Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10R) beim Saisonfinale 2016 – der zweifache Weltmeister hatte innert zweier Jahre bei den Grünen seine Siegesbilanz von 15 auf 38 hochgeschraubt und lag damit bereits auf Position 4 der ewigen Bestenliste hinter Carl Fogarty (59), Troy Bayliss (52) und „Nitro Nori“ Haga (43). Troy Corser als 33-fachen Superbike Rennsieger hatte er damit bereits überholt.

Die 1. Saisonhälfte 2017 – das 30-Jahre Jubiläum der WorldSBK

Jonathan Rea stand vor seiner dritten Saison als bereits zweifacher Weltmeister für Kawasaki. Im Vorjahr hatte er mit einem starken Saisonbeginn zu glänzen vermocht und danach seine WM-Führung kontinuierlich ausgebaut. Der Nord-Ire hatte zum zweiten Mal nacheinander mit seinem Teamkollegen und Vize-Champion Tom Sykes überlegen den Titel in der Herstellerwertung gesichert. Bereits fünf Jahre rannte Hauptkonkurrent Ducati nun bereits erfolglos einer Weltmeisterschaft hinterher. Nachdem er eine denkbar schlechte zweite Halbzeit im Vorjahr erlebt hatte, wurde Davide Giugliano auf die Saison 2017 durch seinen italienischen Landsmann Marco Melandri ersetzt. Der kleine Mann aus Ravenna war bereits von 2011 bis 2014 dabei gewesen und hatte nach einem erfolglosen MotoGP Jahr für eine Saison pausiert. Die Grünen hingegen traten mit denselben zwei Werkfahrern an, hatten aber maschinell nachgelegt und brachten mit der Kawasaki ZX-10RR Ninja eine neue Waffe im Kampf um die Titelverteidigung.

Die beste Mannschaft von 2016 beim Saisonfinale in Losail (Katar) auf dem Gruppenfoto – das Kawasaki Racing Team mit links Weltmeister Jonathan Rea und daneben seinem Vize Tom Sykes. Sie waren auch für 2017 die klaren Favoriten.

Der Kalender für die Saison 2017

Gegenüber dem Vorjahr blieben die ersten 5 Runden gleich, aber Sepang in Malaysia fiel diesmal weg und wurde durch den Autodromo do Algarve in Portugal ersetzt. Diese Runde wurde sinnvollerweise aber im Herbst angesetzt, wodurch sich Donington, Misano, Laguna Seca und Lausitzring um eine Position verschoben. Der Sepang International Circuit kehrte danach bis auf Weiteres nicht mehr in den Kalender zurück. Für das Rennen in Deutschland sollte es im Folgejahr keine Fortsetzung mehr geben. Die Strecke in der Lausitz wurde von der Firma Dekra gekauft und danach war schon wieder Schluss mit dem dortigen Event. Wie seit 2013 jährlich waren die Termine für Aragon und Assen sehr ungeschickt gewählt, was viele nicht verstanden. In Assen war bereits im Vorjahr bei rund 10 Grad Celsius gefahren worden und Dorna und FIM schienen daraus einfach nichts lernen zu wollen.

Der Saisonauftakt in Phillip Island

In der Saison 2015 hatten sich hier Leon Haslam und Jonathan Rea die ersten beiden Plätze geteilt und im Jahr danach hatte der Weltmeister mit einem Doppelsieg geglänzt. Der erste Lauf begann furios und anfänglich lagen 6 Fahrer innerhalb einer Sekunde. Aber nach seinem Landsmann Lorenzo Savadori (Aprilia) stürzte zwölfeinhalb Minuten später auch der in der Spitzengruppe mitfahrende Ducati Neuzugang Marco Melandri. Es gab zahlreiche Führungswechsel und nebst Alex Lowes waren es vor allem Rea und Sykes die sich ab Rennmitte in der Führung abwechselten. Gegen Ende gab es einen knallharten Zweikampf zwischen dem Weltmeister und Chaz Davies um den Sieg, während Sykes leicht zurückfiel. Es war Jonathan Rea, der mit dem 4. Sieg in Down Under zum bereits 39. Mal einen WorldSBK Lauf gewonnen hatte. Nachfolgend das offizielle Resultat des ersten Rennens.

