Troy Bayliss (Ducati Infostrada) – nach der schweren Verletzung von Carl Fogarty im 2. Lauf von Phillip Island im Jahr 2000 zuerst als Ersatz für Suzuka geholt und ab Runde 5 in Monza zum Prodvidurium geworden. Bereits im Jahr danach war er ab dem ersten Drittel der Saison WM-Leader (© WorldSBK).

Die zweite Hälfte von 2001 – der 14. WorldSBK Saison

Für den amtierenden Weltmeister Colin Edwards lief bis zur Saisonmitte alles mehr oder weniger nach Plan, was seine Titelverteidigung betraf. Doch seine Konkurrenten hielten den Texaner gehörig auf Trab. Allen voran Troy Bayliss, der Nachfolger von Carl Fogarty im Ducati-Werksteam. Aber auch dessen australischer Landsmann Troy Corser war den beiden in der WM führenden dicht auf den Fersen. Auch Suzuki Speerspitze Pierfrancesco Chili war nicht zu unterschätzen. Dazu der US-Amerikaner Ben Bostrom vom Ducati L & M Team mit der aktuellen Ducati 996 R F01 auf demselben Stand wie Bayliss im Werksteam. Auch der Engländer Neil Hodgson und Ducati-Neuzugang Ruben Xaus verkauften ihre Haut in deren erster WorldSBK so teuer wie nur möglich. Bis auf den Spanier waren zu diesem Zeitpunkt auch noch alle in der Lage, um den WM-Titel mitzukämpfen.

Pierfrancesco „Frankie“ Chili – wie der in dieser Saison in der 500 cm³ WM angetretene „Nitro Nori“ Haga einer der absoluten Publikumsfavoriten. Ausnahmsweise trat der Bademeister aus Rimini diesmal nicht mit seiner typischen Nummer 7 an (© WorldSBK).

WM-Runde 8 in Misano

In der Superpole hatte sich der Ducati Privatpilot Neil Hodgson die Pole gesichert. Neben ihm in der ersten Reihe stand Troy Corser auf der Aprilia. In Fahrtrichtung gesehen rechts vom Australier der amtierende Weltmeister Colin Edwards (Castrol Honda) und Ben Bostrom (L & M Ducati). Nach dem Start setzte sich Bostrom an die Spitze. Der US-Boy führte nach der ersten von 25 Runden vor Corser, Edwards, Hodgson, Troy Bayliss und Alessandro Antonello (Aprilia). Im Lauf des Rennens kämpfte sich danach der Australier aus dem Ducati Infostrada Werksteam immer weiter nach vorne. Im Interview gab er später zu Protokoll, er hätte sich danach hinter dem führenden US-Amerikaner „ein wenig ausgeruht“.

Benelli Tornado 900 – ein neues Bike aus Italien als dritte Kraft nach Ducati und Aprilia. Die Dreizylinder-Maschine war ein ziemlicher Exot. Bis dahin waren entweder 1000 cm³ V2-Motoren wie bei Aprilia, Ducati und der Honda VTR-1000SP zum Einsatz gekommen oder die traditionellen japanischen 750-er Vierzylinder (© WorldSBK).

Spannende Entscheidung um den Sieg
Wie dem auch sei, selbst ein heftiger Rutscher konnte Bayliss nicht daran hindern, das Ziel knapp vor Bostrom zu überqueren. Dritter wurde Honda-Hoffnung Colin Edwards vor den beiden Kawasakis von Lavilla und Yanagawa. Hodgson wurde fünfter vor Corser, Antonello, Okada, Xaus und Toseland. Während Giovanni Bussei und der Österreicher Robert Ulm (beide Ducati) bereits in der ersten Runde gestürzt waren, fielen eine ganze Reihe von Fahrern mit technischen Problemen aus. Die prominentesten darunter waren Broc Parkes, Lucio Pedercini (beide Ducati), Peter Goddard auf der neuen Benelli und Aprilia Werkspilot Régis Laconi.

