Gregorio Lavilla (6). Mit der 55 Régis Laconi, 30 Alessandro Antonello und die 52 James Toseland (© WorldSBK).

Der zweite Lauf auf dem Lausitzring
Diesmal standen die beiden Ducati Piloten Troy Bayliss und Neil Hodgson auf den obersten beiden Stufen des Siegerpodests. Mit beinahe 23 Sekunden Rückstand traf Colin Edwards auf Platz 3 im Ziel ein und wurde damit Gesamtzweiter hinter Bayliss. Kawasaki Pilot Hitoyasu Izutsu trat erst zum vierten Mal in dieser Saison an und wurde im zweiten Rennen guter Vierter. Pierfrancesco Chili wurde fünfter vor Rubén Xaus, Troy Corser und Stéphane Chambon. Dahinter komplettierten die beiden Japaner Okada und Yanagawa die ersten zehn.

Colin Edwards (Castrol Honda) – der „Texas Tornado“ hatte bei seinem Versuch, den Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen alles andere als einen leichten Stand. Besonders in Foggys Nachfolger im Ducati Werksteam Troy Bayliss war ihm starke Konkurrenz erwachsen (© WorldSBK).

Die Situation in der Weltmeisterschaft nach 7 von 14 Runden

Mit Troy Bayliss lag Carl Fogartys Nachfolger bei Infostrada Ducati in Front. Der Australier totalisierte knapp nach Halbzeit 205 Punkte und lag damit vor Colin Edwards (182), Troy Corser (163), Frankie Chili (143), Neil Hodgson (131) und Ben Bostrom (102). Offensichtlich hatte der Texaner mit dem „Ducati-Killer“ von Honda, der VTR-1000 SP1 mittlerweile gegenüber der schnellen Ducati 996 R F01 nicht mehr die überlegene Waffe zur Hand wie im Vorjahr. Daher sollte Honda in der nächsten Saison nachlegen und mit dem Modell SP2 antreten. Doch 2001 musste Edwards versuchen, seinen Titel mit der SP1, die auch unter dem Kürzel SC45 bekannt wurde, zu verteidigen.

Troy Bayliss und Colin Edwards als Sozius – die beiden verstanden sich nicht nur sprachlich sehr gut. Es war eine komplett andere Welt als in der Zeit der „Regentschaft“ von Carl Fogarty. Der knorrige Engländer hatte stets betont, all seine Gegner zu hassen (© WorldSBK).

Weiter mit 2. Halbjahr: http://www.motoracers.eu/wsbk-story-28-2001-2/