Alex Rins in der Suzuki Ecstar Box im Oktober 2020 im Motorland Aragon – mit einem Sieg und Platz zwei hinter Frankie Morbidelli war der Spanier im Vorjahr der erfolgreichste Mann auf dem Kurs nahe der Kleinstadt Alcaniz.

Bringt die Runde in Alcaniz eine Vorentscheidung im Titelkampf?

Vor einem Jahr brachte das Doppelrennen im Motorland Aragon die Wende in der MotoGP Weltmeisterschaft. Davor hatte noch Fabio Quartararo mit 10 Punkten Vorsprung auf Suzuki Ass Mir im Zwischenklassement geführt. Dem Katalanen reichten damals zwei dritte Plätze, um die Führung vom Franzosen zu übernehmen. Das Kuriose daran war, dass der Monster Energy Yamaha Pilot davor bereits dreimal gewonnen hatte, während sein härtester Kontrahent nicht einen Sieg vorzuweisen hatte. Erst in Valencia liess der in Führung liegende Teamkollege danach seinen Kameraden viel zu auffällig vorbei, damit dieser im Fall seines Titelgewinns nicht ohne Grand Prix Erfolg dastehen musste. Aber diese Saison sind die Vorzeichen komplett anders, bis auf den Umstand, dass Joan Mir bisher erneut ohne Sieg dasteht, aber trotzdem wieder WM-Zweiter ist.

Johann Zarco 2020 auf der Reale Avintia Ducati – als starker fünfter im zweiten Rennen vermochte der schnelle Mann aus Cannes auf der zwei Jahre alten Ducati GP-19 sehr zu beeindrucken. Diesmal kehrt er als WM-Dritter auf dem aktuellen Modell zurück und gehört auf der schnellen Strecke zu den Podiums-Kandidaten.

Der neue Quartararo – gereift und abgeklärt
Diesmal reist der junge Mann aus Nizza als bereits fünffacher Gewinner nach Alcaniz. Als einziger hat er in jedem Rennen bisher Punkte geholt und nur Jack Miller gewann bisher mehr als einmal. Dafür verpasste der Australier bereits dreimal die Zielflagge, weil er im Kiesbett gelandet war und auch die in der WM vor ihm liegenden Mir, Zarco und Bagnaia haben diesbezüglich keine weiße Weste mehr. Der vielleicht gefährlichste Mann auf der nächsten Strecke ist Marc Marquez. Ganze fünf von sieben bisher im Motorland bestrittenen MotoGP Rennen hatte er gewonnen, dazu in der Saison 2011 sogar einen Moto2 Grand Prix. Auf dem zwölften Zwischenrang ist der kleine Katalane für Quartararo jedoch keine Bedrohung. Viel mehr geht von ihm aber eine Gefahr aus, weil er mit derart hirnlosen Aktionen wie zuletzt gegenüber Jorge Martin in Silverstone seine Gegner aus dem Rennen kegeln kann. Sollte er für einmal nicht stürzen, kann er jedoch den Gegnern des Yamaha Stars wichtige Punkte wegnehmen, weil er in Aragon definitiv zu den Mitfavoriten auf den Sieg gehört. Insofern ist der WM-Leader gut beraten, am nächsten Wochenende auf den Repsol Honda Mann gut aufzupassen und nicht mit ihm in den Infight zu gehen.

Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) nach seinem Sieg in Silverstone, wo er keine ernsthaften Gegner hatte – der Franzose entwickelte sich nach seinem auf und ab im Vorjahr diese Saison zum absoluten Überflieger und bisher zuverlässigsten Mann der MotoGP.

Die Premiere für Maverick auf der Aprilia

Nach seinem Rauswurf beim Monster Energy Yamaha Werksteam infolge seiner Verfehlungen in Spielberg wird es für Viñales zu seinem ersten Grand Prix für die italienische Marke kommen. Im Vorjahr bekundete sein neuer Teamkollege Aleix Espargaró in Aragon Mühe. Ganze drei Punkte holte der Mann aus Granollers damals für Aprilia, auch weil er punkto Topspeed gegen die schnellen gegnerischen Bikes nicht den Hauch einer Chance gehabt hatte. Ausgerechnet auf dieser Strecke probiert es Maverick zum ersten Mal für das Aprilia Racing Team Gresini. Ein vierter und ein siebter Platz im Vorjahr bedeuten seine Messlatte auf der Monster Energy Yamaha von 2020. Auch im Jahr davor war er wie bereits 2017 mit Rang 4 auf der M1 des japanischen Herstellers durchaus erfolgreich gewesen. Sogar auf der Suzuki hatte er in der Saison 2016 als vierter zu glänzen vermocht, weshalb man auf seine Premiere mit dem italienischen Fabrikat besonders gespannt sein darf.