Misano Podium 2001 nach dem 1. Rennen, von links Ben Bostrom (L & M Ducati), Sieger Troy Bayliss (Ducati Infostrada) und Gregorio Lavilla (Kawasaki) als drittem vor Colin Edwards (Castrol Honda). Dieser wurde später auf Platz 3 anstelle des Spaniers gewertet und Gregorio blieb damit am Ende nur Rang vier (© WorldSBK).
Das revidierte Resultatblatt enthielt ein „P“ hinter der Platzierung von Lavilla, was für Penalty steht und seine Zeitstrafe erklärt, die ihm nachträglich aufgebrummt wurde. Von blossem Auge war kein Vergehen des Spaniers beim Start zu erkennen, aber er dürfte wohl kurz vor dem Ausgehen der Ampeln leicht gezuckt haben.

Das zweite Rennen an der Adriaküste
Beim um 15:30 Uhr gestarteten zweiten Lauf kam es bezüglich dem Kampf um die Spitze zu einer Wiederholung des ersten Rennens. Nur hatte diesmal Ben Bostrom sein Versprechen aus dem Podiums-Interview nach dem 1. Lauf wahrgemacht und zog dem Australier bis ins Ziel um 7,547 Sekunden davon. Platz 3 ging diesmal an Gregorio Lavilla auf der besten Kawasaki vor Antonello (Aprilia), Okada und Xaus.

Nach dem Start – Ben Bostrom (L & M Ducati) vor Colin Edwards (Castrol Honda), Régis Laconi (Aprilia), Troy Bayliss (Ducati Infostrada) und Troy Corser (Aprilia) – damals wurde in Misano noch im Gegenuhrzeigersinn gefahren (© WorldSBK).

Nachfolgend die Resultatliste des zweiten Rennens:

Die 9. Runde der WorldSBK in Laguna Seca

Nicht zum ersten Mal stand mit Ben Bostrom nach dem ersten Lauf auf der spektakulären Strecke nahe der Pazifikküste ein US-Amerikaner zuoberst auf dem Podest. Mit 1,337 Sekunden Vorsprung auf Neil Hodgson entschied der Ducati Pilot nach 1999 zum zweiten Mal einen WorldSBK Lauf in Laguna Seca für sich. Platz 3 ging an Troy Corser vor Troy Bayliss und Bens Bruder Eric auf Kawasaki.

Der amtierende Weltmeister Colin Edwards musste sich mit Platz 6 begnügen, vor Rubén Xaus, Taddy Okada und dem US-Amerikanischen Wildcard-Piloten Doug Chandler (Kawasaki). Letzterer hatte bereits 1989 auf derselben Marke seine ersten WorldSBK Rennen bestritten und war dazu in seiner GP Karriere 1992 auf Lucky Strike Suzuki immerhin WM-Fünfter geworden. James Toseland wurde zehnter vor Régis Laconi, Gregorio Lavilla und Broc Parkes. Ausgefallen waren unter anderem Akira Yanagawa (Kawasaki) und Frankie Chili (Suzuki) durch Sturz, sowie Stéphane Chambon (Suzuki) mit technischem Problem.

Ben Bostrom vor Troy Bayliss (beide Ducati) bei der Einfahrt in die berüchtigte Cork-Screw, der Korkenzieher Kurve von Laguna Seca. Bereits vor 2 Jahren war der US-Boy hier beim WM-Lauf in Kaliforniern bereits einmal siegreich gewesen, bevor er im Jahr darauf als Stammfahrer in die WorldSBK kam (© WorldSBK).
Leader Ben Bostrom (L & M Ducati) vor Neil Hodgson (SE Racing Ducati Team) und Aprilia Speerspitze Troy Corser, welcher in Laguna Seca 1995, 1998 und 2000 bereits 3 WorldSBK Siege gefeiert hatte. Zudem war der Australier 1994 erster ausländischer AMA Superbike für das Team Fast by Ferracci Ducati geworden (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Laguna Seca
Auf dem Podium hätte es beinahe zu einem Familienbild kommen können, als Ben Bostrom auch das zweite Rennen in Kalifornien für sich entschied. Mit 2,36 Sekunden Vorsprung auf Troy Corser gewann erneut der Lokalmatador und Platz 3 ging an Neil Hodgson vor Troy Bayliss und Bens Bruder Eric auf Kawasaki. Letzterer hatte dabei nur gerade 3,274 Sekunden Rückstand auf den drittplatzierten Engländer gehabt. Edwards wurde erneut nur sechster vor Toseland, Yanagawa, Laconi und Xaus. Tadayuki Okada blieb nur Rang 11 vor Stéphane Chambon, Steve Martin und Broc Parkes.