Das Modell ist bei Kawasaki in diesem Dokument natürlich falsch, weil bereits mit der brandneuen ZX-10RR gefahren wurde und nicht mitten in der Saison gewechselt. Natürlich haben wir auch Fotos, welche dies belegen, bereits von den Wintertests und in der typischen Winterlackierung von Kawasaki. Josh Brookes war mit einem technischen Problem ausgefallen und der ehemalige MotoGP Fahrer musste sich mit dem kläglichen 15. Rang auf der Werks-Honda begnügen.
Nicky Hayden auf der Red Bull Honda – der US-Boy hatte mit dem Deutschen Stefan Bradl einen neuen und sehr renommierten Teamkollegen erhalten, aber die Performance seiner Honda CBR-1000RR Fireblade liess nach wie vor zu wünschen übrig.
Vor dem Rennen an der Strecke mit links im Bild dem Meer im Hintergrund von uns fotografiert – viele Fahrer, darunter auch der beste Deutsche Max Neukirchner lieben diesen Kurs sehr, wie sie uns glaubwürdig versicherten.

Das zweite Rennen in Australien
Diesmal war Nicky Hayden gestürzt, gut 12 Minuten nach dem Start in Kurve 10. An der Spitze ab dem ersten Drittel diesmal Rea, Davies und Melandri um den Sieg und am Ende war es erneut der Kawasaki Pilot, welcher dabei die Nase knapp vorne hatte. Nur zweieinhalb Hundertstel vor Davies kreuzte Rea die Zielflagge und Melandri holte auf der Ducati Panigale R mit Platz 3 sein erstes Podium. Weniger als eine Sekunde hinter dem Sieger wurde Alex Lowes auf der Pata Yamaha vierter, der Engländer hatte anfänglich sogar noch in Führung gelegen. Rang 5 ging an Xavi Forés vor Sykes, van der Mark, Savadori und Laverty. Honda Werksfahrer Bradl musste sich erneut mit dem enttäuschenden 15. Platz begnügen. Wie bereits in der MotoGP zuvor, wo er keinen Platz mehr gefunden hatte, sollte er schon bald über sein schlechtes Material reklamieren.

Ein absolutes Dream-Team bei Kawasaki in der Box in Phillip Island – Crew Chief Pere Riba, der ehemalige Rennfahrer mit Jonathan Rea, dem amtierenden Weltmeister, der sich gleich zu Saisonbeginn wieder in einer beneidenswerten Form befand (© Kawasaki Racing Team).
Zu Besuch in Cowes auf der Insel Phillip Island in Australien von uns fotografiert. Die Strecke im Süden von Melbourne ist eine der schönsten auf diesem Planeten, daran gibt es definitiv keinen Zweifel, wie wir uns überzeugen konnten.

Die zweite Runde mit dem Rennen in BuriRam (Thailand)

Als Doppelsieger angereist, schlug Kawasaki Ass Rea gleich im ersten Rennen des Chang Circuit, genannt „Destination of Speed“ erneut zu. Diesmal hatte er sich gleich zu Beginn von seinen Verfolgern abgesetzt und fuhr danach einem ungefährdeten Sieg entgegen. Davies wurde mit über 6 Sekunden Rückstand zweiter vor Sykes, Melandri, Van der Mark, Lowes, Torres, Camier, Hayden und Bradl mit seinem ersten Top Ten Ergebnis. Der Schweizer Randy Krummenacher (Kawasaki) war zwölfter geworden und der Deutsche BMW Pilot Markus Reiterberger hatte mit Platz 14 zum dritten Mal im 3. Rennen der Saison Punkte geholt.

Das Podium nach dem ersten Rennen in BuriRam mit von links einem Kawasaki-Teammitglied, dem zweiten Chaz Davies (Aruba.it Ducati), Sieger Jonathan Rea und seinem Kawasaki Teamkollegen Tom Sykes.
Unsere Panorama-Aufnahme in BuriRam – unten im Bild wirkt die Start-Ziel-Gerade dabei wie eine Kurve. Der Chang Circuit stellt vor allem aufgrund der hohen Temperaturen bei den subtropischen Bedingungen an Fahrer und Material höchste Ansprüche.

