Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) sollte einen spanischen Pass haben – in diesem Fall würde er sicherlich von der spanisch dominierten MotoGP ganz anders von diversen Funktionären behandelt. So aber hat er wie Johann Zarco kaum eine Chance und die „Regelhüter“ stürzen sich wie Hyänen über den jungen Franzosen.

Quartararo gleich doppelt bestraft – langsam reicht es!

Wir hatten unserem Ärger bereits im Namen vieler unserer Leser Luft gemacht, als erneut eine Track-Limit-Orgie nach dem Moto3 Rennen drohte. Später war es jedoch eine besonders perfide Variante, welche sich die Stewards im darauffolgenden MotoGP Rennen einfallen liessen, um Fabio Quartararo seinen 3. Platz wegzunehmen. Obwohl die Aufzeichnungen das Gegenteil bewiesen, wurde der WM-Leader nach dem Rennen aufgrund angeblicher Vorteilnahme zwischen Turn 1 und 2 bestraft. Dies ist wohlgemerkt der für Long-Lap Penaltys markierte Bereich, auf welchen der Yamaha Star auswich, um einen Sturz in Kurve 1 zu vermeiden. Er reihte sich danach völlig korrekt hinter Johann Zarco wieder auf der Strecke ein und hinter ihm kam Jack Miller daher. Dieser hatte bereits davor deutlich Rückstand auf den jungen Mann aus Nizza gehabt, also keins Spur von Vorteilnahme gegenüber dem Australier.

Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) bei der Pressekonferenz vor dem Rennen – der junge Franzose zeigte im siebten Rennen der Saison eine unglaubliche Leistung, als er mit sich öffnender Lederkombi seinen Brustschutz während dem Rennen entfernte und auf die Innenseite der Strecke warf, danach trotzdem noch vor Jack Miller ins Ziel kam. Aber die hinterhältigen Stewards hatte er bei seiner Heldentat nicht bedacht.

Skandalöse zusätzliche Bestrafung für Fabio Quartararo

Man ist sich von der FIM und deren Funktionären schon viel gewohnt. Es gibt aus der Vergangenheit unzählige Beispiele, wie sie sich förmlich der Körperverletzung mitschuldig machten. Ohne selbstherrliche Rennleitung hätten Jarno Saarinen und Renzo Pasolini ihren fürchterlichen und tödlichen Unfall in Monza gar nicht gehabt. Beim 8-Stunden Rennen von Suzuka wäre Jonathan Rea 2019 in Führung liegend nicht gestürzt, wäre rechtzeitig aufgrund einer Ölspur abgebrochen worden, wie dies zwingend davor notwendig geworden wäre. Nicht auszudenken, hätte sich der heute 6-fache Weltmeister damals verletzt und womöglich dadurch Titel Nummer 4 verpasst. Ursprünglich wurde sogar die falsche Mannschaft zum Sieger in Japan ausgerufen, bis sie jemand auf das Reglement aufmerksam machte, welches sie übersehen hatten. Nun haben die selbstherrlichen Herren nach dem MotoGP Rennen von Katalonien noch ein Brikett nachgelegt und bestraften den Franzosen gleich doppelt.

Jack Miller (Ducati Lenovo) war als vierter über die Ziellinie gefahren und profitierte als erster von der fragwürdigen ersten Bestrafung von Fabio Quartararo, der ohne vernünftigen und verständlichen Grund eine Zeitstrafe erhielt, welche gleich mehrfach nicht einleuchtend war. Wer freiwillig oder wie im Fall des Franzosen zwangsläufig den Long-Lap-Penalty Bereich befuhr, holte sich definitiv dabei keinen Vorteil heraus. So zeigten es auch die Aufzeichnungen.

Nach der ersten Enttäuschung für den WM-Leader folgte die zweite auf dem Fuß
Fabio Quartararo werden einige Steine in den Weg gelegt und wäre er Spanier, sein Leben wäre bestimmt um einiges einfacher. Dies musste auch Johann Zarco am Beispiel seiner Bestrafung in Brünn per Long-Lap Penalty 2020 schon am eigenen Leib erleben. Damals hatte ihn auf der Ideallinie fahrend von aussen kommend Pol Espargaró gerammt, aber die FIM-Stewards bestraften nicht etwa den Katalanen für seine hirnlose Aktion, sondern den Mann aus Cannes. Sein Long-Lap-Wunder in Tschechien ging danach jedoch in die Motorsport-Geschichte ein und er verteidigte auf sensationelle Weise seine dritte Position. Nun tritt die FIM die Regeln der Fairness ein weiteres Mal mit Füßen. Den Wortlaut der nächsten und zusätzlichen Bestrafung muss man sich dabei im Original auf der Zunge zergehen lassen:

Für das Fahren ohne korrekt befestigte Lederkombi und ohne den erforderlichen Brustschutz wurde dem WM-Leader Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha MotoGP) eine Zeitstrafe von drei Sekunden auf die Ergebnisse des Gran Premi Monster Energy de Catalunya MotoGP™-Rennens zuerkannt.