Eric Bostrom auf Kawasaki vor dem amtierenden Weltmeister Colin Edwards (Castrol Honda) – beide Male war Bens Bruder in Laguna Seca schneller als der Texaner gewesen (© WorldSBK).
Die Siegerehrung in Laguna Seca nach dem zweiten Rennen – diesmal gab es im Gegensatz zum ersten Lauf in Misano eine Runde davor keine nachträglichen Korrekturen. Von links Aprilia Pilot Troy Corser, ein Teammitglied und der Sieger Ben Bostrom (L & M Ducati), sowie Neil Hodgson vom GSE Racing Ducati Team (© WorldSBK).

Der historische erste WM-Punkt für die kleine Marke Benelli
Im zweiten Lauf auf der Strecke in Kalifornien gab es für die kleine Truppe von Benelli mit ihrem australischen Fahrer Peter Goddard durch Rang 15 den ersten WM-Punkt überhaupt zu feiern. Mit der Benelli Tornado 900 holte der sympathische Mann aus Down Under immerhin dreimal WM-Punkte in dieser Saison. Im Jahr danach sollte die Marke gar erfolgreicher abschneiden als Yamaha, wobei die Japaner sich nach der Saison 2000 werksseitig für einige Zeit aus der Superbike WM zurückgezogen hatten.

Ein Blick in die Benelli Box mit der neuen Tornado 900, einem wahren Exoten unter den anderen Bikes im Paddock der Superbike WM (© WorldSBK).
Stéphane Chambon (Suzuki) vor Gregorio Lavilla (Kawasaki) und Peter Goddard auf der Benelli Tornado 900 (© WorldSBK).

Die 10. WM-Runde in Brands Hatch

Die Entscheidung um den Sieg im ersten Rennen auf der Strecke südöstlich von London war eine Ducati interne Angelegenheit. Zwischen Ben Bostrom und Neil Hodgson ging es dabei am Ende für den US-Amerikaner glücklicher aus. Der Doppelsieger von Laguna Seca und Gewinner des zweiten Laufs von Misano holte sich damit den vierten Sieg in Folge. Hinter Hodgson landete Colin Edwards seit dem geschenkten 3. Platz im ersten Rennen von Misano zum ersten Mal wieder auf dem Podest.

Peter Goddard auf der Benelli Tornado 900 – diesmal waren in England gar 3 WM-Punkte für den Australier auf dem exotischen 3-Zylinder Bike aus Pesaro, südöstlich von Rimini in Italien drin gewesen (© WorldSBK).

Die weiteren Platzierungen im ersten Lauf
Frankie Chili wurde vierter vor Troy Bayliss und dessen Ducati-Werkskollege Rubén Xaus. Mit Platz 7 gelang Suzuki Werksfahrer Stéphane Chambon das zweitbeste Ergebnis der Saison seit Rang 6 im 1. Rennen von Monza. Troy Corser musste sich mit Platz 8 begnügen vor Sean Emmett (Ducati), Akira Yanagawa, James Toseland und Taddy Okada. Diverse Fahrer sahen das Ziel nicht, darunter Steve Hislop, Lucio Pedercini und John Reynolds (alle Ducati), sowie Gregorio Lavilla (Kawasaki) und Régis Laconi (Aprilia).