Der zweite Lauf in BuriRam
Das erste Sturzopfer war nach dreieinhalb Minuten in Kurve 3 Chaz Davies, der kurz zuvor den bis dahin auf P2 liegenden Jonathan Rea noch überholt hatte. Wenig später hatte auch Lorenzo Savadori auf der Milwaukee Aprilia einen Crash in der Zielkurve und das Rennen wurde mit roten Flaggen abgebrochen. Nach dem Restart wurden weitere 16 Runden gefahren und die Frage, wer siegen würde, stellte sich dabei nur kurz. Unwiderstehlich zog Rea seinem nächsten Verfolger Melandri davon und gewann sicher mit über 4 Sekunden Vorsprung auf seinen Kawasaki Teamkollegen Sykes, welcher den kleinen Italiener vor dem Ziel noch abgefangen hatte. Davies hatte nach seinem Crash noch sehr viel Glück gehabt, dass abgebrochen wurde. Ansonsten hätte er keine Punkte im 2. Rennen geholt. Nachfolgend das offizielle Resultat mit dem vierten Saisonsieg von Jonathan Rea in Folge.

Es war der fünfte Triumph des Nord-Iren auf dem Chang Circuit und der bereits 42. seiner Karriere. Es fehlte nur noch einer zum 3. Rang, um in der ewigen Bestenliste mit „Nitro Nori“ Haga gleichzuziehen.
Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) vor dem Start in BuriRam – bei 36 Grad Celsius suchten westliche Besucher in erster Linie Schatten, um es einigermassen auszuhalten. Die Fahrer mussten fit wie ein Turnschuh sein, um unter diesen Bedingungen durchzuhalten.
Beim Verlassen des Chang Circuit, genannt „Destination of Speed“ von uns fotografierter Sonnenuntergang in BuriRam – die WorldSBK sollte hier nicht sehr lange gastieren, weil später auch MotoGP Rennen auf dieser Strecke ausgetragen wurden. Dadurch begannen die Zuschauerzahlen zu sinken und bald kam danach das Ende für die seriennahe Weltmeisterschaft.

WM-Runde 3 im Motorland Aragon

Der amtierende Weltmeister und WM-Leader reiste mit dem Punktemaximum nach Alcaniz an. Zwei Jahre zuvor hatte er in Aragonien zum ersten Mal gewonnen und diesmal kam es zu seinem zweiten Sieg auf einer der Lieblingsstrecken von Davies. Dieser hatte zum ersten Mal die Poleposition geholt, während zuvor immer Rea von Startposition eins ins Rennen gegangen war. Aber der 2. Startplatz war für den Kawasaki Piloten kein Handicap, er folgte dem an der Spitze liegenden Waliser die ersten 15 Runden wie ein Schatten. Danach ging der Nord-Ire im drittletzten Umgang an seinem Erzrivalen vorbei in Führung. Der Ducati Pilot stürzte kurz darauf in der Zielkurve, sein zweiter Fehler nach dem zweiten Lauf in BuriRam in Folge und diesmal deutlich verhängnisvoller. Mit gut 4 Sekunden Rückstand auf Sieger Rea wurde Melandri zweiter vor Sykes, Lowes, van der Mark, Torres, Mercado, Laverty, Bradl und Hayden.

Jonathan Rea vor Kawasaki Teamkollege Tom Sykes, Marco Melandri auf Ducati und Aprilia Pilot Leandro Mercado – als Davies gestürzt war, liess sich der WM-Leader die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und gewann den ersten Lauf sicher.

