Dramatische Bilder, die niemand sehen will, aber solche Szenen waren angesichts der für die MotoGP schlicht mangelhaften Strecke in Spielberg absolut vorhersehbar. In etwa hier flogen vor einem Jahr die Trümmer der Bikes von Zarco und Morbido nur um Haaresbreite an den Köpfen von Rossi und Viñales vorbei.

Skandal bei Tech 3 KTM – Petrux erfuhr seine Kündigung über die Medien

Es ist bittere Ironie, wenn man bedenkt wie oft Pit Beirer und Hervé Poncharal vor dem Mikrofon die liebenswerten Personen spielen und oft das Bild einer harmonischen KTM Familie zeichnen und nun die Umstände der Entlassung von Petrux miterleben musste. Es tut einem als Fan und Berichterstatter in der Seele weh, wenn ein lang gedienter und hochsympathischer Fahrer wie Danilo Petrucci nach seinem Weggang bei Ducati nun von KTM wie der letzte Dreck behandelt wird. Vor diesem Hintergrund wirken all die Sprüche der KTM und Tech 3 Verantwortlichen wie Heuchelei, wenn sie öffentlich bedauern, dass der Italiener die Verpflichtung von Raul Fernandez an seiner Stelle aus der Zeitung erfuhr.

Ein gutgelaunter Danilo Petrucci auf seiner geliebten Ducati GP-20 vor dem Geisterrennen von Barcelona in seiner letzten Saison für die Roten aus seiner Heimat, mit welchen er sich im Gegensatz zu danach KTM wirklich wie in einer Familie fühlen durfte. Derzeit scheinen die Nachfolger von ihm und Dovi nicht restlos zu überzeugen. Miller und Bagnaia enttäuschten in ihrem ersten Jahr als Ducati Werksfahrer viel zu oft mit Stürzen und Leistungs-Schwankungen.

Kein Einzelfall
Die Orangen traten bereits in manches Fettnäpfchen, seit sie im Straßenrennsport mit dabei sind. In der MotoGP war der freiwillige Weggang von Johan Zarco von einer wahren Schlammschlacht seitens KTM begleitet worden. Fast gleichzeitig kam der Ausstieg aus der Moto2 mit eigenem Chassis und es folgten viele weiteren dunklen Kapitel. Unter anderem der „Bruderkrieg“ zwischen Pol Espargaró und Miguel Oliveira, welche sich gegenseitig über Social Media gegenseitig beschimpften. Aber mit dem skandalösen Vorfall um Petrux setzte man nun noch das i-Tüpfelchen auf eine Serie von Peinlichkeiten und Pannen. Eine weitere Peinlichkeit passierte vor dem Moto3 GP der Steiermark, als Deniz Öncüs Team bei der 3-Minuten-Tafel noch mit dem Reifenwechsel beschäftigt war. Ausgerechnet beim Heimrennen der Orangen passierte Tech 3 KTM ein derartiger Anfängerfehler und der Polesitter musste deshalb aus der Boxengasse starten, womit er keine Chance auf einen Spitzenplatz mehr hatte. Zudem erwies sich der Wechsel auf Slicks dazu noch als Fehlentscheidung, wie der Rennverlauf zeigen sollte.

Der Red Bull Ring kurz vor dem Start zum Moto3 Grand Prix der Steiermark aus der Vogelperspektive – mitten im Hochsommer bei knapp 17 Grad Celsius und noch feuchter Strecke. Weil es bis kurz davor noch geregnet hatte, wurde das Rennen als „wet Race“ gestartet und die Fahrer mit Slicks hatten eine besonders schwierige Aufgabe.

Der brandgefährliche Red Bull Ring und Turn 3 – lauter leere Versprechungen

Nur weil die Formel 1 dagegen protestierte, kam es angeblich zu keiner Verbesserung der gefährlichsten Stelle im MotoGP Kalender. Wir sprechen dabei von der zweimal durch die IRTA als bester Veranstaltungsort ausgezeichneten Strecke in Österreich, unter dem Namen Red Bull Ring oder auch Spielberg bekannt. Letzteres ist die Gemeinde, auf deren Boden die Rennstrecke mit dem haarsträubend gefährlichen Turn 3 liegt. Weil aus sehr zweifelhaften Gründen der GP von Finnland auf dem KymiRing abgesagt wurde, kommt es auch dieses Jahr hier nach 2020 erneut zu einem Doppelrennen. Wie Morbido Ersatz Cal Crutchlow an der Pressekonferenz klar zum Ausdruck brachte, hatte es nach den brandgefährlichen Vorfällen im Vorjahr klare Versprechungen zu einer Verbesserung abgegeben worden. Passiert sei jedoch so gut wie nichts. Man darf sich auch getrost fragen, weshalb ein derartiger Kurs von der FIM überhaupt abgenommen wurde. Es ist schlicht ein Skandal, dass nach lauter leeren Versprechen seither keine Massnahmen zur Entschärfung getroffen wurden.