Neil Hodgson (Ducati) – der Engländer hatte in seiner ersten Saison als Stammfahrer in der Superbike WM zahlreiche starke Leistungen zu zeigen vermocht. Nebst einem Sieg in Donington kamen immerhin 6 Podestplätze dazu (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Brands Hatch
Ben Bostrom schaffte das Kunststück, seinen fünften Sieg in Folge seit Lauf 2 von Misano einzufahren. Eine solche Marke war seit 1993 ab Anderstorp in Schweden Carl Fogarty keinem Fahrer mehr gelungen. Ducati Markenkollege Hodgson landete mit 2,5 Sekunden Rückstand auf den US-Amerikaner erneut auf Rang 2. Dritter wurde diesmal Troy Bayliss, womit der Australier dafür sorgte, dass drei Ducati Piloten auf dem Podest standen. Es war das einzige Mal in dieser Saison, wo dies der Fall sein sollte. Chili holte sich Rang 4 vor Edwards, Toseland und John Reynolds (Ducati). Achter wurde Yanagawa vor Chambon, Emmett, Laconi und Xaus. Nur auf Platz 13 vor Lavilla, Okada und Landsmann Goddard lande diesmal Troy Corser.

Ben Bostrom (L & M Ducati) vor Colin Edwards (Castrol Honda) und Pierfrancesco Chili (Suzuki) – der US-Amerikaner war in seiner zweiten vollen WM-Saison gewaltig in Schwung gekommen und legte eine Serie hin, wie sie das letzte Mal „King Carl“ Fogarty gelungen war (© WorldSBK).
Peter Goddard (Benelli Tornado 900) vor Tadayuki Okada auf der Werks-Honda – auch wenn es im zweiten Rennen knapp nicht für die Punkteränge reichte, das Debut der kleinen italienischen Firma durfte man als durchaus gelungen bezeichnen (© WorldSBK).

Die Situation in der Weltmeisterschaft nach 10 von 13 Runden
Für Troy Corser war es seit Donington mit Ausnahme von Laguna Seca für ihn deutlich nach hinten gegangen. Als WM-Leader nach zwei Runden war der Australier mittlerweile auf Rang 4 abgestürzt, nur noch 9 Punkte vor Neil Hodgson als fünftem der Zwischenrangliste. In Führung lag nach Brands Hatch immer noch Troy Bayliss mit 303 Zählern vor Colin Edwards (250), Ben Bostrom (247), Corser (226), Hodgson (217) und Frankie Chili (179).

Troy Corser (Aprilia) vor Ben Bostrom (Ducati) – der australische Weltmeister von 1996 auf einer privaten Ducati des Power Horse Teams musste 3 Runden vor Schluss auf Fehler seines Landsmanns und WM-Leaders Bayliss hoffen (© WorldSBK).

Die zweite deutsche WM-Runde in Oschersleben

Für die drittletzte Runde der Weltmeisterschaft 2001 ging es nach Oschersleben, südwestlich von Magdeburg. Im Vorjahr hatte hier die finale Serie mit 4 Rennsiegen in Folge von Colin Edwards ihren Anfang genommen. Für den Texaner ging es auf diesem Kurs im selben Stil weiter. Der Castrol Honda Pilot entschied das erste Rennen mit einem Vorsprung von 3,355 Sekunden auf Rubén Xaus für sich. Platz 3 ging an Ben Bostrom vor Yanagawa, Okada, Chili und Hodgson. Achter wurde Régis Laconi vor seinem Aprilia Teamkollegen Corser, James Toseland und Gregorio Lavilla. WM-Leader Troy Bayliss musste seine Ducati 7 Runden vor Schluss mit Kupplungsproblemen abstellen.

Colin Edwards (Castrol Honda) – mit seinem Sieg im ersten Rennen bewahrte sich der amtierende Weltmeister die Chancen für seine Titelverteidigung, nachdem Bayliss ausgefallen war (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Oschersleben
Zum ersten Mal in seiner Karriere schaffte Rubén Xaus etwas, das seinen Landsleuten Pere Riba und Gregoria Lavilla in ihrer Karriere verwehrt bleiben sollte. Mit seinem ersten Sieg in der Superbike Weltmeisterschaft setzte der Spanier eine historische Marke als erster Fahrer seines Landes, dem dies gelungen war. Colin Edwards schaffte Platz 2 vor WM-Leader Bayliss und dessen Ducati Markenkollegen Ben Bostrom.