Das zweite Rennen von Aragon
Es tönt seltsam, wenn ein Fahrer zweiter wird und wir dabei von der Bestätigung seiner Überlegenheit berichten. Aber genauso war es im zweiten Lauf. Zuerst führte nach dem Start Alex Lowes und nach 3 Runden war es Rea der bis zum Ende des zweiten Drittels an der Spitze lag. Danach wurden Davies und Melandri aufsässig, aber der WM-Leader blieb cool und liess sich bis zum Schluss nicht zu einem Fehler verleiten. Am Ende gewann Davies vor dem Kawasaki Piloten und Melandri, der in den letzten Runden noch deutlich an Boden verloren hatte. Nach 5 Siegen in Folge hatte Jonathan Rea mit Platz 2 exakt damit unter Beweis gestellt, was seine größte Stärke war. Zuzuschlagen, wenn sich die Chance dazu bot und sich klug das Rennen einzuteilen, wenn das Risiko für einen Sieg zu hoch erschien. Er führte nach dem Europa-Auftakt mit 50 Punkten Vorsprung auf Davies als nächstem Verfolger und Teamkollege Sykes lag bereits deren 54 zurück. Dieser war vierter geworden vor van der Mark, Forés, Torres, Mercado, Laverty und Camier. Nun ging es in die Niederlande auf eine der Lieblingsstrecken des WM-Leaders.

Jonathan Rea (Kawasaki) vor Marco Melandri (Ducati), Alex Lowes, Michael van der Mark (beide Yamaha), Chaz Davies (Ducati) und Tom Sykes auf Kawasaki. Hinten im Bild Eugene Laverty auf der Milwaukee Aprilia.
Blick auf die Kleinstadt Alcaniz in der Nähe des Motorland Aragon von uns vor Ort fotografiert – für Fans und Rennbesucher wird hier sehr wenig geboten, es gibt nur eine handvoll Hotels und Restaurants. Wer kein Camping-Fan ist, hat an einem MotoGP Wochenende keine Chance, in weniger als einer bis eineinhalb Autostunden eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden.

Die 4. Runde in der Cathedral of Speed in Assen

In der vierten Runde seine dritte Poleposition zu holen, das sagt über die Form von Jonathan Rea sehr viel aus. Eigentlich galt sein Teamkollege Sykes als „Mister Superpole“ seit dem Rücktritt von Troy Corser, als Spezialist für eine sogenannte Chaos-Runde. Der amtierende Weltmeister hatte hier bereits neunmal gewonnen, die Premiere war 2010 auf Honda ein Doppelsieg gewesen. Seit 2014 im ersten Rennen Sylvain Guintoli (Aprilia) hatte kein anderer Fahrer als der WM-Leader hier mehr gewonnen.

Keine 4 Minuten nach dem Start crashte zum Leidwesen der einheimischen Zuschauer Michael van der Mark in Kurve 5 und etwas über eine Viertelstunde später tat es ihm sein Yamaha Teamkollege Alex Lowes gleich. Johnny Rea hingegen fuhr wieder eines seiner typischen Rennen, als er dem angriffslustigen Chaz Davies wie ein Schatten folgte. Zwei Runden vor Schluss kam es gar nicht erst zum Kampf zwischen den beiden Erzrivalen, sondern der Ducati Pilot schied mit einem technischen Problem aus. Damit war der Weg frei für Rea, der überlegen vor Sykes und Melandri gewann. Nachfolgend das offizielle Resultat vom 1. Rennen.

Mit Sieg Nummer 44 hatte Johnny Rea den japanischen Publikumsliebling Noriyuki Haga überholt und war nun drittbester Fahrer der WorldSBK Geschichte hinter Foggy und Bayliss, auf den noch 8 Triumphe fehlten, bis er mit dem Australier gleichziehen würde.
Die Nummer 200 für den zweifachen Weltmeister – diese erreichte er in Assen und hatte bis dahin beinahe jedes vierte Rennen gewonnen. Diese Marke mit einem Doppelsieg zu feiern war natürlich standesgemäss für den Nord-Iren.
Das Podium nach dem ersten Rennen in der „Cathedral of Speed“ in Assen mit von links Tom Sykes (P2), Sieger Jonathan Rea (beide Kawasaki) und dem drittplatzierten Marco Melandri (Ducati).