Maverick Viñales auf der Aprilia bei seinen ersten Testfahrten in Misano – der Katalane gilt als Wundertüte der MotoGP und bei ihm ist von einem Topresultat bis zum kompletten Scheitern alles drin. Nach Suzuki und Yamaha fand er nun beim Hersteller aus Noale Unterschlupf.

Der aktuelle WM-Stand aller 3 Klassen auf einen Blick

Mit bereits 65 Punkten Vorsprung auf seinen nächsten Verfolger im Zwischenklassement wird Fabio Quartararo mit Bestimmtheit auch bei seiner Weiterfahrt nach Misano noch in Führung liegen. Hinter dem Franzosen ist es jedoch denkbar knapp und theoretisch hat sogar Jack Miller derzeit die Chance, Position zwei zu erobern. An der Spitze präsentiert sich die Situation in allen drei Kategorien ähnlich. Gewinnt der WM-Leader, so wird er damit seinen Abstand auf die härtesten Kontrahenten im Titelkampf deutlich ausbauen können. Besonders in der Königsklasse könnte dabei der Yamaha Pilot eine Vorentscheidung herbeiführen, sofern es Mir, Zarco, Bagnaia und Miller nicht gelingt, deutlich vor ihm ins Ziel zu kommen.

Motorland Aragon – die Strecke

Der moderne Kurs bietet 10 Links- und 7 Rechtskurven und ist mit 5,077 Kilometer eine der längeren Strecken im GP-Kalender. Die Pistenbreite beträgt 15 Meter und die längste Gerade liegt zwischen Kurve 15 und 16, welche in die Zielkurve 17 übergeht. Die Rennstrecke wurde im Eröffnungsjahr von der IRTA (Vereinigung der GP-Teams der MotoGP) mit dem Preis des besten GP’s des Jahres ausgezeichnet, was davor noch keine andere Rennstrecke im ersten GP-Jahr erhalten hatte. Mit Abstand erfolgreichster Fahrer der MotoGP im Motorland ist Marc Marquez. Damit gehört der Honda Mann nach seinem Sieg auf seiner anderen Lieblingsstrecke in Sachsen automatisch auch in Alcaniz zu den Topfavoriten auf den Sieg. Die besten Resultate des WM-Leaders hingegen sind ein fünfter Rang 2019 und Platz 8 im zweiten Rennen im Vorjahr.

Der letzte Knick der langgezogenen Zielkurve 16 gilt offiziell als Kurve 17, was angesichts des Streckenplans nicht auf Anhieb jedem Betrachter einleuchtet. Daher fehlt diese Nummer auch in unserer Streckenkarte.

Zeitplan des Tissot GP von Aragon

Der provisorische kombinierte Kalender von MotoGP und WorldSBK

Nach Aragon stehen derzeit noch fünf Grand Prix im Kalender. Dies ist ein immer noch provisorischer kombinierter Plan, weil FIM und Dorna am 5. November 2020 eine Erstfassung veröffentlicht hatten, als gäbe es überhaupt kein Problem mit der Corona-Pandemie mehr. Diese Kurzsichtigkeit rächte sich jedoch und die Zahl der Änderungen für die beiden Motorrad-Weltmeisterschaften ist seither bereits zweistellig geworden. Ärgerlich ist dies vor allem für die Fans beider Serien, sowie Teams, Fahrer und Sponsoren der WorldSBK, welche durch die entstandenen Terminkollisionen förmlich kannibalisiert wurde. Nach der Einführung der im Paddock und bei vielen Zuschauern verhassten Track-Limits und der durch die FIM Kommissare oft genug völlig willkürlichen Anwendung der neuen Regeln hat die MotoGP viel von ihrem Reiz verloren. Wir haben deshalb die Reissleine gezogen und berichten über den aktuellen Grand Prix Sport nur noch sporadisch. Alle geplanten Reisen sind bereits gestrichen und wir beschränken uns fortan auf die WSBK für detaillierte und zeitnahe Berichterstattung.

Die letzte Änderung betraf das zweite Rennen von Misano im Oktober, nach der am 19. August veröffentlichen Streichung des Malaysia Grand Prix in Sepang. Derzeit gelten alle Überseerennen nach wie vor als extrem gefährdet, weshalb Texas in der MotoGP, sowie San Juan und Mandalika in der WSBK äusserst fragwürdig bleiben.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).