Nachfolgend die offizielle Resultatliste:

(© WorldSBK).
Rubén Xaus (Ducati Infostrada) – der ungestüme Katalane aus Sant Cugat del Vallès (nordwestlich von Barcelona) musste bis Oschersleben warten, bis er seinen ersten Sieg für das Ducati Werksteam und sein Land Spanien einfahren konnte (© WorldSBK).

Die zweitletzte WM-Runde in den Niederlanden

Das viertletzte Rennen der Saison wurde zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen der zwei Stallkameraden von Ducati Infostrada. Am Ende hatte Troy Bayliss dabei die Nase um winzige 1,66 Zehntel die Nase vor Oschersleben-Sieger Xaus. Nur eine gute Sekunde hinter den beiden folgte Colin Edwards auf Platz 3. Dieses Resultat hatte für den Ausgang der Weltmeisterschaft bereits vorentscheidenden Charakter. Im zweiten Lauf konnte sich Bayliss vorzeitig zum Weltmeister machen, wenn der US-Amerikaner genug weit hinter ihm ins Ziel kam.

Vierter wurde Frankie Chili vor Neil Hodgson und Troy Corser. Platz 7 ging an Taddy Okada vor Yanagawa, Laconi und Toseland. Dahinter folgten Bostrom, Lavilla und Chambon. Mit Rang 14 holte sich Juan Borja auf Yamaha zwei WM-Zähler. Der Spanier war noch im Vorjahr anstelle von Xaus an der Seite von Bayliss im Ducati Werksteam gefahren, aber nur WM-Elfter geworden.

Troy Bayliss (Ducati) vor Régis Laconi (Aprilia), Gregorio Lavilla (Kawasaki) und Ben Bostrom (Ducati) – nach dem 1. Lauf von Assen stand der Australier nur einen Schritt vor dem vorzeitigen Gewinn des WM-Titels (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Assen
Erneut wurde es eine hauchdünne Angelegenheit, wer nach dem 2. Lauf zuoberst auf dem Siegertreppchen stehen würde. Um diesmal 2,21 Zehntel holte sich Bayliss Sieg Nummer 2 in Folge vor seinem Teamkollegen Xaus. Platz 3 ging an Troy Corser vor Frankie Chili, Neil Hodgson und Akira Yanagawa. Siebter wurde Régis Laconi vor James Toseland, Gregorio Lavilla und Colin Edwards, der nur auf Platz 10 die Zielflagge sah. Damit war die Entscheidung gefallen und mit 52 Punkten Vorsprung auf den US-Amerikaner stand Troy Bayliss bereits vor dem Saisonfinale in Imola als neuer Weltmeister für Ducati fest.

Der neue Weltmeister Troy Bayliss mit seinem T-Shirt als World Superbike Champion des Jahres 2001 auf Ducati. Nach Troy Corser im Jahr 1996 war er der erst zweite australische Titelträger in der bis dahin 14-jährigen Geschichte der WorldSBK (© WorldSBK).

Saisonfinale mit der Premiere in Imola

Auf dem Autodromo Dino e Enzo Ferrari hatte die WorldSBK in ihrem bereits 14. Jahr ihre Premiere. Mit der 13. und letzten Runde der Weltmeisterschaft gab es nahe Borgo Panigale, dem Sitz von Ducati in einem Vorort von Bologna, bereits vor dem ersten Rennen viel zu feiern. Nachdem Colin Edwards den Titel für Honda im Vorjahr geholt hatte, war Ducati 2001 dank Troy Bayliss wieder siegreich gewesen. Alles war vorbereitet für eine freudige Feier nach dem Finalsonntag und die Tifosis hofften natürlich auf siegreiche Rennen der Fahrer ihrer Fabrikate.

Am womöglich letzten Rennen der WorldSBK auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferari in Imola im Mai 2019, der Blick auf Start-Ziel und die Boxenanlage. Bei der Premiere im Jahr 2001 waren zumindest die Preise noch auf einem vernünftigen Niveau – ganz im Gegensatz zum Zeitpunkt, als diese Aufnahme entstand. Damals (2019) wurden die Eintrittspreise gegenüber dem Vorjahr praktisch verdoppelt und es war zusammen mit Misano das mit Abstand teuerste WSBK-Event der Saison.
Troy Bayliss (Ducati) in ungewohnter Lackierung und schwarzer Kombi vor Ben Bostrom (Ducati), Colin Edwards und Taddy Okada (beide Honda) – hinten im Bild Troy Corser auf der Aprilia (© WorldSBK).