Der zweite Lauf in Assen
Aufgrund der sportlich höchst fragwürdigen Regelung der damaligen Jahre musste der Sieger des ersten Rennens und in diesem Fall auch Polesetter von Startplatz 9 losfahren. Zwei Jahre später wurde dieser Unfug abgeschafft, bei welchem die besten Fahrer von Lauf 1 mit einer schlechten Ausgangslage zur Erhöhung der Spannung bestraft wurden. Jonathan Rea als einer der besten Starter war nach der ersten Runde bereits vierter hinter Forés, Laverty und Sykes. Zwei Umgänge später lag der WM-Leader vorne und fuhr sofort einen deutlichen Vorsprung auf seine Verfolger heraus. Der einzige, der sich wieder an ihn heranpirschen konnte, war sein Teamkollege. Aber der amtierende Weltmeister behielt die Nase vorne und wehrte, wenn auch denkbar knapp, bis ins Ziel sämtliche Angriffe von Sykes erfolgreich ab. Hinter dem nun bereits 45-fachen Sieger und seinem Boxen-Nachbar wurde Davies dritter vor van der Mark, Lowes, Camier, Torres, Laverty, Hayden und seinem Honda Teamkameraden Bradl.

Spaziergang auf der Strecke – wie so oft beim Event in den Niederlanden war das Wetter durch den Termin im April öfters ein Thema. Zwei Jahre später sollte gar das Rennen vom Samstag aufgrund von Schneefall verschoben werden (© Kawasaki Racing Team).
Nicky Hayden (Honda CBR-1000RR Fireblade) – mit Platz 9 direkt vor seinem Teamkollegen Bradl war er zum vierten Mal in der vierten Runde vor dem Deutschen ins Ziel gekommen, bevor es weiter nach Italien ging. Niemand konnte damals ahnen, das dies sein letztes Rennwochenende sein würde.

WM-Runde 5 in Imola

Bevor nur rund 50 Kilometer entfernt vom Sitz von Ducati das erste Rennwochenende in Italien an der Reihe war, lag nach 4 von 13 WM-Runden der WM-Leader 64 Punkte vor seinem Kawasaki Teamkollegen in Führung und Chaz Davies auf P3 hatte einen Rückstand von 84 Zählern auf den Nord-Iren. Natürlich hofften die zahlreich erschienenen Ducati Fans auf ein Festival für die Roten auf dem Autodromo Dino e Enzo Ferrari. Man darf auch davon ausgehen, dass mit Davies und Melandri das Ducati Werksteam davor fleißig auf ihrer Heimstrecke privat testen waren. Im Vorjahr hatte der Fahrer aus England beide Rennen für Ducati gewonnen. Mit der Poleposition vor Sykes und Rea schürte Chaz Davies die Erwartungen der vielen Tifosi erst recht.

Die vielen Ducatisti im Publikum jubelten, als die Meute nach dem Start zum ersten Mal wieder bei der Haupttribüne auftauchte und Davies vor Melandri, Rea, Sykes und Laverty führte. Der Waliser setzte sich früh ab und fuhr ein einsames Rennen, während sein Teamkollege vom WM-Leader schon bald Platz machen musste. Dann hatte Eugene Laverty einen heftigen Crash in der Doppelkurve Rivazza und seine Aprilia ging dabei sofort in Flammen auf. Es kam zu einem vorzeitigen Abbruch mit roten Flaggen und die ersten 12 Runden wurden gewertet. Dabei siegte Davies zum zweiten Mal nach Aragon vor Rea, Melandri, Sykes, Forés, Camier, van der Mark, Ramos und Bradl. Jonathan Rea meldete sich trotz Rang 2 zufrieden im Interview nach dem Rennen. Kein Wunder eigentlich, weil sein nächster Verfolger im Zwischenklassement war mit Sykes hinter ihm ins Ziel gekommen.

Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) vor Chaz Davies (Ducati Panigale R) – im neunten Rennen der Saison war es diesmal erst zum zweiten Mal umgekehrt. Mit Platz 2 baute der WM-Leader damit aber seine Führung im Zwischenklassement sogar aus.
Bei unserem WorldSBK Besuch in Imola aufgenommen – Aque Minerali ist eine der Schlüsselstellen der im Jahr 1953 eröffneten Traditionsstrecke, auf welcher am selben Wochenende in der Formel 1 Roland Ratzenberger und Ayrton Senna 1994 den Tod fanden.