Bestrafung des Fahrers für einen Materialdefekt – geht es noch perverser?

Es ist kein Geheimnis, dass der Reissverschluss der Lederkombi von Quartararo defekt war und nun soll er dafür sogar bestraft werden. Dies ist eine völlig neue Qualität von Irrsinn, so lasen wir es soeben auf einem französischen Portal und es hat etwas zweifellos wahres. Derzeit ist noch nicht bekannt, ob die FIM künftig dafür sorgt, dass in jeder zweiten Kurve ein Schneider bereit sitzt, welcher sich um die Reparatur defekter Lederkombis kümmern kann, wenn der Fahrer dafür bei ihm anhalten muss. Wie unsere indische Kontaktperson Ranjid Bambalapitiya (Name von der Redaktion geändert) versicherte, sei eine Firma aus seinem Land bereit dafür, diese Aufgabe zu übernehmen. Zudem wird erwartet, dass ein Tiefenpsychologe sich ab dem GP von Deutschland um die Betreuung der FIM-Stewards kümmert. Aber Spaß beiseite, es ist ein Drama und nach der Tragödie von Mugello hätte der Grand Prix Sport definitiv mehr Aufmunterung verdient.

Johann Zarco (Pramac Ducati Racing) ist einer der Profiteure der Bestrafung seines Landsmannes, aber er dürfte sich darüber bestimmt nicht freuen, da er als vorbildlich fairer und korrekter Sportler bekannt ist.

Die zweite „Resultat-Korrektur“ nach Jerez
Wie nach dem Grand Prix von Spanien gibt es damit ein weiteres Mal eine Resultat-Korrektur durch die Rennleitung, welche leider keine wirklich mächtige Instanz über sich hat, die den FIM-Leuten gehörig auf die Finger klopfen kann. Insofern sind Teams und Fahrer zu Spielbällen dieser selbstherrlichen Institution verdonnert. Es gibt in aller Regel keine andere Möglichkeit, als sich in sein „Schicksal“ zu fügen und die Sanktionen zähneknirschend zu akzeptieren. Viele haben heute bereits vergessen, dass durch eine Regeländerung der „Fédération Internationale de Motocyclisme“ Ende der 1960-er Jahre gleich zwei japanische Hersteller aus der Motorrad-Weltmeisterschaft ausstiegen. Bei Honda sollte es sehr lange dauern, bis sie wieder zurückkamen. Es war ein tiefer Eingriff in die Geschichte des Rennsports und wir finden, langsam reicht es!

Honda 250 cm³ mit 6-Zylinder-Reihenmotor – derartige technische Wunderwerke wurden durch einen ohne vorherige Kontaktierung der japanischen Werke getroffenen und völlig selbstherrlich gefassten Beschluss der FIM auf Ende der 1960-er Jahre verboten. Dies wurde auf Drängen der europäischen Hersteller eingeführt, worauf sich Honda und Suzuki nach Erhalt dieser Nachricht mit sofortiger Wirkung aus der WM zurückzogen. Mehr über die früheren Jahre des Rennsports siehe in unserer ständig wachsenden History.

Die neue Rangliste und deren Konsequenzen

Statt wie im Ziel abgewunken als dritter wurde Quartararo nun zuerst auf P4 und danach mit zweiter Sanktion bis auf Position 6 zurückversetzt. Äusserst selten treffen derartige Bestrafungen Fahrer aus Spanien, weshalb auch Marc Marquez fast nie angegangen wird, egal was für teils fragwürdige Aktionen er sich davor auch ausdachte. Zum Glück ändert die fragwürdige Doppel-Zeitstrafe auf das Zwischenklassement einen nur marginalen Einfluss. Insgesamt verlor der WM-Leader damit nun 6 Punkte, wovon natürlich sämtliche hinter ihm liegenden Gegner profitieren. Nachfolgend die „korrigierte“ Rangliste und darunter der Zwischenstand in der Weltmeisterschaft.

Auf Platz 3 die Zielflagge gesehen wurde Fabio Quartararo kurz danach auf P4 zurückversetzt und am Abend folgte die zweite fragwürdige Sanktion, mit einer definitiv haarsträubenden und beinahe unglaublichen Begründung.
Vor dem Grand Prix von Deutschland ist die Situation in der Weltmeisterschaft noch völlig offen. Statt 20 Punkten Vorsprung auf seinen nächsten Verfolger hat Quartararo nun nur deren 14 auf Zarco.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).