Für Virologen im zweiten Jahr der Corona-Pandemie ein Horror – aufgenommen am ersten Wochenende in der Steiermark beim MotoGP Sonntag schützt sich in diesen Menschenmassen kein Mensch mit einer Gesichtsmaske, obwohl die 3G-Regel bekanntlich alles andere als eine Garantie gegen eine Covid-19-Infektion bietet, sofern man keine Maske trägt.

Sinnlose Bestrafungen für Track-Limits – aber nicht für echte Vergehen

In der Moto3 waren es 8, doppelt so viele in der mittleren Klasse und in der MotoGP 13 sogenannte Track-Limit-Warnings. Eine völlig absurde und neu eingeführte Idee, die Fahrer beim Überfahren grün eingefärbter Bereiche der Strecke (was für eine Farbe für eine verbotene Zone), anfänglich zu verwarnen und im Wiederholungsfall zu bestrafen. Absolut unsinnig und laut Meinung der meisten aktiven und ehemaligen Fahrer nicht dazu geeignet, die Sicherheit zu erhöhen. Zudem von den FIM-Kommissaren in der Regel sehr eigenmächtig ausgelegt und dazu auch oft genug sehr inkonsequent, um nicht zu sagen einseitig und unfair. Dafür gibt es Fahrer wie Marc Marquez, die dürfen ihre Gegner von der Strecke rempeln und dies gleich mehrfach und sie kommen trotzdem straffrei davon. Der Vorfall im MotoGP Rennen zum Grand Prix der Steiermark bot dafür ein weiteres Kapitel, ganz zum Leidwesen und Ärger von Aleix Espargaró, mitunter einem der fairsten Personen im ganzen Paddock.

Die Nummer 93 mit einer sehr speziellen Linie – Marc Marquez (Repsol Honda) sorgte einmal mehr für viel Aufregung, als er in Kurve eins nach dem ersten und später auch dem zweiten Start gleich beide Male Aleix Espargaró anrempelte. Beim zweiten Fall gab er sich daran unschuldig, aber beim erstem Mal nahm er die Schuld auf sich.

Die Bestrafung von Francesco Bagnaia als Beispiel fragwürdiger Entscheidungen
Im Moto2 Rennen gab es einen Long-Lap-Penalty für Ai Ogura, der zu einem kuriosen Vorfall führte. Der Japaner trat seinen Umweg im markierten Bereich dazu in Turn 1 zwar an, geriet aber kurz vor der Ausfahrt prompt nochmals in die grün markierte Zone. Nach seiner Zieldurchfahrt wurde es mal wieder grotesk. Er erhielt nämlich einen 3-Sekunden Penalty dafür von den FIM-Stewards aufgebrummt. Aber damit verlor er keinen einzigen Platz, weil erst etwas über drei Sekunden hinter ihm der nächste Fahrer ins Ziel kam. Danach kam es in der MotoGP zum nächsten schlechten Witz, was diese fragwürdige Regelung betrifft. Es gab 13 Verwarnungen für die Missachtung der „Track-Shits“, wie sie im Paddock gemeinhin genannt werden. Dazu danach vier Bestrafungen per Penalty, aber später einen Sünder, für welchen man nur eine Verwarnung, aber keine ausgesprochene Strafe sieht. Nachfolgend dazu der offizielle Auszug des Resultat-Blatts mit sämtlichen Ereignissen, wo man keine Strafe für Pecco sieht, dafür aber dann ein Penalty für das Nichtantreten seiner Bestrafung.

Man sieht zwar mit einem Zeitstempel von 14:56’17 eine „track limits warning“ für Bagnaia, aber bis ganz unten (es handelt sich hier um die komplette Liste) nur die Bestrafung für einen nicht angetretenen Penalty. Dieser fehlt jedoch zwischen der Verwarnung und einer knappen halben Stunde später der Bestrafung. Natürlich werden wir den Grund dafür aber nie erfahren, weil die FIM keine Instanz über sich hat, welche deren Verfehlungen bestraft. Und davon gibt es genug, wie die Geschichte des Rennsports beweist.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).