Das zweite Rennen von Imola
Schon kurz nach dem Start war es zum Abbruch mit roten Flaggen gekommen und die Fahrer hatten davor erst gerade eine Runde zurückgelegt. Ayrton Badovini war mit seinem Crash dafür der Verursacher gewesen, als er in Turn 12, der S-Kurve nach der Aque Minerali abgeflogen war. Der Italiener musste beim Restart von ganz hinten losfahren und fiel wenig späte aus. Chaz Davies landete einen lupenreinen Doppelsieg, seinen zweiten auf dem Autodromo Dino e Enzo Ferrari in Folge. Johnny Rea lag lange auf Platz 3 hinter seinem Teamkollegen Sykes, den er im letzten Drittel aber überholte und bis ins Ziel deutlich hinter sich liess. Vierter wurde Xavi Forés vor Melandri, Lowes, Laverty, Torres, van der Mark, Mercado und Ramos. Davies lag nun mit 161 Punkten einen vor Sykes im WM-Zwischenklassement und der Leader und amtierende Weltmeister hatte seinen Vorsprung weiter ausgebaut und führte nun mit 235 Zählern noch deutlicher als vor Imola.

Das Cockpit der Kawasaki ZX-10RR Ninja des amtierenden Weltmeisters – dessen Erfolgsrezept liest sich denkbar einfach. Zu gewinnen, sobald sich die Chance dazu bietet und sich mit einem zweiten oder dritten Rang zu begnügen, sollte es für den Kampf um die Spitze zu riskant werden (© Kawasaki Racing Team).
Das WSBK-Event von Imola war 2017 die drittletzte Ausgabe – aufgrund der Corona-Pandemie erfolgte die Absage für 2020 und im Jahr danach stand die Veranstaltung in Norditalien gar nicht mehr im Kalender.

Die 6. Runde mit dem England-Abstecher in Donington Park

Wenige Tage vor dem britischen Wochenende war Nicky Hayden gestorben, der beim Training mit seinem Rennrad von einem Autofahrer erfasst worden war und sich dabei schwerste Verletzungen zugezogen hatte. Der beliebte US-Boy und MotoGP Weltmeister von 2006 war keine 36 Jahre alt geworden, als er auf derart tragische Weise ums Leben kam. Er war einer der besten Rennfahrer, die das riesige Land je hervorgebracht hatte und die Trauer war tief, als diese erschütternde Nachricht die Runde machte. Als Kentucky-Kid bezeichnet eroberte er die Rennstrecken dieser Welt und drückte dem Zweirad-Rennsport in seinem viel zu kurzen Leben den Stempel auf. Wie gerne hätten wir ihn auch als Experten später gefragt oder im Paddock in leitender oder beratender Funktion gesehen, aber es sollte nicht sein.

Nicky Hayden (Honda) – geboren am 30. Juli 1981 und viel zu früh gestorben am 22. Mai 2017 in Cesena.

Das denkwürdige erste Rennen von Donington
Polesetter war Tom Sykes gewesen, vor Rea, Davies und Lowes. Nach dem Start war Chaz Davies nur 10 Minuten im Rennen, bevor er in der Zielkurve 12 mit einem Crash im Gras landete, wenig später aber das Rennen wieder fortsetzten konnte. Danach lag Rea in Führung und er wollte endlich ein weiteres Mal in Donington Park gewinnen, nachdem er 2012 auf der Ten Kate Honda bisher erst einmal siegreich gewesen war. Zeitweise betrug sein Vorsprung über 1,5 Sekunden auf Sykes, doch dieser konnte die Lücke danach wieder zufahren. In Runde 18 machte der Nord-Ire einen Fehler und sein Teamkollege konnte vorbeigehen und lag danach mit deutlichem Abstand vor Rea an der Spitze.