Das erste Rennen mit dem versalzenen Saisonende für Bayliss
Standesgemäss lag der neue Weltmeister anfänglich auf dem traditionsreichen Autodromo von Imola in Führung. Nach der Superpole war der Australier auf Startplatz 3 hinter Corser und Laconi, sowie vor Edwards gestanden. Bei nur gerade 19 Grad Celsius war es am 30. September 2001 nicht besonders gastlich in der Emilia Romagna. Nach der ersten Runde führte Bayliss vor Bostrom, Laconi, Hodgson und Xaus. Eine Runde später verpasste der Engländer die Schikane vor Start-Ziel, aber Hodgson fand wieder zurück auf die Strecke.

Das Infield, der Innenbereich der Strecke von Imola ist eine idyllische Parkanlage mit Tennisplätzen und einem Tiergehege. Rechts am Bildrand die Boxenanlage des Autodromo Dino e Enzo Ferrari von Imola.

Dramatische Szenen kurz vor Schluss
Nach 7 Runden führte Xaus vor Laconi und Bayliss lag nur noch auf P3 in einer insgesamt achtköpfigen Spitzengruppe. Kurz nach Rennhälfte gab Frankie Chili mit Reifenproblemen an der Box auf. Wild driftend kämpfte sich der Australier wieder auf Platz 2 vor, hinter dem zwischenzeitlich führenden Laconi und vor Xaus. Aber der Spanier kämpfte sich wenig später wieder an Bayliss vorbei. Zwei Runden vor Schluss überholten die beiden Teamkollegen den Aprilia Piloten. Kurz danach kam der neue Weltmeister beim Beschleunigen auf der Streckenbegrenzung ins Schlingern und flog ab. Der nachfolgende Laconi konnte der am Boden liegenden Ducati und stürzte ebenfalls. Der Australier konnte danach noch froh sein, nicht überrollt worden zu sein und humpelte von der Strecke.

Troy Bayliss auf dem improvisierten Sozius-Sitz von Colin Edwards – so hatte sich der Australier das triumphale Wochenende in Imola nicht vorgestellt (© WorldSBK).

Der Ausgang des ersten Rennens
Rubén Xaus rettete Platz 1 ungefährdet bis ins Ziel, weil sich die führenden drei deutlich von ihren Verfolgern abgesetzt hatten. Aprilia Ass Troy Corser erbte Platz 2 und Colin Edwards wurde Dritter und spielte in der Auslaufrunde für den angeschlagenen Nachfolger als Titelträger sogar noch Taxi. Dieser sollte im zweiten Lauf nicht mehr antreten, nachdem er sich am rechten Arm verletzt hatte. Rang 4 ging an Ben Bostrom vor Okada, dem Australier Steve Martin (Ducati), Lavilla und Chambon. Mit Platz 9 holte sich Lokalmatador Lucio Pedercini auf seiner Ducati das erst zweite Top Ten Ergebnis der Saison. Hodgson wurde nach seiner Aufholjagd nach seinem Fehler Ende der 1. Runde noch Zehnter vor Ducati Markenkollege Giovanni Bussei.

Die Spitzengruppe im ersten Rennen mit Rubén Xaus (Ducati) vor Régis Laconi (Aprilia) und dem neuen Weltmeister Troy Bayliss (Ducati), der mit seinem Sturz auch den hier vor ihm liegenden Franzosen aus dem Rennen warf (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Imola
Ohne Bayliss wurde der durch Troys Sturz im ersten Rennen auf sicherem Podestkurs ebenfalls ausgeschiedene Régis Laconi mit seinem Sieg im zweiten Lauf entschädigt. Der Franzose gewann sein erstes WorldSBK Rennen der Karriere und holte damit für Aprilia den dritten Saisonsieg, nach den zwei Erfolgen von Corser beim Saison-Auftakt. Mit 0,021 Sekunden Vorsprung war es seit Einführung der Superbike WM die bis dahin sechstknappste Entscheidung in einem Rennen. Hier die bis dahin knappsten Zieleinläufe bis zu diesem Zeitpunkt:

Nach dem Start zum zweiten Rennen ging zunächst Edwards in Führung, doch in der ersten Schikane wischte Laconi an ihm vorbei und übernahm das Kommando. Dahinter der Castrol Honda Pilot vor Ben Bostrom, Neil Hodgson (beide Ducati) und Antonello auf der zweitbesten Aprilia. Wenig später hatte sich Rubén Xaus nach vorne gekämpft und ging an Bostrom vorbei. An der Spitze entwickelte sich danach ein Dreikampf zwischen Laconi, Edwards und Xaus. Mit leichtem Abstand folgten Bostrom, Hodgson und Antonello.

Régis Laconi (Aprilia) vor Weltmeister Colin Edwards (Castrol Honda) und Rubén Xaus (Infostrada Ducati) – der Franzose hatte seine beiden besten Rennen im ersten und letzten Lauf der Saison 2001 (© WorldSBK).

Prominente Sturzopfer und der Premieren-Sieger
Als erster Fahrer war bereits in der 2. Runde der ehemalige Ducati-Werkspilot Juan Borja auf der privaten Yamaha abgeflogen. In der Zwischenzeit hatte Xaus zuerst Edwards und wenig später auch Laconi überholt. Im zehnten Umlauf war Troy Corser an der Reihe, der kurz davor an Teamkollege Alessandro Antonello und danach auch Ben Bostrom vorbeigegangen war, als er stürzte. Der Australier hatte versucht, sich innen an Edwards vorbeizudrängen, was nicht aufging und zu seinem heftigen Abflug führte. Edwards musste dabei ausweichen und geriet ins Kiesbett, womit auch sein Rennen zerstört war und er danach an der Box aufgeben musste. Hodgson war immer weiter zurückgefallen und hinter den beiden Führenden hatte sich Tadayuki Okada herangekämpft, der am Schluss hinter Laconi und Xaus Platz 3 belegte.

Das Siegerpodest mit von links Rubén Xaus (Ducati) im FC Barcelona-Trikot als Zweiter, Sieger Régis Laconi (Aprilia) und Tadayuki Okada (Castrol Honda) mit dem 3. Podestplatz der Saison 2000 (© WorldSBK).

Die weiteren Platzierungen im 2. Lauf
Vierter wurde Bostrom vor dem Australier Steve Martin (beide Ducati), Gregorio Lavilla (Kawasaki) und Neil Hodgson (Ducati). Antonello war zwei Runden vor Schluss ebenfalls noch gestürzt und Platz 8 ging an Broc Parkes (Ducati) vor Frankie Chili auf der Suzuki als bester Italiener. Zehnter wurde Giovanni Bussei (Ducati) vor Alessandro Gramigni (Yamaha), Lucio Pedercini (Ducati) und Peter Goddard auf der Benelli Tornado Dreizylinder. Vierzehnter wurde der Australier Marty Craggill vor dem Italiener Marco Borciani (beide Ducati).

Die Weltmeisterfeier am späteren Abend in Imola mit Andrew Pitt (Kawasaki ZX-6R, Supersport 600) und Troy Bayliss (rechts im Bild, mit verletztem rechtem Arm nicht am Start zum Finalrennen dabei gewesen) mit der Ducati 996 R F01 und der Nummer 1 auf seinem Bike (© WorldSBK).

Endstand der Fahrer-Weltmeisterschaft 2001

Troy Bayliss vor Rubén Xaus (beide Ducati Infostrada) – zusammen mit Ben Bostrom und Neil Hodgson die Hauptverantwortlichen für den überlegenen Sieg von Ducati in der Hersteller-WM (© WorldSBK).

WM-Endstand der Hersteller-Wertung 2001

(© WorldSBK).

Weiter mit 2002: http://www.motoracers.eu/wsbk-story-29-2002-1/