Drei Runden vor Schluss passierte das extrem seltene und der WM-Leader stürzte in Kurve 3, womit das Rennen für ihn vorbei war. So kam es zum ersten Saisonsieg des Weltmeisters von 2013, der auch das Titelbild des Programmhefts zierte. Zweiter hinter Sykes wurde mit Leon Haslam ein alter Bekannter auf der Puccetti Kawasaki vor Lowes, Melandri, van der Mark, Camier, Mercado, Davies, Torres und Forés.

Beim Besuch in Donington Park von uns fotografiert – eine der schönsten Rennstrecken in Europa und Schauplatz des bereits neunten Triumphs von Kawasaki Pilot Tom Sykes, der hier bereits 4 Doppelsiege von 2013 bis 2016 eingefahren hatte. Seit 2012 hatte kein anderer Fahrer hier mehr gewonnen.
Jonathan Rea vor Leon Haslam und Tom Sykes – alle drei auf Kawasaki und erneut gewann der Mann aus Huddersfield mit der Nummer 66 auf seiner ZX-10RR Ninja, mit einer schon fast unheimlichen Serie von 9 Siegen in Folge.
Ein Bild mit Seltenheitswert – die Lederkombi von Jonathan Rea mit Sturzspuren hatte es in dieser Saison bei einem Rennen noch nie zu fotografieren gegeben (© Kawasaki Racing Team).

Der zweite Lauf im Donington
Nun sollte es doch nicht zum zehnten Sieg von Tom Sykes auf einer seiner Lieblingsstrecken kommen. Der Mann, welcher dies verhinderte, war ausgerechnet sein Teamkollege. Nach der ersten Runde führte noch der Argentinier Leandro Mercado auf der Milwaukee Aprilia, aber nur einen Umgang später war es bereits der Nord-Ire, welcher die Spitze übernommen hatte. Der WM-Leader fuhr einen souveränen Sieg nach Hause und nach neun aufeinanderfolgenden Triumphen von Tom Sykes war es Rea, der dessen beeindruckende Serie beendete. Platz 3 ging an Chaz Davies vor van der Mark und Lowes. Nachfolgend die Rangliste des 12. von 26 Rennen der Saison.

Sieg Nummer 46 in der Karriere von Kawasaki Ass Jonathan Rea und der bereits achte der Saison. Ganze fünf Jahre nach seinem bisher ersten Triumph konnte der Nord-Ire damit endlich wieder einmal in Donington Park gewinnen.
Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) war in seiner dritten Saison bei Kawasaki erneut von Saisonbeginn an der Mann, den es zu schlagen galt und der sich in aller Regel wesentlich weniger Fehler leistete als seine stärksten Herausforderer (© Kawasaki Racing Team).

WM-Runde 7 an der Adriaküste

Natürlich waren die zahlreich angereisten Tifosi in der Hoffnung auf einen Ducati-Sieg, als das bereits 49. Rennen der WorldSBK Geschichte in Misano gestartet wurde. Zum erst zweiten Mal in dieser Saison stand der als Mister Superpole bekannte Tom Sykes auf Poleposition neben Teamkollege Rea und Marco Melandri auf der schnellsten Ducati. Dahinter dessen Aruba.it Ducati Mannschafts-Kamerad Chaz Davies, Michael van der Mark und Leon Camier. Es waren jedoch nicht die Ducatis, welche das Rennen im 1. Lauf prägten, sondern vor allem Rea mit der Kawasaki und van der Mark auf der Yamaha, die sich um die Führung stritten. Einige Zeit später stürzte van der Mark und der Nord-Ire lag zuerst allein an der Spitze. In der drittletzten Runde jubelte jedoch das Publikum auf, als Davies und Melandri am WM-Leader vorbeigingen. Aber die Freude der Ducatisti währte nicht lange, weil wenig später der kleine Italiener in Kurve 4 mit einem Crash ausschied. Danach kam es sogar noch schlimmer, weil direkt vor Jonathan Rea in Turn 14 Chaz Davies stürzte und der Kawasaki Pilot nicht mehr ausweichen konnte.

Ducati Hoffnung Chaz Davies am Boden und Jonathan Rea als ehemaliger Motocrosser versucht verzweifelt über den Waliser zu springen. Dabei kann er aber nicht verhindern, dass Davies noch getroffen wird, aber immerhin nicht lebensgefährlich von seinem Bike verletzt wird.

Das Resultat des ersten Laufs
Es tönt fast unglaublich, aber Rea konnte sich nach dem nur zur Hälfte gelungenen Sprung über Davies und seinem nachfolgenden Sturz sofort wieder aufraffen und wurde hinter Sykes und Lowes immerhin noch dritter. Dahinter folgte Torres vor Forés, Laverty, Krummenacher, Ramos, Savadori und de Rosa. Auch Melandri hatte nach seinem Crash das Rennen danach noch fortsetzen können und holte sich mit Rang 15 noch einen letzten WM-Punkt. Aber natürlich war das mehrheitlich einheimische Publikum enttäuscht und Davies musste mit einer Verletzung danach auf den zweiten Lauf verzichten. Der zu diesem Zeitpunkt WM-Dritte sollte jedoch bereits in der nächsten Runde wieder zurückkehren und dies durchaus erfolgreich.

Nach dem Start führte anfänglich Johnny Rea vor Kawasaki Teamkollege Tom Sykes und dahinter rechts sieht man Michael van der Mark auf der Yamaha, der von Runde 2 bis 14 danach in Führung gelegen hatte.

Das zweite Rennen von Misano
Es war in Abwesenheit des verletzten Chaz Davies Lokalmatador Marco Melandri, der die Tifosi am Sonntag erlösen sollte. Nur zwölf Fahrer sollten am Ende das Ziel sehen und am Anfang waren es die beiden Spanier Forés und Torres, die das Geschehen bestimmten. Nach etwas über 11 Minuten war die Herrlichkeit für Xavi Forés jedoch vorbei und er musste die Box ansteuern. Rea war anfänglich nur auf Position 4 gelegen, arbeitete sich im Verlauf des Rennens jedoch weiter nach vorne. Umgekehrt ging es für den in Führung liegenden Jordi Torres nach 8 Runden an der Spitze zuerst hinter Melandri auf P2 zurück, bevor auch er 5 Minuten nach Leon Camier von einem technischen Problem betroffen aufgeben musste. Am Ende gewann Melandri etwas über eine Sekunde vor Rea und knapp dahinter dessen Teamkollege Sykes. Van der Mark wurde vierter vor Laverty, Savadori, De Rosa, Krummenacher, Mercado und Bradl. Insgesamt 7 Fahrer sahen die Zielflagge nicht.

Das Podium von Misano nach dem zweiten Lauf mit von links Jonathan Rea (Kawasaki, P2), Sieger Marco Melandri (Ducati) und dem drittplatzierten Kawasaki Piloten Tom Sykes.
Jonathan Rea mit seinem Crew-Chief Pere Riba vor dem Start – als ehemaliger Rennfahrer kann der Katalane exakt spüren wie sich sein Pilot jeweils fühlt und was er in welcher Situation genau braucht. Wir konnten uns auch schon davon überzeugen, dass Riba sogar singen und tanzen kann. Vermutlich sogar besser als sein Schützling, aber dieser hat definitiv andere Qualitäten.

Der WM-Zwischenstand nach der ersten Halbzeit

Nach wie in den beiden Jahren davor perfektem Saisonstart war einzig der Sturz beim 1. Lauf in Donington ein kleiner Fleck auf der weißen Weste des WM-Leaders. Bei sämtlichen anderen Rennen war er jedoch auf dem Podium gestanden und 8 von 17 Rennen der ersten 7 Runden hatte er gewonnen. Auch sein Teamkollege Tom Sykes als erster Verfolger war diesmal sehr konstant gewesen, war aber nur zweimal zuoberst auf dem Podest gestanden. Bis auf zwei Ausnahmen hatte der Mann aus Huddersfield mit Platz 4 vorlieb nehmen müssen, statt auf dem Podium zu landen und lag exakt 50 Punkte hinter Rea im Zwischenklassement. Ducati Hoffnung Chaz Davies hatte auf WM-Position 2 bereits 111 Punkte Rückstand.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).